Karpaten und Hohe Tatra

Transkript

1 Format: DVD Video und HDTV, PAL 16:9, 11 Minuten, 2008 Sprache: Deutsch Adressaten: ab Jgst. 5 der Hauptschule, der Realschule und des Gymnasiums Schlagwörter: Karpaten, Hohe Tatra, alpidische Gebirgsbildung, Sedimentgestein, kristallines Gestein, Eiszeit, Gletscherseen, Folklorefestivals, Tatra - Nationalpark, UNESCO-Biosphärenreservat, Zakopane, Vysoké Tatry, Poprad, Tatranská kotlina, Podbanské, Tatrabahn, Bora, Borkenkäfer Kapitel: 1. Karpaten 2. Brauchtum 3. Geologie 4. Nationalpark Hohe Tatra (TANAP) 5. Phasen des Tourismus und Kurbetriebs in der Hohen Tatra 6. Windwurfkatastrophe 2004 in der Hohen Tatra Ein Film von Rainer Hahn Mitarbeit: Erik Benedik, Tomas Benedik, Martin Buranovský, Annerose Hahn, Adam Netocný, Michal Noge, Samuel Kohoutek, Matus Samel Sprecher: Michael Sikora 1

2 Inhalt Das Gebirge der Karpaten beginnt als Fortsetzung der Alpen in der Slowakei und erstreckt sich bis nach Serbien. Als Produkt der alpidischen Gebirgsfaltung sind die Karpaten ähnlich wie die Alpen im Randbereich vom Kalk geprägt, im Kernbereich dagegen werden sie von kristallinem Gestein gebildet. Ein Gegensatz zeigt sich auch beim Tourismus: Während die Randbereiche touristisch nur partiell erschlossen sind, ist der Tourismus in der Hohen Tatra ein wichtiger Erwerbszweig. Die Geschichte der touristischen Erschließung spiegelt auch die politischen Verhältnisse im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte wieder. Die Hohe Tatra, das kleinste Hochgebirge der Welt, ist heute Nationalpark und Biosphärenreservat der UNESCO. Im Jahre 2004 wurden qkm Wald in der Hohen Tatra durch einen Orkan vernichtet, die Beseitigung der Schäden und die Renaturierung werden noch Jahre in Anspruch nehmen. 2

3 Filmtext Das Gebirge der Karpaten beginnt als Fortsetzung der Alpen bei Bratislava in der Slowakei. Es erstreckt sich über eine Länge von 1300 km und eine Breite von 100 bis 300 km bis nach Serbien. Wie die Alpen sind die Karpaten ein Produkt der alpidischen Gebirgsfaltung und ihnen in vielem ähnlich. Riesige Wälder, in denen Bären, Luchse und Wölfe bis heute existieren, bedecken die Hänge. Sie sind nur dünn besiedelt. Die landwirtschaftlich ausgerichteten Dörfer geben Zeugnis von den schwierigen Lebensund Arbeitsbedingungen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb halten die Einheimischen zäh an ihren Traditionen fest. Von hohem Stellenwert ist das traditionelle Brauchtum, etwa an Ostern. Weit verbreitet sind Folklorefestivals. Diese Blasinstrumente erinnern stark an Alphörner. Die Randbereiche des Gebirges werden von Sedimentgestein gebildet, hier vom Kalk. Obwohl von großer landschaftlicher Schönheit, sind die Karpaten bis heute touristisch nur an wenigen Stellen erschlossen. Nur vereinzelt findet man die Hütten, die von Städtern für ihr Naturerlebnis genutzt werden. Anders die Kernbereiche, wie z.b. die Hohe Tatra. Sie besteht aus kristallinem Gestein, vor allem aus Granit. 25 ihrer Gipfel überschreiten eine Höhe von 2500 Metern. Der Hauptkamm der Hohen Tatra erstreckt sich über eine Länge von 27 km; hier bekommt man auf engem Raum nahezu all das zu sehen, was auch das Alpenmassiv an landschaftlichen Schönheiten zu bieten hat. Während der Eiszeit wurden die Täler von Gletschern überformt. Die Becken der Gletscherseen sind Relikte aus dieser Zeit. Das Hochgebirge lockt Bergsteiger, doch sind damit auch die gleichen Gefahren wie 3

