Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) Zentrum für Public Health der Universität Bremen
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- Stefanie Eva Boer
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1 Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) Zentrum für Public Health der Universität Bremen Institutsdirektor: Prof. Dr. med. E. Greiser Krebs durch Wechseljahres-Hormone in Deutschland Ergebnisse einer Berechnung des Attributiv-Risikos Prof. Dr. med. Eberhard Greiser
2 1. Welchen Anteil haben Hormone-Präparate an Krebserkrankungen der Frauen in den Wechseljahren? Epidemiologische Methoden erlauben es, den Einfluss einzelner Faktoren auf die Krankheitsbelastung in der Bevölkerung abzuschätzen: Für eine solche Hochrechnung (Brechnung des Attributiv-Risikos) wurden verwendet: Ergebnisse einer Repräsentativ-Befragung von Bremerinnen nach Einnahme von Wechseljahres-Hormonen aus dem Jahre 2, Erkrankungszahlen des Saarländischen Krebsregisters für Krebserkrankungen der Brust, des Gebärmutterkörpers und der Eierstöcke für das jahr 2, Risiko-Daten aus grossen epidemiologischen Studien aus Grossbritannien und aus Schweden zum Einfluss von Wechseljahreshormonen auf Krebserkrankungen bei Frauen. Die Bremer Repräsentativ-Befragung ist gegenwärtig die einzige Datenquelle in Deutschland, die detaillierte Informationen über die Anwendung und Anwendungsdauer von Wechseljahres-Hormonen bietet. Ihre Ergebnisse stimmen mit einer im Auftrage des Berliner Gesundheitsministeriums und der Zeitschrift STERN durchgeführten Umfrage aus dem Jahre 23 überein. Tabelle 1. Frauen, die jemals in ihrem Leben Wecheljahres-Hormone angewendet haben - Vergleich zweier telefonischer Repräsentativ-Befragungen in 2 und Repräsentativer Befragungssurvey Bremen 2 (Datenbasis: 2872 Frauen, 4-7 Jahre) Repräsentativer Befragungssurvey Deutschland FORSA 23 (Datenbasis: 68 Frauen, 45-6 Jahre; STERN Nr. 36; , S. 12) 15.2% 38.7% 55.% 16% 39% 56% Nach dem Ergebnis der auf dieser Basis erstellten Hochrechnung sind im Jahre 2 ca 37. Frauen im Alkter von Jahren an Brustkrebs erkrankt. Bei ca. 1. (26%) war die vorausgegangene Anwendung von Wechseljahreshormonen die Ursache. Im Jahre 2 erkrankten ca. 7.7 Frauen in den gleichen an Krebs des Gebärmutterkörpers. Durch Hormonpräparate verursacht waren ca. 2.1 Erkrankungsfälle (28%). Von ca. 4.6 Neuerkrankungen an Krebs der Eierstöcke im Jahre 2 waren ca. 6 (13%) auf Hormone zurückzuführen. Bezogen auf einen Zehn-Jahres-Zeitraum erkrankten in Deutschland infolge der Anwendung von Wechseljahres-Hormonen ca Frauen im Alter zwischen 45 und 74 Jahren an Krebs.
3 Das Robert-Koch-Institut hat Überlebensraten nach Krebserkrankungen veröffentlicht (1999). Danach werden innerhalb von 5 Jahren von den durch Hormone an Brustkrebs erkrankten 1. Frauen 27. verstorben sein. Nach den Ergebnissen der amerikanischen Women's Health Initiative sind Krebserkrankungen der Brust nach Hormoneinnahme weiter fortgeschritten als vergleichbare Krebserkrankungen, die ohne Hormoneinwirkung entstehen. Die britische Million Women Study hat darüber hinaus gezeigt, dass die Sterblichkeit bei solchen Frauen erhöht ist. Deshalb stellt die Zahl von 27. an ihrem Brustkrebs verstorbenen Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Unterschätzung dar. Von 21. Frauen mit Krebs des Gebärmutterkörpers werden 6.3 innerhalb des 5-Jahres-Zeitraums verstorben sein. Bei Frauen, die infolge von Hormonen an Eierstockkrebs erkrankt sind, ist das Ergebnis noch ungünstiger: 3.9 der 6. Erkrankten erleben den fünften Jahrestag der Diagnosestellung nicht mehr. 2. Sind Ergebnisse einer britischen Studie auf Deutschland