Familie Bergenstein. Jüdische Familien und ihre Wohnhäuser in Roth. »Seligmanns«
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- Rudolph Neumann
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1 Familie Bergenstein»Seligmanns«Seligmann und Emma Bergenstein Im Haus Lahntalstr. 6 lebte der Metzger Seligmann Bergenstein (*1855). Er und seine Frau Jettchen, geb. Buchheim, hatten drei Kinder: die beiden Söhne Julius ( ) und Sally ( ) sowie die Tochter Emma. Sally und Julius zogen nach Marburg, wo sie gemeinsam eine koschere Metzgerei betrieben. Dies änderte sich mit Beginn des Ersten Weltkriegs, in welchem Sally als Soldat diente. In dieser Zeit verließ ihr Vater Roth und zog nach Marburg, um in der Metzgerei auszuhelfen. Sally Bergenstein fiel im November 1914 in Frankreich. Julius Bergenstein heiratete 1913 Selma (*1889), geb. Goldwein. Im Oktober 1918 wurde er ein Opfer der Grippe-Epidemie. Neben seiner Frau hinterließ er drei Kinder: Käthe (*1913), Sally (*1915) und Ilse (*1917). Bergensteins Julius und Selma Bergenstein 1913 Lahntalstr 6 Lahntalstr 6 Nach dem Tod seines zweiten Sohnes verließ Seligmann Bergenstein Marburg und lebte bei seiner Tochter, die nach ihrer Heirat nach Borken verzogen war. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
2 Familie Cohnen»Itzichs«Selma und Rudolf Cohnen, 1939 Biegenstraße 1 Im Haus Biegenstr. 1 lebten der Metzger Herz Höxter ( ) und seine Frau Clothilde, geb. Meyer ( ). Sie hatten zwei Töchter: Mathilde ( ), die spätere erste Ehefrau von Hermann Höchster, und Selma (*1891). Selma heiratete Sallie Cohnen, der das Geschäft seines Schwiegervaters weiterführte. Sie und ihr Mann hatten zwei Söhne, Max und Rudolf (*1922). Die Familie verließ Roth um 1925 und zog mit den Schwiegereltern nach Köln, von dort vermutlich einige Zeit später nach Boppard. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Schulfoto Max Cohnen
3 Familie Nathan»Bettches«Gerdi, Betty und Cilly Nathan, 1939 Bertha Nathan ( ), geb. Stern, genannt Betty, bewohnte das Haus Unter der Linde 2 mit ihrem Mann Abraham Nathan (*1859) und ihren Kindern Hermann ( ) und Gertrude ( ), genannt Gerti. Gertrude blieb unverheiratet. Hermann heiratete Pauline ( ), geb. Goldschmidt, mit der er eine Tochter Cäcilie ( ), genannt Cilly, bekam. Hermann Nathan starb 1932 im Alter von 45 Jahren. Antrag ans Landratsamt, und die Ablehnung Sein Tod verschärfte die ohnehin bestehenden finanziellen Schwierigkeiten der Familie. Cilly arbeitete zeitweise in Frankfurt als Haushälterin und hatte in dieser Zeit ein eigenes Einkommen, sie musste aber krankheitsbedingt nach Roth zurückkehren. Von dort wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Tante im Dezember 1941ins Ghetto nach Riga deportiert. Nach der Auflösung des Ghettos am 2. Nov wurden sie nach Auschwitz deportiert, wo sie noch im November umgebracht wurden. Bertha Nathan musste die Deportation nicht mehr erleben. Sie starb 1939 im Alter von 82 Jahren. Unter der Linde 2 Gerdi Nathan (links) und Selma Stern (rechts) Cilly Nathan (oben links), Herbert Roth (darunter) und Heinz Bergenstein (rechts)
4 Familie Stern»Herne-Malches«Louis, Bertha, Hugo Stern (um 1939) In dem Haus Unter der Linde 1 lebte die Familie Louis arbeitete in einem großen Konfektionshaus von Mannes Stern ( ) und hier unter- in Frankfurt und lebte dort auch unter der Woche, hielt er auch sein kleines Handelsgeschäft mit bevor er 1939 gezwungenermaßen nach Roth Stoffen. Mit seiner Frau Bertha (*1869), geb. zurückkehrte. Rosenbusch, hatte er drei Kinder, die Söhne Louis Toni Stern heiratete 1936 den Witwer Markus (*1894) und Hugo (*1896), sowie die Tochter Toni Roth und wanderte mit der Familie 1938 in die ( ). Nach dem Tod von Mannes Stern