Rede auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Hypo Real Estate AG München, 05. Oktober 2009 ES GILT DAS GESPROCHENE WORT
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- Jutta Lieselotte Hauer
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1 Rede auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Hypo Real Estate AG München, 05. Oktober 2009 ES GILT DAS GESPROCHENE WORT Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Vorsitzender, mein Name ist Daniela Bergdolt. Ich vertrete Aktionäre der Hypo Real Estate, die ihre Stimmrechte auf die DSW übertragen haben. wir sind heute zur Abschlussveranstaltung zusammengekommen. Man könnte sagen zum letzten Akt des Dramas Hypo-Real-Estate. Die Aktionäre sollen heute nun über den Squeeze-Out aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden und erhalten dafür eine marginale, unserer Ansicht nach unangemessen niedrige Abfindung. Damit wird das Kapitel Hypo-Real-Estate abgeschlossen - so glaubt man zumindest bei der SoFFin. Den Rest dürfen dann die Gerichte erledigen. Ich werde für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz gegen den Squeeze-Out- Antrag, die verbliebenen freien Aktionäre aus der Hypo-Real-Estate hinauszudrängen, stimmen. Dieses Squeeze-Out hier ist nichts anderes als eine kalte Enteignung die unserer Ansicht nach nicht notwenig ist. Das Beispiel Commerzbank hat gezeigt, dass es auch anders geht, dass man das gewünschte Ziel einer Sanierung auch anders erreichen kann. Bis heute fehlt mir das Verständnis dafür, warum man zwei ähnliche Tatbestände so anders behandeln muss. Die SoFFin ist mit Ihrer 90 %-igen Mehrheit in der Lage, sämtliche strategischen Restrukturierungen durchzusetzen. Angeblich soll der Ausschluss Klagen verhindern und vermeiden. Das Gegenteil ist der Fall. Mit Ihrem Vorgehen haben Sie eine Vielzahl von Klagen erst provoziert.
2 2 Der Start, explizit der Finanzminister auf Abruf, Peer Steinbrück, hat mit seinem Ausspruch im September 2008 die Hypo-Real-Estate müsste geordnet abgewickelt werden sein Ziel gesetzt und der Saat und das Unternehmen erfüllen stur wie ein Panzer über alle Einwände egal ob berechtigt oder nicht hinweg, diese Vorgabe. Da gibt man sich als Staat weitrechende Ermächtigungen, schafft extra für die Hypo-Real-Estate Gesetze, die den Rechtsschutz mit der Möglichkeit des Sofortvollzugs und unser Rechtssystem mit der Androhung von Schadensersatzansprüchen gegen sich wehrende Aktionäre schon weitgehend ausschalten. Man toppt dieses noch mit dem heutigen Hinauswurf der Aktionäre, der nach unserem Verständnis für die Durchsetzung der gewünschten Ziele völlig unnötig ist. Noch unverständlicher ist das Vorgehen der SoFFin und des Staates aber dadurch geworden, dass Sie den Rettungsanker nicht ergriffen haben, den die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz Ihnen und dem Unternehmen mit unserem Ergänzungsantrag zugeworfen hat. Wie Sie sicher wissen, hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz einen Antrag auf Ergänzung der Tagesordnung gestellt, mit dem sichergestellt werden würde, dass im Falle der Reprivatisierung, spätestens aber bis zum den jetzt ausscheidenden Minderheitsaktionären ein Recht eingeräumt wird, ihre durch den Übertragungsbeschluss entzogenen HRE-Aktien zurückzuerwerben. Wenn Sie davon ausgehen, dass nur die SoFFin die Ermächtigung hat und nicht die Hauptversammlung den Besserungsschein zu erklären, dann fordere ich die SoFFin, die hier auf der Hauptversammlung vertreten ist auf: Erklären Sie zu Protokoll dass Sie entsprechend unserm Ergänzungsantrag agieren werden. Dabei soll der Rückerwerbspreis der geleisteten Barabfindung zzgl. einer Verzinsung in Höhe von 2 % über den Basiszinssatz für die Zeit zwischen dem Zufluss der Barabfindung und dem Rückerwerbszeitpunkt der Aktien betragen. Dieses Rückerwerbsrecht soll wertpapiermäßig verbrieft sein und neben dem Recht auf Rückerwerb auch potenzielle Abfindungsergänzungsansprüche umfassen. Das Recht ist fungibel und handelbar zu gestalten. Darüber hinaus muss ein umfassender Verbesserungsschutz enthalten sein, der bei Ausübung des Rückerwerbsrechts wirtschaftlich zu berücksichtigen ist. Die Ausgabe der verbrieften Rechte an die bezugsberechtigten Aktionäre, hat bis spätestens drei Monate nach
