Praktikumsbericht zum Praktikum an der Deutschen Schule Asunción im Rahmen des Erweiterungsstudiums Deutsch als Fremdsprache
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- Annika Bretz
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1 Praktikumsbericht zum Praktikum an der Deutschen Schule Asunción im Rahmen des Erweiterungsstudiums Deutsch als Fremdsprache Anschrift der Schule: Colegio Goethe Deutsche Schule Asunción Cnel. Silva esq. Tte. Rocholl 232 Asunción - Paraguay Telefon: ++( ) secretaria@goethe.edu.py Homepage: Kontaktpersonen: Rüdiger Dyck, Schulleiter der Primarstufe Karl Ludwig Reinders, Schulleiter der Sekundarstufe Zeitraum des Praktikums: Von bis Verfasserin des Praktikumsberichtes: Lena Neurohr -Adresse: Lena.Neurohr@gmail.com Pädagogische Hochschule Weingarten
2 Inhaltsverzeichnis 1) Praktische Ratschläge 3 2) Informationen über das Schulsystem des Landes 6 3) Vorstellung der Praktikumsschule 7 4) Kulturelle Unterschiede zwischen Paraguay und Deutschland 9 5) Stellenwert der deutschen Sprache in Paraguay 10 6) Kritische Reflexion 11 7) Quellenverzeichnis 14 2
3 1) Praktische Ratschläge Reisevorbereitung: Sprache und Reiseführer Um ein Praktikum in einem südamerikanischen Land zu absolvieren, ist ein Sprachkurs eine fast unverzichtbare Vorbereitung. In Südamerika sprechen nur sehr wenige Menschen Englisch, sodass die Grundlagen der spanischen Sprache dabei helfen, sich im Alltag zurecht zu finden und Land und Leute besser kennenzulernen. Egal ob es um das Einkaufen im Supermarkt geht oder um die Frage, wo welcher Bus abfährt, die Grundlagen der einheimischen Sprache sind diesbezüglich sehr hilfreich. Außerdem werden Touristen bzw. Reisende sehr viel freundlicher und offener empfangen, wenn sie sich darum bemühen in der Landessprache zu kommunizieren. Für Paraguay gibt es nur einen einzigen deutschen Reiseführer, da das Land, im Herzen Südamerikas, nicht sonderlich auf Touristen ausgelegt ist. Der Reiseführer gibt ein paar praktische Tipps, ist aber besonders für eine Rundreise mit dem Auto ausgelegt, weswegen ich diesen nicht unbedingt für die Vorbereitung auf das Praktikum empfehlen würde. Besser ist an dieser Stelle und vor dem Hintergrund einer Weiterreise im Anschluss an das Praktikum, der Lonely Planet für Südamerika. Auch dort stehen sehr nützliche Informationen zu Paraguay. Weitergehend hilft es sehr, sich im Voraus über Land und Leute im Internet zu erkundigen. Dennoch, und wie in jedem Land, ist es am besten, man lässt sich auf das Abenteuer Paraguay ein und lernt vor Ort die Gepflogenheiten kennen, indem man offen und ohne Scheu auf die Leute zugeht und alles mitnimmt und mitmacht, was die Menschen in Paraguay zu ihrem Alltag zählen. Anreise Die Anreise nach Asunción, der Hauptstadt von Paraguay, erfolgte mit dem Flugzeug. Da wir nach unserer Zeit im Praktikum, die Weiterreise nach Argentinien, Uruguay und Brasilien planten, wurden unsere Flüge über ein Reisebüro gebucht, da der Rückflug nicht von Paraguay ging, sondern von Rio de Janeiro in Brasilien. Direktflüge nach Asunción sind von Europa aus leider nicht möglich, da es sich, wie bereits erwähnt, um ein Land handelt, welches nicht sonderlich stark vom Tourismus berührt wird. Ich persönlich startete am Frankfurter Flughafen und flog nach 3
