Vom Straßenhund zum Schulhund

Transkript

1 Vom Straßenhund zum Schulhund Das bin ich Hallo, mein Name ist Bea und ich wurde irgendwo in Rumänien auf der Straße geboren. Deshalb habe ich auch kein richtiges Geburtsdatum und man hat einfach die Mitte des Jahres 2015 genommen. Demnach ist mein Geburtstag am 15. Juni Das Jahr konnte ein Tierarzt durch meine Zähne feststellen. Als Straßenhund geboren zu werden, ist keine schöne und einfache Sache. Jeden Tag musste ich dort ums Überleben kämpfen, bekam Schläge und das Futter wurde mir natürlich auch nicht alltäglich hingestellt. Es waren kleinere Menschen (Kinder), von denen ich Streicheleinheiten, mal ein Stückchen Pizza, Brot, Wurst... bekam, weshalb ich diese über alles liebe und auf diese fixiert bin. Die Kinder haben mir immer wieder gezeigt, dass das Leben auch ihre schönen Seiten hat und auch das komplett gemischte Rudel, mit dem ich lief und lebte, gab mir Sicherheit. Der Kampf jeden Tag, gegen Kälte, Regen, Hitze, Schnee, Hunger...hat mich manchmal richtig geschlaucht. Eines Tages kam ein Erwachsener und fing mich ein. Total verängstigt wurde ich in ein sogenanntes Auffanglager gesteckt, aber es hatte auch etwas Gutes. Ich bekam zu essen, einfach so und wurde von großen Menschen untersucht, gechippt, kastriert und liebevoll behandelt.

2 Nach einiger Zeit wurde ich mit ein paar weiteren Hundekumpels in einem großen Transporter sicher verstaut und eine sehr lange Reise stand uns bevor. In Deutschland angekommen, wo immer das auch sein mag, wurde nun der Kofferraum geöffnet. Ich staunte nicht schlecht, als ich ein riesiges Gebäude mit vielen Hunden und vielen anderen Tieren sah. Man nennt dieses Tierheim. Der herzliche Empfang von den Menschen dort, war erneut ein Segen für mich und meine Mitreisenden. Trotz allem hatte ich sooooooo viel Angst, dass ich als Angsthund bezeichnet wurde. Am selben Tag der Anreise, am Nachmittag stand eine Frau vor den Toren des Tierheims, denn es war Gassigeherzeit. Und ihr werdet es nicht glauben, doch sie wollte mit mir Gassi gehen. Mit mir, mit dem Hund, der total verängstigt ist. Mit dem Hund, der kein Rassehund ist. Es streiten sich heute noch die Geister darüber, welche Rassen in mir stecken. Ihr machte auch das nix aus, dass ich die Leine und alles Mögliche im Wald gefürchtet habe. Wie sagt man so schön: Liebe auf den ersten Blick, ähm... Hundeblick! Sie ging mit mir unbeschreiblich liebevoll um und sagte mir immer wieder, dass mir nichts passieren und sie gut auf mich aufpassen würde. Ich fasste schnell Vertrauen in sie und so gingen wir mehrmals in der Woche spazieren und meine Angst wurde immer weniger und weniger.

3 Nach ein paar Wochen durfte ich sogar mal mit ihr für einen Tag nach Hause fahren und was soll ich sagen, es war einfach nur toll. Juhuuuuuuu, der Tag war gekommen und ich durfte ganz bei der Familie einziehen. Mit den Kindern von ihr verstand ich mich sofort sehr gut, diese waren auch beim Gassigehen im Tierheim schon öfter mit dabei. Vor dem Mann hatte ich etwas Respekt, da ich von vielen in Rumänien vertrieben wurde. Doch auch er zeigte und lernte mir, dass ich mich vor ihm nicht fürchten muss und er ist nun so ein richtiger Kumpel für mich. Nachdem ich mich nach ein paar Wochen so richtig gut eingelebt hatte, fiel meinem Frauchen ein, dass wir eine Hundeschule besuchen könnten, da ich ja schließlich der erste Hund der Familie war und sie nichts falsch in der Erziehung machen wollte. Naja, was soll ich sagen?!? Am Anfang hatte ich da so meine Bedenken, da Schule sich ja nicht gerade toll anhört. Doch der Hundetrainer hatte mich sofort durchschaut und uns praktische Tipps gegeben, dass ich ratzfatz die Grundkommandos beherrschte. Er meinte, dass ich sehr intelligent sei, was immer das heißen mag. Meinem Frauli gingen dann sämtliche Gedanken durch den Kopf, was sie mit mir Besonderes machen könnte. Mit so einem liebevollen, dankbaren, kinderlieben, lernfähigen Hund. Somit landeten wir, wie könnte es bei einer Lehrerin auch anders sein, dann schließlich im August 2018 bei einer Fortbildung, die sich D.O.Q-Test 2.0 nennt.

