Klassifikation nichtorganischer Ausscheidungsstörungen als Grundlage einer effektiven Behandlung
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- Hennie Auttenberg
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Transkript
1 Klassifikation nichtorganischer Ausscheidungsstörungen als Grundlage einer effektiven Behandlung
2 Warum ist richtige Klassifikation so wichtig? Klassifikation spiegelt Pathomechanismus der Ausscheidungsstörung wider Richtige Einordnung der Ausscheidungsstörung ist Grundlage für richtige Behandlung Behandlung ohne Verständnis für Pathomechanismus ist nicht effektiv
3 Überblick Einkoten (am Tag) Einnässen am Tag Einnässen nachts Einteilung nach ICD 10 Neuere Klassifikation Kodierempfehlungen
4 Enkopresis ICD 10 psychiatrische Diagnose nach ICD 10, F98.1 willkürliches oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl an nicht dafür vorgesehenen Stellen Alter / Entwicklungsstand > 4 Jahre Auftreten > 1x / Monat Dauer > 6 Monate Ausschluss organischer Ursache
5 Enkopresis ICD 10 Subtypen nach ICD 10 (Forschungskriterien) F98.10 primäre Enkopresis Unfähigkeit, physiologische Darmkontrolle zu erwerben F98.11 sekundäre Enkopresis nach einer Periode mit Darmkontrolle F98.12 Überlaufenkopresis mit Retention Einkoten mit sehr flüssigem Stuhl
6 Enkopresis ICD 10 - Kritik keine exakte Unterscheidung der E. mit und ohne Obstipation Einschränkung bei Kodierung komorbider Störungen E. ist nur dann zu verschlüsseln, wenn sie das dominierende Phänomen darstellt sinnvoller ist Verschlüsselung aller komorbiden Störungen
7 Enkopresis aktuelle Einteilung Rome III-Klassifikation 2006 funktionelle Obstipation nicht retentive Stuhlinkontinenz mit Einkoten d. h. keine Obstipation ohne Einkoten häufigere psychiatrische Komorbidität
8 Enkopresis - Einteilung mit Obstipation ohne Obstipation mit psychiatrischer Begleitstörung E. mit Obstipation u. psychiatr. Komorbidität E. ohne Obstipation, aber psychiatr. Komorbidität ohne psychiatrische Begleitstörung E. mit Obstipation, aber ohne psychiatr. Komorbidität E. ohne Obstipation u. psychiatr. Komorbidität
9 chronische Obstipation - Symptome Kindesalter Erwachsene häufiger Jungen Vermeidung des Stuhlgangs ballaststoffreiche Diät selten hilfreich Enkopresis häufig häufiger Frauen Pressen beim Stuhlgang ballaststoffreiche Diät oft hilfreich Enkopresis selten
10 Enkopresis mit chronischer Obstipation Stuhlgang weniger als drei Mal pro Woche harter und schmerzhafter Stuhl tastbare Skybala Bauchschmerzen reduzierter Appetit Einkoten meist jeden Tag Häufig auch Einnässen am Tag (bis 50 %)
11 Enkopresis ohne Obstipation - Klinik mehr Jungen ( 85%) Stuhl von normaler Konsistenz und Menge Einkoten meist nicht täglich keine Bauchschmerzen, guter Appetit Einnässen seltener psychische Auffälligkeiten häufiger 44 % im CBCL
12 Enkopresis ohne Obstipation - Ätiologie keine einheitliche Ätiologie ev. drei Untergruppen: Teil einer Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem Verhalten Folge v. Ängsten/innerpsychischen Konflikten erlerntes Verhalten, dass durch Umweltreaktionen verstärkt wird
13 Spezifische Störungen bei Enkopresis Geistige Behinderung oppositionelles Verhalten ADHS Angst, besonders soziale Ängste Depressivität Symptom bei sexuellem Missbrauch oder körperlicher Misshandlung erfordern immer auch spezifische Behandlung
14 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) E Entwicklungsstand / Intelligenz K Körperlich-neurologische Befunde P Psychische Befunde S Soziale Begleitumstände A Abklärung der Ätiologie
15 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) E Entwicklungsstand / Intelligenz F 83 / F83.xIII.4 F70 Spezifische Entwicklungsstörungen F80; F81; F82
16 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) K Körperlich-neurologische Befunde Obstipation K59.0 Koprostase K56.4 Weitere..
17 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) P Psychische Befunde Enkopresis F98.1 Spezifische Störungen F9. ADHS, Angststörungen, oppositionelle Störung, depressive Störungen,.
18 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) S Soziale Begleitumstände Z - Diagnosen Sexueller Missbrauch, Misshandlung,.