4 Lissabon, von wo ich anschließend mit einem Nachtflug nach Sao Paulo gelangte. Dort hatte ich einen Aufenthalt von 5 Stunden, bis der Weiterflug nach Asunción ging. Bei den Flugverbindungen gab es keinerlei Probleme und auch mein Gepäck wurde unproblematisch weitergeleitet. Die Flüge kosten, je nach Zeitpunkt und Flexibilität des Reisenden, zwischen 1000 und 1400 pro Person. Vom Flughafen holte mich dann eine Lehrerin der Goethe-Schule ab, die mich zu unserer Gastfamilie brachte. Bereits auf der Hinfahrt zeigte sie mir unterschiedliche Stellen und ich fühlte mich sehr herzlich empfangen. Die Goethe-Schule organisiert die Abholung am Flughafen der jeweiligen Praktikantinnen, was ich für eine sehr freundliche Willkommensgeste halte und zu diesem Zeitpunkt sehr geschätzt habe, da Klima und Zeitverschiebung, wie auch die lange Anreise, sehr anstrengend sein können. Unterkunft und Kosten: Wie all die Vorgängerinnen im Praktikum an der Goethe-Schule in Asunción wurden Frau Sandra Fischer und ich bei der Familie Teichgräf untergebracht. Da Frau Fischer Probleme mit ihren Flügen hatte und einen Tag später ankam, verbrachte ich den ersten Tag alleine bei der Gastfamilie. Ich fühlte mich sehr herzlich empfangen und wurde gleich in den Familienalltag einbezogen, sodass am Abend ein Asado (eine Grillparty) geplant war und ich die Freunde der Familie kennenlernen konnte. Die Familie Teichgräf hat drei Kinder. Die zwei Söhne im Alter von 13 und 14 Jahren und die Tochter im Alter von 11 Jahren leben mit den Eltern in einem Haus. Uns wurde ein kleines, etwas separiertes Zimmer mit Bad zur Verfügung gestellt. Der gemeinschaftliche Essbereich und die Küche wurden uns mit den Worten fühlt euch wie Zuhause und nehmt euch, was ihr braucht zur Verfügung gestellt. Die Unterkunft war praktisch eingerichtet und sowohl Frau Fischer als auch ich, empfanden sie für die 6 Wochen als angenehm. Für die Tage in denen wir das Zimmer bewohnten, verlangte die Familie 11 pro Tag inklusive Verpflegung. An Tagen, an denen wir nicht im Haus waren, da wir beispielsweise über die Wochenenden oft Ausflüge machten, zahlten wir gemeinsam 5 für das Zimmer, da dort in dieser Zeit aufgrund der Belegung niemand anderes wohnen konnte und das Zimmer, wohl öfter an Studenten oder Schüler vermietet wird. Wir empfanden den 4
5 Preis zunächst als angemessen, sind aber im Verlauf des Praktikums darauf hingewiesen worden, dass es für paraguayische Verhältnisse ein enorm hoher Preis sei. Wir zahlten, bei 66 Praktikumstagen, von denen wir 7 Tage nicht vor Ort waren, ungefähr 400 für die Unterkunft und die Verpflegung. An dieser Stelle darf nicht unerwähnt bleiben, dass das durchschnittliche Monatseinkommen in Paraguay bei circa 300 liegt. Die Kosten für den Flug und die Unterkunft konnten wir teilweise durch das Stipendium des DAAD abdecken, es ist aber dennoch wichtig, besonders, wenn man eine Reisezeit einplant, dass die finanzielle Absicherung im Voraus geklärt ist. Abbildung 1: Kinder der Gastfamilie Da wir in einer mennonitischen Familie lebten, wurde typisch deutsch gekocht und gelebt. Dies hilft einerseits, da bereits Bekanntes dazu beiträgt einen großen Kulturschock zu vermeiden, ist andererseits aber auch sehr schade, wenn man speziell das einheimische Paraguay kennenlernen möchte. Bei der mennonitischen Gemeinde handelt es sich um eine evangelische Freikirche, deren Mitglieder bis heute einen sehr deutschen Lebensstil