Täglich bewegen Psychomotorik im Alltag
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- Samuel Schuler
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Täglich bewegen Psychomotorik im Alltag Ein Projekt des IWB (Institut für Weiterbildung der PH Bern) in Zusammenarbeit mit den Berner Psychomotorik Therapeutinnen (astp)
2 Projektgruppe Regine Berger, Dozentin Fachausbildung und Fachdidaktik Bewegung und Sport Vorschulprimarstufe, PH Bern Marzili Christina Busato Klopfenstein, dipl. Psychomotorik-Therapeutin astp Psychomotorik Therapeutin und Stellenleiterin in der Stadt Bern Barbara Müller Sommer, dipl. Psychomotorik-Therapeutin astp Psychomotorik Therapeutin in der Stadt Bern Judith Sägesser Wyss, dipl. Psychomotorik-Therapeutin astp Psychomotorik Therapeutin in der Sprachheilschule der Stadt Bern Dozentin für Psychomotorik an der PH Bern, Institut für Heilpädagogik Katrin Ruff, Psychomotorik Therapeutin astp und Sportlehrerin Psychomotorik-Therapeutin in Belp. Koordination: Judith Sägesser Wyss Denzlerstr Bern Anmeldung: 2
3 Ausgangslage Die Zahl der Kinder mit Psychomotorischen Schwierigkeiten hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. 1 Neuste Untersuchungen liefern alarmierende Zahlen über das Bewegungsverhalten, die motorischen Fähigkeiten und den Gesundheitszustand unserer Schulkinder.1 20 Prozent der Schweizer Kinder sind übergewichtig, vier Prozent sogar fettleibig, Tendenz: steigend. 2 Jedes fünfte Kind klagt über gelegentliche oder chronische Rückenschmerzen.2 Die Hälfte aller Sechsjährigen kann keinen Purzelbaum schlagen.2 Die Schere zwischen motorisch geschickten und motorische ungeschickten Kindern öffnet sich immer mehr. 2 Die häufigste Todesursache bei den Zehn- bis Vierzehnjährigen sind Fahrradunfälle. Der Strassenverkehr hat in den letzten 10 Jahren um einen Fünftel zugenommen, die Geschicklichkeit der Kinder auf dem Fahrrad nimmt stetig ab. 2 Diese Bewegungsdefizite der Kinder und der ganzen Bevölkerung haben negative gesundheitliche und volkswirtschaftliche Folgen: In der Schweiz sterben jährlich 2000 Menschen mangels Bewegung; 1, 4 Mio. Erkrankungen werden darauf zurückgeführt. Die Kosten für Inaktivität werden mit 1, 6 Mia. CHF jährlich angegeben. 3 Demgegenüber steht die Erkenntnis, dass ausreichende Bewegung präventiv gegen Herz- und Kreislaufkrankheiten hilft, Übergewicht verhindern kann und das Risiko für Osteoporose reduziert. Aber Bewegung heisst nicht immer gleich Sport. Wer im Alltag genügend bewegte Momente einbaut, tut bereits viel für seine Gesundheit. Wohlbefinden und Gesundheit hängen auch von einer guten Körperwahrnehmung ab; diese wird nicht nur über sportliche Leistungen verbessert. Der Bundesrat will mit einem Konzept für eine Sportpolitik in der Schweiz den Anteil der Bevölkerung, der sich regelmässig bewegt, erhöhen. 4 Das vorliegende Projekt setzt bei den zukünftigen Erwachsenen an, mit der Überzeugung, dass Lust und Freude an der Bewegung in der Kindheit entdeckt und entwickelt und ins Erwachsenenalter mitgenommen werden sollten. 1 Gemäss Aussage des Schulärztlichen Dienstes der Stadt Bern 2 Zahner,L. und Pühse,U. und Stüssi,C. und Schmid, J. und Dössegger, A.: aktive Kindheit gesund durchs Leben, Magglingen Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt : Neue Bewegungspolitik. Basel Konzept des Bundesrates für eine Sportpolitik in der Schweiz vom
4 Bewegung liegt allem Werden zugrunde (Zitat Paul Klee) Zielsetzungen Die Direktion für Bildung, Soziales und Sport der Stadt Bern, abgekürzt BSS, stellt in ihren Zielsetzungen das Wohlergehen der Menschen ins Zentrum. Im Anschluss an das Jahr des Sportes wollen die Psychomotoriktherapeutinnen der Stadt Bern das Thema Bewegung vertieft aus einer psychomotorischen Sichtweise beleuchten. Der Fokus liegt dabei auf der Körperwahrnehmung und dem Selbstkonzept, welche die Koordinationsfähigkeit und die Handlungskompetenz der Kinder wesentlich prägen. Das (Wieder-) Entdecken der eigeninitiativen, selbstverständlichen Bewegung ist ein weiteres wichtiges Ziel des Projekts. Bewegung und Wahrnehmung öffnen dem Kind den Weg zum Kennenlernen seines Körpers Mit Angeboten für die körperliche Sinneserfahrung lernt das Kind seinen Körper besser kennen (stabiles Körperkonzept); dieser Zugang bleibt ihm auch im späteren Leben erhalten. Eine gute Beziehung zum eigenen Körper entwickeln