Germanenwochenende in Bramsche vom 10. bis 12. Oktober 2014
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- Holger Gerber
- vor 8 Jahren
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1 Germanenwochenende in Bramsche vom 10. bis 12. Oktober 2014 Bramsche, wo liegt das denn? Da muss ich erstmal auf der Karte nachsehen. So oder ähnlich reagierten wir als wir letztes Jahr hörten dass es diesmal zum Germanenwochenende in den Teutoburger Wald geht. So trafen sich am 10. Oktober 29 unverwegte Germanen und Germaninnen die den langen Anfahrtsweg auf sich nahmen um mal diese Ecke von Deutschland zu erkunden. Auch unsere Gastgeberin, Cordula Glemnitz, hat auf Nachfrage bestätigt dass es Sie nur der Liebe und des Jobs wegen hier her verschlagen hat. Als unbedarftes Pfälzer Mädel hatte sie es sich nie erträumen lassen, als sie nach Stuttgart kam und der Verbindung beigetreten ist, dass es sie mal nach Bramsche verschlagen würde. Ich muss sagen, Sie hat da gar keine schlechte Wahl getroffen. Eigentlich erwartet man ja in der Gegend um Münster plattes Land. Umso erstaunter war ich als die Autobahn in Höhe vor Osnabrück noch einmal eine kräftige Steigung in den Teutoburger Wald hoch machte und von oben auch richtig viel Wald zu sehen war. Wie ich auch am nächsten Tag erfuhr wird es erst hinter Bramsche richtig platt. Aber dazu mehr. Lupo, der Mitorganisator dieses Wochenendes hat in dem verschickten Programm angekündigt das sich die Germanen um 14 Uhr im Hotel treffen um anschließend einen kleinen Stadtbummel zu machen. Da ja niemand verpassen wollte wie Bramsche aussieht und wo unsere Bundesschwester Cordula wohnt hat sich die Germanenschar frühzeitig auf den Weg gemacht um rechtzeitig da zu sein. Einige hatten die Anreise auf den Vortag verlegt um sich schon vor Ort etwas umzusehen. Doch groß war das Erstaunen vor Ort als uns Lupo mitteilte das es erst um 16 Uhr zur Stadtführung losgeht. Also was noch machen die nächsten zwei Stunden? Da dies nicht nur uns betraf wurde das nächst gelegene offene Kaffee angesteuert. Es befand sich im nahe gelegenen Hallenbad, praktisch um die Ecke, in dem schon andere Germanen sich die Zeit bei Mittagessen oder Kaffee vertrieben und uns herzlichst begrüßten. Da waren dann auf einmal die zwei Stunden ganz schnell vorüber und Cordula nahm uns sprichwörtlich an die Hand und führte uns durch Bramsche, mit einem Abstecher in die Kirche, die just zu dieser Zeit mal auf hatte und wir einen Blick hinein werfen konnten. Anschließend ging es zur historischen Tuchmacherei. Dort erfuhren wir bei einer Führung durchs Museum das Bramsche bis 1971 ein großer Tuchmacher Standort war und hier das Englische Tuch entstand, welches die Englische Garde als Uniform trägt. Uns wurden auch die ganzen Maschinen die die Wolle zerrupft, spinnt und zum Garn aufwickelt nicht vor enthalten. Selbst ein Webstuhl der das dort gewonnene Garn zu einem Läufer verwebt wurde uns im laufenden Betrieb gezeigt.