pflegen. Oftmals empfand ich diese Lebensart jedoch sehr eindimensional und eher wie das Deutschland vor 50 Jahren. Aufgrund dieses Hintergrundes wird im Haus und in der Gemeinde auch fast ausschließlich deutsch, teilweise auch Plattdeutsch, gesprochen, weswegen die spanische Sprache nur auf den Ausflügen am Wochenende und in der Freizeit verbessert werden konnte. Da sich die Mennoniten vor Ort überwiegend unter Ihresgleichen aufhalten, konnten wir beobachten, dass sich eine ganz eigene deutsche Sprache entwickelt hat. Aus diesem Grund werden beispielsweise Begriffe wie Puzzle so ausgesprochen, wie sie verschriftlicht werden. Dies führte bei uns das ein oder andere Mal zu großer Verwirrung. Nach einiger Zeit konnten wir jedoch sehr gut mit diesem Phänomen umgehen. 5
6 2) Informationen über das Schulsystem des Landes Paraguay ist ein Land der Gegensätze. Hier leben arm und reich dicht nebeneinander, was sich auch im Schulsystem des Landes wiederspiegelt. Die allgemeine Schulpflicht beträgt 9 Jahre, wobei beachtet werden muss, dass Kinder und Jugendliche aus schlechter gestellten Familien oftmals sehr frühzeitig die Schule verlassen, da die Eltern auf die finanzielle Unterstützung angewiesen sind. Der Anteil der Schüler und Schülerinnen mit einem höherwertigen Schulabschluss, wie dem Abitur, ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sehr gering. Aus diesem Grund erfahren besonders Privatschulen, wie die Goethe-Schule, einen hohen Zulauf. Der Schulbesuch an einer solchen Einrichtung ist jedoch nur privilegierten und finanziell gut situierten Familien möglich. Die erste zu erlernende Fremdsprache in allen weiterführenden Schulen ist Englisch. Der Stellenwert des Englischen ist in ganz Südamerika jedoch sehr gering, sodass die Motivation diese Fremdsprache zu erlernen, als nicht ausreichend bezeichnet werden kann. Allgemein wird in Südamerika sehr wenig in der englischen Sprache gesprochen, da Spanisch weit verbreitet ist. Dadurch ist die Kommunikation, auch über Ländergrenzen hinweg, gesichert. Zur deutschen Sprache innerhalb Paraguays formuliert das Auswärtige Amt folgenden Text, dem ich, durch die gemachten Erfahrungen und den Einblick in das Schulsystem Paraguays, in allen Punkten zustimmen kann: Es ist theoretisch möglich, an staatlichen Sekundarschulen auch andere Sprachen zu erlernen (z.b. Deutsch); in der Praxis fehlt es den Schulen jedoch an den hierfür notwendigen Ressourcen. Das Erlernen weiterer Fremdsprachen bleibt somit v.a. denjenigen vorbehalten, die sich Privatschulen leisten können. ( Somit werden weiterführende Fremdsprachen wie Deutsch, Französisch, Italienisch oder Russisch überwiegend und fast ausschließlich in den Privatschulen des Landes unterrichtet. Aus diesem Grund handelt es sich beim weiterführenden Fremdsprachenunterricht um unterrichtliches Geschehen von sehr hoher Qualität, da dementsprechend gut ausgebildete Lehrer an gut ausgestatteten Schulen den Unterricht durchführen. Oftmals handelt es sich um Muttersprachler aus den jeweiligen Ländern, sodass auch die Goethe-Schule sehr darum bemüht ist, immer wieder Kollegen und Kolleginnen aus Deutschland zu sich zu holen. 6
