Informationen zur Sprengung des Funkturms. in Gartow. Dr. Rudolf Pospischil
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- Brigitte Rothbauer
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1 Informationen zur Sprengung des Funkturms in Gartow Dr. Rudolf Pospischil 20. August 2009 Deutsche Funkturm
2 I. Funkbrücken II. Westfernsehen III. Sprengung Seite 1
3 Seite 2 I. Funkbrücken
4 Funkbrücken nach Berlin Nach der Teilung Deutschlands war es eine große Herausforderung, West-Berlin und die Bundesrepublik Deutschland über leistungsfähige Fernmeldenetze zu verbinden. Grundsätzlich konnte die Übertragung über Kabel oder über Funk erfolgen. Während man sich bei kabelgebundenen Lösungen immer mit der DDR abstimmen und einigen musste, waren Funklösungen weitgehend unabhängig von der DDR möglich und hatten deshalb eine besondere Bedeutung. Es wurden mehrere Funkbrücken zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland geschaffen, die ständig verbessert und erweitert wurden. Bis Anfang der 70er Jahre wurden diese Funkstrecken ohne die im Prozess der internationalen Frequenzkoordinierung üblichen direkten Kontakte zwischen den betroffenen Staaten errichtet. Erstmals Mitte der 70er Jahre wurden die Frequenzen mit der DDR abgestimmt. Die Funkstrecken wurden nie von der DDR gestört aber wohl durchgängig abgehört. Seite 3
5 Funkbrücken Seite 4
6 Funkbrücken Seite 5
7 Funkstrecken im Detail Seite 6 Deutsche Funkturm
8 Verbindungsmatrix Richtfunk West-Berlin Ost-Berlin Frohnau Schäferberg Berlin Alexanderplatz Bundesrepublik Deutschland Gartow 1 Gartow 2 Clenze Torfhaus Richtfunk über Zwischenstationen in der DDR Richtfunk (direkte Sichtverbindung) 133 km Fernsprechkanäle Scatter-Verbindung 164 km 720 Fernsprechkanäle Richtfunk (direkt, ohne Sichtverbindung) 135 km Fernsehaustauschleitungen Fernsprechkanäle Richtfunk über Zwischenstationen in der DDR Scatter-Verbindung 200 km Fernsehaustauschleitung Fernsprechkanäle Richtfunk über Zwischenstationen in der DDR Klassischer Richtfunk, keine Funkbrücke Seite 7
9 Fünf funktechnische Lösungen für Funkbrücken 1. Bei der klassischen Verbindung über Richtfunk sind im Abstand von ungefähr 50 km Relaisstationen erforderlich. Da dies eine Verständigung mit der DDR erfordert hätte, kam diese Standardlösung erst im Rahmen der Entspannungspolitik ab den 70er Jahren in Betracht. 2. Durch die Bündelung von Rundfunkantennen kann eine richtfunkähnliche Verbindung ohne Sichtverbindung aufgebaut werden. Bereits 1948 wurden UKW-Sender benutzt, später dann TV-Sender auf der Strecke Gartow 1 - Schäferberg. 3. Bei einer Scatter-Verbindung wird die Erdatmosphäre als Reflektor benutzt. Die Streustrahlung des ausgesandten Signals wird von einer Empfangsantenne empfangen. Diese Technik wird wegen des erheblichen technischen Aufwands weltweit nur dann eingesetzt, wenn eine klassische Richtfunklösung nicht möglich ist, also z.b. zur Versorgung von Inseln oder bei militärischen Anwendungen. Es bestanden Scatter-Verbindungen zwischen Torfhaus und Schäferberg und zwischen Clenze und Frohnau. 4. Durch Optimierung der Funktechnik und den Bau besonders hoher Antennenträger konnte Ende der 70er Jahre über deutlich mehr als 50 km eine Richtfunkstrecke mit Sichtverbindung geplant und aufgebaut werden. Gartow 2 mit 344 m und Frohnau mit 358 m Bauwerkshöhe waren die Endstellen in einer Entfernung von 133 km. 5. In den 80er Jahren wurde speziell für die Anbindung Berlins das Satellitensystem DFS Kopernikus entwickelt. Mit der Wiedervereinigung wurde es nicht mehr benötigt. Seite 8
