Protokoll über die Rotary Reise nach Krakau vom 8. bis 12. Mai 2013
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- Kurt Goldschmidt
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Protokoll über die Rotary Reise nach Krakau vom 8. bis 12. Mai 2013 Teilnehmer: Die Freunde Walter und Martina Ameling, Martin und Molly Gallhöfer, Dieter Groll und Ellen Siebel, Achim und Ute Hausen, George und Mady Milojcic, Evelyn und Harald Plamper, Christoph Steegmann und Gabriele Beermann, Hans-Gert und Barbara Bieler, Jürgen und Christel Maas, Nicolas Hunzelmann und Margaretha Skorupka, Manfred und Gisela Hecker : Ein Teil unserer Freunde (Bieler, Maas, Hunzelmann und Hossmann) reiste erst am 9.5. an. So beginnt für die anderen unsere Rotarische Krakau-Reise schon am Mittwoch. Mit dem Zug fahren wir nach Frankfurt und nehmen den Flieger nach Krakau um 18:20 Uhr. Begleitet werden wir von Herrn Schniewind, der mit seinem Reisebüro alles so trefflich vorbereitet hat und nun dafür sorgt, dass uns auch vor Ort jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Pünktlich in Krakau kurz nach 20 Uhr angekommen erwartet uns schon unser Fahrer, der uns in das Hotel Andels bringt. Mit ihm treffen wir Martin, unseren polnischen Führer, der uns schon am Flughafen erwartet hat. Er spricht perfekt deutsch und verfügt über ein schier unerschöpfliches historisches und kulturelles Wissen. Eine erste Kostprobe erfahren wir bereits auf der Fahrt in die Stadt. Martin verkürzt uns die Fahrtzeit mit Geschichte und Geschichten Polens.
2 Wir erreichen unser Hotel, einen modernen Bau direkt an die Altstadt grenzend. Während des Abendessens im Hotel haben wir die durchaus reichhaltige Weinkarte inspiziert. Aber als wir uns für ein Gewächs entschieden hatten und die zweite Flasche bestellten, war sie auch schon die letzte. So haben wir an diesem Abend wohl den Keller des Hauses um die trinkbarsten Weine radikal erleichtert : Am nächsten Tag geht es schon um 8:00 Uhr los, mit dem Bus zum Salzbergwerk Wieliczka. Seit etwa 3500 vor Christus lässt sich die Salzsiederei in der Gegend nachweisen. Dieses Juwel Polens im südpolnischen Ort Wieliczka (deutsch Groß Salze) ist eines der ältesten und bekanntesten Salzbergwerke der Welt. Seit 1978 ist es UNESCO-Weltkulturerbe. Dort mußten wir bereits zu Höchstleistungen auflaufen - besser Niederstleistungen -, denn 892 Stufen auf einer Holztreppe führten uns hinunter auf die Sohlentiefe von 135 m. Beeindruckend waren die unterirdischen Gänge, riesigen Hallen mit Kronleuchtern aus Salzreflektoren, salzgesättigte Seen und eine Vielzahl von aus dem Salz modellierten Figuren vom Bildnis der mittelalterlichen Herzogin Kunigunde (poln. Kinga), auf welche eine Sage die Entdeckung des Salzstocks zurückführt, bis hin zum polnischen Papst Johannes Paul II waren sie alle vertreten. Ebenso beeindruckend waren aber auch die nicht endenden langen Stollen, die wir nur zu einem kleinen Teil aber schon das war hinreichend ausgiebig zurücklegen mußten. Anschließend fuhren wir nach Nowa Huta. Neue Hütten für neue Menschen: In Krakau sollte der sozialistische Mensch geformt werden. Und doch wurde es eines der Zentren der Solidarność-Bewegung. Die Arbeitervorstadt Nowa Huta zu deutsch Neue Hütte war im offiziellen Sprachgebrauch ein Geschenk des russischen Volkes an Polen. Näher an der Wahrheit liegt wohl die Deutung, dass die Neubauten und das riesige Stahlwerk als Bestrafung für das bürgerliche Krakau gedacht waren.