7 3) Vorstellung der Praktikumsschule Die Goethe-Schule im Herzen Asuncións, mit einer ausgezeichneten Lage innerhalb der Stadt, ist eine sehr gut ausgestattete und hoch angesehene Privatschule. Sowohl in der Primarstufe, als auch in der Sekundarstufe bieten die institutionellen Gegebenheiten eine angenehme Lernatmosphäre an. Dabei stehen für den Deutschunterricht eigene Sprachräume zur Verfügung, wie auch Räume für naturwissenschaftliches Lernen in der deutschen Sprache. Besonders in der Sekundarstufe erinnert die ausgezeichnete technische Ausstattung an eine Universität, sodass das Arbeiten mit Beamer und interaktivem Whiteboard zum Alltag der Lehrkräfte gehört. Daneben bieten ein großzügiger Sportplatz, zwei Kantinen und eine Bücherei für die Primarstufe sowie eine für die Sekundarstufe, optimale Bedingungen für ein angenehmes Lernumfeld, wobei das Schulgelände inmitten von Bäumen und vielerlei anderer Pflanzenwelt, oftmals an einen Erholungsort erinnert. Das Gelände bietet sehr viel Platz zum gemeinschaftlichen Nutzen, beinhaltet dennoch zwei großzügige separierte Schulhöfe, die jeweils der Primar- und der Sekundarstufe zur Verfügung stehen. Der Kindergarten befindet sich im selben Gebäude wie die Primarstufe, ist aber räumlich klar abgegrenzt. Aufgrund des Status einer Privatschule sind die Eltern verpflichtet einen monatlichen Beitrag zu entrichten, welcher sich auf circa 270 Euro beläuft. Im Vergleich hierzu ist zu beachten, dass das durchschnittliche Monatseinkommen in Paraguay um die 300 Euro beträgt, sodass der Besuch der Goethe-Schule überwiegend den finanziell besser gestellten Familien bzw. deren Kinder möglich ist. Aufgrund der Exklusivität und des hohen Andrangs auf einen Platz an der Schule, durchlaufen alle Kinder vor der Einschulung ein Bewerbungsverfahren. Bei diesem Bewerbungsverfahren für einen Schulplatz werden unterschiedliche Dinge berücksichtigt. Die Bewerberzahlen sind stets sehr hoch und im Verhältnis zur Gesamtzahl der eingehenden Bewerbungen, wird nur ein geringer Teil der Schüler und Schülerinnen an der Schule angenommen, was einen entsprechenden Druck von Seiten der Eltern erklärt. Weitergehend kommen die Heranwachsenden teilweise von sehr weit her zur Schule, der Schulweg beträgt für viele Kinder jeden Tag bis zu 30 Kilometer. Diese Exklusivität führt sogar soweit, dass ganze Familien mit ihren 7
8 Kindern in die nähere Umgebung der Schule ziehen, um den Schulweg zu erleichtern. Auch dies zeigt die große Beliebtheit der Goethe-Schule in der paraguayischen Bevölkerung. Die Schule zeichnet sich besonders, im Gegensatz zu öffentlichen Schulen, durch die intensive Arbeit mit Fremdsprachen aus. Es wird sehr viel Wert auf das frühe Erlernen verschiedener Sprachen gelegt. So gehören Spanisch, Deutsch, Englisch und Guarani zum Stundenplan eines jeden Kindes. Deutsch nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein und ist bereits ab der ersten Klasse fester Bestandteil eines jeden Stundenplans. Daneben werden ab der 5. Klasse auch die naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächer auf Deutsch unterrichtet, sodass ein ganzheitliches Lernen angestrebt wird. Die Goethe Schule bietet das Internationale Abitur an (als einzige Schule in Asunción) und ist sehr darum bemüht die Jugendlichen auf die Universität vorzubereiten. Im ersten Durchgang des Internationalen Abiturs bestanden 100% der SuS die Abschlussprüfungen, was erneut für die hervorragende Qualität des Unterrichts spricht. Zur allumfassenden Betreuung der Schule gehören außerdem zwei Psychologinnen, die jeweils