10 ( ( Schäferberg ( ( Perwenitz ( ( 1. Richtfunk (klassisch) ( Dequede ( Gartow Seite 9 Rhinow
11 1. Richtfunkstrecke Gartow - Ostberlin Seite 10
12 1. Richtfunk-Transitverbindung durch die DDR Seite 11
13 2. Richtfunk (ohne Sichtverbindung) Gartow 1 (324 m) Schäferberg (212 m) ( ( Seite 12
14 2. Richtfunkantennen am Standort Schäferberg 1 1. Richtfunk (ohne Sichtverbindung) Yagi-Antennen 250 MHz und 400 MHz 20 Betriebslinien (à 120 Kanäle) + 2 Schutzlinien Bedarfsweise TV-Übertragung Gegenstelle: Gartow Scatter-Verbindung 2 * 10 m Richtfunkantennen 2 GHz Schmalband 3 Betriebslinien (à 120 Kanäle) + 1 Schutzlinie Gegenstelle: Torfhaus 3. Scatter-Verbindung 2 * 18 m Richtfunkantennen 2 GHz Breitband 2 * TV Kanäle 3 Betriebslinien (à 960 Fernsprechkanäle) Gegenstelle: Torfhaus Seite 13
15 2. Geländeschnitt Gartow 1 - Schäferberg Gartow 1 Schäferberg Sichtlinie Fresnelzone Landwirtschaft Wald Erdkrümmung Geländehöhe Stadt Seite 14
16 3. Scatter Torfhaus Schäferberg ( ( Seite 15
17 4. Richtfunk (mit Sichtverbindung) Gartow 2 (344 m) Frohnau (358 m) ( ( Seite 16
18 4. Richtfunk (direkte Sichtverbindung) Gartow 2 Frohnau Sichtlinie Fresnelzone Landwirtschaft Wald Erdkrümmung Geländehöhe Stadt Seite 17
19 5. Punkt-zu-Punkt Kommunikation mittels eines Satelliten ( ( Usingen Berlin Wannsee Seite 18
20 Übertragung von Telefon, TV und Radio Bereits 1948 wurden UKW-Sender benutzt, um Telefongespräche zu übertragen. Damals konnten gleichzeitig nur acht Ferngespräche über Funk direkt zwischen Westberlin und der Bundesrepublik Deutschland übertragen werden. Ende der 80er Jahre waren es über Ferngespräche. Gartow war der Knotenpunkt für die Kommunikation mit Westberlin. Von hier liefen Ferngespräche über die Verbindung Frohnau - Gartow und Ferngespräche über die Verbindung Schäferberg - Gartow. Neben den Ferngesprächen wurden per Funk über so genannte Austauschleitungen TV-Signale mit Begleitton und Hörrundfunksignale übertragen. So gelangte das Westfernsehen nach Westberlin und wurde dort über Fernsehsender ausgesendet. In Berlin produzierte Sendungen wurden über diese Austauschleitungen in die Bundesrepublik Deutschland übertragen. Die Austauschleitungen waren zwischen dem Schäferberg und Torfhaus und zwischen dem Schäferberg und Gartow aufgebaut worden. Seite 19
21 Kooperation mit der DDR Der Austausch von Informationen zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland wurde zu den Olympischen Spielen 1972 in München und zur Fußball Weltmeisterschaft 1974 in der Bundesrepublik Deutschland besonders wichtig. Die DDR wollte von diesen Großereignissen direkt Farbfernsehbilder beziehen. In den 70er Jahren wurde zwischen Gartow an der Elbe und dem Fernsehturm auf dem Alexanderplatz in Ostberlin eine analoge Richtfunkstrecke eingerichtet. Die Übergabe des Signals erfolgte zwischen Gartow und Dequede, einem Funkstandort der Deutschen Post (DDR). Von dort gelangte es über weitere Richtfunkstandorte zum Fernsehturm auf dem Alexanderplatz. In den 80er Jahren wurden dann digitale Transitverbindungen mit der DDR vereinbart wurde eine Richtfunkverbindung in Betrieb genommen, die über drei Relaisstationen der DDR lief: Dequede Rhinow Perwenitz wurde ein Transit-Glasfaserkabel von Uelzen nach West-Berlin in Betrieb genommen. Auch die digitalen Verbindungen waren Ziel der Abhörmaßnahmen der DDR. Seite 20
22 Seite 21 II. Westfernsehen
