Erfahrungsbericht Auslandssemester Adelaide, Australien

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1 Erfahrungsbericht Auslandssemester Adelaide, Australien Psychologie, Bachelor Semester 2, 2012 WS 2012/13 Heimathochschule: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Gasthochschule: University of Adelaide

2 Vorbereitung des Aufenthaltes Die Vorbereitungen für meinen Auslandsaufenthalt begannen circa ein Jahr vor meinem Abflug. Zunächst galt es sich über existierende Austauschprogramme, Gastländer und Gasthochschulen zu informieren. Meine Gründe für Australien waren die englische Sprache, gute Hochschulen, die Entfernung zu Deutschland, spannende psychologische Forschung, die Kultur und das Klima. Die Bewerbung für das Austauschprogramm der Universität Heidelberg beinhaltet ein englisches Motivationsschreiben, Studienvorhaben im Gastland in englischer Sprache, den TOEFL Test sowie ein Auswahlgespräch, ebenfalls in englischer Sprache. Die Anfertigung dieser Dokumente und die Vorbereitung auf den TOEFL-Test ist zeitlich aufwändig aber stellt sicher auch eine lehrreiche Erfahrung da. Nachdem ich meine Zusage bekommen habe, ging es darum sich für Stipendien zu bewerben. Ich war sehr glücklich in der Baden-Württemberg Stiftung einen Geldgeber gefunden zu haben. Obwohl das Auslandssemester noch über ein halbes Jahr entfernt war, sollte man sich Gedanken über Ankunftszeitpunkt, Flug, Visa und Studienplan an der Heimathochschule machen. Da die Semester in Australien und Deutschland zeitlich überlappen, musste ich planen, wie und wann ich meine Prüfungsleistungen erbringe. Die Dozenten des Psychologischen Institutes in Heidelberg waren hierbei weitestgehend entgegenkommen und hilfsbereit. Die Kommunikation mit der Gasthochschule war sehr einfach und die Betreuung der zukünftigen international students gut. So gab es eine facebook pre-departure group, wo man Fragen bezüglich Orientierungswoche, Studium etc. stellen kann. Hier bekam ich auch die Empfehlung, frühzeitig in Adelaide anzukommen und das zweiwöchige Orientierungsprogramm mitzumachen, was sich im Nachhinein als sinnvoll erwiesen hat. Studium im Gastland Das Psychologiestudium an der University of Adelaide ist auf den ersten Blick nicht viel anders, als das in Deutschland: Vorlesungen mit Tutorien. Die Vorlesungen dauern jedoch lediglich 50 Minuten, werden dafür aber pro Kurs zwei mal wöchentlich gehalten. Das fachlich Niveau der Vorlesungen war hoch und der Inhalt für mich größtenteils neu und bereichernd. Dies lag mit Sicherheit auch daran, dass ich dort im letzten australischen Bachelorsemester (6. FS) studiert habe und die Dozenten die Studierenden explizit fordern wollten. Eine Bachelorarbeit, wie wir sie kennen, gab es dort nicht. Der Arbeitsaufwand eines

3 australischen Kurses war höher als der eines deutschen Kurses, was hauptsächlich an den 1-2 wöchentlichen assignments, kleinere abzugebende Arbeiten, sowie an den regelmäßigen größeren Hausarbeiten, lag. Ich hätte mir allerdings das ein oder andere Seminar gewünscht, indem gelerntes diskutiert werden kann, wozu in den Tutorien nur selten Zeit und Interesse vorhanden war. Das erwartete sprachliche Niveau der abzugebenden Texte war sehr hoch, was meinem Englisch sicherlich förderlich war. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase war es relativ einfach den Vorlesungen zu folgen. Es hat mir speziell geholfen, einen englischsprachigen Mitstudierenden oder Mitbewohner meine Hausarbeiten und Texte Korrektur lesen zu lassen. Aufenthalt im Gastland Zu Beginn meines Aufenthaltes, wurde von der University of Adelaide eine zweiwöchige Orientierungsphase angeboten. Dabei halfen Dozenten und Studierende den internationalen Neuankömmlingen in allen erdenklichen Bereichen. Es gab spezielle einführende Veranstaltungen zu Immatrikulation, Sprache, Wohnungssuche, Kultur, Freizeit, etc. Dabei wurde stets betont, dass man bei Problemen jederzeit bei entsprechenden unterstützenden Einrichtungen nachfragen kann. Überhaupt gab es auf dem Campus sehr viele Möglichkeiten Hilfe und Rat zu bekommen. Mitarbeiter der Universität hatten stets ein offenes Ohr und waren sehr freundlich gegenüber internationalen Studenten. Während dieser Orientierungsphase wurden auch kleine Ausflüge in die Stadt, sowie das nähere Umfeld unternommen, was es den Studenten sehr einfach macht, Bekanntschaft miteinander zu machen und Freunde zu finden. Die Stadt Adelaide wirkt auf den ersten Blick etwas uninteressant. Das Stadtzentrum zieren nur wenige Hochhäuser und die Fläche der Stadt ist riesig. Australische Städte werden eher in die Breite gebaut als auf Mehrstöckige Wohnblocks zu setzen. Im Vergleich zu den berühmten Städten Melbourne und Sydney ist Adelaide weniger international und touristisch geprägt, was durchaus einen gewissen Charme ausmacht. Hervorzuheben ist das schier unendliche Kulturangebot. Neben den berühmten Festivals im Sommer, bietet die Stadt viel Kleinkunst, Musik und Theater im subkulturellen Bereich. Die Suche nach einer Wohnung erweist sich in Adelaide als tendenziell schwierig. Wer aber die WG Suche in überfüllten deutschen Studentenstädten gewöhnt ist, kann damit sicher gut umgehen. Außerdem gibt es auch hierbei Hilfe auf dem Campus in Form des accomodation service. Hierbei ist es vielleicht gut zu wissen, dass öffentlicher Nahverkehr in Adelaide

