Predigt zu Jesaja 65, 17-25

Transkript

1 Predigt zu Jesaja 65, Liebe Gemeinde, zu meinem Geburtstag habe ich dieses Buch mit dem Titel Der Himmel geschenkt bekommen etwas kleiner gedruckt steht unter der großen Überschrift Der Himmel : Was uns dort wirklich erwartet. Spontan dachte ich, dass das ja eigentlich niemand wirklich wissen kann, was uns im Himmel erwartet, oder?! Dank dieses Buches bin ich nun auf einen alttestamentlichen Text des Propheten Jesaja gestoßen, der mich schon immer fasziniert hat. In einem Abschnitt, der wirklich nicht von dieser Welt ist, versichert der Prophet, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird - Jesaja 65, Vielleicht wird mancher denken, was hier beschrieben wird, ist zu schön, um wahr zu sein. Das stimmt, es ist zu schön, um sich in dieser Welt zu erfüllen. Bewahrheiten wird sich das alles erst, wenn der, der auf dem himmlischen Thron sitzt, alles neu machen wird (Offb. 21,5). Textlesung: Jesaja 65,

2 Ganz bewusst gebraucht der Prophet abschließend die Formel So spricht der Herr. Hier spricht der Schöpfer des Universums Jahwe. Der Ich-bin-der-ich-bin ist der ewige Gott, der schon vor der Schöpfung dieses Kosmos, allgegenwärtig war, so wie er es bis heute ist und auch zukünftig sein wird von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ich persönlich habe höchsten Respekt vor diesem Gott, der meinen Verstand bei Weitem überragt. Ich weiß wirklich nicht, wie ich mir das vorstellen soll, was hier beschrieben wird. Ich weiß nur, dass diese himmlische Perspektive eine ganz tiefe Sehnsucht in mir berührt. Nun brauche ich euch ja nicht zu sagen, dass diese wunderbare Schöpfung hier auf Erden nicht auf Ewigkeit angelegt ist jedenfalls nicht für uns Menschen. Denn seit dem Sündenfall beherrscht der Tod diesen Planeten. Wir können nichts von all den schönen Dingen, die uns lieb und teuer sind, mit in den Himmel nehmen. Soviel seht schon einmal fest. Die Zeit ist endlich. Sicher, wir sollten versuchen, die Zeit auszukosten carpe diem (nutze den Tag). Doch am Ende relativiert sich alles. Denkt daran, tausend Jahre sind vor Gott, wie ein Tag. Und es wird der Tag kommen, von dem an nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Dann werden wir vergessen, wie es früher war, weil uns der neue Himmel und die neue Erde vollkommen in 2

3 den Bann ziehen, begeistern und eine nie gekannte Freude auslösen. Das ist die Perspektive, die der Prophet zu seiner Zeit vor allem seinem Volk vermitteln wollte. Das Volk Israel hatte eine lange Leidenszeit im babylonischen Exil hinter sich. Bittere Erfahrung der Israeliten war es, für fremde Herrscher zu arbeiten. Kinder starben auf dem langen Weg der Vertreibung. Väter ließen ihr Leben im Kampf. Nun aber freute man sich auf die Heimkehr nach Jerusalem. Doch in die Freude über die neu gewonnene Freiheit mischten sich eben auch Trauer und Sorge. Denn Jerusalem war zerstört. Und Gott wusste im Voraus, dass selbst ein Neuanfang nichts daran ändern würde, dass alles beim Alten bleibt darum wollte er von je her etwas ganz Neues schaffen. Diese Welt ist nicht zu retten. Selbst für uns, die wir im Glauben an Jesus Christus eine neue Kreatur geworden sind bleibt es dabei, dass wir mit Ängsten zu kämpfen haben und an der Ungerechtigkeit dieser Welt leiden. Wir wissen, dass alle menschlichen Bemühungen, die Welt zu verbessern, scheitern werden. Letztendlich muss es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. 3

4 Interessant, zwischen dem Satz: Siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde gibt es offensichtlich eine Parallele zum ersten Satz der Bibel: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. In beiden Versen wird dasselbe hebräische Wort mit der Bedeutung erschaffen, erzeugen verwendet. So wie Gott am Anfang aus einem universellen Tohuwabohu etwas ganz Neues erschaffen hat, wird er am Ende der Tage ein neues Universum schaffen, und mitten darin eine heile Welt. Das ist die himmlische Perspektive, die uns hoffentlich mit Freude erfüllt! Nun kann ich verstehen, wenn man gerne etwas genauer wüsste, was einen dort wirklich erwartet. Der Pastor und Autor dieses Buches Randy Alcorn hat 25 Jahre lang zu diesem Thema in der Bibel geforscht! In einem zweiten Teil werden alle möglichen Fragen beantwortet beispielsweise: Wie wird die große Stadt (Jerusalem) aussehen?, Wird es Raum und Zeit geben?, Welchen Körper werden wir haben?, Werden wir sündigen können?, Wird es Ehe, Familie und Freundschaft geben?, Wen werden wir treffen und was werden wir zusammen erleben?, Werden auf der neuen Erde Tiere leben? und nicht zuletzt die Frage Wird es im Himmel langweilig sein?. Diese und andere Fragestellungen haben natürlich einen gewissen Reiz. Doch ich denke, dass man 4