die Lernenden in der Sekundarstufe und der Primarstufe betreuen. Diese kümmern sich besonders um den regen Kontakt mit dem Elternhaus und betreuen Heranwachsende die besondere Aufmerksamkeit benötigen. Von meinen Mentorinnen in der Primarstufe Frau Ute Paetkau und Frau Fabiola Alderete (Klasse 5 und Klasse 6) wie auch den Mentoren in der Sekundarstufe Frau Silvia Ortiz und Herrn Tobias Stelzer (Klassen 7 bis 12) wurde ich in hervorragendem Maße betreut und fühlte mich stets gut informiert und sicher innerhalb des unterrichtlichen Geschehens. Weitergehend hatte ich stets das Gefühl in angemessener Weise Freiheiten innerhalb der Gestaltung des Unterrichtes zu haben, ohne dass ich mich jemals allein gelassen fühlte. Abbildung 2: Klasse 5 Abbildung 3: Klasse 10 8
9 4) Kulturelle Unterschiede zwischen Paraguay und Deutschland Möchte man Paraguay erleben und auf seine ursprüngliche Art und Weise erfahren, dann muss man sich am besten mit Einheimischen anfreunden und sich von ihnen das Land und die Leute näher bringen lassen. Genau auf dieses Abenteuer haben wir uns in unserem 6-wöchigen Praktikum eingelassen und sind dabei selbstverständlich auf kulturelle Unterschiede gestoßen. Touristisch gesehen ist Paraguay noch wenig erschlossen, sodass man vergeblich nach Hotelkomplexen, imposanten Sehenswürdigkeiten oder großen Einkaufszentren sucht. Gerade dies macht das Land jedoch sehr interessant. Der entscheidendste kulturelle Unterschied ist wohl die unkomplizierte Lebensweise ohne Hektik und Stress, die Paraguay erheblich von Deutschland unterscheidet. Hier arbeitet man um zu leben, nicht wie bei uns, wo die Arbeit das ganze Leben bestimmt (Schüller/Wagner 2011). Diese Weisheit begegnete uns auch im Schulleben, als vereinzelt Kinder auf Grund des Regenwetters nicht zur Schule kamen oder in den Pausen das Lehrerzimmer in ein großes Cafe umgewandelt wurde. Für mich persönlich war diese Lebensweise sehr angenehm, da das Leben und der Mensch im Mittelpunkt stehen. Auch das oft gebrauchte manana ( morgen ) meint üblicherweise die Aussage heute nicht, vielleicht morgen, wann genau bleibt dabei jedoch offen. Besonders die Esskultur unterscheidet sich doch vielfach von der in Deutschland gepflegten. Das sogenannte Asado, also das auf dem Grill gebratene Fleisch, ist Hauptbestandteil des Essens, zumindest an den Wochenenden. Generell wird in Paraguay, wie in allen Ländern Südamerikas, für europäische Verhältnisse, sehr viel Fleisch verzehrt. In Paraguay bleibt es nicht aus, dass man Teréré angeboten bekommt. Dabei handelt es sich um ein Kaltgetränkt, welches überall in Paraguay auf seine ritualisierte Art und Weise getrunken wird. Überall, gleich ob auf der Straße, im Geschäft, in der Behörde, im Taxi oder im Bus sieht man Menschen, die in der einen Hand ein Thermosgefäß tragen, in dem an kühlen Tagen heißes, aber während der meisten Zeit eiskaltes Wasser enthalten ist. Dafür kann man überall speziell geformtes Eis (hielo para teréré) in Plastikbeuteln 9
