KURZER REISEBERICHT SY FRANZ

Transkript

1 KURZER REISEBERICHT SY FRANZ In diesem Jahr verleben wir unseren Sommerurlaub das erste Mal nur zu zweit inzwischen ist auch unser jüngster Sohn in dem Alter, in dem der Urlaub ohne Eltern auch cool sein kann. Und somit haben wir uns ganz nach unserem Geschmack die Insel Öland vor Schwedens Ostküste als Ziel gesetzt. In Degerhamn auf Öland und auf der Ostsee mit Kurs auf Bornholm Mittwoch, : Der erste Sommerurlaub zu zweit beginnt nach einem halben Arbeitstag. An den Schleusen Mühlendamm und Charlottenburg werden wir nach kurzem Warten geschleust. In Spandau warten wir am Anleger, aber es tut sich nichts. Andreas ruft nach einer Weile beim Schleusenwärter an und gibt sich als Kollege zu erkennen. Und dann werden die drei wartenden Boote auch gleich geschleust. Kurz nach 1.00 Uhr legen wir am Warteplatz vor der Schleuse Lehnitz an. Donnerstag, : Über Funk melden wir uns um 6.00 Uhr zum Schleusen an. Ein für die Lehnitzschleuse unerwartet freundlicher Schleusenwärter lässt uns zehn Minuten später einfahren und schleust nur uns allein. Am Kanalufer sehen wir am zeitigen Morgen ein Reh, es schaut uns mit großen Rehaugen an. In Niederfinow angekommen, heißt es warten. Nach der Passage rasen wir mit 10 km/h einem anderen Segelboot hinterher, um in Hohensaaten noch mit in die Schleusenkammer zu kommen. Es klappt. Unterwegs steigen wir nochmal ins Wasser es ist sooo heiß. Hinter uns ziehen Gewitterwolken auf. Wir fahren weiter bis Mescherin und legen dort zur Übernachtung an. Freitag, : Wir fahren nach der Passage von Stettin über den kleinen Fluss Swante, der die Oder mit dem Dammschen See verbindet. Hier machen wir an einem der neuen Bootstege fest zum Maststellen. Zwei Stunden später setzen wir auf dem Dammschen See die Segel, um auf der Oder Richtung Ostsee zu segeln. Auf dem Oderhaff passieren wir viele Reusen, dank aufgeholtem Schwert und Ruder problemlos. Kurz hinter der Fähre Kasibor ankern wir in einer seitlichen Mündung der Mellinfahrt zur Übernachtung. Sonnabend, : Heute wollen wir auf die Ostsee Zwischenziel: Saßnitz oder die Greifswalder Oie als Absprung nach Bornholm. Kurzentschlossen setzen wir dann aber doch den direkten Kurs nach Bornholm, da der Wind aus Nordost kommt und im Laufe des Tages auf Ost drehen soll. Zum Glück nimmt der Wind stetig zu, wir reffen. Die ganze Tour fahren wir in einem Schlag. Im Verkehrstrennungsgebiet sichten wir ein großes U Boot, ein Landungsschiff und ein Begleitboot. Am nächsten Tag liest Andreas in einer Internetzeitung, dass es das größte Kriegsschiff der russischen Flotte war sowie ein U Boot der Taifunklasse, die sich auf dem Rückweg von einem Einsatz in Syrien befinden. Wir segeln bei zunehmenden Wind mit Bornholm als Landmarke. Die Genua wird weiter gerefft. Die Lichter der Stadt Rönne und des Hafens weisen uns den Weg im Dunkeln und natürlich auch unser Plotter. Kurz vor Mitternacht sind wir fertig mit dem Anlegen. Sonntag, : Als Landausflug per Rad haben wir uns eine der schönsten und eigenartigsten Kirchen Nordeuropas in Nylars angesehen. Es ist eine Rundkirche inklusive Wehrburg. Zurück am Boot essen wir Mittag mit Fleisch, da heute Sonntag ist und waschen ab. Abends unternehmen wir noch einen kurzen Hafenspaziergang.

