Hessen-Wisconsin Austauschprogram

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1 Hessen-Wisconsin Austauschprogram ERFAHRUNGSBERICHT In meinem dritten Semester meines BWL Master Studiums an der Goethe-Universität in Frankfurt wurde mir die Möglichkeit gegeben im Winter 2018/19 ein Auslandssemester an der zu verbringen. Wie die meisten Bewerber wohl wissen, ist ein Auslandssemester, insbesondere in den USA, mit viel Aufwand und Kosten verbunden. Im Folgenden werde ich verschiedene Punkte ausführen, die nicht nur für die Bewerbung relevant sind, sondern auch Tipps aufzeigen, die zu einem besseren und unvergesslichen Auslandssemester führen können. Bewerbung & Vorbereitung Der Bewerbungsprozess startet beim International Office euer jeweiligen Heimatsuniversität. Für die Bewerbung werden neben den üblichen Unterlagen wie das Bewerbungsformular, tabellarischer Lebenslauf, Notennachweis, Motivationsschreiben oder die Auswahl der gewünschten Kurse im Ausland, auch ein Sprachnachweiß, Empfehlungsschreiben, sowie der Reisepass benötigt. Letztere drei sollten frühzeitig in Angriff genommen werden, damit ihr nicht die Deadline verpasst. Den Masterstudenten kann ich nur ans Herz legen sich schon vor dem Masterstudium um alle Unterlagen zu kümmern, da eine Bewerbung direkt am Anfang des ersten Semesters erfolgt. Danach entscheidet das International Office wer zu einem persönlichen Interview eingeladen wird. Das Interview wird i.d.r. auf Englisch geführt und dauert insgesamt 15-Minuten. Danach bekommt ihr innerhalb einer Woche die Rückmeldung ob eure Bewerbung es in die letzte und finale Runde geschafft hat. Hier könnt ihr nur noch Abwarten und Tee trinken, da diese Entscheidung von dem Hessen-Wisconsin Auswahlkomitee getroffen wird. Die Endgültige Zu/Absage erfolgt Mitte Dezember. Visum Die zeitnahe Auseinandersetzung mit dem Visum ist besonders wichtig, da ihr ohne Visum direkt wieder nach Hause geschickt werdet. Sobald ihr von eurer Gastuniversität das DS-2019 für das J1-Visum oder das I-20 für ein F1-Visum erhalten habt solltet ihr das Visum beantragen. Grundsätzlich müsst ihr eine SEVIS-Gebühr bezahlen und das DS-160 Formular online ausfüllen. Der Termin beim Konsulat dauert i.d.r. nicht sehr lange. Euch werden 2-3 Fragen gestellt und danach könnt ihr auch wiedergehen. Zum Konsulat müsst ihr aber euer

2 DS-2019/I-20 sowie den Reisepass mitbringen. Auch solltet ihr keine elektronischen Geräte mitbringen, da sonst euch der Zutritt verwehrt werden könnte. Nach einigen Tagen bekommt ihr euren Reisepass inklusive Visums zurückgeschickt. Kosten & Finanzierungsmöglichkeiten Einer der Schlüsselkriterien weshalb viele ein Auslandssemester nicht anstreben ist der hohe kosten Aufwand. Um es gleich vorweg zu nehmen, die USA ist teuer, sehr teuer. Am Anfang des Semesters musste ich insgesamt ca. $4.000 bezahlen (Unterkunft, Krankenversicherung, Segregation Fees etc.). Während des Semesters fallen weitere kosten an, die je nach individuellem Bedarf unterschiedlich ausfallen können. Insgesamt habe ich ca. $600 für Essen, Bars und Reisen pro Monat bezahlt. Wobei hier gesagt werden muss, dass ich sehr viel gereist bin. Daher sollte eine Person, die nicht viel ausgeht und nicht viel reist mit $200 - $300 im Monat auskommen. Zum Glück gibt es neben dem Auslands BAföG weitere Finanzierungsmöglichkeiten wie zum Beispiel das Fulbright oder das DAAD-Stipendium. Es gibt auch weitere Stipendien. Hier am besten einfach mal das Internet durchstöbern. Green Bay ist wohl jedem bekannt der es ein wenig mit American Football hat. Die Stadt hat ca Einwohner und ist ca. zwei Stunden von Madison (Hauptstadt Wisconsin) entfernt. Die Universität hat ca Studenten und ist für amerikanische Verhältnisse relativ klein. Welches aber nicht als Nachteil angesehen werden sollte. Nach einer gewissen Zeit kommt man mit Einheimischen ins Gespräch, da man sich bei einer kleinen Universität viel öfters über die Füße läuft. Leider ist der Campus etwas außerhalb und ohne Auto ist man immer auf einen Amerikaner oder Uber angewiesen (Fahrt ca. $20 in die Stadt). Zwar fährt ein Bus kostenlos für Studenten in die Stadt, diese fährt aber nur stündlich und es dauert mehr als eine Stunde bis man in Downtown ist. Der Campus selbst ist sehr schön, neben den vielen grün Flächen bietet der Campus ein eigenes Fitnessstudio, Schwimbad, ein Coffeeshop, einen kleinen Supermarkt und ein Aufenthaltsraum mit Bar. Außerdem befindet sich der Campus direkt neben dem Lake Michigan mit ein paar Sitzmöglichkeiten. Da es in Wisconsin im Winter sehr kalt wird, sind alle wichtigen Universita tsgeba ude durch ein Tunnelsystem miteinander verbunden.

