Auslandsbericht SS 2009
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- Louisa Boer
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1 Auslandsbericht SS 2009 Name: Nina Reiswich Semesterzahl: 4 Fach: Kommunikationswissenschaft Semesteranschrift: Calle Rafael Lopez Pando Nr.2,Escalera A, Piso 2 D Madrid ninareiswich@hotmail.com Vertrauensdozent: Prof. Dr. Jürgen Manemann Universität: Universidad Complutense Madrid Heimatanschrift: Steinstr Saarbrücken ninareiswich@hotmail.com Referentin/Auslandsreferent Dr. Inga Scharf/ Hendrik Grote Vorbemerkung Dieser Bericht dient gleichermaßen dazu meine Auslandserfahrung in Madrid an der Universidad Complutense zu reflektieren sowie eine Hilfestellung für diejenigen, die sich für ein Auslandsemester in Spanien/Madrid entscheiden zu bieten. Learning Agreement und Co. Wer im Bachelor studiert sollte sein Auslandssemester frühzeitig (am besten schon im ersten Semester) planen. Meistens wird ein Motivationsschreiben von der Heimatuniversität verlangt. Falls man durch das ERASMUS Programm unterstützt wird, muss dazu noch ein so genanntes Learning Agreement vom Prüfungsamt abgesegnet und an die Universität im Ausland geschickt werden. Hier werden die Veranstaltungen und Seminare eingetragen, die im Nachhinein anerkannt werden sollen-also nicht bis zur letzten Sekunde warten und die Kurse schon frühzeitig absprechen. Auch wenn das Vorlesungsverzeichnis der Gastuniversität noch nicht online abrufbar ist, sind die Angebote oftmals ähnlich; somit dient das Learning Agreement eher als Absicherung und nicht endgültige Wahl der Kurse, die sich eher nochmal ändern werden. Wie auch in meinem Fall. Mein vorläufiger Vorlesungsplan hat sich in den ersten zwei Wochen nach Semesteranfang mindestens fünf Mal geändert. Manche Veranstaltungen fanden nicht mehr statt, andere wurden auf neue Zeiten verlegt, viele haben sich überschnitten. So hatte ich letztlich keine andere Wahl als ein neues Learning Agreement zu erstellen. Ich entschied mich diesmal lieber weniger Kurse zu belegen, dafür aber auch in andere Fachbereiche reinzuschnuppern, was sich im Ausland sehr gut anbietet.
2 Ein Unterschied zu Deutschland ist, dass in Spanien die Vorlesungen bzw. Seminare mehrmals die Woche stattfinden. Wohnungssuche Kaum waren die letzten Klausuren in Erfurt geschrieben, machte ich mich dann Ende Januar auf den Weg nach Madrid. Da ich schon zuvor in meinem Leben sehr viel gereist bin, hatte ich weder Angst noch Lampenfieber die nächsten fünf Monate in einem bislang fremden Land zu verbringen, sondern freute mich auf diese neue und aufregende Zeit. Außerdem hatte ich das Glück bereits vor meiner Abreise eine Unterkunft gefunden zu haben, wodurch mir der Stress einer Wohnungssuche, den viele anderen neu angekommenen ERASMUS-Studenten hatten, erspart blieb. Bei der Wohnungssuche hat man grundsätzlich drei Möglichkeiten. Entweder man sucht sich schon ein Zimmer im Internet oder in Anzeigen und hofft dann, dass die WG einigermaßen nett ist und alles in Ordnung ist. Oder man kommt erst Mal an, quartiert in einem billigen Hostel/Jugendherberge und sucht sich die Wohnung vor Ort. Die dritte und beste Möglichkeit ist jemanden zu kennen, der jemanden kennt, der dann vor Ort ist und sich die Wohnbedingungen anschaut. Wenn man Glück hat steht das Zimmer bei der Ankunft schon zum Einzug bereit. Aber auch wenn das nicht klappt-keine Sorge: in zwei Wochen findet man immer was Einfach Augen auf! Am Schwarzen Brett der Fakultäten hängen jede Menge Angebote Auch ist es kein Problem nach 1-2 Monaten umzuziehen, denn zu der Zeit hat man schon viele Leute kennen gelernt, die hilfsbereit sind und einem auf die Sprünge helfen. Die Kommunikationswissenschaft/Ciencias de Información Die Kommunikationswissenschaft an der Complutense Universität in Madrid heißt Ciencias de la Información und ist inhaltlich breit gefächert. Von Journalismus, PR und Werbung über Film und Radio sowie Medienrecht, Mediengeschichte Medien- und Werbewirkungsforschung und mehreren soziologischen Ausrichtungen ist alles dabei. Insgesamt gibt es 20 Abteilungen (Departamentos) mit den verschiedenen Orientierungen. Unter Studenten unterscheidet man grundsätzlich Periodismo - Journalismus, Publicidad-Werbung und Medios Audiovisuales- Audiovisuelle Medien. (Fast)alle Lehrveranstaltungen werden in Spanisch gehalten Studenten studieren an der gesamten Uni. Es gibt 186 Departments und 32 Bibliotheken. Aufgrund dieses großen Angebots sollten die Studierenden schon frühzeitig ihre Vorlieben der Ausrichtungen überlegen, da die Kurse sehr schnell ausgefüllt sind. Es gibt sowohl Massenvorlesungen als auch Kleingruppen-Seminare-je nach Departement und Ausrichtung. ERASMUS-Studenten haben oftmals freie Wahl (solange es im Learning Agreement dann auch steht!) Ich belegte z.b. vier Kurse zu jeweils 4,5 Leistungspunkten (bei uns zu 3 LP umgewandelt): Etica y Deontología de Informacíon (Ethik und Deontologie der Information), Politicas de Información y Comunicación en la Union Europea (Politik der