ist gelebte Suchtprophylaxe. Das Kind nimmt die Welt und seine Mitmenschen über all seine Sinne, über seinen Körper und über seine Tätigkeiten wahr. Über Bewegungsangebote innerhalb und ausserhalb des Schulzimmers und über die Möglichkeit, diese Bewegungsräume alleine oder mit anderen zusammen zu gestalten, nimmt das Kind Kontakt zu seiner Umgebung auf und erschliesst sich somit die Welt. Es baut dadurch Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und ein positives Selbstkonzept auf. Zusammenhänge zwischen kindlicher Bewegungsfreude, die zum Entdecken der eigenen Wirksamkeit und zu einem Be-greifen der Umwelt führt und dem Lernen (über diese Welt und in dieser Welt) werden Eltern und Lehrkräften bewusst gemacht (Elternabende, Weiterbildung). Bewegung stärkt die Muskulatur, die Knochendichte und das Organsystem, stabilisiert dadurch die körperliche Entwicklung und beugt Schäden im Erwachsenenalter vor. Die Lehrpersonen und Eltern wissen über Bedeutung, Form und Wirkung von Bewegung und Wahrnehmung Bescheid und können den Kindern deshalb die Freude an der Bewegung im Schulalltag und in der Freizeit vermitteln. Gezielte Möglichkeiten, im eigenen Umfeld mehr zu bewegen, werden mit Lehrkräften, Eltern und Behörden erarbeitet. Warum nicht auch mal Hausaufgaben in Bewegung geben? Der zunehmenden Bewegungsarmut bei den Kindern, welche psychomotorische Störungen vermehrt auftreten lässt, Lernstörungen begünstigt und für die Gesellschaft mittelfristig grosse Kosten verursacht (Herz-Kreislauf-Erkrankungen schon bei Kindern, immer mehr übergewichtige Menschen), soll durch frühzeitiges, zielgerichtetes Handeln entgegengewirkt werden. 4
5 Angebote Dieses Projekt ist ein Angebot im Bereich Bewegung für Kinder des Kindergartens und der Unterstufe (der Volksschule der Stadt Bern). Die Lehrpersonen sollen über die grundlegenden Zusammenhänge zwischen Bewegung und Wahrnehmung und gesunder, kindlicher Entwicklung unterrichtet werden. Die Eltern werden durch die Lehrkräfte in das Projekt miteinbezogen. Weiterbildung der Lehrkräfte: Die Ausbildung der Lehrkräfte umfasst 4 Module im Umfang von je 3,5 Stunden, welche im Zeitraum von 2-3 Monaten stattfinden. Die Lehrkräfte wissen über den Einfluss der Bewegung und Wahrnehmung auf die Gesamtentwicklung der Kinder Bescheid und können den Kindern die Freude an der Bewegung im Schulalltag vermitteln. Sie kennen die Grundlagen der Psychomotorik und kennen Massnahmen zur Unterstützung eines guten Selbst- und Körperkonzeptes. Erarbeiten und Durchführen von Elternabenden Elternabende werden mit den Lehrkräften erarbeitet. Die Eltern bekommen Einblick in die Projektarbeit und lernen die Bedeutung der Bewegung und der Wahrnehmung für die gesunde Entwicklung ihrer Kinder kennen. Sie bekommen Ideen für Bewegungsmöglichkeiten im Alltag, welche sie zusammen mit ihren Kindern ausprobieren können. Intervision In der Intervisionsgruppe werden die gemachten Erfahrungen ausgetauscht und evaluiert. Gemeinsam mit den Kursleiterinnen wird nach weiterführenden Ideen gesucht. Der Besuch der Intervision ist fakultativ. Umgestaltung der Kindergärten- und der Schulräumlichkeiten Die Lehrkräfte erhalten Beratung und Begleitung im Umgestalten ihrer Räumlichkeiten und der Pausenplätze. Das Bewegungsangebot beinhaltet vor allem Bewegungsräume, welche den Kindern eigene Gestaltungsmöglichkeiten bieten, die einzeln oder in Gruppen genutzt werden können (Bewegungsbaustelle). Evaluation In den Jahren werden Aspekte des Präventionsprogramms von Studierenden des Instituts für Sportwissenschaft (ISPW) der Universität Bern evaluiert. Mit Unterstützung von: Institut für Weiterbildung (IWB) der PH Bern Dr. phil. S. Valkanover, Institut für Sportwissenschaften (ISPW), Universität Bern Frau Regine Berger, BVSS (Berner Verband Sport in der Schule) Franziska Weber und Ursula Streit-Zaugg, Bauberaterinnen LEBE und KgCH Direktion für Bildung, Soziales und Sport (BSS), Stadt Bern Dr.Martin Vetter, Leiter des Studienganges Psychomotoriktherapie im Departement Pädagogischtherapeutische Lehrberufe HfH Zürich GDS / IfB Basel, Ausbildung in Psychomotoriktherapie ASTP (Schweizer Verband der Psychomotorik-Therapeutinnen) Herrn Ernst Ziehli, Schulinspektor Kreis 6 das Projekt "Burzelbaum" der Kindergärten Basel unter der Leitung von Colette Knecht 5
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