2 Rundkirche in Nylars auf Bornholm außen und innen und in den Blekkingeschären in der Hanöbucht Montag, : Unser Ziel ist Utklippan. Nach der Passage von Hammeren auf Bornholms lässt der Wind sehr nach und Dunst zieht über das Meer. Mangels Wind wird zum gesetzten Groß noch der Motor zu Hilfe genommen. Nach dem Dunst kommt der Regen und danach wieder Wind, nun aus Nordost. Unter diesen Verhältnissen würden wir Utklippan erst im Dunkeln nach Mitternacht erreichen. Das ist uns zu riskant. Also ändern wir den Kurs: neues Ziel ist die Insel Hanö. Nach 13 Stunden auf dem Wasser kommen wir gut im Hafen von Hanö an und legen uns als Dritte ins Päckchen. Laut Hafenmeister ist der Hafen doch leer heute. Dienstag, : Nach dem Ablegen in Hanö nehmen wir das erste Bad in der Ostsee in diesem Urlaub. Dann setzen wir die Segel und kreuzen in großen Schlägen zur Schärenküste der Hanöbucht. Wir fahren zum Fjord von Trolleboda. Hier finden wir einen guten Ankerplatz. Mittwoch, : Ein weiterer Tag in den Blekkinge Schären. Wir segeln im inneren Schärenfahrwasser und auch vor den Schären auf der Hanöbucht in Richtung Karlskrona. Jetzt erst bemerken wir, dass wir bei der Routenplanung auf der Seekarte eine Brücke übersehen haben. Da wir nicht auf die Öffnung warten wollen, fahren wir wieder raus von den Schären. Westlich von Torhamn gibt es eine Bucht, die uns günstig erscheint. Wir fahren dichter unter Land und ankern auf 1,50 m. In den Blekkingeschären mit Sonnenuntergang und in der Wikingerburg in Eketorp auf Öland Donnerstag, : Heute haben wir die Überfahrt nach Öland geplant. Es weht ein schlapper Nordwind, genauso auf dem Kalmarsund. Bei fast spiegelglatter See lässt sich bei Motorfahrt problemlos kochen. Nach gut 7 Stunden laufen wir in Degerhamn auf Öland ein. Unser Bootshaken fällt beim Anlegemanöver ins Wasser. Kein Problem, meint Kapitän Andreas, den holen wir später raus, er ist ja unsinkbar. Was sich aber nach einer Minute als Irrtum herausstellt als ich sehe, wie unser schwimmfähiger Bootshaken sich gluckernd in Richtung Hafengrund verabschiedet. Den unsinkbaren Bootshaken fischt Andreas später dank der bis auf den Grund guten Sicht im Hafenwasser wieder aus dem Wasser Glück gehabt. Danach fahren wir mit den Fahrrädern zur Kirche. Freitag, : Mit den Rädern fahren wir zur Burg Eketorp. Wikinger von heute zeigen Vieles aus der damaligen Zeit von vor gut Jahren. So dürfen wir selber Brotfladen backen oder uns beim Bogenschießen versuchen. Und als Wikinger verkleiden können wir uns auch. Unser Rückweg führt uns nach Grönhogen und weiter an der Küste bis zu unserem Hafen Degerhamn. Abends hören wir im Cockpit das Highlight des Abends: eine Brummiparade mit Hupkonzert angeführt von einem Feuerwehrleiterwagen mit Blaulicht.

3 Sonnabend, : Vor uns ein langer Tag mit Südwestwind also Aufkreuzen. Unser Kurs verläuft immer hart am Wind. Nach fast neun Stunden erreichen wir das Fahrwasser des Torehamnfjärden. Jetzt können wir mit fast halben Wind dahinrauschen zeitweise mit über 6,4 kn Fahrt. Vor der Passage der Seilfähre müssen wir die Genua einrollen, da nur mit maximal 5 kn passiert werden darf. Wir ziehen weiter in den Gosefjärden eine schöne Landschaft. Vor der Insel Tomtö finden wir einen guten Ankerplatz auf 1,5 m tiefem, glasklarem Ostseewasser. Sonntag, : Heute ist Schärensegeln angesagt. An der Möcklösundbrücke ist bei 18 m Durchfahrtshöhe Mastlegen unnötig. Herrliches Segeln am Schärensaum entlang das erste Mal in diesem Urlaub längerer Halbwindoder Raumschotkurs. Eine Gewitterfront steht am Horizont. Und sie holt uns ein mit sehr viel Regen. Nach einer ¾ Stunde lacht die Sonne wieder. Das Szenario wiederholt sich noch zwei Mal mit sintflutartigen Regenfällen. Im Dunst steuern wir Tärnö an dank Plotter problemlos. Als wir den Anker geworfen haben, bessert sich das Wetter. Die Abendsonne genießen wir im Cockpit. Wieder in den südschwedischen Schären nahe Karlskrona und auf den Erbseninseln Montag, : Es sollte Westwind kommen, kam aber weiterhin aus Südwest. Somit lag wieder ein Hart am Wind Kurs an, um die Erbseninseln zu erreichen. Es wurde trotz des Kurses ein sehr schöner Segeltag mit Sonne, Wolken und 6,3 kn Fahrt in der Spitze. Auf den Erbseninseln machen wir an einer Heckboje fest, brauchen so nicht im Päckchen liegen. Dann erkunden wir bei schönstem Sommerwetter die beiden Inseln Frederiksö und Christiansö zu Fuß. Dienstag, : Nach einer unruhigen Nacht (rollendes Schiff aufgrund des aufgeholten Schwertes) legen wir in Frederiksö ab. Wir segeln in Richtung Nordküste von Bornholm. Am Horizont hinter uns zieht ein Gewitter auf. Wir müssen reffen. Nach einer knappen Stunde ist der Regen überstanden und die Sonne lässt sich blicken. Es wird ein heißer Tag. Bei fast spiegelglatter See müssen wir ein gutes Stück motoren. Im Hafen von Rönne legen wir an. Rundkirche von Nyker auf Bornholm mit Wandmalerei. Vor Arkona: über Rügen zieht ein Unwetter heran. Mittwoch, : Da der Wind heute nicht günstig für eine Überfahrt nach Rügen weht, legen wir einen Hafentag ein. Wir machen uns zu einer kleinen Radtour nach Nyker auf. Hier sehen wir uns die jüngste und kleinste der vier Bornholmer Rundkirchen an die Nykirke. Alte Wandmalereien sind zu sehen und auch eine gut integrierte moderne Fußbodenheizung. Auf dem Rückweg leisten wir uns ein dänisches Eis aus der Waffel direkt an der Hafenstraße. Den weiteren Nachmittag verbringen wir bei warmer Sommersonne im Cockpit.