3 Information und Kommunikation in der Europäischen Union), Marketing und Marketing Social y Politico (Soziales und politisches Marketing). Außerdem nahm ich an der Veranstaltung Communication Politica (politische Kommunikation) teil, ließ sie mir jedoch nicht anrechnen, weil ich schon genug Leistungspunkte erreicht habe. Wenn man die Klausuren mitschreiben will, ist es ratsam, sich vorher mal zu melden, da die Professoren relativ viel Wert auf persönlichen Kontakt legen. Alle Studenten müssen jedem ihrer Professoren eine Karte ( ficha ) mit Foto und persönlichen Daten abgeben. Die Vorlesungszeiten In Madrid finden die Vorlesungen/Klausuren von Mitte Februar bis Ende Juni im Sommersemester und von der ersten Oktoberwoche bis Ende Dezember im Wintersemester statt. Im Grunde gibt es also nicht wirklich unsere Frühlings - Semesterferien. Wenn man also im Sommersemester in Madrid studieren möchte, muss man dafür sorgen, dass alle Prüfungen in Deutschland vor Februar geschrieben sind! Die Fakultät Wenn man mit der Metro bis "Ciudad Universitaria" fährt und nach rechts der Straße entlang läuft, dauert es keine 5 Minuten bis man vor dem alten Gebäude der Fakultät steht. Es kursieren Gerüchte, dass dieses Gebäude ein ehemaliges Frauengefängnis ist Nun ja-von außen könnte man es fast glauben. Dazu ein Foto ohne weitere Kommentare. Das neue Gebäude ist das genau Gegenteil: schön und modern eingerichtet mit der neuesten Technik (auch wenn sie nicht immer funktioniert). Natürlich sollte man seine
4 Kurse nicht nach den Gebäuden wählen, es lohnt sich jedoch durchaus mal bei den Kommilitonen nach den Lehrkräften nachzufragen. So kommt man mit Spaniern ins Gespräch und bekommt wohlmöglich einen guten Tipp! Bibliothek Die zweistöckige Bibliothek der Fakultät ist vergleichsweise klein und übersichtlich. Einfach nach einem Ausweis fragen und die Bücher am besten vorher im Computersystem suchen. Wenn die Bücher zu spät gebracht werden, muss man zwar nichts zahlen, kann man 2 Wochen lang nichts ausleihen, was manchmal schlimmer ist wenn Literatur dringend gebraucht wird. Ich rate es keinem in der Klausurenzeit des Sommersemesters in der Bibliothek zu lernen-sie ist proppenvoll, man kriegt kaum Luft und es ist viel zu laut um sich konzentrieren zu können! Das ERASMUS-Büro Das ERASMUS-Büro befindet sich im dritten Stock des alten Gebäude (und hat leider sehr ungünstige Öffnungszeiten; ich glaube von Uhr) Die Mitarbeiter, meist selbst Studenten, sind sehr freundlich und stehen stets (zumindest per ) für Fragen zur Verfügung. Daneben wird das ESN-Programm angeboten. ESN steht für ERASMUS-Student Network und ist eine Assoziation von und für Studenten, die ausländischen Studenten bei der Wohnungssuche, bei der Zusammenstellung des Stundenplans usw. helfen, Feiern veranstalten und vor allem günstige Reisemöglichkeiten in ganz Spanien anbieten. Zudem gibt es ein Tutoren- und ein Tandemprogramm, was sich beides lohnt. Die ESN-Karte, die nur 5 Euro kostet, bietet jede Menge Möglichkeiten für vergünstige Aktivitäten von kostenlosen Führungen durch Madrid über bis günstige Eintrittskarten in Museen bis Bier für 1 Euro an. Sprachkurs Wenn man es schafft die Klausuren im Heimatland früher zu absolvieren, besteht die Möglichkeit einen zwei-wöchigen Spanisch-Intensivkurs zu absolvieren. Nach dem Einstufungs-Sprachtest wurde ich in einen recht überschaubaren B2-Niveau Kurs mit rund zehn weiteren Studenten aus aller Welt eingeteilt. Bereits nach zwei Wochen je vier Stunden Intensivkurs habe ich bei meinem sprachlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen deutliche Fortschritte gemerkt. Als die Vorlesungen anfingen war es kein Problem das Wesentliche des Stoffes zu verstehen, wobei ich dennoch feststellen musste, dass Spanisch tatsächlich eine der schnellsten Sprachen der Welt ist.