4 noch sehr strukturschwach ist. Für viele internationale Studenten war das Fahrrad das Fortbewegungsmittel der Wahl. Für mich war es wichtig mit locals zusammenzuwohnen. Wegen der Hohen Mietpreise, lohnt es sich auch entlang der Zug- und Straßenbahnlinien etwas außerhalb des Stadtzentrums nach Wohnungen zu suchen. Es gibt eine universitätseigene Website zur Wohnungssuche sowie weitere externe Plattformen (z.b Ich fand eine Wohnung, die sehr nah am Strand, aber etwas außerhalb der Stadt lag. Das Klima in Adelaide ist in den Wintermonaten (Juni-September) unerwartet frisch und nachts kalt. South Australia, der Bundesstaat Adelaides, ist der regenärmste Staat Australiens, das heißt Regen ist vor allem im Frühling und Sommer eine echte Seltenheit. Die University of Adelaide bietet unzählige Freizeit- und Sportangebote, sowie Möglichkeiten sich zu engagieren. Anders als in Deutschland sind die Meisten Sportvereine von der Universität organisiert. Neben dem australischen Nationalsport Football (Aussie Rules) wird so ziemlich alles angeboten, was man sich vorstellen kann. Der Sportverein war für mich eine gute Möglichkeit in Kontakt mit anderen Studenten zu kommen. Wer in Australien flexibel reisen will sollte sich überlegen, ein Auto zu kaufen. Gebrauchte Autos sind in Australien relativ zu den sonst sehr hohen Mietpreisen und Lebenskosten billig und die Versicherung sowie Anmeldung einfacher und billiger als in Deutschland. Das Stadtzentrum ( CBD ) Adelaides ist ein ganzes Stück vom eigentlichen Strand weg. Man braucht circa 30 Minuten mit der Straßenbahn für den Weg. Allerdings sind die Stadtstrände sehr sauber und werden in den Sommermonaten von Rettungsschwimmern bewacht. Wer etwas abgelegenere, beeindruckendere Strände sucht, findet in der Näheren Umgebung zahlreiche Möglichkeiten. Um trotz der hohen Lebenskosten reisen und entdecken zu können lohnt es sich einen Nebenjob zu suchen. Die Konditionen für Austauschstudenten sind sehr günstig und der Lohn hoch. Nebenbei ist das eine der einfachsten Möglichkeiten locals kennenzulernen. Auch hier bietet die Universität Hilfe an und hat eine Plattform, auf der Jobs ausgeschrieben werden. Bezüglich der Australischen Kultur lässt sich sagen, dass der gängige Umgangston tendenziell freundlicher ist und small talk über ein freundliches Guten Tag sagen hinausgeht. Ich fand es hierfür eine wichtige Erfahrung mit Australiern zusammenzuwohnen und zu arbeiten.

5 Persönliche Wertung des Aufenthalts Alles in allem war mein Auslandsaufenthalt eine enorm bereichernde Erfahrung, die ich jederzeit wieder machen würde. Vor allem die Betreuung durch die Gasthochschule hat den Einstieg sehr einfach gemacht und den Grundstein für ein erfolgreiches Semester gelegt. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt den Aufwand und die Herausforderung auf sich zu nehmen.