Erfahrungsbericht. Sarah Cecilia Schrot

Transkript

1 Erfahrungsbericht Sarah Cecilia Schrot -Adresse: Heimathochschule: Deutsches Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt Santiago de Chile Gasthochschule: Pädagogische Hochschule Heidelberg Studienfach: Grundschullehramt Aufenthalt in Deutschland:

2 Als ich mein Studium am Deutschen Lehrerbildungsinstut Wilhelm von Humboldt in Santiago de Chile begonnen hatte, war mein gröβter Wunsch, einen Deutschlandaufenthalt an einer Pädagogischen Hochschule zu erleben. Dieser Wunsch ist im Jahr 2012 in Erfüllung gegangen. Ich bin in Deutschland geboren, aber mit elf Jahren mit meiner Familie nach Chile ausgewandert. Nun lernte ich meine Heimat mit ganz anderen Augen kennen, diese sieben Monate in Deutschland waren voller Erlebnisse und Erkenntnisse. Vorbereitung des Aufenthaltes Mitte Mai mussten meine Kommilitoninnen und ich viele Formulare ausfüllen, einen Lebenslauf und Bewerbungsbriefe schreiben, sowie auch die Darlegung des Studienvorhabens. Es stieg die Spannung, ob wir das Baden-Württemberg STIPENDIUM erhalten würden. Nach ein paar Monaten, nachdem der Bewerbungsprozess abgeschlossen war, haben wir eine mit dem Bescheid bekommen, dass wir für das Stipendium ausgewählt wurden. Die Freude war riesengroß. Meine Familie und Freunde waren sehr stolz auf mich, dass ich diese wundervolle Chance erhalten hatte. Da ich in Deutschland geboren bin und mein Vater Deutscher ist, besitze ich die deutsche Staatsangehörigkeit und so musste ich kein Visum beantragen. Das war für mich ein groβer Vorteil. Unsere Dozentin am Institut, Margit Sterzik, die verantwortlich für den Austausch ist, hat uns in den Monaten vor unsere Abreise sehr geholfen. Sie hat uns über alles Mögliche für unseren siebenmonatigen Deutschlandaufenthalt informiert, vom Studium an der PH Heidelberg bis zum Wohnen in Heidelberg. Am 5. Januar 2012 fing das Abenteuer an. Sehr früh waren meine Kommilitoninnen und ich am Flughafen in Santiago de Chile. Der Abschied von meiner Familie fiel mir sehr schwer, aber ich wusste, dass diese Chance einmalig und die Erfahrung sehr wichtig in

3 meinem Leben sein würde. Nach einer sehr langen Reise hatten wir unser Ziel erreicht: Heidelberg! Ich kannte es von meinen bisherigen Deutschlandbesuchen noch nicht, also war ich sehr gespannt, was mich erwartete. Studium im Gastland Mit meinen chilenischen Kommilitoninnen haben wir im Januar vier Wochen lang die Pädagogische Hochschule Heidelberg besucht. Diese Wochen an der Pädagogischen Hochschule haben uns sehr geholfen, um uns an das System der Hochschule zu gewöhnen. Wir hatten die Möglichkeit, so viele Seminare oder Vorlesungen zu besuchen, wie wir wollten. So konnten wir einen Eindruck bekommen, um für das Sommersemester passende Seminare oder Vorlesungen auszusuchen. Die Pädagogische Hochschule bietet eine sehr groβe Auswahl an Seminaren und Vorlesungen, also fiel mir meine Auswahl schwer, da ich so viele wie möglich besuchen wollte. Nach unseren ersten Wochen an der PH fuhr ich nach Witten, wo ich mein erstes Praktikum an meiner ehemaligen Grundschule absolvieren sollte. Die Crengeldanzschule hat mich mit offenen Armen aufgenommen. Meine Praktikumszeit betrug drei Wochen. Ich war sehr aufgeregt, weil ich das letzte Mal als Schülerin diese Schule besucht hatte und jetzt als Praktikantin. Ich habe in einer 4. Klasse drei Wochen hospitiert und unterrichtet, die Klassenlehrerin war meine ehemalige Klassenlehrerin, also war das Wiedersehen sehr schön. In diesen drei Wochen hatte ich die Möglichkeit, mehrmals zu unterrichten und es war eine tolle Erfahrung. Ich habe den Schülern vieles über Chile erzählt und sie waren fasziniert. Die drei Wochen gingen sehr schnell um und es kam der Tag, an dem ich Abschied nehmen musste. Die Schüler waren mir sehr ans Herz gewachsen und deswegen war der