19 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) A Abklärung der Ätiologie Bedingungsanalyse, z. B. Obstipation (= auslösender Faktor) + Störung mit sozialer Ängstlichkeit ( = aufrechterhaltender Faktor) führen zu Enkopresis
20 Enuresis- ICD 10 nach ICD 10 psychiatrische Diagnose, F98.0 Alter > 5 LJ bzw. Intelligenzalter von mind. 4 J. Auftreten > 2x pro Monat (ab 7. LJ > 1x pro Monat) Dauer > 3 Monate Ausschluss organischer Ursachen
21 Enuresis- ICD 10 Subtypen nach ICD 10 (Forschungskriterien) Enuresis nocturna F98.00 Enuresis diurna F98.01 Enuresis nocturna et diurna F98.02
22 Inkontinenz - ICD 10 Subformen nach Kapitel N39.4 / N32 (Auswahl) (sonstige näher bezeichnete Harninkontinenz) N39.41 Überlaufinkontinenz N39.42 Dranginkontinenz N39.48 Sonstige näher bez. Harninkontinenz N32.8 Sonstige näher bez. Krankheiten der Harnblase überaktiv
23 Inkontinenz/Enuresis ICD 10 - Kritik Einnässen tagsüber inkonsistent kodiert: Kapitel F98 oder N39? keine exakte Unterscheidung zwischen Inkontinenz und Enuresis Keine Verschlüsselung von Einnässen und Einkoten Wenn beides auftritt, ist nur Enkopresis zu kodieren sinnvoller ist Verschlüsselung aller komorbiden Störungen
24 Einnässen aktuelle Einteilung ICCS-Klassifikation 2006 Einnässen tags = Harninkontinenz Einnässen nachts = Enuresis es gibt keine Enuresis diurna mehr Einnässen tags und nachts = Harninkontinenz + Enuresis
25 Enuresis aktuelle Einteilung ICCS - Klassifikation 2006 Primär keine Phase von Trockenheit Sekundär Trockenheit > 6 Monate egal, ob mit oder ohne Behandlung erreicht monosymptomatisch keine Miktionsauffälligkeiten tagsüber nicht monosymptomatisch Miktionsauffälligkeiten tagsüber (ohne Einnässen)
26 Funktionelle Harninkontinenz idiopathische Dranginkontinenz Harninkontinenz bei Miktionsaufschub Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination
27 Überaktive Blase mit Dranginkontinenz angeborenen Funktionsstörung Blase lässt sich nicht passiv füllen Kontraktionen während der Füllungsphase imperativer Harndrang häufige Toilettengänge (>7 / Tag) kleine Urinmengen oft Haltemanöver Einnässen kleiner Mengen
28 Harninkontinenz bei Miktionsaufschub Hinauszögern der Blasenentleerung erworbene Störung psychogen bedingt seltene Toilettengänge (< 5 / Tag) große Urinmengen Haltemanöver häufig Obstipation u. Enkopresis
29 Dyskoordinierte Miktion Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination fehlende Relaxation und paradoxe Kontraktion des externen Sphincters während des Wasserlassens Detrusor muss deshalb höheren Druck für Entleerung entwickeln Kinder pressen beim Wasserlassen Wasserlassen nicht im Strahl sondern portionsweise
30 Enuresis - Ätiologie Genetische Disposition Familiäre Häufung Entwicklungsstörung Keine psychische Störung Psychiatrische Komorbidität nicht erhöht bei monosymptomotischer Enuresis eher Folge, nicht Ursache der Enuresis
31 Enuresis Pathogenese Neurobiologie unauffällige Schlafarchitektur Einnässen in allen Schlaf-Phasen Einnässen ist kein Traum-Äquivalent Aufwachstörung volle Blase führt nicht zum Aufwachen Blasenentleerungsreflex wird nicht unterdrückt
32 Enuresis Pathogenese Endokrinologie Polyurie nachts durch Verschiebung der zirkadianen Rhythmik des ADHs Polyurie erhöht das Enuresis-Risiko führt nur mit anderen Faktoren gemeinsam zum Einnässen
33 Enuresis nocturna Pathogenese Urodynamik bei monosymptomatischer Enuresis keine Auffälligkeiten bei Miktionsauffälligkeiten am Tag: Drangsymptomatik: früher Gipfel beim Uroflow Miktionsaufschub: Vergrößerung der Blase, Resturin, Schwankungen der Harnflussgeschwindigkeit Detrusor-Sphincter-Dyskoordination: fraktionierte Miktion, verdickte Blasenwand, ggf. Resturin
34 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) E Entwicklungsstand / Intelligenz K Körperlich-neurologische Befunde P Psychische Befunde S Soziale Begleitumstände A Abklärung der Ätiologie
35 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) E Entwicklungsstand / Intelligenz F 83 / F83.xIII.4 F70 Spezifische Entwicklungsstörungen F80; F81; F82
36 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) K Körperlich-neurologische Befunde Inkontinenz N39.4 Überaktive Blase mit Dranginkontinenz N39.42 Harninkontinenz bei Miktionsaufschub N39.41 Dyskoordinierte Miktion (Detrusor-Sphincter- Dyskoordination) N39.48 Weitere..
37 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) P Psychische Befunde Enuresis F98.0 Spezifische Störungen F9. ADHS, Angststörungen, oppositionelle Störung, depressive Störungen,.
38 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) S Soziale Begleitumstände Z - Diagnosen Sexueller Missbrauch, Misshandlung,.
39 Empfehlungen zur Kodierung (MBS) A Abklärung der Ätiologie Bedingungsanalyse, z. B. Miktionsaufschub (= auslösender Faktor) + Störung mit oppositionellem Verhalten ( = aufrechterhaltender Faktor) führen zu Inkontinenz
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