10 kaufen. Dieses passt genau in das Gefäß und kühlt das Wasser auf die passende Temperatur. Dazu gehört in der anderen Hand ein Becher mit speziellem Röhrchen, dessen Ende in ein löffelartiges Sieb übergeht. Teréré bzw. Matetee ist das Nationalgetränk Paraguays (Schüller/Wagner 2011, S.312). Kommt man aus Europa ist einem dieses Ritual zunächst einmal fremd, da alle in der Runde aus dem gleichen Becher trinken und das Getränk vielfach stark nach Nikotin schmeckt. Hat man sich an diesen kulturellen Unterschied gewöhnt, bemerkt man, dass es eine gute und schmackhafte Alternative zu Wasser sein kann und an sehr heißen Tagen dabei hilft, die nötige Menge an Flüssigkeit aufzunehmen. 5) Stellenwert der deutschen Sprache in Paraguay Nachdem in Paraguay viele Mennoniten leben, die überwiegend deutsch sprechen, hat die deutsche Sprache einen sehr privilegierten Stellenwert innerhalb des Landes. Die Ursprünge der mennonitischen Gemeinde liegen in der Schweiz des 14. Jahrhunderts und sind auf den Priester Menno Simons zurückzuführen, dessen Anhänger sich Mennoniten nannten. Heute ist die mennonitische Gemeinde eine evangelische Freikirche, die weltweit verbreitet auftritt, besonders aber in Paraguay, dem Kongo, Äthiopien, den USA oder Kanada angesiedelt ist. Die Mennoniten unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von anderen Religionen. Auf Grund ihres Selbstverständnisses lehnen sie den Wehrdienst und staatlichen Zwang ab, sodass Konflikte mit staatlichen Einrichtungen, die geographischen Bewegungen der Mennoniten kennzeichneten. Besonders bei der Toleranz von Homosexualität oder Scheidungen und der körperlichen Züchtigung von Kindern unterscheiden sich die mennonitischen Gemeinden stark von modernen Gesellschaften und meiner persönlichen Weltvorstellung. In Paraguay leben rund Mennoniten, die einen wichtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktor darstellen und aufgrund dessen auch die paraguayische Bevölkerung und deren Traditionen beeinflussen. Aus diesem Grund bleibt es nicht aus, dass sich die deutsche Kultur in Paraguay verbreitet hat. Unter den Mennoniten ist es üblich nach deutschen Prinzipien und Traditionen zu leben. So werden beispielsweise die deutsche Esskultur und die deutsche Sprache innerhalb 10
11 mennonitischer Kreise gepflegt. Es wird untereinander ausschließlich deutsch gesprochen, was zur Abgrenzung von der paraguayischen Bevölkerung dient. Dieses Phänomen geht teilweise so weit, dass besonders Teile der älteren Mennoniten nicht ein einziges Wort Spanisch sprechen, obwohl diese seit Jahrzehnten im Herzen Südamerikas leben. Aufgrund dieser Umstände ist auch die paraguayische Bevölkerung dazu angeleitet werden, vermehrt deutsch zu lernen. An Universitäten oder eben an Schulen wird die deutsche Sprache als Fremdsprache angeboten. Die Nachfrage steigt stetig. Die Vorstellung von Deutschland als reiches Industrieland und Teil Europas führt dazu, dass besonders Kinder und Jugendliche aus besser gestellten Familien immer mehr dazu übergehen die deutsche Sprache als Fremdsprache zu lernen. In Folge dessen haben Deutschland und die deutsche Sprache einen sehr hohen Stellenwert in Paraguay. 6) Kritische Reflexion (Schwierigkeiten und Herausforderungen, eigener Lernfortschritt) Wie bei jedem Aufenthalt in einem fremden Land, gab es auch bei meinem Praktikumsaufenthalt in Paraguay anfängliche Schwierigkeiten und Hindernisse, die es zu bewältigen galt. Zunächst einmal muss man wissen, dass in Südamerika wenig Englisch gesprochen wird. Die Einheimischen verständigen sich ausschließlich auf Spanisch, nur in den besser gebildeten Kreisen findet man englischsprachige Ansprechpartner. Folglich war ich sehr froh, dass ich bereits Vorkenntnisse im Spanischen