23 Westfernsehen Entlang der innerdeutschen Grenzen und in Westberlin standen zahlreiche Grundnetzsender zur Verbreitung der öffentlich-rechtlichen TV-Programme und später auch teilweise der privaten TV-Programme. Das Erste Programm der ARD konnte von 92 % der DDR-Bürger gesehen werden, wovon 42 % einen guten Empfang hatten. Das ZDF konnte von 83 % der DDR-Bürger gesehen werden, wovon 30 % einen guten Empfang hatten. Das Westfernsehen wurde in der DDR geduldet. Es durfte sogar in Gemeinschaftsantennenanlagen eingespeist werden. Sämtliche Versuche zur technischen, administrativen oder propagandistischen Zurückdrängung des Westfernsehens scheiterten. Das durch das Westfernsehen nicht versorgte Gebiet um Dresden wurde als Tal der Ahnungslosen im Volksmund bezeichnet. Abends fand in der DDR die alltägliche Republikflucht ins Westfernsehen von Millionen von DDR-Bürgern statt. Die Bevölkerung der DDR war sehr erfinderisch wenn es darum ging, das Westfernsehen zu sich nach Hause zu holen. Seite 22
24 ARD-Empfang Seite 23
25 Erhöhter Antennenaufwand in der DDR Aufbau einer Empfangsantenne Ort: Östlich von Rostock Sender: Bungsberg Seite 24
26 ZDF-Empfang Seite 25
27 Seite 26 III. Sprengung
28 Standort Gartow Gartow 2 Gartow 1 Gartow 1 - Baujahr Höhe 324 m - TV-Sender: ZDF und Drittes Programm (NDR) - Richtfunk (ohne Sichtverbindung) zur Gegenstelle Schäferberg Elbe Gartow 2 - Baujahr Höhe 344 m Seite 27
29 Standort Gartow 1 Seite 28
30 Vom Rückbau zur Sprengung Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die Richtfunkfernverbindungen von und nach Berlin im Rahmen des Programms Telekom 2000 auf Glasfaser umgeschwenkt und die Glasfaserstrecken massiv ausgebaut. Die Richtfunkantennen auf den einzelnen Türmen wurden sukzessive zurückgebaut. Am Standort Schäferberg wurden die großen Parabolspiegel der Scatter-Verbindungen vom Schaft demontiert. Heute wird der Standort Schäferberg für das digitale Fernsehen (DVB-T), UKW, Mobilfunk und andere Funkdienste genutzt. In Frohnau wurden von dem hohen Antennenträger sukzessive die Richtfunkantennen und andere Antennen demontiert, zuletzt im November die letzten Antennen für ein Mobilfunknetz. Der abgespannte Mast mit seiner Höhe von 358 m ist nicht mehr erforderlich, da alle aktuellen Antennen auf dem 117,5 m hohen Antennenträger nebenan realisiert werden können. Er wurde am 8. Februar 2009 gesprengt. In Gartow entfielen auf dem älteren Bauwerk Gartow 1 (Baujahr 1963) sukzessive alle Nutzungen, zuletzt wurde das analoge Fernsehen (ZDF und Drittes Programm) abgeschaltet. Von Gartow 2 wird weiter UKW gesendet und weitere Funknutzungen sind hier aktiv. Seite 29
31 Steckbrief Gartow 1 Baujahr: 1963 Höhe: 324 m Mast: Querschnitt von 4,2 m x 4,2 m; Gewicht von 1001 t Abspannung: 24 Pardunen zur Abspannung mit einer Gesamtlänge von 5,9 km und einem Gewicht von 126 t; die Einzeldrähte haben eine Länge von ca km = Gartow - Rom Aufzug: Letzte Station auf 289 m Höhe Steigeleiter: Hauptleiter ca. 300 m = 1000 Stufen Schrauben: Stück; Gewicht: 30 t Farbe: 10,5 t GFK-Zylinder Länge: 17 m; Ø: 1,60 m; Gewicht: 4,6 t Funkdienste (eingestellt): Richtfunk, Rundfunk, B-Netz, C-Netz Seite 30
32 Sprengung Gartow 1 Seite 31
33 Sprengung Gartow 1 Sprengmittel: 3 kg Semtex Razor 40 à 16 Schneidladungen (8 Pardunenlaschen) 800m Sprengschnur Seite 32
34 Sprengung Gartow 1 Seite 33
35 Sprengung Gartow 1 Seite 34
36 Sprengung Gartow 1 Seite 35
37 Sprengung Gartow 1 Seite 36
38 Sprengung Gartow 1 Seite 37
39 Sprengung Gartow 1 Seite 38
40 Sprengung Gartow 1 Seite 39
41 Sprengung Gartow 1 Seite 40
42 Sprengung Gartow 1 Seite 41
43 Sprengung Gartow 1 Seite 42
44 Sprengung Gartow 1 Seite 43
45 Sprengung Gartow 1 Seite 44
46 Sprengung Gartow 1 Seite 45
47 Sprengung Gartow 1 Seite 46
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