Sensorische Integration in der Psychiatrie. Beiträge zur ergotherapeutischen Behandlung schizophrener Patienten

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1 Sensorische Integration in der Psychiatrie Beiträge zur ergotherapeutischen Behandlung schizophrener Patienten Zusammengestellt und kommentiert von Wolfgang Hesse 1

2 Neue Reihe Ergotherapie Herausgeber: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.v. Reihe 1: Fachbereich Psychiatrie Band 9 2

3 Sensorische Integration in der Psychiatrie Beiträge zur ergotherapeutischen Behandlung schizophrener Patienten Zusammengestellt und kommentiert von Wolfgang Hesse Mit Beiträgen von Wolfgang Hesse Gabi Königer Beate Kubny-Lüke Katharina Prünte Clara Scheepers Christiane Wölwer Idstein

4 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Besuchen Sie uns im Internet: 1. Auflage 2005 ISBN Layout: Susanne Koch Fachlektorat: Beate Kubny-Lüke Lektorat: Margit Crönlein Titelfoto: Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Gloster Furniture Ltd. Umschlagentwurf: Werkstudio.werbung und design GmbH, Düsseldorf Alle Rechte vorbehalten Schulz-Kirchner Verlag GmbH, Idstein 2005 Druck und Bindung: Rosch-Buch Druckerei GmbH, Scheßlitz Printed in Germany 4

5 Inhalt Vorwort 9 WOLFGANG HESSE Sensorische Integration für schizophrene Patienten ein historischer Überblick über angloamerikanische Therapieansätze 11 1 Störungen des Körpererlebens bei schizophrenen Patienten 11 2 Sensorische Integration für schizophrene Patienten? 13 3 Das Behandlungskonzept von Lorna Jean King 14 4 Studien zur Wirksamkeit von Angeboten zur sensorischen Integration bei schizophrenen Patienten 17 Literatur 25 WOLFGANG HESSE UND GABRIELE KÖNIGER Erfahrungen mit Angeboten zur sensorischen Integration in der Behandlung akut schizophrener Patienten 27 Theoretische Grundlagen 29 Die ergotherapeutische Abteilung des Alexianer-Krankenhauses Köln 31 Die ergotherapeutische Versorgung von akut psychotischen Patienten 32 Abschließende Bemerkungen 38 WOLFGANG HESSE UND KATHARINA PRÜNTE Sensorische Integration und schizophrene Störungen 39 Teil I: Grundlegende theoretische Modelle 39 Einleitung 42 Die Theorie der sensorischen Integration nach A. J. Ayres 43 Das Vulnerabilitäts-Stress-Bewältigungsmodell schizophrener Störungen 51 Teil II: Ein heuristisches Rahmenmodell zu Störungen der sensorischen Integration bei schizophrenen Patienten 57 Einleitung 57 Ansatzpunkte für eine Verknüpfung der Theorie der sensorischen Integration mit dem Vulnerabilitäts-Stress-Bewältigungsmodell schizophrener Störungen 58 5

6 Ein Rahmenmodell zur Einordnung von Störungen der sensorischen Integration bei schizophrenen Patienten 69 Teil III: Ein ergotherapeutisches Behandlungskonzept für akut psychotische schizophrene Patienten 72 Einleitung 72 Darstellung des ergotherapeutischen Behandlungskonzeptes 73 Erfahrungen mit Angeboten zur sensorischen Integration in der ergotherapeutischen Behandlung akut psychotischer schizophrener Patienten 81 Ausblick 84 Literatur 86 BEATE KUBNY-LÜKE SI in der Psychiatrie? Gedanken zur Wahrnehmungsverarbeitung psychisch Kranker 95 Einleitung 97 Die theoretischen Grundlagen 98 Wie lassen sich SI-Störungen bei der schizophrenen Psychose begründen? 99 Welche Symptome der Schizophrenie zeigen Parallelen zu den SI-Störungen? 102 Die Behandlung von SI-Störungen bei schizophrenen Patienten in den USA 104 Zur Diagnose der SI-Störung bei schizophrenen Patienten in den USA 105 Der psychomotorische Behandlungsansatz bei chronisch Schizophrenen 106 Beobachtungskriterien für die Befunderhebung 107 Behandlungsanregungen für den handwerklich-kreativen und den lebenspraktischen Bereich 109 Wahrnehmungsorientierte Behandlungsangebote 112 Literatur 114 CLARA SCHEEPERS Wahrnehmungsbehandlung schizophrener Ich-Störungen Therapeutische Ansätze bei gestörtem Selbsterleben 115 Teil I: Einleitung 118 Störungen der Ich-Vitalität 121 6