4 Abschied so schwer. Meine Reise ging weiter nach Köln, dort habe ich ein zweiwöchiges Praktikum an der Rosenmaar Integrationsschule gemacht. Ich war noch nicht vertraut mit Integrationsschulen, weil in Chile solche Schulen nicht existieren. Vom ersten Tag an lernte ich eine komplett andere Schulrealität kennen und war sehr positiv überrascht, wie Schüler von der 1. bis zur 4. Klassen in einer jahrgangsgemischten Gruppe arbeiteten. Es war eine wundervolle neue Erfahrung, ein Praktikum an dieser Schule gemacht zu haben. Ich habe sehr viel gelernt und auch mitgeteilt, denn ich durfte auch manchmal selbst unterrichten. Die Lehrerinnen und Schüler waren sehr an Chile interessiert, denn viele wussten gar nicht, wo Chile ist. Die ganze Atmosphäre in der Schule hat mir sehr gut gefallen und ich werde dieses einmalige Praktikum nie vergessen. Das Sommersemester hat begonnen und ich war sehr aufgeregt, denn ich wusste nicht, was alles auf mich zukommen würde. Als Gaststudenten mussten wir drei Pflichtfächer belegen: Deutsch für ausländische Studierende, Phonetik sowie Kultur und Landeskunde. Dank dieser drei Fächer hatten wir die Möglichkeit, als Gaststudenten die anderen Gaststudenten kennenzulernen. Auβerdem habe ich mir Seminare und Vorlesungen ausgesucht, die zu meinem Studium und meinen persönlichen Interessen passten. Ich wollte meine Kenntnisse über das freie Erzählen von Märchen erweitern und habe glücklicherweise ein Seminar gefunden, was mir sehr geholfen hat, mein Wissen dazu zu erweitern. In diesem Seminar hat sich jeder Student ein Märchen ausgesucht und es so vorgestellt, wie er wollte. Wir haben die verschiedensten Arten vom freien Erzählen von Märchen kennengelernt. Nach jeder Erzählung machten wir in der Gruppe ein Feedback, um so eine konstruktive Rückmeldung zu bekommen. Wir drei Chileninnen haben ein Puppentheater mit dem Märchen von Rotkäppchen

5 aufgeführt. Es ist so gut angekommen, dass wir sogar auf dem Zeltfestival der PH unser Puppentheater vorstellen durften. Ich interessiere mich sehr für die Didaktik des Mathematikunterrichts und fand auch die passende Vorlesung. Die Dozentin war ehemalige Grundschullehrerin, so konnte sie uns konkrete Tipps und Ratschläge geben. Wir diskutierten viel darüber, was gute Übungen im Matheunterricht sind oder welche Arbeitsmittel man in bestimmten Themenbereichen angemessen einsetzen kann. Dieses Seminar hat mir sehr geholfen meine Kenntnisse in der Mathedidaktik zu erweitern. Im Ganzen habe ich sehr viel theoretisches Wissen in den verschiedenen Veranstaltungen an der PH erlangt, was ich nicht so gewohnt war, weil in meiner Heimathochschule verstärkt praxisorientiert gearbeitet wird. Das Seminar Kultur und Landeskunde für ausländische Studierende war sehr bereichernd, denn in dieser Veranstaltung hatten wir die Möglichkeit die wunderschönsten und wichtigsten Sehenswürdigkeiten Heidelbergs zu sehen. Wir haben so viel über die Geschichte Heidelbergs dank dieses Seminars erfahren. Es war immer eine neue Überraschung, wie viel Geschichte in dieser Stadt steckt. In diesem Seminar haben wir ein Portfolio über all die Orte und Persönlichkeiten gemacht, die wir in Heidelberg kennengelernt hatten. Es war eine herrliche Arbeit, denn zum Schluss blätterte man das Portfolio durch und sah, wie viel man in diesen Monaten gelernt und gesehen hat. Aufenthalt im Gastland Ich fühlte mich in Heidelberg schon nach einer Woche wie zu Hause und habe mich in diese Stadt verliebt. Die Mischung aus Geschichte und aktivem Studentenleben war perfekt. Mit anderen Gaststudenten versuchten wir so viel wie möglich in unseren freien Stunden zu besichtigen. Als das schöne Wetter kam, war natürlich der tägliche Treffpunkt

