Predigt 21. Sonntag nach Trinitatis PV Installation Joh 15,9-17
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- Günther Heidrich
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1 Predigt 21. Sonntag nach Trinitatis PV Installation Joh 15,9-17 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen. In der Stille beten wir um Gottes Segen Herr, segne du Reden und Hören. Amen. Liebe Gemeinde, der heutige vorgegebene Predigttext steht im Johannesevangelium im 15. Kapitel: 9 Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! 10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. 11 Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde. 12 Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. Der Herr segne an uns sein Wort. Liebe Gemeinde, vor drei Wochen wäre dieser Predigttext auf den ersten Blick passender gewesen, bei meiner 1
2 Verabschiedung. Denn die Verse sind Abschiedsworte Jesu an die Jünger, oder Ermunterungsworte auf die Frage: was machen wir jetzt ohne Jesus? Heute ist es andersherum: Ein Pfarrer kommt. Und die Fragen lauten: was macht er mit uns bzw. was machen wir mit ihm? Lebt er in der Vergangenheit von Neuendettelsau und Weidenbach, leben wir als Gemeinde in der Vergangenheit von Vorgängerinnen? Wir haben uns Gott sei Dank schon beschnuppert in der Vakanzzeit, und ich meine, es kann ein guter Duft entstehen. Auch wenn die Kirchenpflegerin einmal Riechwasser vor einem Kollaps brauchte, weil die Möbel bei Pillip und nicht bei Schüller bestellt wurden. Es kann ein guter Duft entstehen. Ein Duft, der Räume erfüllt, mit Leben füllt. Von solchen duftenden Lebensräumen spricht auch Jesus, wenn er im Predigttext zu seinen Jüngern und zu uns spricht. Ja, Jesus eröffnet Lebensräume. Schreiten wir diese Lebensräume ab, mit den Worten, die den 2
3 Predigttext bestimmen: Worte, die lauten: Liebe, Bleiben und Freude. Zum einen: Jesus eröffnet uns den Raum der Liebe: Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Diese Liebe ist gewollt, sie ist bedingungslos: ich liebe euch! heißt es. Nicht erst ein Wenn und Aber, sondern einfach, aber deutlich: ich liebe euch! Von Anfang an und immer. Wenn wir heute heute fragen würden, wo war ich eigentlich, bevor ich geboren wurde, was würden Sie antworten? - Diese Frage hat tatsächlich ein Enkel seiner Oma gestellt: Oma, wo war ich eigentlich, bevor ich geboren wurde? Die Frage des kleinen Enkelkindes kommt überraschend, selbst für die weise und im Beantworten schwieriger Fragen geübte Großmutter. Ich weiß nicht, du warst jedenfalls noch nicht da. Unzufrieden mit dem Antwortversuch der Oma wendet sich das Kind ab. Aber irgendwo muss ich doch gewesen sein? So überlegt es noch eine Weile und sagt dann einen Satz, wie er schöner und tiefer kaum 3
4 sein kann: Ich glaube, ich war in Gott versteckt. So erzählte die Theologin und stolze Großmutter Dorothee Sölle gern von einem ihrer Enkel. Was das Kind da plötzlich ganz sicher weiß, ist nicht weniger als das: Der Grund, die Quelle, aus der unser Leben entspringt, ist Gott. Die Kraft, die uns ins Leben leitet und führt, ist Liebe. Die ist lediglich ein anderer Name für Gott, einer von vielen, einer seiner schönsten gewiss. Ich war einmal in diesem Gott versteckt. Ich war von Liebe gewollt, umhüllt, ummantelt. Und bin dann sichtbar geworden, wurde geboren, ins Leben geschickt. Immer begleitet von jener Liebe. Nie fallen gelassen. Nur losgelassen, damit ich selber leben konnte. Glauben, hoffen und lieben Uns umhüllt der Raum der Liebe. Getragen davon öffnet uns Jesus einen weiteren Raum, den Raum des Bleibens. 4
5 Bleibt in meiner Liebe! sagt Jesus zweimal eindringlich. Bleiben: das heißt nicht Stillstand, nicht im Alten verharren. Bleiben heißt aber auch zum Beispiel für Herrieden als junge dynamische Gemeinde: Gut Gewachsenes als Tradition jetzt wahrnehmen und pflegen neben allem berechtigten Tatendrang zu Neuem. Das Normale auch erst einmal als das Besondere zu pflegen und zu schätzen gehört zu einer christlichen Zufriedenheit. Raum zum Bleiben: wir können bei Gott bleiben, weil wir bei ihm eine Bleibe habe. Und in dieser Bleibe ist ein Raum der Gemeinschaft. Räume von Gemeinschaft, um miteinander Glauben zu leben und zu erleben, zu entdecken und zu feiern. Jesus eröffnet in diesem Bleiben Räume der Gemeinschaft innergemeindlich, von der Krabbelgruppe bis zum Seniorenkreis, von der stillen Viertelstunde zur Posaunenchorprobe, von 5