3 Nach einem Rundgang durch die Straßen der stalinistischen Gebäudefronten genossen wir in einem echt kommunistischen Kaffee einen Espresso Kommunistico. Das Mobiliar wie aus dem Film, am Eingang der in die Jahre gekommene Geheimdienstmann, der entschied, wer hineindarf und wer nicht. Heute beäugt er aus faltigem Gesicht die Herde der kapitalistischen Touristen, die sich auf einen rabenschwarzen Kaffee und ein Stück Apfelkuchen über die Zeitreise in die rote Vergangenheit hier einfinden. Auch unsere Kellnerin pflegte nach wie vor den herben Charme des Kadertons der örtlichen DKP. Besonders eindrucksvoll war unser anschließender Besuch in der örtlichen Kirche der Mutter Gottes, der Königin von Polen (polnisch: Kościół Matki Bożej Królowej Polski) im Stil der Arche Noah. Gebetet werden sollte in Nowa Huta überhaupt nicht. Mit der These, Religion sei "Opium fürs Volk", prägte Karl Marx die religionsfeindliche Einstellung der sozialistischen Eliten. Ironischerweise aber waren es in Nowa Huta, wie in ganz Polen, gerade die umworbenen Arbeiter, die nicht auf die Ausübung ihrer Religion verzichten wollten. So konnte die Partei zwar in den ersten Jahren das Verbot des Kirchenbaus noch aufrecht erhalten. Die Einwohner forderten jedoch immer vehementer eine Kirche und setzten sich nach teilweise blutigen Auseinandersetzungen langsam durch. Sie sammelten fünf millionen faustgroßer Steine, die heute die Außenwand der Kirche überziehen. Karol Wojtyła, der spätere Papst Johannes Paul II., weiht die Kirche 1977, ein Jahr vor dem Beginn seines Potifikats. Neben der Architektur war die geschwungene Christusfigur im Inneren der Kirche besonders imponierend. Nach Krakau zurückgekehrt haben wir unser Mittagessen im Restaurant Kawaleria eingenommen. Nomen est omen - alle Wände waren mit Fotos der Gründerin behängt, die sie in jungen Jahren, gegen Anfang des 20sten Jahrhunderts hoch zu Ross zeigten. Dort stießen nun auch unsere Nachzügler, die Ehepaare Bieler, Maas und Hunzelmann, sowie Freund Hossmann zu unserer Gruppe. Strahlende Sonne begleitete unseren anschließenden Rundgang durch die nahezu unzerstört gebliebene Altstadt über den Hauptmarkt (Rynek Główny) mit den Tuchhallen und die Besichtigung der Marienkirche, eine römisch-katholische Basilika, die aufgrund ihrer Geschichte, ihrer Architektur und ihrer Kunstschätze zu den Wahrzeichen der Stadt Krakau gehört. Besonders beeindruckt hat uns in der Marienkirche der Hochaltar. Er ist ein Pentaptychon, ein Wandelaltar mit einem Hauptschrein, zwei feststehenden Außen- und zwei beweglichen Innenflügeln. Thema des
4 Altares ist die Verherrlichung Marias. Der Flügelaltar mit seinen zwei Schauseiten ist das erste gesicherte Werk des spätgotischen Bildhauers Veit Stoß und eines seiner Hauptwerke. Freude hat uns allen auch der Trompeter auf dem Turm der Marienkirche gemacht, der vom Turmfenster aus zu jeder Stunde in alle vier Himmelsrichtungen seine Signalmelodie bläst, die abrupt dort aufhört, wo seinem Vor-Vor-Vorgänger ein Pfeil der feindlichen Armeen die Luft und wohl auch das Leben - abschnitt. Unser Abendessen genossen wir in dem über die Stadtgrenzen hinaus für seine typisch polnische Küche bekannten Restaurant Jarema mit Krupnik-Suppe und Rindfleischrouladen mit Buchweizen : Es steht die Besichtigung des jüdischen Viertels Kazimierz auf dem Programm. Dieses Viertel war zentraler Drehplatz für Steven Spielbergs Film Schindlers Liste. Unser Führer Martin, der die Dreharbeiten zum Teil selber beobachtet hat, führte uns so auch von Szene zu Szene. Beeindruckend waren der zweitälteste jüdische Friedhof und die noch heute genutzte Synagoge im Zentrum. Mittags wurde im jüdischen Restaurant Klezmer Hois koscher gegessen, wobei Freund Groll einen großen Unterschied zwischen der jüdischen und der polnischen Küche nicht erkennen konnte. Ein Elektrobus brachte uns anschließend auf das Königsschloss Wawel, wo Kathedrale und Schloss besichtigt wurden. Der Wawel ist die ehemalige Residenz der polnischen Könige in Krakau. Die Burganlage liegt auf einem Hügel (228 m über dem Meeresspiegel) über der Weichsel und bietet einen phantastischen Ausblick über den Fluss und das Land. Das hat wohl auch Hans Frank geschätzt, der dort oben sein Unwesen als Generalgouverneur im Dritten Reich geführt hat.