USA aus. am 29. Januar 1933 führte seine Witwe das Trotz zahlreicher Bemühungen Geschäft weiter, vermutlich gemeinsam mit ihrem gelang es Bertha, Louis und jüngeren Sohn Hugo. Hugo Stern nicht mehr nachzukommen. Am 6. September 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert und 1943, bzw nach Auschwitz. Sie haben nicht überlebt. Unter der Linde 1 Toni Stern, um 1925 Bertha Stern - Briefausschnitt Meine Lieben! Gelangten heute im Besitz Eures Briefes, ich kann Euch nicht beschreiben wie sehr erfreut und Überrascht wir waren Bin froh daß du l.toni so gut im stand bist und auch das Kind gesund ist. Nehmet meine herzlichste Gratulation ich will hoffen daß mein Enkelchen zu Eurer und unserer Freude heranwachsen möge. (Brief vom )
5 Familie Bergenstein»Levis«Josef Bergenstein (*1894) heiratete Klara Nathan (*1901) 1921 in Lohra, dem Heimatort der Braut. Sie lebten im Elternhaus Josef Bergensteins, dem Anwesen Lahntalstr. 26. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, die Söhne Heinz (*1922) und Kurt (*1928). Gemeinsam mit ihren Eltern wurden sie im Dezember 1941 ins Ghetto Riga deportiert. Klara und die Söhne Heinz und Kurt sind letztmals 1944 in Stutthof nachweisbar, Josef danach noch einmal im März 1945 in Lauenburg in Pommern. Alle Familienmitglieder sind dennoch unter bisher ungeklärten Umständen umgebracht worden. Goldine Bergenstein (*1859), geb. Spier, lebte nach dem Tod ihres Mannes Levi weiterhin bei der Familie ihres Sohnes, bis ihr gesundheitlicher Zustand es Ende 1940 erforderlich machte, dass sie nach Frankfurt ins Altersheim zog. Dort starb sie am 26. Januar Goldine, Heinz und Kurt Bergenstein, um 1939 Handschrift J. Bergenstein»Ich Josef Bergenstein geb zu Roth wohnhaft wurde am 4. Feb zum Train-Batll.11 in ich als Gefr. Nach der Heimat Cassel eingezogen. Ich war als Bursche entlassen. Ich erkläre daß meine bei Feldrabbiner Dr. Sänger beim 11. Angaben der Wahrheit entsprechen A.K. zugeteilt und rückte am 12. April und hafte für alles wenn sich meine 1915 ins Feld, in Frankreich wurden Angaben als unrichtig herausstellen dem 11. A.O.K. (Mackensen) zugeteilt, sollten. Durch den Umsturz 1918 bin u. war an Fronten in Rußland, Serbien, ich im Verlust jegliche Militär-Papiere Mazedonien und Rumänien tätig. gekommen. Nach dem Feldzug wurde Josef Bergenstein«Hochzeitsfoto der Bergensteins Weltkriegsurkunde Joseph Bergenstein
6 Familie B. Stern»Vorne-Malches«Familie Stern Im Haus Lahntalstr. 29 lebte Berthold Stern ( ) mit seiner Familie. Er war verheiratet mit Klara ( ), geb. Speier. Sie hatten zwei Söhne: Julius ( ) und Otto (*1922). Im Haushalt lebte auch Bertholds Mutter Hilda (* ), geb. Bachenheimer. Berthold Stern starb Er hatte als Soldat im Ersten Weltkrieg gekämpft, war an der Somme verwundet und später in französische Kriegsgefangenschaft genommen worden. Seiner Frau Klara gelang mit ihren Kindern Julius und Otto 1937 die Ausreise in die USA. Ihre Schwiegermutter folgte 1938 nach. Otto Stern Klara Stern Lahntalstraße 29
7 Familie Höchster»Blüms«Ilse, Bertha, Helmuth, Hermann und Trude Höchster Höchsters und Bergensteins Trude, Ilse und Oma Rot-Kreuz-Brief Ilse Höchster 2. Nov nach Auschwitz, wo sie noch im Nov. ermordet wurden. Ilse Höchster musste in Berlin Zwangsarbeit bei Siemens in der Rüstungsproduk- tion leisten. Von Berlin aus wurde sie am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Ihre Spur verliert sich dort. Erwin Höchster (*1910) war Hermann Höchsters Sohn aus erster Ehe mit Mathilde Höxter. Mit seiner Frau Henny, geb. Walldorf aus Ebsdorf wanderte er 1936 nach Südafrika aus. Dort wurde ihre Tochter Marion geboren, die heute in den USA lebt. Im Haus Lahntalstr. 