P o l i z e i b e r i c h t

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Katrin Koch
vor 7 Jahren
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1 1 Fall: "Aßmann" Auszug aus den Akten des Strafverfahrens 14 Js 2780/11 der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Münster: Aktenstück 1 Polizeipräsidium Münster Münster, den P o l i z e i b e r i c h t In der Nacht vom auf den führten mein Kollege POM Lehmann und ich eine allgemeine Verkehrskontrolle auf der B 68 Richtung Warendorf zwischen Münster und Telgte durch. Gegen 1.40 Uhr näherte sich mit hoher Geschwindigkeit ein PKW dessen rechter Scheinwerfer defekt war. Kollege POM Lehmann stellte sich auf die Straße und machte dem PKW-Fahrer mittels einer sog. Polizeikelle Zeichen zum Anhalten. Der PKW verringerte zunächst die Geschwindigkeit. Etwa 20 m vor dem Kollegen POM Lehmann beschleunigte der Fahrer jedoch plötzlich und fuhr gezielt auf ihn zu. POM Lehmann konnte sich nur durch einen Sprung zur Seite in den angrenzenden Straßengraben retten und zog sich dabei schwere Beinverletzungen zu. Nach ausgelöster Fahndung konnte der PKW-Fahrer von dem Kollegen PM Kurz kurz vor Warendorf gestellt werden. Es handelte sich bei dem Fahrzeug um einen blauen Audi 100, amtl. Kennz. MS-XY 123. Im PKW befand sich neben dem Fahrer auf dem Beifahrersitz eine weitere schlafende Person, die stark nach Alkohol roch. Der PKW wies vorne rechts Beschädigungen des Scheinwerferglases und des Kotflügels auf. Beide Fahrzeuginsassen wurden vorläufig festgenommen. Auf der Polizeiwache wurde, nach telefonischer Absprache mit dem Ermittlungsrichter, bei beiden Fahrzeuginsassen eine Blutentnahme angeordnet. Noch während der Blutentnahme erreichte uns gegen 3.00 Uhr von den Kollegen aus Münster ein Anruf, wonach auf der B 68 Richtung Warendorf kurz hinter dem Ortsausgang Münster ein toter Radfahrer gefunden worden war. Dieser war offensichtlich von einem Pkw angefahren worden, welcher sich im Anschluss entfernt hatte. An der Unfallstelle befanden sich blaue Lack- und Glassplitter. Eine anschließende Überprüfung hat ergeben, dass die am Unfallort aufgefundenen Glas- und Lacksplitter zweifelsfrei von dem blauen Audi 100 stammen, in dem die vorgenannten Personen angetroffen worden sind. (POM Schulze) Aktenstück : Beschuldigtenvernehmung des Fahrzeugführers Angaben zur Person: Name: Reiner Berlage, Geburtsdatum: in Husum Wohnort: Schubertstr. 8, Warendorf Familienstand: verheiratet, keine Kinder Beruf: Kaufmann Verdienst: ca , i netto CSR, Schmidt & Partner (/aßma.sv) Seite 1 von 5

2 2 Der Beschuldigte wurde gem. 163 a IV, 136 StPO belehrt. Er machte daraufhin folgende Aussage: Am befand ich mich auf dem Stadtfest in Münster-Mauritzviertel. Ich war mit Freunden dort hingefahren die bereits gegen Uhr das Fest verlassen hatten. Als ich gegen 1.00 Uhr das Fest verlassen wollte, traf ich einen alten Bekannten von mir, den Herrn Aßmann, der auch gerade gehen wollte. Ich fragte ihn, ob er mich mitnehmen könne, was er zusagte. Frage: War Herr Aßmann angetrunken? Antwort: Er hatte schon einiges getrunken. Frage: Und Sie? Antwort: Ich hatte nur 3 oder 4 kleine Biere getrunken. Ich wäre ja auch gefahren, aber Herr Aßmann bestand darauf, selbst zu fahren. Wir waren kaum unterwegs, da geriet der Wagen in einer scharfen Linkskurve ins Schleudern und wäre fast gegen eine Mauer geprallt. Ich fragte Herrn Aßmann ein weiteres Mal, ob ich nicht fahren solle. Er ignorierte mich aber und fuhr weiter. Kurz hinter dem Ortsausgang bemerkte ich plötzlich vor uns einen Radfahrer. Da dieser die Beleuchtung eingeschaltet hatte und auch sonst gut zu sehen war, glaubte ich, auch Herr Aßmann habe ihn bemerkt. Dieser blickte aber starr gerade aus und machte keine Anstalten, zum Überholen anzusetzen. Ich rief ihm noch zu "Pass auf!", aber es war zu spät. Mit dem rechten Kotflügel streifte Herr Aßmann den Radfahrer, der daraufhin zu Fall kam. Herr Aßmann hielt völlig erschrocken an. Ich sagte zu ihm, ich kümmere mich darum, worauf er nur nickte. Als ich ausstieg, sah ich den Radfahrer am Boden liegen. Er blutete aus einer Kopfwunde. Frage: Lebte er noch? Antwort: Das kann ich mit Sicherheit sagen, da er atmete. Frage: Wissen Sie, dass er tot war, als er gefunden wurde? Antwort: Ja, Ihr Kollege hat mir das gestern Nacht erzählt. Bei den schweren Verletzungen hatte ich schon damit gerechnet, dass er es nicht schafft. Frage: Warum sind Sie dann einfach weggefahren? Antwort: Als ich zurück zum Auto kam, sass Herr Aßmann zusammengesunken auf dem Fahrersitz und schlief. Ich sprach ihn einige Male an, aber er reagierte nicht. Ich schob ihn daraufhin einfach auf den Beifahrersitz und fuhr selber weiter. Frage: Warum haben Sie keinen Notarzt gerufen? Antwort: Ich wollte Herrn Aßmann Unannehmlichkeiten ersparen. Frage: Aber Sie konnten den Radfahrer doch nicht einfach liegen lassen? Antwort: Wieso? Ich hatte ihn doch nicht angefahren. Frage: Was geschah dann? Antwort: Nach einigen Minuten Fahrt bemerkte ich in einiger Entfernung einen Polizeibeamten, der mich herauswinkte. Ich verlangsamte zunächst meine Fahrt. Frage: Wieso gaben Sie dann plötzlich Gas? Antwort: Ich weiß auch nicht genau. Wahrscheinlich hatte ich ein schlechtes Gewissen wegen des Radfahrers. CSR, Schmidt & Partner (/aßma.sv) Seite 2 von 5