6 die Neckarwiese. Wir haben sehr viele Picknicks mit den anderen Gaststudenten organisiert und natürlich haben wir auch gegrillt. Ich bin mehrmals zum Philosophenweg gelaufen, denn dort kann man einen der schönsten Blicke auf Heidelberg genieβen. Ich konnte eine der Schlossbeleuchtungen sehen und es war faszinierend. Ich habe in einem Studentenwohnheim im Neuenheimer Feld gewohnt, ganz in der Nähe der alten und der neuen PH, so konnte ich ohne Probleme immer zur PH laufen. In meiner Freizeit habe ich auch viele Städte und Dörfer in der Umgebung besucht, wie z.b. Mannheim, Speyer, Neckartal. Wir hatten das Glück, die Fuβball-EM in Heidelberg zu erleben. Die meisten Spiele von Deutschland sahen wir im Marstallhof mit anderen Studenten. Ich hatte auch die Gelegenheit Familienangehörige, die in Deutschland wohnen, zu besuchen. Jedes Mal, wenn ich sie besucht habe, waren es mindestens vier Stunden Bahnfahrt, aber mit den schönen Landschaften, die man während der Reise sieht, verging die Zeit wie im Flug. Praktische Tipps Gaststudenten, die in Heidelberg studieren, sollten rechtzeitig ein Zimmer suchen, denn es ist wegen der hohen Anzahl an Studenten in Heidelberg sehr schwierig ein Zimmer zu finden. Eine groβe Hilfe ist das Studentenwerk. Man sollte sich unbedingt ein Fahrrad kaufen, so kann man immer schnell jeden Ort in Heidelberg und Umgebung erreichen. Teilnehmen an den Ausflügen, die das Heiss-Team vom Akademischen Auslandsamt der Pädagogische Hochschule anbietet. Teilnehmen an dem Programm der BWS-Stiftung!!! einen Tandempartner suchen, um besser Deutsch zu lernen

7 Persönliche Wertung des Aufenthalts an der Gasthochschule und im Gastland Der Aufenthalt in Heidelberg und das Sommersemester an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg werden für mich für immer ein unvergessliches Erlebnis in meinem Leben bleiben. In dieser wunderschönen Stadt habe ich viele Erfahrungen gemacht, die für meine Zukunft sehr bedeutend sein werden. Hier habe ich auch neue und interessante Leute kennengelernt, mit denen ich wunderschöne Freundschaften geschlossen habe. Als Studentin habe ich groβe Fortschritte gemacht, ich habe sehr viel in den Seminaren und Vorlesungen der PH gelernt und nehme sehr viel für mein Studium in Chile mit. Ich bedanke mich bei der Landesstiftung Baden-Württemberg sehr herzlich, dass Sie mir diese Möglichkeit geboten hat, an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zu studieren. Ich danke auch sehr für die finanzielle Unterstützung, denn ohne diese Unterstützung wäre mein Traum, ein Auslandssemester zu erleben, nicht möglich gewesen.