6 dem diakonischen Helfen und sich helfen lassen zum seelsorglichen Trösten und Besuchen. Jesus eröffnet auch Räume der Gemeinschaft für das Gespräch und Miteinander von Konfessionen und Religionen. Nicht erzwungen, sondern ehrlich. Nicht ängstlich, sondern mutig. Auf Augenhöhe und mit dem nötigen Respekt. Es gibt doch nicht Schöneres, als dem anderen herzlich-beherzt in die Augen zu schauen. Meine Augen werden offen sein. Jesus eröffnet auch Räume Raum der Gemeinschaft mit der Welt, mit Politik und Vereinen. Christsein geschieht in der Welt, denn wenn wir als christliche Salzkörner im eigenen Topf bleiben, dann wirken wir nicht. Salz will sich vermengen, ausgestreut werden. So mischt sich ein Christ ein, wenn es um die Behandlung von Flüchtlingen und Asylanten geht, wenn es beim Ungeborenen und Sterbenden um die Frage des Lebens geht, wenn es um die Achtung der Schöpfung geht, um Armut, Ausgrenzung oder Ungerechtigkeit. 6
7 Ein Christ nimmt an der Welt teil, und nicht nur als Anwalt des Lebens bei ethischen Fragestellungen, sondern auch als Mitbürger bei Festen, im Vereinsleben, beim Feiern, beim Gespräch beim Bäcker. Räume des Bleibens, Räume der Gemeinschaft. Auch zur Gemeinschaft mit Gott lädt Jesus ein, im Gebet, im Singen von Liedern, im biblischen Wort, in Gottesdiensten. Auch hier öffnet Jesus einen Raum des Bleibens bleibt in meiner Liebe. Einen dritten Raum öffnet Jesus im Predigttext, den Raum der Freude: Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde. Das heißt, wir dürfen uns freuen! Warum schauen die Christen nicht freudiger, nicht erlöster aus- so hat ein Nichtchrist spöttisch gefragt. Und es ist ja nicht jeden Sonntag eine Einführung. Freude. Im christlichen Wortschatz der deutschen Sprache heißt es: Freude und sich freuen gehören zu den Herzwörtern der 7
8 deutschen Sprache die Freude ist die Sehnsucht eines jeden Menschenlebens Deswegen schreibt Paulus: Freuet euch in dem Herrn allewege und abermals sage ich euch: Freuet euch! Diese Freude ist mehr als ein freundlich sein. Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde sagt Jesus. Dieser Raum der Freude erwächst aus den Räumen, die wir gehört haben: aus dem Raum der Liebe und des Bleibens, aus dem Raum des Geborgensein und der Gemeinschaft. Diese Freude drückt sich aus in einem zufriedenen Gesicht, in einer hoffenden Erwartung, im Lachen und Tanzen, ja auch im Annehmen und Umgang von Leid, Krankheit und Trauer. Raum der Freude. Manchmal wünsche ich uns Christen noch mehr eine fröhliche Leichtigkeit, ohne leichtfertig oder leichtsinnig zu leben. 8
9 Eine fröhliche Leichtigkeit, wie etwa: man kann sich den ganzen Tag ärgern, aber man ist dazu nicht verpflichtet. Eine fröhliche, zufriedene, dankbare, gelassene, zuversichtliche christliche Leichtigkeit. Jesus eröffnet für uns den Raum der Freude und dieser Raum der Freude reicht sogar bis in eine Beerdigungsliturgie hinein: Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn. Auch im Tod lassen wir Chrsten uns die Freude des Auferstandenen schenken. Jesus eröffnet Räume. Weite Räume. Lebensräume. Und diese Räume erfüllen fast automatisch, was Jesus noch im Predigtext sagt: ihr bleibt bei mir, wenn ihr meine Gebote haltet. Eben nicht Vorschrift und Zeigefinger, sondern die Gebote werden umgesetzt im Lebensraum der Liebe, im Lebensraum des Bleibens, im Lebensraum der Freude. Räume zum Leben. Gott schenkt sie. 9
10 Den Jüngern damals beim Abschied für ihren Weg, uns heute bei der Einführung für unseren Weg. Liebe Gemeinde, Sie haben alle die Tür bekommen oder gesehen oder sie durchschritten ( flyer zeigen) Wir sind eingeladen, zusammen die Lebensräume zu beschreiten, die Gott schenkt. Ihnen nachzuspüren. Ich als Ihr Pfarrer bin ein Diener im Gesamtgefüge. Meine Aufgabe ist es hinzuweisen auf den, der uns diese Räume ermöglicht: Jesus Christen in den Farben der Herrlichkeit des Goldes, trotz oder gerade wegen des Kreuzes ( hinzeigen auf Kreuz). Jesus Christus schenkt uns Lebensräume. Sie als Gemeinde sind eingeladen, diese Räume zu betreten, auszufüllen. So wie bisher und auch weiterhin. Mit dem Duft habe ich begonnen: Riechen wir gemeinsam den Duft des Lebens, schnuppern wir die Lebensluft im Raum Jesu: Denn: 10
11 Das Blümelein so kleine, das duftet uns so süß. mit seinem hellen Scheine vertreibts die Finsternis. Wahr Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd und Tod. Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 11
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