7 Störung der Ich-Aktivität 121 Störung der Ich-Konsistenz 121 Störung der Ich-Demarkation 122 Störung der Ich-Identität 122 Zielplanung im Rahmen der Wahrnehmungsbehandlung 125 Die leiborientierte Arbeit mit psychotischen Patienten bei folgenden Störungen 126 Zusammenfassung 130 Teil II: Die Handlungsorientierung der Ergotherapie 131 Sensorische Integrationstherapie nach Jean Ayres 133 Leibarbeit gemäß der Ich-Psychopathologie nach Scharfetter 133 Zur Ich-Vitalität 134 Zur Ich-Aktivität 138 Zur Ich-Konsistenz 139 Zur Ich-Demarkation 140 Zur Ich-Identität 144 Zusammenfassung 146 Literatur 147 CHRISTIANE WÖLWER Ergotherapeutische Behandlung der affektiv-kognitiven Störung schizophrener Patienten unter Berücksichtigung der Sensorischen Integrationstherapie Einleitung Fallbeispiel Theoretische Grundlagen Die Entwicklung des Zeit- und Raumerlebens sowie der psychischen Strukturen Veränderung des Zeit- und Raumerlebens bei schizophrenen Patienten Die Veränderung des schizophrenen Denkens aus der Sicht einer fraktalen Affektlogik Beeinträchtigungen hirnorganischer Prozesse bei schizophrenen Patienten Grundlagen für eine SI-Therapie bei Erwachsenen Neuronale Plastizität Die sensorische Integrationstherapie Ein ganzheitlicher Therapievorschlag für schizophrene Patienten 165 Literatur 169 7

8 WOLFGANG HESSE Diskussion und Ausblick 171 Literatur zur Vertiefung 177 8

9 Vorwort Das Konzept der sensorischen Integration nach A. J. Ayres ist ErgotherapeutInnen zumeist aus dem pädiatrischen Bereich bekannt. In den letzten 12 Jahren wächst jedoch in Deutschland das Interesse an Behandlungsansätzen, die Aspekte der sensorischen Integrationstherapie auch für die Therapie von erwachsenen psychiatrischen Patienten nutzen. Der Ergotherapie stehen heute eine Vielzahl von Angeboten und Behandlungsverfahren für psychiatrische Patienten zur Verfügung, neben ausdrucks- und kompetenzzentrierten Methoden sind interaktionelles Vorgehen, lebenspraktisches Training oder computergestütztes kognitives Training zu nennen. Insbesondere schizophrene Patienten profitieren zeitweilig jedoch nur wenig von solchen traditionellen Vorgehensweisen: Während der akut psychotischen Episode sind sie häufig derart stark durch ihr verändertes Erleben eingenommen, dass sie sich kaum aktiv mit ihrer Umwelt auseinander setzen können. Aufgrund von gravierenden Störungen der Informationsverarbeitung sind die betroffenen Personen noch mit einem kognitiven Training überfordert. Chronisch beeinträchtigte schizophrene Patienten lassen sich häufig nur schwer zu Tätigkeiten motivieren, wenn diese nicht unmittelbar mit einer Bedürfnisbefriedigung oder einer Verbesserung ihres Befindens verknüpft sind. Daher bieten wahrnehmungszentrierte Behandlungsansätze auf der Grundlage des Konzeptes der sensorischen Integration eine wichtige Ergänzung zu den üblichen ergotherapeutischen Herangehensweisen. Die Kontaktaufnahme auf der Ebene basaler Sinneseindrücke erleichtert den Zugang zu den Patienten, zugleich führt eine Verbesserung der Verarbeitung von basalen Sinneseindrücken dazu, dass sich die betroffenen Personen besser ordnen und auf weiterführende Angebote einlassen können. Das vorliegende Buch sammelt die bisher in deutscher Sprache erschienenen Zeitschriftenartikel zur ergotherapeutischen Behandlung schizophrener Patienten unter Einbezug von Aspekten der sensorischen Integrationstherapie. In den einzelnen Beiträgen werden Störungen der sensorischen Integration bei schizophrenen Patienten beschrieben und in ein theoretisches Erklärungsmodell eingeordnet. Weiter werden Hinweise auf sensorische und motorische Auffälligkeiten bei dieser Klientel herausgearbeitet, die als Grundlage einer ergotherapeutischen Diagnostik und Therapieplanung genutzt werden können. Schließlich werden Möglichkeiten einer differenzierten Behandlung mittels unterschiedlicher Angebote zur sensorischen Integration, spezieller Übungen oder durch entsprechende Nutzung von vorhandenen Materialien dargestellt. Die AutorInnen entwickelten ihre ergotherapeutischen Behandlungsansätze weitestgehend unabhängig voneinander. Dabei kommt in der hohen Überein- 9