4 Man wird es kaum glauben, aber wir haben dort die Prüfungen mit hervorragenden Leistungen abgelegt. Hier ging es darum, dass Frauli den Hundeführerschein machte und ich getestet wurde, ob ich schultauglich bin oder nicht. Obwohl ich jeden Tag total geplättet war, von den Aufgaben, die ich bestehen musste, sei es mich mit Pferden zu verstehen, an Enten vorbeizugehen, ohne dass ich diesen nach dem Leben trachte, durch das Tierfuttergeschäft zu gehen, ohne dass ich was mitgehen lasse..., hat es mir unendlich viel Spaß gemacht. Nun haben wir in einem Seminar, das für die Grundschule ausgelegt wurde, unser Wissen und Können erweitert. Endlich ist es nun soweit und ich bin offizielle Spezialistin für leseschwache Kinder und sogar für solche, die im Sozialverhalten Probleme haben. Die Freude darauf, endlich mit meinem Frauli an die Schule zu gehen und dort eingesetzt zu werden ist enorm. Ich wünsche mir, dass ich Kindern helfen kann, die Schwierigkeiten haben, den Schulalltag zu meistern, denn auch ich habe erfahren, dass es einem viel leichter fällt, Probleme zu lösen und Ängste zu überwinden, wenn man jemanden an der Seite hat, der einem Vertrauen, Liebe, Verständnis und Geborgenheit vermittelt. Herzliche Hundegüße von Bea

5 Welche Einsatzmöglichkeiten gäbe es für mich? Wie, wo und wann soll ich denn nun hier arbeiten? Es gibt an dieser Schule viele verschiedene Klassen. Auch viele Kinder, deren Geburtsland nicht Deutschland ist, also so wie bei mir, lernen hier. Ich könnte mir vorstellen, mich speziell auf eine Klasse zu konzentrieren. Diese würde ich sehr gerne zweimal die Woche besuchen kommen. Das Lesen und Rechnen kann ich ihnen nicht beibringen, denn das kann ich ja selbst nicht, doch könnte ich ihnen Sicherheit und Mut geben, wenn diese Probleme beim Vorlesen in der Klasse haben. Dabei wäre es möglich, einzelne Kinder aus der Klasse mit meinem Frauli zu betreuen und zu beschulen. Aber auch im Klassenverband würde es mir mit Sicherheit sehr viel Spaß machen. Kann ich denn auch helfen, wenn Raufereien und Streitereien auf dem Pausenhof oder außerhalb des Unterrichts auftreten?

6 Natürlich kann ich das. Die Streithähne werden bestimmt ruhiger und aufmerksamer, wenn ich in ihre Nähe komme. Spazierengehen ist eine sehr große Leidenschaft von mir, also passt es doch gerade, wenn ich eine Begleitung bei Wandertagen der Schule sein darf. Im Lehrplan ist auch das Thema Haustiere enthalten, ich glaube sogar speziell der Hund. Da könnte ich doch ein lebendes Anschauungsobjekt sein. Auf die Streicheleinheiten von den Schülern, freue ich mich besonders und auch auf die der Lehrermenschen, die mich wahrscheinlich auch mögen werden. In großer Vorfreude eure Bea