aufweisen konnte. Dennoch hätte ich mich intensiver in der Sprache vorbereiten können, da ich zwar gut zurecht kam, meine sprachlichen Fähigkeiten jedoch nicht ausreichend waren, um einem Gespräch auf Spanisch richtig folgen zu können. Im Rahmen dieses Praktikums hatte ich das erste Mal in meinem Leben die Möglichkeit in einer Gastfamilie zu leben. Auch dies war eine Herausforderung, da man sich als Einzelperson einer eingespielten Familie mit ihren Ritualen und täglichen Selbstverständlichkeiten anschließt. Dies empfand ich jedoch als spannende Aufgabe, die mich in meinen sozialen Kompetenzen bestärkte. 11
12 Nachdem die Ausbildung künftiger Lehrkräfte in eine theoretische und eine praktische Ausbildung unterteilt wird, ist eine praktische Tätigkeit an einer Schule im Ausland eine optimale und übergreifende Vorbereitung für den Bereich Deutsch als Fremdsprache (vgl. Sarter 2006, S.130). Im Praktikum in der Schule galt es die Aufgaben des Schullebens zu organisieren, zu planen und zu bewältigen. Da die Einführung meiner Person in den Unterricht durch die Lehrkräfte besonders sorgfältig vorbereitet war, stieß ich hier nur ab und zu auf Probleme. Natürlich musste man sich zunächst einmal orientieren und in die vorgegebenen Strukturen einleben, dies empfand ich aber stets als positiven Stress, der mich immerzu motivierte. Im Schullalltag bereitete mir das Klima teilweise Schwierigkeiten, da ich die Heiße-Schwüle nicht gewohnt war. Dies konnte aber mit genügend Pausen und viel Trinken behoben werden. Meinen Lernfortschritt durch das Auslandspraktikum stufe ich sehr hoch ein. Nicht nur fachlich konnte ich mich verbessern, sondern auch in meinen methodischen und sozialen Fähigkeiten konnte ich einen Zuwachs an Wissen feststellen. Besonders die Erfahrung mit Deutsch als Fremdsprache war sehr spannend und erweiterte mein Vorwissen enorm. Weitergehend war es sehr lehrreich, das bereits erworbene Wissen in einer praktischen Tätigkeit umsetzen zu können. Durch die Unterstützung, besonders durch Herrn Stelzer, wurde ich als Lehrperson in meiner Lehrerrolle immer sicherer und selbstbewusster. Gegen Ende des Praktikums war ich in der Lage soviel Verantwortung zu übernehmen, dass ich Klassen eigenständig und ohne Aufsichtsperson betreuen und unterrichten konnte. Dies empfand ich als große Ehre und enormen Fortschritt in meiner bisherigen Praxiserfahrung. Auch der Umgang mit Verantwortung wurde mir durch diese Erfahrungen bewusst. Ich wurde in die Lage versetzt mich selbst zu überprüfen und kritisch zu betrachtet. Schlussendlich lässt sich festhalten, dass ich durch das Praktikum im Ausland und durch all die fremdartigen Eindrücke und Umstände sehr an Reife und Erfahrung gewonnen habe. Dies schätze ich einerseits für mich als Privatperson und andererseits im Hinblick auf meine berufliche Laufbahn als großen Lernfortschritt ein. Fachlich konnte ich mich weiterbilden und habe viele neue Sachverhalte von 12