4 in den Alpen präsent: Gedenktafeln erinnern an verunglückte Bergsteiger, Bergführer, Forscher und Rettungskräfte. Heute ist die Hohe Tatra geschützt. Der Tatra-Nationalpark, abgekürzt TANAP, ist der älteste Nationalpark der Slowakei. Außerdem ist die Tatra Biosphärenreservat der UNESCO. Das Wandern ist nur noch auf markierten Wegen gestattet. Für die meisten alpinen Wege gilt eine Wintersperre vom 1. November bis zum 30. Juni. Gipfel dürfen nur mit erfahrenen Bergführern erstiegen werden. All dies dient nicht nur dem Schutz der einzigartigen Bergwelt, sondern auch dem seiner Besucher! Im Gegensatz zu den übrigen Karpaten ist die Hohe Tatra touristisch gut erschlossen. Von polnischer Seite aus erfolgt der Zugang über Zakopane. Mehr als drei Millionen Polen jährlich verbringen hier ihren Urlaub und dringen in eine Gebirgsregion vor, in der es Ende Juni noch schneit. Auf der slowakischen Südseite sind die Gemeinden unter dem Namen Vysoke Tatry zusammengeschlossen. Sie sind durch die elektrische Tatrabahn miteinander und mit Poprad verbunden. Die Ortschaften geben Aufschluss über die Entwicklung des Tourismus. Um 1870 entstanden die ersten Gebäude für Wanderer, kurz darauf Hotels. Dann entwickelte sich ein reger Kurbetrieb mit Rehabilitationseinrichtungen. Man vertraute auf die Heilwirkung örtlicher Quellen. 4

5 Später wurden auch Lungenkrankheiten behandelt. Schon bald entstand die Schienenbahn, welche die Orte untereinander und mit den Städten am Fuße der Hohen Tatra verbindet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde ein Großteil der Hotels von den Gewerkschaften übernommen und zu Erholungsheimen für die Werktätigen umfunktioniert. In den 70er Jahren des letzen Jahrhunderts kam es dann zu einer weiteren intensiven Bauphase. Aus Anlass der Ski- Weltmeisterschaften entstand eine Vielzahl neuen Hotels im damaligen Baustil sowie Sporteinrichtungen. In jener Zeit gewann die Region einen treuen Kundenstamm. Von Moskau und Kiew aus bestehen im Winter Fluglinien nach Poprad mit seinem internationalen Flughafen, dem höchstgelegenen in Europa. Den russischen Gästen kommt entgegen, dass die slawischen Sprachen eng miteinander verwandt sind und sie sich deshalb gut verständigen können. Daneben sind es vor allem Polen und Tschechen, die hier ihren Urlaub verbringen. Seit der Öffnung der Slowakei kommen auch Touristen aus dem Westen, etliche aus dem Gebiet der ehemaligen DDR, welche die Tatra noch aus der Zeit der gemeinsamen kommunistischen Ära kennen. Und wieder kommt es zu einer Bauphase, aber auch zur Renovierung der schönen alten Hotels. 5

6 Am 19. November 2004 versetzte ein Ereignis den Bemühungen um den Tourismus einen schweren Rückschlag: Ein Orkan mähte die Bäume der Hänge nieder. Zwischen Tatranska Kotlina und Podbanske entstand eine gewaltige Schneise Hektar Wald sind komplett zerstört worden. Gebäude wurden beschädigt, der Verkehr kam zum Er- 6