5 Das Abendessen im Kellergewölbe des Restaurants Chimera verlief besonders (feucht-) fröhlich, was auch daran erkennbar wurde, dass sich plötzlich ein Männertisch gebildet hatte, der sich ebenso schnell, wie er entstanden war, wieder auflöste. Hätte uns Freund Ameling nicht den Begriff der Chimäre erklärt, hätten wir das Lokal alle voll des Weines verlassen, ohne zu wissen, was es mit dem Namen des Etablissements auf sich hat : Der nächste Vormittag galt dem Besuch des Collegium Maius und des Collegium Novum der Jagellonen-Universität, sicherlich ein Höhepunkt in dem Programm. Die Jagiellonen-Universität wurde 1364 vom polnischen König Kasimir dem Großen als Studium Generale gegründet. Sie ist die älteste polnische und nach der Karls-Universität Prag zweitälteste Universität in Mitteleuropa. Zu ihren berühmtesten Absolventen zählen der Astronom Nikolaus Kopernikus und Papst Johannes Paul II. Viele Gegenstände, die Kopernikus entwickelt und genutzt hat, sind dort im Original zu besichtigen. Im Anschluss gab es Zeit zur freien Erkundung. Jeder konnte seinen eigenen Interessen folgen und in kleinen oder größeren Grüppchen strolchten wir durch die Gassen und Plätze der schönen alten Stadt Krakau. Der Tag fand seinen krönenden Abschluss mit dem Klavier-Konzert im großen Spiegelsaal der Musikakademie. Marek Szlezer, einer der bekanntesten polnischen Pianisten, spielte eine Auswahl von Chopin-Stücken, die wir auch auf einer von ihm bespielten CD mit nach Hause nehmen konnten. Während des Abendessens im Spiegelsaal des Grands-Hotels trug Pawel Krzak Gedichte polnischer Dichter vor und öffnete uns so auch einen Blick in die sentimentalen Winkel der polnischen Seele.
6 : Am Abreisetag stand der Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz und dem Museum Auschwitz-Birkenau auf dem Programm. Jeden von uns haben diese Stätte des Grauens tief bewegt, zumal auch das Wetter einen beziehungsvoll nieselnd grauen Mantel über die tristen Gebäude des Konzentrationslagers gelegt hatte. Ein wenig in die tröstliche Welt zurück fanden wir bei unserem gemeinsamen Mittagessen im Kloster Tyniec, einem Schwesterkloster der Abtei Brauweiler. Bei gutem Essen im kargen Refektoriumsambiente ließen wir die nachhallende Tristesse der morgendlichen Besichtigung zunehmend hinter uns. Ein letzter schöner Blick auf die Weichsel von der Anhöhe des Klosters war der Abschiedsgruß dieser Landschaft an unsere Reisegruppe. Dann ging es im Bus zum Flughafen.
7 Unsere Busfahrt von Krakau nach Auschwitz verkürzte uns Freund Bieler mit seinem Bericht über die derzeitige Lage bei den deutsch polnischen Beziehungen. Die wunderbaren Tage in Krakau, aber auch den furchtbaren Ausflug nach Auschwitz im Kopf, berichtete Freund Bieler am Busmikrofon, wie sein Schwiegersohn als politischer Referent der deutschen Botschaft in Warschau derzeit das deutsch-polnische Verhältnis beurteilt. Sein Botschafter fasst es so zusammen, "... dass es seit 1945 noch nie so gut war wie heute". Das gründet sich auf gute und gelebte Vertragsgrundlagen zwischen beiden Staaten, wie ein sehr enges gutes Verhältnis zwischen den verantwortlichen Politikern, namentlich Frau Merkel und dem polnischen Ministerpräsidenten Tusk. Deutschland ist mit Abstand wichtigster Handelspartner und steht an erster Stelle der Direktinvestitionen. Deutschland und Polen haben als einzige der großen europäischen Volkswirtschaften auch während der Finanz- und Wirtschaftskrise durchgängig Spitzenpositionen gehalten - das verbindet. Vielerlei Austausch von Jugendlichen, Städte- und Universitätspartnerschaften sowie Grenzen überschreitende Zusammenarbeit tragen Früchte. Z. Zt. sind keine nennenswerten Ressentiments mehr festzustellen, aber langer Atem bleibt nötig. So endete unsere Reise mit einem kompetenten Bericht über die aktuelle Freundschaft zwischen den Polen und den Deutschen. Wir haben an den wenigen Tagen unseres Besuchs in Krakau eine offene, freundliche und unvoreingenommene Aufnahme bei den Begegnungen mit polnischen Menschen erfahren. Alles hat wunderbar geklappt, die Reiseleitung, Herr Schniewind und insbesondere auch Martin, haben sich alle erdenkliche Mühe gegeben, um die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten und uns viel zu zeigen. Die drei Tage waren durch jeweils zwei Schwerpunkte der Besichtigung gut strukturiert und es herrschte wohl auch deswegen eine ausgesprochen heitere und harmonische Stimmung in unserer Reisegruppe. Mit herzlichen Worten haben die Freunde Maas und Hossmann unserem Präsidenten für die schöne gemeinsame Reise gedankt. Gewiss wird sie den Freunden und ihren Damen in bester Erinnerung und ein Höhepunkt im "Präsidentenjahr Hecker" bleiben. Man lernt sich bei solchen Gelegenheiten am besten kennen und so hat der Präsident in seinen Schlussworten im Kloster Tyniec insbesondere seiner Freude darüber Ausdruck gegeben, dass auch die Ehepaare Ameling und Hunzelmann als junge Mitglieder unseres Clubs Köln Dom mit von der Partie gewesen sind. Köln, im Juni 2013 Dieter Groll Gert Bieler Nicolas Hunzelmann
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