4 Donnerstag, : Um 5.00 Uhr morgens legen wir in Rönne ab mit Kurs auf die Greifswalder Oie immer hart am Wind. Wegen des Windes setzen wir den neuen Kurs in Richtung Hiddensee. Als wir Kap Arkona passiert haben, hat uns die dunkle Wetterfront über Rügen eingeholt. Im Nu haben wir keine Sicht mehr auf die ca. eine Meile entfernte Küste. 8 Bft (in Böen 9) treiben uns unter Starkregen weg von unserem Kurs. Es ist eine der etwas härteren Wettersituationen in unserem bisherigen Seglerleben. Wir sitzen gemeinsam im Cockpit: Andreas mit der Großschot in der Hand, um in den Böen fieren zu können, ich steuernd mit beiden Händen am Ruder. Zum gerefften Groß nehmen wir den Motor zu Hilfe, um Kurs halten zu können. Wir kreuzen in Richtung Hiddenseefahrwasser. Der Regen hört zum Glück bald auf, der Wind bleibt und bläst mit konstanten 7 Bft, in Böen auch mehr. Die Wellen sind ordentlich hoch geworden, nicht selten über 1,5 m. Gut angesteuert rutschen wir über sie hinweg das macht Spaß! In der Abdeckung vom Dornbusch haben wir etwas Windschutz. Es ist inzwischen dunkle Nacht geworden. Zum Glück hat der starke Wind die Wolken vertrieben, so dass der Mond aufs Wasser leuchtet. Mit Plotter, Mond und unseren Kenntnissen aus früheren Fahrten in diesem Revier finden wir problemlos den Weg zu unserem geliebten Ankerplatz südlich vom Leuchtturm Gellen. Nach 18 ¼ Stunden in Fahrt fällt der Anker. Es war unser bisher längstes Etmal. Freitag, : Heute leisten wir uns den ersten Faulenzertag des Urlaubs! Wir liegen vor Anker im Schutz vom Gellen/Hiddensee und genießen den Tag. Wolken und Sonne sind über uns. Der Regen zieht sich an der Küste entlang, Stralsund ist zeitweise nicht mehr sichtbar. Den Abend verbringen wir warm eingehüllt im Cockpit bis lange nach Sonnenuntergang unter einem schönen Sternenhimmel. Sonnabend, : Unser zweiter Urlaubstag ohne besondere Aktivitäten für den Körper, aber ganz viel für die Seele, die wir einfach baumeln lassen! Dann ruft aber doch noch die Pflicht: Tourplanung für morgen nach Baabe. vor dem Gellen/Hiddensee und vor der Ziegelgrabenbrücke in Stralsund Sonntag, : Es wird ein wunderschöner Segeltag mit sehr guten Windverhältnissen, so dass wir fast den ganzen Tag Halbwindkurse oder mit raumen Wind fahren können. Das erleben wir in diesem Urlaub das erste Mal so konzentriert. Nach der Brückenöffnung am Ziegelgraben segeln wir mit Genua und Groß, teilweise gerefft bei Wind bis 6 Bft. Als wir dann das offene Wasser des Greifswalder Boddens erreicht haben, können wir Kurs auf die Having nehmen. Mit den achterlich einkommenden Wellen ist es sehr schönes, schnelles Segeln. So stellen wir den Urlaubsrekord von 7,3 kn, den wir morgens auf dem Kubitzer Bodden erreicht haben, zwar nicht mehr ein, fahren aber lange Strecken über 7 kn. Nach dem Festmachen fahren wir mit den Rädern nach Baabe. Den Abend beschließen wir im Cockpit bei Kerzenschein. partielle Mondfinsternis vor Thiessow, im Nothafen Greifswalder Oie und bei Sonnenaufgang auf der Ostsee Montag, : Beim Ablegen passiert mir ein Missgeschick: mein Bootshaken teilt sich zur Hälfte, die