22 lebte die Familie Höchster. Hermann Herz Höchster ( ) hatte in der Synagogengemeinde Roth eine wichtige Funktion inne, denn von 1926 an war er Gemeindeältester. Mit seiner Frau Bertha ( ), geb. Wertheim hatte er drei Kinder: Trude Thea ( ), Betti Ilse (*1922) und Manfred Helmuth ( ). Trude Höchster hat als einzige überlebt. Ihr gelang noch 1939 die Auswanderung aus Deutschland. Sie ging zunächst nach England, später in die USA. Ihr jüngerer Bruder und die Eltern wurden 1941 ins Ghetto Riga deportiert, nach dessen Auflösung am Erwin Höchster, 1935 Erwin und Henny Höchster Männergesangsvere Lahntalstraße 22, 1949
8 Familie H. Stern»Herze«Herz Stern, Markus und Selma Roth Lahntalstraße 20, 1949 Markus Roth heiratete zwei Jahre später erneut. Familiäre Kontakte seiner zweiten Frau Toni Stern ermöglichten ihm, seiner Frau und den Kindern 1938 die Auswanderung in die USA. Dort wurde im Januar 1939 die Tochter Helen geboren. Emma Stern verstarb Da es Herz Stern nicht möglich war seine Familie in die USA zu begleiten und er nun allein war, zog er nach Frankfurt ins Altersheim. Er wurde im August 1942 von dort nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 15. Januar Im Haus Lahntalstr. 20 lebte der Kaufmann Herz Stern II ( ) mit seiner Frau Emma ( ), geb. Rothschild und ihren zwei Kindern: Dem Sohn Hermann, und der Tochter Selma ( ). Hermann Stern war Soldat im Ersten Weltkrieg. Er fiel 1917 an der Ostfront. Selma blieb in ihrem Elternhaus und lebte dort mit ihrem Ehemann Markus Roth ( ) aus Nieder-Ohmen, sowie den Kindern Herbert (*1923), Irene (*1925) und Walter (*1929). Selma Roth starb 1934 unerwartet an einem Fieber. Herbert Roth Irene, Selma, Walter und Herbert um 1930 Helmut Höchster, Walter u. Herbert Roth Rechnung Hermann Stern, 1917 Emigrantenausweis Herbert Roth
9 »Alt Reiz«In einem Häuschen an der Einfahrt zur Sackgasse lebte Rosa Bergenstein ( ), die im Dorf»Alt Reiz«genannt wurde. Sie war eine uneheliche Tochter des Metzgers Josef Bergenstein und der Betti Stern aus Oberweimar. Levi und Seligmann Bergenstein waren ihre Halbbrüder. Alleinstehend lebte sie in sehr ärmlichen Verhältnissen. Die Leute kauften zu ihrer Unterstützung Kleinigkeiten, wie z.b. Streichhölzer, in ihrem kleinen Kurzwarengeschäft. Auch soll sie bei Bauern aus dem Dorf Bettstroh umsonst bekommen haben. Zu dem Häuschen gehörte noch ein kleiner Schuppen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Unmittelbar nach dem Tod von Rosa Bergenstein im Juni 1937 wurden die baufälligen Gebäude abgerissen. Sackgasse (Einfahrt)
10 Lahnstraße 28 Die Synagoge und das benachbarte Gebäude Die letzte jüdische Bewohnerin war Rahel Nathan, Lahnstr. 28 sind die einzigen Häuser, die im Dorf»Alt Rah«genannt wurde. Sie betrieb die seit dem 18. Jahrhundert in jüdischem Besitz im Geschäft wohl außerdem eine kleine Schanknachweisbar sind. Unter anderem lebte dort im wirtschaft. Aus einem Zeitzeugeninterview ist 19. Jahrhundert die Familie Wäscher. Ab dem überliefert, dass»alt Rah«sehr schlecht sah und Jahr 1885 ist hier das Lebensmittelgeschäft des deswegen beim Einschenken der Getränke immer Baruch Nathan nachgewiesen. Dieser stammte mit einem Finger prüfte, ob das Glas voll war. aus Lohra; 1855 heiratete ihn in zweiter Ehe Nach den Nathans wurden Haus und Laden Giedel Höchster, geb. Stern. Eigentum der Familie Hormel. Sie hatten drei Kinder: Nathan, Marjane und Die Bilder stammen aus dieser Zeit und zeigen Abraham. Abraham wohnte später mit seiner das Haus um 1920 und 1928, vor und nachdem Frau Betty Unter der Linde 2. dort umfangreichere Umbaumaßnahmen Die Familie Nathan blieb bis 1902 im Besitz des durchgeführt wurden. Hauses und des Geschäfts. Lahnstraße 28, 1920 Lahnstraße 28, 1928
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