TITELTHEMA B E R N D & M A R T I N E L L E M U N T E R. Jeder Knopf. ein Unikat

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1 TITELTHEMA B E R N D & M A R T I N E L L E M U N T E R Jeder Knopf ein Unikat 24 WILD UND HUND 4/2008

2 Handgearbeitete Hirschhornknöpfe gehören seit Jahrhunderten zu Trachten und alpenländischer Jagdbekleidung. Wie solch ein kleines Kunstwerk entsteht, hat sich Christian Schätze von den Knopfmachern Bernd und Martin Ellemunter zeigen lassen. FOTOS: CHRISTIAN SCHÄTZE WILD UND HUND 4/

3 TITELTHEMA Jetzt nur nicht abrutschen! Bernd Ellemunter beim Ausfräsen der Rohlinge Mit Hilfe eines Stechbeitels werden die Rohlinge aus der Rotwildstange geschlagen. Von allen Seiten betrachtet Bernd Ellemunter die starke Trophäe des alten 14-Enders. Dann umgreift er die mächtigen Rosen, streicht liebevoll über die fein geperlten Stangen und nickt zufrieden. Ist das ein Hirsch, sagt der Waidmann schließlich und trägt ihn in seine Werkstatt. Sekunden später kreischt die Bandsäge und verbreitet sich der Geruch angeschmorten Knochens in den Räumen. Kurz darauf hält der 57-Jährige einen kleinen Stapel unterarmlanger Stangenstücke in den Händen. Die Enden hat er sauber entfernt und in eine kleine Kiste gepackt. Die holt ein befreundeter Messermacher ab und macht Griffstücke daraus, erklärt der Unternehmer und geht mit seinem Stangenbündel zur Fräse. Dort sortiert der Seniorchef der Illertaler Knopffabrik die Stücke nach Perlung und Farbe. Für den erfahrenen Handwerker eine leichte Übung. Schließlich gehen jedes Jahr mehr als zwei Tonnen Hirschhorn durch seine Hände. In den 70er- und 80er-Jahren seien es sogar zehnmal so viel gewesen. Damals war Trachtenmode sehr gefragt, und wir kamen mit dem Produzieren kaum noch nach, schwärmt Ellemunter. Zwanzig Leute waren damals bei uns beschäftigt, und pro Tag wurden bis zu Knöpfe produziert. Damals legten die Modemacher aber auch mehr Wert auf Qualität, wirft Ellemunters 30-jähriger Sohn Martin, ebenfalls Knopfmacher, ein. Inzwischen hat nicht nur in Elektronikmärkten das Motte,Geiz ist geil Einzug gehalten, sondern auch in der Bekleidungsbranche, empört sich der Bayer. Viele Hersteller setzen heute zum Beispiel immer öfter auf gepressten statt gewalkten Loden und lassen ihre Bekleidung mit Billigknöpfen aus Fernost ausstatten. Die bestünden in der Regel aus Plastik oder Rinderknochen, hin und wieder sogar aus gepresstem Knochenmehl. Das muss man sich mal vorstellen, sagt der Senior kopfschüttelnd, da kauft sich der Kunde für viel Geld einen Lodenjanker und muss dann zuhause feststellen, dass die Knöpfe aus Kunststoff sind. Dem einen oder anderen macht das vielleicht nichts aus, stilbewussten 26 WILD UND HUND 4/2008

4 Käufern hingegen schon. Die kommen dann zu uns und suchen sich ein paar passende Knöpfe aus, erzählt Bernd Ellemunter. Dabei könne man Fehlkäufe relativ einfach vermeiden, weiß der Spezialist. Wenn alle Knöpfe dasselbe Muster haben, handelt es sich um Imitate. Knochenknöpfe verraten sich außerdem durch ihre glatte, schneeweiße Rückseite. Bei Hirschhorn ist hingegen jeder Knopf ein bisschen anders und die Rückseite etwas dunkler als Rinderknochen. Bernd Ellemunter konzentriert sich heute nur noch aufs Hirschhorn. Und auf seine Hände, denn die sind nur ein paar Zentimeter vom rotierenden Werkzeug entfernt, das kleine Ringe in die Stange fräst. Dreimal haben ihm die Chirurgen die Finger schon zusammenflicken müssen, weil er kurz unachtsam war. Das passiere ihm heute natürlich nicht mehr, sagt er scherzhaft. Dann dreht er das Stangenstück um 90 Grad und setzt CNC-Maschinengleich einen Ring neben den anderen. So eng, dass sich die Schnittstellen gerade so berühren. Wenn man die Sache beherrscht, bekommt man aus einem Kilogramm Geweihmasse rund 100 mittelgroße Knöpfe raus, verrät Ellemunter. Wobei mittelgroß einem Durchmesser von 23 Millimetern oder 36 englischen Linien, wie die Knopfmacher sagen, entspricht. Die optimale Größe für eine Männerjoppe. Doch langsam! Denn bis zum Knopf ist es noch ein weiter Weg. Dieser führt in einen großen Käfig aus Kaninchendraht. In ihm schlägt Martin Ellemunter im Sekundentakt die Rohlinge mit Holzhammer und Stechbeitel aus der Stange. Der Käfig verhindert, dass die Hornscheiben beim Herausstemmen nicht wie Geschosse durch die Manufaktur zischen. Der Rohling ähnelt nun zwar bereits einem Knopf das Wichtigste fehlt aber noch. Die Löcher! Zuvor muss jedoch der poröse Schwammknochen auf der Rückseite des Knopfes entfernt werden. Das übernimmt eine kleine Drehmaschine, mit deren Hilfe im nächsten Arbeitsgang Fadenkessel und die Knopflöcher gebohrt werden. Trotz der unterschiedlichen Maschinen kommt es in unserem Handwerk vor allem auf Finger- Damit die Knöpfe nicht kreuz und quer durch die Werkstatt fliegen, findet das Herausschlagen im Sicherheitskäfig statt. Rohling mit Fadenkessel: Unter sanftem Druck frisst sich der Bohrer ins harte Horn. WILD UND HUND 4/