10 stimmung zwischen den unterschiedlichen theoretischen Überlegungen sowie den einzelnen Vorgehensweisen zum Ausdruck, dass auf ergotherapeutischer Seite schon lange ein Bedürfnis nach verbesserten Therapiemöglichkeiten für schizophrene Patienten besteht. Gleichwohl finden sich in den vorliegenden Beiträgen auch deutliche Unterschiede, da die AutorInnen von verschiedenen therapeutischen Richtungen ihren Ausgang nehmen. Es werden Aspekte eines tiefenpsychologischen Verständnisses der schizophrenen Störung, der Konzentrativen Bewegungstherapie oder der Gestalttherapie mit einbezogen. Ebenso werden Behandlungskonzepte für unterschiedliche Settings (Einzel- vs. Gruppentherapie) und für in unterschiedlicher Weise beeinträchtigte Patienten (akut psychotische vs. langfristig beeinträchtigte schizophrene Patienten) dargestellt. Es ist zu hoffen, dass gerade die Pluralität dieser Ansätze eine fruchtbare Diskussion für eine optimale ergotherapeutische Behandlung schizophrener Patienten anregt. Die Aufsätze dieses Sammelbandes sind zum überwiegenden Teil ursprünglich in der Zeitschrift Ergotherapie & Rehabilitation erschienen. Dieses Buch soll den interessierten ErgotherapeutInnen die teilweise schwer auffindbaren Arbeiten wieder zugänglich machen. Die Beiträge wurden deshalb zumeist in unveränderter Form aufgenommen. Lediglich bei dem Aufsatz von Christiane Wölwer handelt es sich um eine Neufassung, die auf einem älteren Artikel in Praxis Ergotherapie aufbaut. Der Artikel von Beate Kubny-Lüke wurde um die Literaturliste und Praxisanregungen ergänzt. Auf eine redaktionelle Überarbeitung wurde sonst verzichtet, vereinzelte inhaltliche Überschneidungen und Wiederholungen wurden bewusst in Kauf genommen. Extra für diesen Sammelband wurde ein Überblick über den Diskussionsstand im angloamerikanischen Sprachraum verfasst. Kurze Überleitungen zu den einzelnen Aufsätzen sollen die Einordnung der verschiedenen Beiträge erleichtern. Die hier gesammelten Artikel dokumentieren die Vielfalt der Ideen zu einer wahrnehmungszentrierten Behandlung schizophrener Patienten auf der Grundlage des Konzeptes der sensorischen Integration. Das Buch bietet dabei weniger einen einheitlichen Lehrtext als vielmehr Anregungen zu einer reflektierten Praxis. Es richtet sich daher an Leserinnen und Leser, die neugierig sind auf neue Erfahrungen im Umgang mit dieser schwierigen Klientel und die kreative Vorschläge zur Gestaltung des Behandlungssettings aufgreifen. Wolfgang Hesse Köln im August