2 Das viele Hinsehen, zuhören und auch noch verstehen macht dann doch hungrig und durstig. Zum Glück hatten wir es nicht weit, denn Cordula hatte im nahe gelegenen Tuchmacherrestaurant ein Buffet für uns bestellt. Da mussten wir nicht lange drauf warten bis es eröffnet wurde und die hungrige Germanenschar fiel förmlich darüber her. Ich glaube nach guter alter Germanensitte haben wir auch nicht viel übrig gelassen. Und so rollten wir dann am Abend, es war schon dunkel, durch die Stadt, vorbei an einem Bagger See zurück ins Hotel. Noch einige unverwegte besuchten die Hotelbar um einen Absacker zu sich zu nehmen. Dabei wurde nicht vergessen unserem kürzlich verstorbenen Bundesbruder Michael Ferber zu gedenken. Umso erfreulicher war es das seine Frau Bärbel den Weg nach Bramsche auf sich genommen hatte um mit uns das Germanenwochenende zu erleben. Am nächsten Morgen ging es dann mit einem sehr komfortablen Reisebus durchs platte Land. Wir fuhren nach Papenburg, an der Ems entlang vorbei an der ehemaligen Transrapit Teststrecke. Da niemand eine Pipi Pause zwischen durch brauchte und wir somit eher in Papenburg waren wie gedacht, machte unser Busfahrer Franz den Vorschlag noch an der ehemaligen Torfstecherei am anderen Ende von Papenburg vorbei zu fahren. Dort machten wir eine kurze Rast und bestaunten wie dort die alten Torfstecher früher wohnten, arbeiteten und starben. Doch der Aufenthalt war nur ein kurzes Füße vertreten, obwohl der eine oder die andere gerne länger geblieben wäre und auch gerne eine Grachtenfahrt mitgemacht hätte. Doch die Zeit drängte mittlerweile, denn das Mittagessen und die anschließende Besichtigung der Meyer-Werft standen an. Zum Mittagessen ging es direkt in die Stadtmitte. Hier erwartete uns eine große Überraschung. Denn die Stadt ist durchzogen von ehemaligen Torf Kanälen. Heute sind diese natürlich still gelegt und es führen wunderschöne mit Blumen bepflanzte Einkaufsstraßen daran entlang. In den Kanälen liegen alte Handelssegler und ein als Piraten verkleideter Shanti-Chor spielte alte Seemannslieder.
3 Das Wetter spielte auch herrlich mit, so dass man eigentlich gar nicht ins Restaurant zum Mittagessen wollte. Doch frei nach dem Germanen Prinzip Wir lassen nichts verkommen, ging es schnell zum Mittagessen um sich danach die Füße zu vertreten und einen kleinen Schlenker an den Kanälen entlang zu machen. Dort sammelt uns dann Lupo mit der nun eingetroffenen Stadtführerin wieder ein und mahnte uns schnell zum Bus zu gehen. Denn wenn wir den Termin im Besucherzentrum der Meyer-Werft verpassen, haben wir keine Gelegenheit mehr rein zu kommen. Also los, die Beine in die Hand und ab in den Bus. Es war nur eine kurze Fahrt zur Werft. Schon von weitem sahen wir die beeindruckend hohe und lange Werftanlage. Wie uns die Führerin mitteilte sind die Buchstaben des Schriftzuges der Meyer-Werft schon 10 Meter hoch. Dies ist auf den größten komplett überdachten Baudocks von 70 Meter Höhe und 504 Meter Länge auch nötig. Wie wir im Besucherzentrum erfuhren ist die MEYER WERFT ein traditionsreiches Unternehmen: 1795 nahm die MEYER WERFT in Papenburg an der Ems erstmals ihren Betrieb auf. Seit über 200 Jahren werden ununterbrochen Schiffe verschiedenster Bauart von den Experten und Spezialisten des Familienunternehmens gebaut wechselte die Werft ihren Standort und zog an den Stadtrand Papenburgs. Erstmals sollten hier Kreuzfahrtschiffe entstehen. Schon 1986 lief die weltbekannte Homeric aus. Sie ist heute eines der letzten Schiffe, das klassisch durch einen Stapellauf zu Wasser gelassen wurde. Um international mit anderen Werften konkurrieren zu können, wurde die Produktionstechnik beständig erweitert. So entstand bis 1987 in Papenburg eines der größten überdachten Baudocks auf der Welt. Dies verlängerte die MEYER WERFT Anfang der Neunziger um weitere 100 Meter. Hier entstehen bis heute anspruchsvollste Passagier- und Kreuzfahrtschiffe. Doch die Entwicklung der MEYER WERFT geht weiter: 2001 wurde der Bau eines zweiten überdachten Baudocks beschlossen. Auch neue Vorfertigungshallen kamen hinzu. In diesen wird vor allem die Laserschweißtechnik serienreif eingesetzt. Auch das zweite Baudock wurde inzwischen um 120 m auf eine Gesamtlänge von 504 m verlängert. Die Bauarbeiten wurden Ende 2008 abgeschlossen. Heute verfügt die MEYER WERFT weltweit über die modernsten Anlagen im Schiffbau und es wurden Kreuzfahrtschiffe gebaut wie die AIDA Flotte oder wie die zur Zeit im Bau befindliche Anthem of the Seas für die Royal Caribbean International Rederei.