3 3 Frage: War Ihnen nicht klar, dass Sie meinen Kollegen hätten töten können? Antwort: Das wollte ich auf keinen Fall. Ich ging davon aus, er werde zur Seite springen und sich allenfalls leicht verletzen. Frage: Den tiefen Graben neben der Straße haben Sie aber bemerkt? Antwort: Natürlich, aber auf der Polizeischule lernen Sie doch sicher, wie man richtig fällt, so dass einem nichts passiert. Wenn ich jetzt höre, dass Ihr Kollege schwer verletzt wurde, tut mir das natürlich sehr leid. Der Beschuldigte wurde sodann entlassen. Aktenstück : Beschuldigtenvernehmung des Herrn Aßmann Angaben zur Person: Name: Hans Aßmann Geburtsdatum: in Dresden Wohnort: Industriestr. 55, Warendorf Familienstand: ledig Beruf: Versicherungsvertreter Verdienst: ca , i netto Der Beschuldigte wurde gem. 163 a IV, 136 StPO belehrt. Er machte daraufhin folgende Aussage: Am befand ich mich auf dem Stadtfest in Münster-Mauritzviertel. Als ich gegen 1.00 Uhr das Fest verlassen wollte, traf ich Herrn Berlage, einen alten Bekannten von mir. Er fragte mich, ob ich ihn mitnehmen könne, was ich bejahte. Frage: Hatten Sie getrunken? Antwort: Ich hatte schon einige Biere getrunken, aber ich fühlte mich noch fit. Frage: Antwort: Aber Sie sind doch schon kurz nach Fahrtantritt fast vor eine Mauer geprallt und trotzdem weitergefahren? Hat das Herr Berlage erzählt? Naja, das stimmt schon, aber ich konnte den Wagen ja noch abfangen und hatte mir danach auch vorgenommen, vorsichtiger zu fahren. Frage: Wie kam es zu dem Unfall mit dem Radfahrer? Antwort: Das weiß ich nicht mehr genau. Plötzlich tauchte der vor meinem Pkw auf, ich habe noch versucht auszuweichen, ihn aber wohl mit meinem Kotflügel gestreift. Herr Berlage sagte mir dann, er würde nachschauen, ob etwas passiert sei. Ich sah wie er aus dem Wagen stieg und muss wohl dann eingeschlafen sein. Ich bin erst wieder aufgewacht, als Polizeibeamte die Tür aufrissen. Frage: Wieso haben Sie nicht selbst nach dem Radfahrer geschaut? Antwort: Ich habe mich natürlich darauf verlassen, Berlage würde sich schon um alles kümmern. Ich war völlig entsetzt als ich hörte, dass er einfach weggefahren ist. CSR, Schmidt & Partner (/aßma.sv) Seite 3 von 5

4 4 Frage: An das weitere Geschehen können Sie sich nicht mehr erinnern? Antwort: Nein. Ich habe die ganze Zeit geschlafen. Der Beschuldigte wurde sodann entlassen. Aktenstück Person: Rainer Berlage Entnahmezeitp.:2.53 Uhr BAK, Mittelwert:0,29 Promille 2. Person: Hans Aßmann Entnahmezeitp.: 3.00 Uhr BAK, Mittelwert:1,5 Promille Ä r z t l i c h e s B l u t a l k o h o l g u t a c h t e n Aktenstück Auszüge aus dem BZR und VZR bezüglich Aßmann, Hans Eintragungen: keine Auszüge aus dem BZR und VZR bezüglich Berlage, Rainer Eintragungen: keine Aktenstück Obduktionsbericht bezüglich des Radfahrers Karl Lappe Als Todesursache ist zusammenfassend festzuhalten: Der Schädelbruch selbst war nicht tödlich. Todesursache war Vielmehr der Blutverlust verbunden mit einem akuten Schockzustand. Der Betroffene hat noch mindestens 1 Stunde gelebt und hätte bei sofortigen Rettungsmaßnahmen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerettet werden können. CSR, Schmidt & Partner (/aßma.sv) Seite 4 von 5

5 5 Aktenstück Ärztliches Gutachten bezüglich der Verletzungen des POM Lehmann Zusammenfassung: Der Betroffene hat komplizierte Frakturen des linken Beins erlitten, u.a. einen Trümmerbruch der linken Kniescheibe. Als Folge der Fraktur wird das Kniegelenk auf Dauer versteift bleiben. Alle Verletzungen waren unmittelbare Folge des Sturzes in den Straßengraben. Hinweis für den Bearbeiter: Der Sachverhalt ist zu begutachten; die Entschließung der StA ist unter dem Az 14 Js 2780/11 zu entwerfen. Der Pkw wurde zwecks Erstellung eines Sachverständigengutachtens unverzüglich nach der Tat beschlagnahmt. CSR, Schmidt & Partner (/aßma.sv) Seite 5 von 5

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