übertragbar? Die Ergebnisse der britischen Million Women Study sind problemlos auf Deutschland übertragbar, weil das Spektrum der in Grossbritannien verordneten Arzneimittel den Hormonpräparaten auf dem deutschen Markt sehr vergleichbar ist. Die britische Studie ist wegen ihrer Qualität und ihrer breiten Datenbasis von hoher wissenschaftlicher Aussagekraft. Praktisch 25% aller in Grossbritannien lebenden Frauen im Alter zwischen 5 und 64 Jahren haben mit ihren Daten dazu beigetragen. Ergebnis: sämtliche Hormonpräparate und sämtliche Anwendungsformen erhöhen das Brustkrebs-Risiko in starkem Masse. Die Autorinnen der britischen Million Women Study schätzen, dass innerhalb von zehn Jahren etwa 2. Frauen in Grossbritannien nach Einnahme von Wechseljahreshormonen an Krebs erkrankt sind. Bezogen auf die zugrunde liegende weibliche Bevölkerung liegen die Schätzungen für Deutschland um ca. 6% höher. Dieses ist darauf zurückzuführen, dass Frauen in Deutschland Hormonpräparate erheblich länger einnehmen als ihre britischen Altersgenossinen. 3. Was können Frauen individuell tun, um ihr Krebsrisiko zu senken? Frauen, die längere Zeit Hormone angewendet haben, können ihr individuelles Krebsrisiko durch verschiedene Massnahmen senken: Vermeidung von Wechseljahres-Hormonen Kontrolle des Körpergewichtes Veränderung der Ernährung durch Erhöhung des Anteils von Gemüse, Obst, Salaten (z.b. Kampagne "5 am Tag" der Deutschen Krebsgesellschaft) Regelmässige körperliche Aktivität (Ausdauertraining durch Laufen, Radfahren, Schwimmen) Vermeidung des Rauchens Vermeidung von östrogen-ähnlich wirkenden Chemikalien (Xeno-Östrogenen, z.b. Insektenvertilgungsmittel, Weichmacher). Die Krankenkassen sollten Frauen, die Hormonverordnungen erhalten haben, praktische Ratgeber zur Senkung des Krebsrisikos zur Verfügung stellen.
4 Abbildungen: 1. Entwicklung der Verordnung von Wechseljahres-Hormonen für Versicherte gesetzlicher Krankenkassen 2. Brustkrebs-Erkrankungen 2 und Anteil von hormoninduzierten Erkrankungen 3. Krebs des Gebärmutterkörpers und Anteil der durch Hormone verursachten Erkrankungen 4. Krebserkrankungen der Eierstöcke 2 und hormonverusachter Anteil 5. Unterschiede in der Anwendungshäufigkeit von Wechseljahres-Hormonen in Deutschland und in Grossbritannien
5 Millionen Tagesdosen Östrogen-Monopräparate. Östrogen-Kombinationspräparate Quelle: Schwabe/Paffrath: Arzneiverordnungs-Report brig /11.22 Neuerkrankungen an Brustkrebs in Deutschland 2 und Verursachung durch Wechseljahres-Hormone Datenbasis: Saarländisches Krebsregister 2, Repräsentativ-Befragung Bremen 2, Million Women Study 1 Tausende 9.27 Andere Ursachen Hormone % 8 4% % % 3% 18% 18%
6 Neuerkrankungen an Gebärmutterkörperkrebs in Deutschland 2 und Verursachung durch Wechseljahres-Hormone Datenbasis: Saarländisches Krebsregister 2, Repräsentativ-Befragung Bremen 2, 25 Schwedische Fall-Kontroll-Studie (Weiderpass et al. 1999) Andere Ursachen Hormone % (35%) (27%) (3%) 1578 (27%) (4%) 685 (13%) Neuerkrankungen an Eierstockkrebs in Deutschland 2 und Verursachung durch Wechseljahres-Hormone Datenbasis: Saarländisches Krebsregister 2, Repräsentativ-Befragung Bremen 2, Schwedische Fall-Kontroll-Studie (Riman et al. 22) 12 Andere Ursachen Hormone % 1.58 (16%) (17%) (11%) 755 (8%) 6 54 (12%) (5%)
7 Häufigkeit der Einnahme (%) von Menopausen-Hormonen bei Frauen (5-64 Jahre) mit aktueller Einnahme in Grossbritannien und Bremen 12 1 Million Women Study Bremer Survey Östrogen-Mono-Präp. Östrogen-Gestagen-Komb < 1 Jahr 5-9 Jahre 1-4 Jahre 1 + Jahre Einnahme-Dauer < 1 Jahr 5-9 Jahre 1-4 Jahre 1 + Jahre
Gesundheit in Deutschland, 2006
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