5 Madrid und Freizeit Doch trotz dieser interessanten Veranstaltungen standen eher die außeruniversitären Tätigkeiten im Mittelpunkt dieses Auslandssemesters. Das Kennenlernen der spanischen Kultur (ich machte einen Salsa- und Flamenco-Kurs), das Erkunden Madrids auf eigene Faust und das vielseitige Reisen durch Spanien haben mich überwältigt und sehr geprägt. Madrid, wie alle Hauptstädte, bieten so viele Möglichkeiten, dass man anfangs nicht wissen wird wo man anfangen soll. Hier hilft zunächst der "Guía del Ocio" ("Freizeitführer"), welchen man an jedem Kiosk bekommt und darin erfährt man alles, was in der Woche grade los ist. Außer dem kulturellen Angebot an Museen (die drei berühmtesten sind Museen Prado, Reina Sofia und Thyssen-Bornemisza), bietet Madrid eine riesige Auswahl an Kinos und Theatern der Rest der Stadt scheint aus Bars und Clubs zu bestehen Wer sich für Tanz und Theater begeistern wird Madrid lieben: es gibt über 75 Theater und alle Stücke, die ich gesehen habe waren sehr, sehr gut. Auch lohnt sich ein Besuch in eine Flamenco-Bar. Eine nette Einstiegsmöglichkeit ist das Tablao in der Calle de Cuchilleros nah der Plaza Mayor Die Vorstellung kostet 10 Euro (ein Getränk inklusive)
6 und dauert fast zwei Stunden. Für richtige Flameco-Abendessen mit Life-Musik, Gesang und tollen Kleidern muss man mit Euro pro Person rechnen. Auch rate ich vor der Reise einen kleinen Reiseführer mitzunehmen-da findet man gute Tipps für wie man Madrid auf eigene Faust entdecken kann, wo es die leckersten Tapas gibt (Cava Baja z. B.) wann die Öffnungszeiten der Museen sind usw. Abgesehen davon, dass die Stadt selbst sehr viel zu bieten hat, kann man aufgrund der zentralen Lage auch gut reisen. In diesen fünf Monaten war ich (unter anderem mit ESN) in Spaniens ehemaliger Hauptstadt Toledo, folgte den Spuren von Don Quijote de la Mancha bis nach Ciudad Real, schaute mir die antiken Mauern in Avila, die Basilika in Escorial und die Universität in Salamanca an, besuchte die Kathedrale in Sevilla, betrachtete voller Ehrfurcht wie in Valencia die so genannten fallas verbrannt wurden, reiste nach Barcelona zu dem Studienstiftungs-Auslandstreffen besuchte die Alhambra in Granada und war schließlich auch noch im Baskenland unterwegs (San-Sebastián und Bilbao)! Dabei habe ich sehr viele Menschen kennen gelernt und gute Freunde gewonnen. Fazit Zusammenfassend brauche ich wohl noch eine Weile um das Erlebte in Spanien zu verarbeiten und zu reflektieren, doch schon jetzt lässt sich sagen, dass ich eine wunderbare Zeit hatte, viel (auch über mich selbst) gelernt habe und jedem der die Möglichkeit hat empfehle ein Auslandsemester hier zu absolvieren. Einfach weil die Erfahrung unbezahlbar ist
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