Automatische Überrollbügel Auswirkungen auf den Einsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst
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- Carsten Dresdner
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1 Automatische Überrollbügel Auswirkungen auf den Einsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst Moderne Sicherheitseinrichtungen in Kraftfahrzeugen, wie z.b. Airbags, haben die passive Sicherheit für die Fahrzeuginsassen in den vergangenen Jahren verbessert. Für Kräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten können diese neuen Sicherheitssysteme, aber auch die Verwendung neuer Materialien (Hochlegierte Stähle, Verbundglas) zu Problemen oder gar zu Gefahren bei der Rettung von Unfallopfern aus PKW führen. Dieser Artikel befasst sich mit den bereits seit mehreren Jahren verwendeten automatischen Überrollbügeln (auch: RPS/ROPS, Rollover-Protection System). Diese Art von Sicherheitseinrichtung hat, aufgrund der geringern Einbauhäufigkeit bei den Rettungskräften bisher nur wenig Beachtung gefunden, bedarf aber auch einiger weniger Sicherheitsregeln um eine Gefährdung für das eingesetzte Personal auszuschließen. Automatische Überrollbügel sollen die Fahrzeuginsassen von Cabrio-Fahrzeugen bei Fahrzeugüberschlägen vor schweren Verletzungen schützen. Im Gegensatz zu konventionellen Überrollbügeln, die fest mit der Fahrzeugkarosserie verbunden sind, werden automatische Überrollbügel von einem Steuergerät nur im Bedarfsfall ausgelöst um dann in Sekundenbruchteilen ihre Endposition zu erreichen. Grundsätzlich können zwei verschiedene Arten unterschieden werden, U-förmige Bügel über die in gesamte Fahrzeugbreite die sich mit einer kreisförmigen Bewegung aus ihrer Ablageposition hinter dem Rücksitz aufrichten (flip-up style) oder aber pop-up style Bügel, die lediglich eine vertikale Bewegung ausführen. Sie sind entweder in die Kopfstützen integriert, oder hinter den Kopfstützen montiert sind. Automatische Überrollbügel werden zur Zeit von den Fahrzeugherstellern Mercedes-Benz, BMW und Volvo verwendet. Sie sind ausschließlich in einigen Baureihen von Cabrio- oder aber Hardtop-Fahrzeugen dieser Marken zu finden. Sie können (müssen aber nicht) durch Aufschriften wie ROPS oder aber RPS gekennzeichnet sein. Oftmals findet sich auch eine RPS- oder ROPS-Kontrollleuchte im Armaturenbrett. Bedingt durch den Einbau im Fahrzeug sind die Systeme an sich nicht besonders auffällig (vgl. Fotos), bei Unfällen mit Cabrio-/Hardtop- Fahrzeugen sollten die Rettungskräfte bei der Erkundung deshalb ein besonderes Augenmerk auf evtl. vorhandene ROPS richten. Auslösekriterien: Je nach Fahrzeughersteller haben die automatischen Überrollbügel verschiedene Auslösekriterien. D.h. das Steuergerät wertet Messergebnisse verschiedener Schalter und
2 Sensoren aus und erkennt so, wenn die Gefahr eines Fahrzeugüberschlags besteht. Beim Mercedes-Benz SL (Baureihe 129, bis Mai 1995) lösen die Überrollbügel z.b. bei einer Fahrzeugbeschleunigung größer 4 g oder einer Fahrzeugneigung größer 22 aus. Vorsicht ist also auf jeden Fall bei Arbeiten geboten, bei denen das Fahrzeug angehoben werden muss. Ein automatischer Überrollbügel richtet sich nach Auslösung durch das Steuergerät (unabhängig vom Airbag-Steuergerät) in ca. 0,3 Sekunden auf. Personen, welche sich in diesem Moment im Auslösebereich befinden könnten durch die Wucht des herausschießenden Bügel verletzt werden. Im Gegensatz zu Airbags arbeiten Überrollbügel aber nicht mit pyrotechnischen Zündsätzen, die Bügel werden durch vorgespannte Federn in Position gebracht. Wie die meisten Airbag-Steuergeräte verfügen auch die Steuergeräte der Überrollbügel über Kondensatoren, die das System auch bei einem unfallbedingten Ausfall der Spannungsversorgung noch mit Spannung versorgen (BMW: 1 Sekunde, Volvo, Mercedes-Benz: ca. 5 Sekunden). Präventiv kann der automatische Überrollbügel bei manchen Herstellern (z.b. beim Mercedes SL) auch manuell aufgerichtet werden. Dieser als Komfortauslösung bezeichneter Vorgang dauert ca. 5 Sekunden und wird über einen Schalter auf dem Armaturenbrett durchgeführt. Hat ein Überrollbügel ausgelöst oder wurde er manuell aufgerichtet so kann von ihm keine Gefahr mehr ausgehen. Stört der Überrollbügel z.b. bei der Entnahme der Patienten aus dem Fahrzeug, so kann er kann auch manuell wieder eingefahren werden. Hierzu kann auch der Schalter benutzt werden, vorausgesetzt die Batterie wurde noch nicht abgeklemmt. Sicherheitsregeln: Wenn es sich bei automatischen Überrollbügeln nicht um Airbag- Systeme (SRS-Systeme) im klassischen Sinne handelt, kann doch die AIRBAG-Regel als kleine Gedächtnisstütze angewendet werden. Dies ist auch in sofern sinnvoll, da in Fahrzeugen die mit ROPS ausgestattet sind auch immer mit Airbags zu rechnen ist. (A)bstand halten Hat ein Überrollbügel nicht ausgelöst sollte sicherheitshalber der Auslösebereich freigehalten werden (vgl. Zeichnung). Ist dies aufgrund der Unfallsituation nicht möglich, dann sollte versucht werden zumindest bei Arbeiten mit Hydraulischen Rettungsgeräten oder beim evtl. notwendigen Anheben des Fahrzeuges eine Sicherheitszone freizuhalten. Hat der Überrollbügel bereits ausgelöst, so bedarf er keiner weiteren Beachtung.