5 Arretierung hat nicht gehalten. Die vordere Hälfte versinkt sofort im Wasser. Also segeln wir mit 1 ½ Bootshaken weiter. Da der Wind seit gestern vorteilhaft auf Ost gedreht hat, verlassen wir die Having mit halbem Wind. Sobald wir aber auf dem Greifswalder Bodden in Richtung Zicker fahren, haben wir wieder den in diesem Urlaub üblichen Hart am Wind Kurs. Wir lassen auf dem Zicker See den Anker auf 1,9 m Wassertiefe fallen. Am Abend bietet sich uns noch ein seltenes Naturschauspiel. Wir beobachten über dem Horizont von Thiessow eine partielle Mondfinsternis. Dienstag, : Bis zur Greifswalder Oie sind es nur knapp 20 sm. Wir segeln aus dem Zicker See wie immer hart am Wind. Dann kreuzen wir in Richtung Oie. Im Nothafen der Greifswalder Oie sind wir an diesem Nachmittag die ersten Gastlieger. Den leicht windigen Abend verbringen wir mit Blick auf die Hafenmole und die untergehende Sonne. Mittwoch, : Am letzten Tag unter Segeln des diesjährigen Urlaubs sehen wir nach Verlassen des Nothafens Greifswalder Oie eine glutrote Sonne aufgehen. Wir segeln dicht unter Usedoms Küste mit guten 5 kn in Richtung Swinemünde, passieren hier unter Motor. Noch vor dem Oderhaff können wir schon wieder die Segel setzen und laufen mit 4, teilweise über 5 kn übers Oderhaff. Die Sonne brennt von oben. Mit einigen Böen und gutem Wind hat das Segeln noch einmal richtig Spaß gemacht. Nach dem Ankern auf dem Dammschen See beginnen wir gleich, den Mast zu legen. in Spandau auf der Havel und auf der Dahme/Langer See kurz vorm Heimathafen Donnerstag, : Eine Tagesfahrt unter Motor liegt vor uns. Wir fahren auf der Swante weg vom Dammschen See. Mittags steht die heiße Sonne über uns, wir legen kurze Badepausen ein. Dann passieren wir die Schleuse Hohensaaten und das Schiffshebewerk in Niederfinow. Oben angekommen fahren wir bei hereinbrechender Nacht weiter auf dem Kanal bis in den alten Finowkanal hinein nach Ruhlsdorf. Hier legen wir kurz vor der Schleuse zum Übernachten an. Freitag, : An der Schleuse Lehnitz haben wir Glück: nur eine knappe halbe Stunde Wartezeit! Mittags an der Schleuse Spandau ist der Anleger bereits voll belegt mit Sportbooten. Inzwischen ist auch noch ein Koppelverband angekommen. So fahren wir zurück nach Tegel und nehmen Kurs auf Plötzensee. Ohne Wartezeit können wir hier in die Schleuse einfahren, das gleiche dann in der Charlottenburger Schleuse. Auf der Sacrower Lanke, die bei dem heutigen herbstlichen Wetter fast leer ist, sind wir das dritte Boot. Der Anker fällt, da wir hier vor den vorhergesagten 5 Bft aus West recht geschützt liegen. Sonnabend, : Morgens regnet es, so bleiben wir in den Kojen und verbringen die Zeit mit Lesen. Über 19 C schafft die Sonne es heute nicht. Am Abend regnet es wieder. Also wird in der Kajüte vorgelesen: Wilfried Erdmanns Magische Route bis zu Ende. Dann hören wir Musik und erzählen bei Kerzenlicht. Sonntag, : Der letzte Urlaubstag: An der Schleuse Kleinmachnow müssen wir zwar nicht warten, aber die Schleuse ist mit Sportbooten mehr als gefüllt. Anschließend geht es in Gänsemarsch Fahrt weiter nach Berlin. Die Sonne brennt wir gönnen uns das letzte Urlaubsbier auf Franz und essen zum Mittag noch einmal selbst gebackenes Wikingerbrot. Am späten Nachmittag legen wir wohlbehalten nach dem schönen Urlaub im Heimathafen an etwas wehmütig zwar, aber wir haben während der Rückreise schon die Planungen für das nächste Jahr in Angriff genommen. Das war unser HART AM WIND URLAUB Im nächsten Jahr ist alternativlos wieder Ostseesegeln geplant.