5 die Bibel auch nicht überreizen darf. Ich persönlich würde in vielen Fragen nicht unbedingt zu den gleichen Antworten kommen, wie ich sie in diesem Buch finde! Entscheidend ist für mich die Freude, die im Blick auf einen neuen Himmel und eine neue Erde eine ganz andere, neue Qualität bekommt! Auf diese Freude möchte ich näher eingehen: Ich werde über Jerusalem jubeln und mich über mein Volk freuen, heißt es in Vers 19. Hier wird deutlich, dass sich Gott selbst über das himmlische Jerusalem freuen wird. Wie wir uns das mit der goldenen Stadt vorstellen sollen, weiß ich nicht (vgl. Offb. 21,18). Viel wichtiger aber ist die Tatsache, dass Gott sich auch über mich freuen wird und diese Freude eben nicht getrübt werden kann. Denn ich werde dort nicht versagen, nicht sündigen, niemand enttäuschen. Der Glanz der goldenen Stadt lässt die hässlichen Szenen, die sich dort täglich abspielen, vergessen! Dann wird die Stadt nur noch von Freude erfüllt sein wird weil alle, die dort wohnen, sich unwiderruflich zu seinem Volk zählen dürfen und eine glänzende Beziehung zu Gott haben! Nun ist es ja so, dass bei Jesaja überhaupt nicht von goldenen Gassen die Rede ist anders als in der Offenbarung im letzten Buch der Bibel. Tja, Jesaja beschreibt das Leben auf der neuen Erde tatsächlich so realistisch, dass man den 5

6 Eindruck gewinnen könnte, dass sich das alles auf diesem Planeten erfüllen wird. Manche Theologen deuten daher die Prophetie des Jesaja auf das sogenannte Tausendjährige Reich, das der endgültigen Neuschöpfung vorausgehen soll. Laut Offenbarung, Kapitel 20, wird der Satan während des tausendjährigen Reichs keine Macht haben. Alles wird gut sein. Allerdings wird noch nicht alles neu sein zumindest werden auch während dieser tausend Jahre Menschen auf natürlichem Wege geboren und sie müssen auch sterben. Von daher liegt es nahe, die Aussagen, die Jesaja macht, mit dem tausendjährigen Reich in Verbindung zu bringen. Denn es heißt ja: Weinen und Klagen werden verstummen. Dann wird kein Säugling mehr nur wenige Tage leben, und alte Menschen sterben erst nach einem erfüllten Leben. Wer mit hundert Jahren stirbt, wird als junger Mensch betrauert, und wer die hundert Jahre nicht erreicht, wird als verflucht gelten. Jedem soll also ein langes und erfülltes Leben vergönnt sein. Das ist alles schön und gut doch damit ergibt sich eine Schwierigkeit: Der Fluch der Vergänglichkeit gehört zweifellos zur alten Schöpfung, doch Jesaja spricht hier eindeutig von einer neuen Schöpfung und dort wird der Tod nicht mehr sein (Offb. 21,4). Wir können nicht wirklich wissen, wie es sein wird am Ende 6

7 der Zeit und ich meine, wir tun gut daran, uns nicht in Einzelheiten zu verlieren. Das kann nicht der Sinn der Ankündigung einer neuen Schöpfung sein. Es geht vielmehr um eine neue Perspektive. Das wird besonders eindrücklich mit dem abschließenden Vers deutlich: Wolf und Lamm werden friedlich zusammen weiden, der Löwe wird Heu fressen wie ein Rind, und die Schlange wird sich von Erde ernähren. Sie werden nichts Böses mehr tun und niemandem schaden auf meinem ganzen heiligen Berg (V.25). Also, den Wolf im Schafspelz wird es nicht mehr geben, der Löwe wird Heu fressen und auch die Schlange wird so harmlos wie ein Regenwurm sein was Jesaja damit ausdrücken will, ist doch offensichtlich, oder?! Der neue Himmel und die neue Erde wird ein absolut angstfreier Raum sein. Weder Tod noch Teufel, noch irgendeine andere Kreatur, sei es Wolf, Löwe oder Schlange, können noch Angst verbreiten. Nichts und niemand kann uns in der neuen Welt von der Liebe trennen, die in Christus Jesus zu finden ist und die keinen Raum lässt für irgendwelche Ängste. Wir haben ja schon eine Ahnung davon bekommen, wie sich diese Liebe anfühlt um wie viel mehr werden wir diese Liebe genießen, wenn wir keine Ängste mehr kennen. Stellt euch vor, ihr wisst gar nicht mehr, was Ängste sind. Wir können es uns 7

8 nur für einen kurzen Moment vorstellen aber wenn Jesus wiederkommt, wird es ein ewiger Moment sein. Noch einmal kurz zurück zu dem heufressenden Löwen. Wir wünschen uns vielleicht, dass auch Tiere in den Himmel kommen! Aber jetzt mal ehrlich, für einen Löwen ist das sicherlich alles andere als himmlisch, wenn er kein Fleisch mehr zu fressen bekommt. Und ich frage mich, ob wir Menschen dann auch alle Vegetarier sein werden?! Tja, ihr merkt schon, dass wir mit solchen Fragestellungen nicht weiterkommen. Trotzdem wird auch weiterhin eine gewisse Faszination von Fragen nach den zukünftigen Dingen ausgehen. Viel wichtiger ist, dass wir eine authentische Antwort geben können, auf die Frage, wie man in den Himmel kommt?! Ich bin mir jedenfalls sicher, wir werden nicht schlecht staunen, was uns im Himmel schließlich wirklich erwartet! Noch aber müssen wir in dieser Welt zurechtkommen. Leider vergessen wir manchmal diese himmlische Perspektive, die uns die Bibel verheißt. Dabei ist es doch der Glaube, dass uns wirklich ein neuer Himmel und eine neue Erde erwartet, der den Unterschied ausmacht. Denn nur in diesem Glauben finden wir echten Trost, eine Hoffnung, die zuletzt nicht stirbt und vor allem eine Freude, die nicht von dieser Welt ist. AMEN 8