7 liegen. Ein gespenstisches Szenario am Aufstieg zur Hohen Tatra! Ganze Waldgebiete hatten dem Naturereignis nichts entgegenzusetzen. Der Sturm kam von den Gipfeln. Die Bora, ein Fallwind ähnlich dem Föhn, brachte den allerdings kalten Wind in das durch eine ungewöhnlich lange Wärmeperiode aufgeheizte Poprader Becken. Aufgrund der starken Temperaturgegensätze beschleunigte der Wind innerhalb weniger Minuten seine Geschwindigkeit auf 170 km/h! Das Ortsbild hat sich dramatisch verändert. In einer gewaltigen Anstrengung wurden zwar die umgeknickten Bäume abgeräumt, Folgeschäden der Katastrophe zeichnen sich jedoch ab: Den verbliebenen Bäumen droht der Befall mit Borkenkäfer, Brände brechen aus, die Erosion verstärkt sich und es drohen Überschwemmungen. Zu hoffen ist, dass der Nationalpark jetzt nicht zugunsten neuer touristischer Einrichtungen zurückgedrängt wird. Stattdessen könnte das Naturereignis als Chance begriffen werden. Als Chance, einen naturnahen, standortgerechten und widerstandsfähigen Wald aufzubauen, der solchen Ereignissen standhalten kann. Noch ist allerdings nicht absehbar, welche Interessensvertreter sich in diesem Konflikt durchsetzen werden. Trotz der Katastrophe hat die Hohe Tatra noch zahllose schöne Seiten behalten, die auf vielfältige Weise erlebt werden können. Und schon in wenigen Jahren wird der heranwachsende neue Wald die enormen Schäden bedecken. 7

8 Fragen zum Film 1. Welche Länder werden von den Karpaten geprägt? 2. Welche Länder haben Anteil an der Hohen Tatra? 3. Die Hohe Tatra unterscheidet sich von den niedriger gelegenen Randbereichen der Karpaten durch das anstehende Gestein. Erkläre! 4. Mit welchen Maßnahmen versucht man, die Hohe Tatra zu schützen? 5. Bringe die verschiedenen Phasen der touristischen Erschließung der Hohen Tatra seit dem 19. Jahrhundert in die zeitlich richtige Reihenfolge. Intensive Bauphase von neuen Hotels und Sporteinrichtungen Umfunktionierung der Hotels zu Erholungsheimen für Werktätige Hotels für Wanderer Restaurierung der alten Hotels Schienenbetrieb Kurbetrieb 8

9 6. Viele Touristen der Hohen Tatra kommen aus Russland, Polen, Tschechien wie auch aus den Ostgebieten Deutschlands. Begründe! 7. Beschreibe die unmittelbaren Schäden, die der Orkan von 2004 in der Hohen Tatra verursachte. 8. Beschreibe die Folgeschäden, die den verbliebenen Bäumen und der Natur aufgrund der Orkanschäden drohen. 9. Vertreter zweier Interessengruppen versuchen auf der zerstörten Fläche ihre Vorstellungen durchzusetzen. Erläutere die unterschiedlichen Ziele. 9

10 Lösungen zu den Fragen: 1. Österreich, Slowakei, Polen, Ukraine, Ungarn, Rumänien, Serbien 2. Slowakei, Polen. 3. Randbereiche bestehen vor allem aus Kalkstein, die Hohe Tatra besteht vor allem aus Granit. 4. Einrichtung der Hohe Tatra als TANAP(Nationalpark Hohe Tatra), Biosphärenreservat der UNESCO Hotels für Wanderer 2 Kurbetrieb 3 Schienenbetrieb 4 Umfunktionierung der Hotels zu Erholungsheimen für Werktätige 5 Intensive Bauphase von neuen Hotels und Sporteinrichtungen 6 Restaurierung der alten Hotels 6. Die slawischen Sprachen sind eng miteinander verwandt, deshalb können sich die Touristen. Ostdeutsche kennen die Hohe Tatra aus der kommunistischen Ära Hektar Wald wurden vernichtet, Beschädigungen von Gebäuden, Rückgang des Tourismus, Beeinträchtigung des Verkehrs 8. Borkenkäferbefall, erhöhte Brandgefahr, Bodenerosion, Überschwemmungen 9. a) Erschließung des Nationalparks durch mehr touristische Einrichtungen b) Aufbau eines naturnahen, standortgerechten und widerstandsfähigen Waldes Besuchen sie auch: 10