3 Kurswahl In folgenden werde ich auf das Studienangebot für BWL-Masterstudierende eingehen. Zu allererst sind die Auswahlmöglichkeiten im Masterstudium im generellen viel mehr eingeschränkt als im Bachelorstudium. Ich konnte lediglich von 5-6 Kursen auswählen wobei in meinem Fall vier Kurse 30 ECTS gewesen wären. Als Masterstudent muss man mind. 9 amerikanische Credit Points (22.5 ECTS) pro Semester belegen. Während in Deutschland meine Note von dem Exam abhing, wird in den USA viel mehr Wert auf Hausaufgaben und Teilnahme am Unterricht gelegt. Daher gilt ein gewisser höherer Aufwand während des Semesters in den USA als in Deutschland. Im Allgemeinen empfand ich das amerikanische System einfacher, da die Note nicht von einem einzigen Exam abhängig war. Letztendlich hatte ich mich für drei Kurse (9CP) entschieden. Die Entscheidung lediglich drei anstatt vier Kurse zu wählen, empfand ich als goldrichtig. Zwar wäre ein vierter Kurs möglich gewesen, aber mit dem vielen Reisen wäre es auch mit deutlich mehr Stress verbunden gewesen. Advanced Corporate Finance: Der Kurs ist eine Mischung aus Accounting und Finance. Jeder der sich für Finanzen interessiert und spaß mit Excel hat, den kann ich diesen Kurs nur empfehlen. Jede Woche gab es ein Online-Quiz welches von zu Hause aus erledigt werden konnte. Ebenfalls konnten wir unsere Klausuren (insgesamt drei) online absolvieren. Zusätzlich musste man noch eine Hausarbeit (4-5 Seiten) schreiben. Je nachdem wie Fit man mit Finance-Themen ist würde ich den Aufwand auf ca. 3-4std die Woche beschreiben um ein A zu bekommen. Organizational Behaviour: Dieser Kurs beschäftigt sich inwieweit sich ein Individuum in einer Gruppe verhält. Hierbei werden verschiedene Methoden/Modelle erklärt, um eine Verbesserung der Arbeitsleistung, Steigerung der Arbeitszufriedenheit, sowie die Förderung der Innovation und Förderung der Führung zu verbessern. Organizational Behaviour ist ein Management Kurs mit viel Text und viel auswendig lernen. Der Kurs besteht aus wöchentlichen Online-Quizzes, sowie drei Klausuren (Vorort) und einer Gruppenarbeit (5-7 Seiten + Präsentation). Der Aufwand für diesen Kurs war am Anfang hoch, doch wurde zum Ende des Semesters deutlich weniger. Auch in diesem Kurs ist ein A sehr gut möglich. Team Management Dieser Kurs beschäftigt sich mit verschiedenen Leadership Möglichkeiten. Allerdings war dieser Kurs weniger auf Theorie, sondern viel mehr auf Praxis ausgelegt. Fast wöchentlich gab es Präsentationen von verschiedenen Teams. Dieser Kurs war unter den drei Kursen mein Lieblingskurs, da er doch sehr anders zu dem deutschen Universitätssystem ist. Insgesamt