13 unterschiedlichen Betrachtungsweisen kennengelernt. Meine Sozialkompetenz konnte ich durch die Erfahrung mit der fremden Kultur und den Kindern und Jugendlichen aus Paraguay verbessern. Da das unterrichtliche Handeln als soziale Verhaltensweise im beruflichen Rahmen nur teilidentisch mit einer grundlegenden Sozialkompetenz ist, muss diese besonders im Hinblick auf konkretes Unterrichtsgeschehen reflektiert, angepasst, ausprobiert und trainiert werden (Sarter 2006, S.131). Dies konnte ich in meinem Praktikum in besonderer Art und Weise erproben, da viele Situationen im Unterricht und die angenehme Atmosphäre innerhalb des Kollegiums dazu beitrugen. In den Fachpraktika, besonders im DaF/DaZ-Bereich, aber ebenso in der generellen Lehrerausbildung, sind die Beobachtung von ausgereiften Unterrichtsstunden einer mehr oder weniger erfahrenen Lehrperson und das selbständige Unterrichten integrale Bestandteile (Sarter 2006, S.131). Dabei greifen hauptsächlich die didaktisch-pädagogischen, die fachlichen und die methodischen Aspekte ineinander (vgl. ebd., S.131). Auf der Methodenebene wurde mir durch die Lehrkräfte der Goethe-Schule vieles Neues gezeigt, was ich in zukünftigen Praxisphasen einsetzen werde und mein DaF-Studium sinnvoll ergänzt. Durch die für mich neuen Methoden und Umgangsweisen mit Deutsch als Fremdsprache fand eine ausgewogene Vernetzung der Fachwissenschaft mit der methodischen Vielfalt statt. Durch die Verbindung von unterschiedlichen theoretischen Anteilen des DaF- Studiums mit der Praxis der Unterrichtstätigkeit in Paraguay und der Kompetenz zur Reflexion dieser unterrichtlichen Handlungen, ergibt sich eine neue Qualität meiner bisherigen Ausbildung, die erst das notwendige Berufswissen und die notwendige professionelle Handlungskompetenz einer Lehrkraft ausmacht (Sarter 2006, S.130). Eine gute oder ausgezeichnete Lehrkraft ist in der Lage, die im Studium erlernten Theorien und die gebotenen Vermittlungsprozesse angemessen anzuwenden, ihre Relevanz wahrzunehmen und mit der eigenen Arbeit zu verbinden (ebd., S.10). Das Praktikum führt im Speziellen dazu, dass ich mich nunmehr besser ausgebildet und bestärkt in meiner Lehrerrolle fühle. 13
14 7) Quellenverzeichnis 8.1) Abbildungsverzeichnis Abbildungen Titelseite: Schüler und Schülerinnen... 1 Fotos (privat): Frau Neurohr Abbildung 1: Kinder der Gastfamilie..5 Foto (privat): Frau Neurohr Abbildung 2: Klasse Foto (privat): Frau Neurohr Abbildung 3: Klasse 10.8 Foto (privat): Frau Neurohr Abbildung 4: Darstellung der Unterrichtsthemen 13 Eigene Darstellung 8.2) Literaturquellen Huneke, Hans-Werner; Steinig, Wolfgang (2010): Deutsch als Fremdsprache. Eine Einführung. Grundlagen der Germanistik. 5. Auflage. Berlin. Erich Schmidt Verlag Sarter, Heidemarie (2006): Einführung in die Fremdsprachendidaktik. Einführung Erziehungswissenschaft. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Schüller, W.P.; Wagner, H.A. (2011): Paraguay entdecken. Der praktische Reiseführer mit GPS Koordinaten. 3. Auflage Eppelheim. Stefan Wagner Verlag 8.3) Internetquellen Auswärtiges Amt. Paraguay. Kultur- und Bildungspolitik. [Online]: amt.de/de/aussenpolitik/laender/laenderinfos/paraguay/kultur- UndBildungspolitik_node.html (Datum der Recherche: ) Colegio Goethe. Deutsche Schule Asunción. [Online]: (Datum der Recherche: ) 14
15 Zustimmungsklausel: Hiermit stimme ich zu, dass dieser Erfahrungsbericht auf der Homepage des Akademischen Auslandsamtes (International Office) veröffentlicht werden darf. Ravensburg, den Lena Neurohr Mein besonderer Dank, für die allumfassende und hervorragende Unterstützung von Seiten der Pädagogischen Hochschule Weingarten, geht an dieser Stelle noch an Manuela Dornfeld vom International Office. 15
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