3 3 Vorliegen a) der Wirksamkeit der Squeeze-Out-Maßnahme durch die Eintragung des Übertragungsbeschlusses im Handelsregister, b) die Erklärung der SoFFin zur Übernahme der Rückerwerbsverpflichtung und c) darüber hinaus, der Einleitung ein Spruchverfahren gemäß 327 f AktG durch die erste das Verfahren einleitende zulässige Antragsstellung zu erfolgen. Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten verweise ich auf den Wortlaut des Antrages auf der Homepage des Unternehmens. Herr Vorsitzender, ich gehe davon aus, dass ich den von uns beantragten Ergänzungsantrag hiermit als Gegenantrag zur Abstimmung gestellt habe und beantrage ausdrücklich, dass über diesen Gegenantrag in der Hauptversammlung heute abgestimmt wird. Unser Gegenantrag würde dazu führen, dass den Aktionären das gesicherte Recht zusteht bei einer Reprivatisierung wieder dabei zu sein und zwar zu einem angemessenen Preis. Sie würden also später, wenn es etwas zu verdienen gibt und die Welt wieder rosiger ist nicht etwa vergessen werden. Der Staat geht mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, mit einer Härte und Uneinsichtlichkeit vor, dass man sich fragt, wo der dem Grundgesetz verpflichtete führsorgende Staat ist, den die Väter unseres Staates bei der Schaffung des Grundgesetzes und unseres Rechtstaates, im Sinn hatten. Das Unternehmen und die SoFFin haben unseren Ergänzungsantrag zurückgewiesen und damit gezeigt, dass die kalte Enteignung gewünscht wird. Man ist nicht bereit den freien Aktionären in irgendeiner Form entgegen zu kommen, oder für ihre Belange auch nur einen Funken Verständnis zu zeigen. Nun sind die freien Aktionäre nicht nur vom früheren Management belogen worden, sie werden heute auch noch im Rahmen des gefundenen Abfindungsbetrages um ihren wahren Anteil betrogen.
4 4 Da kommt das Gutachten das hier in Auftrag gegeben wurde - von PricewaterhouseCoopers WP-Gesellschaft - zu der Auffassung, dass das Unternehmen eigentlich nichts Wert ist. Nur aufgrund des Börsenkurses muss man 1,30 EUR an die freien Aktionäre als Abfindung zahlen. Das Gutachten von Wart & Klein ist dann schon einen Tick besser. In diesem hat die Hypo-Real-Estate jedenfalls Wert von ca. 800 Mio. Euro. Aber letztlich bleibt es bei der Abfindung von 1,30 EUR. Meine Damen und Herren, dieser Betrag ist schlicht viel zu gering. Nicht nur das die Annahmen von PricewaterhouseCoopers nicht haltbar sind. Ganz besonders stört mich an der gesamten Situation, dass dieser Abfindung der Geruch des Almosen anhaftet und das mit der mehr oder weniger deutlich ausgesprochenen Erklärung, die Aktionäre sollten überhaupt froh sein, dass sie dieses Almosen von Seiten des Staates bekommen. Meine Damen und Herren der SoFFin und der Verwaltung, Aktionäre wollen keine Almosen, sie wollen fair behandelt werden. Die Barabfindung von 1,30 EUR ist weder angemessen noch fair. Meine Damen und Herren, sie ist auch sicher nicht großzügig. Hier gibt es nur ein paar Schlagworte zu nennen. Das Unternehmen ist keineswegs so marode und wenig überlebensfähig wie es in dem Gutachten dargestellt wird. Allein die Tatsache, dass vor wenigen Wochen eine erfolgreiche Pfandbriefemission durch die Hypo- Real-Estate möglich war, die 1,5 Milliarden Euro innerhalb einer halben Stunden in die Kassen gespült hat, zeigt dass sich die Welt seit aufstellen dieser Gutachten geändert hat. Das Unternehmen ist mit der 90 %-igen staatlichen Mehrheitsaktionärin ein Unternehmen mit bester Bonität. Dies zeigt ja die erfolgreiche Pfandbriefemission. Die Bonität ist süperb. Besser kann ein Unternehmen nicht gesichert sein als wenn es zu 90 % dem Staat gehört. Auch die wirtschaftlichen Eckdaten, die in den Gutachten angesetzt wurden, sind heute überholt. Wir gehen im Jahr 2010 nicht mehr von einem weiteren Rückgang der Wirtschaft aus. Bereits im letzten Quartal 2009 wird es vermutlich zu einer deutlichen Verbesserung und positiven Entwicklung des Wirtschaftswachstums kommen. Wenn man allein an diesen Stellen
5 5 die geänderten Verhältnisse einsetzt, kommen wir zu einem drastisch höheren Wert der einzelnen Aktien als die 1,30 EUR die uns nun gnadenweise geboten wurden. Darüber hinaus fehlen in den Gutachten sämtliche möglichen Schadensersatzansprüche, ob sich diese nun gegen die früheren Vorstände, und Aufsichtsräte, die Bundesaufsicht, den Staat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften oder sonstige im Vorfeld versagt habende Kräfte richten. Allein diese wenigen Stichpunkte zeigen deutlich, dass der Preis zu niedrig ist. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz wird ein Spruchverfahren anstrengen und diese Abfindung angreifen. Meine Damen und Herren, gegen diesen Squeeze-Out stimme ich mit allem Nachdruck und mit aller Enttäuschung, die ich über das Vorgehen dieses Unternehmens und des Staates empfinde. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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