4 mussten 3 Team-Präsentationen und zweieinhalb Hausarbeiten geschrieben werden. Der Aufwand für diesen Kurs war höher als für die anderen beiden aber wurde dem entsprechend auch sehr fair bewertet. Die Anerkennung der Kurse hatte ich mir bereits vor Abreise, durch ein Learning-Agreement, von meiner Heimatsuniversität bestätigen lassen. Wohnen Die Wohnmöglichkeit in Green Bay ist und bleibt für international Studierende nur das Studentenwohnheim, da die Stadt zu weit entfernt ist und man i.d.r. kein Auto besitzt. Die Bewerbung auf einen Platz in Studentenwohnheim erfolgt über die eigene Webseite der Universität. Grundsätzlich wird den internationalen Studierenden empfohlen sich für die Shared Appartments zu bewerben. Persönlich wollte ich aber in einem Private Bedroom leben und hatte mich damals für Ed Thompson entschieden und Glück gehabt. Ich lebte mit drei Amerikanern zusammen mit den ich allerdings nicht viel unternommen hatte, da diese meistens über das Wochenende heimgefahren sind. In den Shared Appartments teilt man sich das Zimmer, sowie Bad und Küche. In den Private Bedrooms teilt man sich lediglich das Bad sowie die Küche. Allerdings sind nicht nur die Küche und das Bad, sondern auch das Wohnzimmer in den Private Bedrooms um einiges größer. Alle Wohnungen haben eine Nachtruhe, die unter der Woche ab 23 Uhr beginnt und am Wochenende ab 24 Uhr. Diese wird auch von den meisten Studenten konsequent eingehalten, da ansonsten ein Besuch von den RA s (Studierende die Patrouille laufen) oder der Campus Polizei keine Seltenheit ist. Anreise Die Anreise ging für viele über Chicago und von dort nach Green Bay. Von Chicago aus empfehlen sich drei Möglichkeiten. Die erste und wohl teuerste Variante ist nach Green Bay zu fliegen. Die zweite Möglichkeit ist mit dem Greyhound-Bus für ca. $25 und 6 Stunden nach Green Bay zu fahren. Als drittes bietet es sich an ein Auto zu mieten, wenn man nicht alleine nach Green Bay anreist. Ich hatte mich damals für den Greyhound Bus entschieden und kann diesem nur zum Teil empfehlen, da es doch sehr anstrengende 6 Stunden waren. Dennoch ist und bleibt es wohl die günstigste Alternative nach Green Bay anzureisen. Einmal in Green Bay angekommen lohnt es sich auf jeden Fall den Campus zu erkunden, da noch alles sehr schön Grün ist. Die Universität verpflichtet alle international Studierende an einer drei tägigen Einführungsveranstaltung teilzunehmen. Die drei Tage waren sehr cool, da wir

5 einiges von Green Bay und deren Umgebung sehen konnten und man erste Kontakte knüpfen konnte. Aktivitäten Green Bay ist unter der Woche eine ganz normale Kleinstadt mit wenig Aktivitäten, doch spätestens am Ende der Woche sind die Bars in Downtown voll und man hat die Möglichkeit Einheimische kennenzulernen. Besonders am Sonntag, wenn die Green Bay Packers spielen ist so gut wie jede Bar in Downtown und um das Stadion sehr gut besucht. Ein Spiel der Green Bay Packers live im Stadion mit zu erleben kann ich nur empfehlen. Hier ein Tipp: Kauft die Tickets maximal eins bis zwei Tage vorher, da die Preise drastisch fallen. Ansonsten organisiert die Universität einige Ausflüge, wie zum Beispiel ein Trip nach Chicago oder Milwaukee. Außerdem kann ich euch nur empfehlen nach Madison für Halloween zu fahren. Das sogenannte Freakfest ist eines der größten in den ganzen USA und nebenbei ist die Stadt wirklich sehr sehenswert. Der Flughafen von Chicago ist lediglich ein paar Autostunden entfernt, daher sind viele der Austauschstudenten für Thanksgiving oder ein verlängertes Wochenende in verschiedene Großstädte geflogen wie San Francisco, NYC oder auch New Orleans. Fazit Das Auslandssemester in den USA ist etwas ganz Besonderes und ein Erlebnis, von dem man noch seinen Enkelkindern erzählen wird. Ich hatte sehr viel Spaß und würde die Universität für keine andere tauschen wollen. Dennoch möchte ich hier auch festhalten, dass die Universität Green Bay im Vergleich zu anderen Universitäten in den USA doch etwas anders ist. Der Campus ist zwar schön grün und man ist nicht direkt in der Stadt, aber gerade das macht es für einen Austauschstudenten ohne Auto etwas komplizierter. Ebenfalls ist es gut zu wissen, das ausgelassene Partys auf dem Campus nicht möglich sind. Ich wünsche den zukünftigen Austauschstudenten viel Spaß, Erfolg und unvergessliche Momente.