3 (I)nnenraum erkunden Ob automatische Überrollbügel vorhanden sind sollten die Einsatzkräfte gleich zu beginn des Einsatzes erkunden, damit die entsprechenden Sicherheitsregeln gleich eingehalten werden können. Solange nicht mit schweren Rettungsgeräten am Unfallfahrzeug gearbeitet wird, ist die Gefahr einer Fehlauslösung von Airbags und Überrollbügeln gering, trotzdem sollte schon beim Erstzugang ein möglichst sicherer Weg gewählt werden, um nicht im Verlauf der Rettung die Versorgungsposition ändern zu müssen. (R)ettungskräfte warnen Sind nicht ausgelöste Überrollbügel vorhanden sind alle Rettungskräfte auf diese Gefahr hinzuweisen. Kräften die mit diesem Sicherheitssystem nicht vertraut sind kurze Handlungsanweisungen gegeben werden. So sollte die Versorgung von Patienten auf dem Rücksitz (z.b. die Stabilisierung der Wirbelsäule) bei einem nicht ausgelösten Bügel nicht von hinten (über den Kofferraum) erfolgen. (B)atterien abklemmen Wie bei einem Großteil der Airbags gilt auch bei ROPS, dass das Abklemmen der Batterie der einzige Weg ist das System zu deaktivieren. Wichtig ist auch, in der Erstphase des Einsatzes die Zündung des Unfallfahrzeuges auszuschalten. Wenn möglich sollten elektrische Verbraucher vor dem Abklemmen der Batterie zum eigenen Nutzen verwendet werden (Fensterheber, Sitzverstellung). Ist eine Komfortauslösung für den Überrollbügel vorhanden (s.o., Schalter auf dem Armaturenbrett) so sollte versucht werden diese zu betätigen, richtet sich der Bügel auf geht anschließend keine Gefahr mehr von ihm aus. Auf die Problematik, die Batterie überhaupt erst zu lokalisieren und abzuklemmen soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Lässt sich die Batterie aufgrund der Unfallsituation nicht abklemmen wird ohne Verzögerung aber unter Einhaltung der restlichen Sicherheitsregeln weitergearbeitet. (A)bnehmen der Innenverkleidung Dieser Teil der AIRBAG-Regel hat im Bezug auf automatische Überrollbügel keine Bedeutung (G)efahr an den SRS-Komponenten Keine Gegenstände auf nicht ausgelösten Überrollbügeln ablegen, sie könnten bei einer Aktivierung zu unkalkulierbaren Geschossen werden. Gefahr im Bereich des ROPS-Steuergerätes. Dieses befindet sich oftmals hinter oder unter den Überrollbügel. Wie auch bei Airbag-Steuergeräten sollten Arbeiten im Bereich der Steuergeräte vermieden werden,
4 ein Steuergerät darf niemals als Festpunkt hydraulisches Rettungsgerät verwendet werden. für ein Ein kurzes Wort noch zum Abschluss: Keine der heute verwendeten Sicherheitseinrichtungen, seien es Airbags oder die hier beschriebenen automatischen Überrollbügel geben Grund zu unnötiger Vorsicht oder gar Panik. Die Versorgung von verletzten Unfallopfern hat nach wie vor oberste Priorität und kann umgehend erfolgen. Zur eigenen Sicherheit sollten jedoch einige Regeln befolgt werden (AIRBAG-Regel). Führungskräfte der Feuerwehren und der Rettungskräfte sind aufgefordert sich stets über neue Entwicklungen der Fahrzeugindustrie zu informieren und die Einsatzkräfte mit neuen Informationen zu versorgen. Die Einsatzstelle ist der falsche Ort um Bekanntschaft mit derartigen neuen Fahrzeugkonstruktionen zu machen. Jörg Heck, Bilder: Abbildung 1: Funktionsprinzip von automatischen Überrollbügeln (BMW)
5 Abbildung 2 Abbildung 3 Abbildung 4: BMW Überrollbügel in Endposition
6 Abbildung 5: ROPS (hier Volvo) sind unauffällig an das Fahrzeuginnere angepasst. Quellen: Shaw, Ron und Onder, James: ROPS: Automatic Rollover Protection, BMW AG, Rettungsleitfaden Information für Rettungsdienste DaimlerChrysler AG, Leitfaden für Rettungsdienste Volvo Car Austria GmbH, Informationen über das Volvo-SRS- System
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