5 TITELTHEMA spitzengefühl und Erfahrung an, betont Bernd Ellemunter. Schließlich sei kein Geweih wie das andere. Ganz im Gegenteil. So könne man beispielsweise mit Abwurfstangen aus den schottischen Highlands nicht viel anfangen. Die sind bei relativ großer Oberfläche zwar schön leicht, doch die Außenschicht ist nicht viel dicker als Pergament und daher viel zu dünn, um g scheite Knöpf daraus zu machen. Und die Farbe der Stangen taugt meistens auch nix. Ähnlich verhielte es sich mit Abwurfstangen und Trophäen aus Ungarn. Die Geweihe sind zwar stark und haben sehr dickes Horn, doch farblich können sie unseren Berghirschen nicht das Wasser reichen, betont der passionierte Waidmann und deutet auf ein Stangenpaar neben seiner Werkbank. So was ist ideal. Fein geperlt, raue Oberfläche und schön dunkelbraun. Inzwischen hat der Junior alle Knöpfe von überflüssigen Schwammknochen befreit und bohrt mit unglaublicher Geschwindigkeit und Präzision die Viel Gefühl ist beim Bohren der Knopflöcher gefragt. Wurde sauber gearbeitet, passt der Knopf aufs Prüfstück. Knopflöcher hinein. Ein Knopf nach dem anderen purzelt in das große Auffangsieb neben der Drehbank. Ein paar Minuten später sind alle Rohlinge zu Knöpfen verarbeitet. Nun müssen sie nur noch vom Sägemehl befreit werden, erklärt Martin Ellemunter. Per Hand würde das natürlich viel zu lange dauern. Die hölzerne Läutertrommel benötigt dafür gerade einmal eine halbe Stunde. Wer nun glaubt, dass das Produkt nun endlich fertig ist, täuscht sich. Denn bevor ein Knopf die Firma verlässt, wird er mit Hilfe von ölhaltigen Buchenspänen poliert, ein letztes Mal auf Fehler untersucht und vorsortiert. Erst dann gehen die Knöpfe gut verpackt auf Reisen. Einer der Hauptabnehmer ist die Firma Gössl, die ihre exklusive Trachtenmode ausschließlich mit echten Hirschhornknöpfen ausstattet. Am Ende heißt es groß Reinemachen, denn wo gehobelt wird, fallen bekanntermaßen auch Späne. Die liefern wir an einen Biogärtner ganz in der Nähe. Der ist ganz begeistert von unserem Naturdünger, verrät der Unternehmer. Die größeren Geweihreste haben es deutlich weiter. Ihr Bestimmungsort liegt im fernen Asien, wo sie zerrieben gewisse Beschwerden lindern sollen. e Weitere Informationen finden Sie im Dossier unter 28 WILD UND HUND 4/2008

6 Kontakt Inntaler Knopfmacher Abiturplus im Institut auf dem Rosenberg dem Schweizer Internat Deutsches Abitur im Hause Vorbereitung für das Studium in der Schweiz, in England, in den USA und in Italien Sommersprach- und Mathematikkurse Est d 1889 Inntaler Hirschhorn-Verarbeitung GmbH, Bernd und Martin Ellemunter, Postfach 1167, Oberaudorf, Telefon /10 63, Fax /43 07, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8 12 Uhr und Uhr, Freitag von 8 12 Uhr. inntaler-hirschhorn@ t-online.de, Homepage: Monika A. Schmid Höhenweg 60, 9000 St. Gallen/Schweiz Tel , Fax Wild und Hund in der Jägersprache Wild und Hund in der Jägersprache In der neuen Broschüre Wild und Hund in der Jägersprache werden auf 52 Seiten ausführlich die Begriffe der Jägersprache an künstlerisch hochwertig gezeichneten Wilddarstellungen erläutert. Bestell-Nr.: , 6,90 Ein Angebot der Paul Parey Zeitschriftenverlag GmbH & Co. KG, Erich-Kästner-Str. 2, Singhofen, Deutschland, vertreten durch Thorn Twer, Amtsgericht Montabaur, HRA XW046/04/08 Online-Bestellung: Shop Sonderhefte Kostenlose Bestell-Hotline: (Mo.-Fr Uhr) 0800/ Aus dem Ausland wählen Sie: / Fax: 0049 (0)2604 / servicecenter@paulparey.de WILD UND HUND 4/