4 Wir konnten bei einem Rundgang durch die Werft einen Blick auf dieses Schiff werfen wie es im Trockendock zusammengebaut wird. Erstaunlicherweise entsteht auch schon das nächste Schiff direkt neben dran in der Halle. Hier werden schon die Einzelteile, in Form von vormontierten Abschnitten, bereitgestellt. Auch einen Blick in eine Musterkabine konnten wir werfen und natürlich auch die ganzen Modelle von den Schiffen bewundern die schon für die unterschiedlichsten Zwecke gebaut wurden. Diese reichten von einem Feuerschiff über Tank- und Tiertransportschiffe bis hin zu den größten Luxuskreuzfahrtschiffen. Ihr merkt schon an der ausführlichen Beschreibung wie begeistert ich von diesem Besuch war. Es gäbe noch so viel mehr zur berichten. Doch das könnt ihr auch alles im Internet unter nachlesen und anschauen. Oder besser noch, macht einen Termin im Besucherzentrum wenn ihr mal da oben in der Gegend seid. Es lohnt sich auf jeden Fall! Nach diesem Besuch waren wir ziemlich erschöpft und es wurde im Bus ganz schnell still. Einige machten ein Erholungs Nickerchen, denn der Abend sollte noch lang werden. Natürlich war wieder ein festlicher Abend im Hotel angesetzt. Schnell noch einen Kaffee trinken oder sich im Bett kurz austrecken und duschen, dann konnte man sich schon wieder in Schale werfen um pünktlich zum Sektempfang da zu sein. Ein kurzes Germanenpalaver und schon wurden die Plätze an den Tischen besetzt. Natürlich fanden sich wieder die üblichen Grüppchen zusammen, doch so war für Gesprächsstoff an den Tischen für den Abend gesorgt. Da waren die Unterbrechungen mit den Reden ja fast schon lästig. Cordula berichtete in ihrer Ansprache wie sie damals aus der Pfalz nach Stuttgart und in die Verbindung kam und dort auch ihren Mann kennen lernte. Es war mal interessant zu hören wie unsere drei Bundesschwestern damals zur Germania stießen, denn die drei (Cordula, Rosmarie und Juliana) sind in einem Pack bei uns eingefallen. Nach dem Hauptgang gab es dann noch eine kurze Unterbrechung. Hier verkündete ich ein paar Neuigkeiten aus der Germania, bedanke mich im Namen aller Germanen bei den Organisatoren für ihren Einsatz und die Ausrichtung des Germanenwochenendes und Lupo übernahm dann die Stabübergabe an Wolfgang und Marianne Druschke, die nächstes Jahr das Germanenwochenende in Bad Dürkheim an der Weinstraße ausrichten werden.
5 Der Abend endete dann wieder in der Bar, in der wir noch in großer Runde zusammen saßen und den letzten Absacker schlürften. Der Sonntagmorgen startete zum Glück etwas später. Das nächste Ausflugsziel lag auch nicht so weit entfernt. Es waren nur 8 km nach Bramsche-Kalkriese zum Gelände der Varusschlacht. Dort sollen die Römer von den Germanenstämmen fürchterlich eins auf die Nase bekommen haben. Hier befindet sich eine topgrafische Engstelle die von den Germanen noch durch Wälle verstärkt wurden und die Römer mussten hier mit Sack und Pack durch. Das nutzte Hermann der Cherusker aus um mit verbündeten Germanenstämmen drei Legionen ( bis Mann) von Publius Quinctilius Varus den Gar aus zu machen. Es ist zwar umstritten ob hier wirklich die Schlacht stattgefunden hat, doch Ausgrabungen mit entsprechenden Funden legen die Vermutung nahe. Auf jeden Fall wurden wir von einer kompetenten Führerin in das Leben und Wirken der Römer und Germanen fachkundig eingeführt und durch die Ausstellung geführt. Auch der Aufstieg auf den Besichtigungsturm lohnte sich um einen Überblick über das Gelände und die Ausgrabungsstätte zu bekommen. Komischer Weise machen solche Museumsbesuche hungrig und durstig, obwohl wir doch ein sehr gutes und reichhaltiges Frühstück im Hotel hatten. So wurden dann auch ganz schnell die reservierten Tische im nahe gelegenen Museums Restaurant belagert und unsere Germanen fielen über das gereichte Mittagessen her. Damit neigte sich auch schon dieses Wochenende wieder dem Ende entgegen. Denn es steht eine lange Heimreise an, wer nicht verlängert hat. So gab es eine herzliche Verabschiedung bei jedem, mit dem Versprechen sich zur Gründungsmetzelsuppe im November oder spätestes nächstes Jahr in Bad Dürkheim wieder zu sehen. Zum Ende bleibt mir hier nur noch ein herzliches Dankeschön an Cordula Glemnitz sowie an Jürgen und Susanne Schaffner auszusprechen für die Organisation dieses erlebnisreichen und interessanten Germanenwochenendes. Ingo Herrmann
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