_INTERVIEW: «KEIN UMFELD FÜR EINE BUY-AND-HOLD-STRATEGIE» Patrick Rieter von Rieter Fischer Partners über das für Stockpicking schwierige Umfeld
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- Thilo Bäcker
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1 14. JUNI 2012 #21 _COCKPIT: GRIECHENLAND VOR DER WAHL Kurssturz von Credit Suisse _AKTIEN SCHWEIZ: PRIVATBANKEN Banque Privée Edmond de Rothschild, Bank Sarasin & Cie, Verwaltungs- und Privat-Bank _INTERVIEW: «KEIN UMFELD FÜR EINE BUY-AND-HOLD-STRATEGIE» Patrick Rieter von Rieter Fischer Partners über das für Stockpicking schwierige Umfeld _PRODUKTE IM CHECK: HÖHERE RENDITEN MIT FESTVERZINSLICHEN ETF auf Staatsanleihen von Schwellenländern _TRADE ACADEMY: AUF DIE VERSCHULDUNG ACHTEN Was Anleger am Verschuldungsgrad erkennen können
2 TRADE MAGAZIN_# _02_COCKPIT GRIECHENLAND VOR DER WAHL SWISS MARKET INDEX (SMI) Woche: Pt % Ausblick ERDÖL (BRENT) Woche: USD 7.35 % Ausblick DAX Woche: Pt % Ausblick ROHSTOFFE GOLD 1 UZ. Woche: USD % Ausblick AKTIEN DOW JONES Woche: Pt % Ausblick WÄHRUNGEN EUR/CHF % USD/CHF % (STAND: , 17:30) Wer ist der Nächste? Exakt die gleiche Frage stellten Börsianer schon 2008 während der Finanzmarktkrise. Vor vier Jahren ging es darum, welche Bank neu in Schieflage kommen könnte, nun betrifft es die Staaten im Euroraum. Zwar warten die Märkte schon seit Wochen gespannt auf die am Sonntag anstehende Parlamentswahl in Griechenland und die Antwort auf die Frage, ob die Hellenen im Euroraum bleiben werden. Doch seit Kurzem flammen weitere Brandherde in der Eurozone auf. So sollen spanische Banken Geld aus Euro-Hilfstöpfen bekommen. Die Kapitallücke wird auf 60 bis 65 Mrd. EUR beziffert. Dabei gab es schon im Mai von der Europäischen Zentralbank Ausleihungen in Höhe von 287,8 Mrd. EUR an iberische Finanzhäuser. Auch Zyperns Bank Cyprus Popular will Hilfe. Auf der Insel ist die Rede von 1,8 Mrd. EUR. Die aktuelle Abstufung der Bonität Spaniens gleich um drei Noten von A3 auf Baa3, nur eine Stufe über Ramsch-Niveau, und die Abstufung Zyperns durch die Ratingagentur
3 TRADE MAGAZIN_# _02_COCKPIT Moody s ist nach den vielen Abstufungen fast gewohntes Tagesgeschehen. Befürchtungen Anfang der Woche, auch Italien könne möglicherweise schon bald unter Euro- Rettungsschirme flüchten, wurden durch die jüngste Anleihen-Auktion des Landes gedämpft. Immerhin war die Emission um das 1,6-Fache überzeichnet und der Zins für die Papiere mit dreijähriger Laufzeit lag mit 5,3% weit unter dem Hoch vom November von 7,9%. SCHWEIZER BANKEN BRAUCHEN MEHR GELD Während internationale Investoren insbesondere an der Wall Street gebannt auf die Schuldensituation in den Ländern im Süden Europas blicken, ist derzeit von Deutschland weniger die Rede. Tatsächlich aber ist der Nachbar inzwischen mit Bürgschaften für Rettungsschirme und Verrechnungssaldi der Bundesbank im Volumen von über Mrd. EUR heillos im Euro-Sumpf gefangen. Für Deutschland wäre ein Ende des Euro sehr wahrscheinlich mit gigantischen Forderungsausfällen verbunden. Aber nicht nur Euro-Banken und Staaten benötigen Kapital, auch Schweizer Institute konkret Credit Suisse und UBS sollen nach Ansicht der Schweizer Nationalbank SNB ihr Eigenkapital stärken. Heftige Kursverluste insbesondere von Credit Suisse um bis zu rund 10% waren die Folge Bankwerte sind inzwischen einfach spekulativ und nur noch für risikofreudige Anleger geeignet. Spekulanten allerdings setzen im Vorfeld der Griechenwahl mit Zertifikaten auf das Wechselkursverhältnis EUR/CHF, konkret auf ein Votum pro Euro und einen möglichen Kurssprung der Währung im Vergleich zum Franken. Da die SNB den Mindestkurs von 1,20 beim Verhältnis EUR/CHF in den letzten Wochen ziemlich exakt an der Marke halten konnte, könnten sich hier die kurzfristigen Verlustrisiken in vergleichsweise engen Grenzen halten, da ein deutlicher Verfall des Frankens dadurch wenig wahrscheinlich scheint. Andererseits könnte ein positives Euro-Votum der europäischen Einheitswährung wieder etwas auf die Beine helfen. BUCHMACHER SAGEN: HELLAS WILL DEN EURO Derweil gibt es immerhin schon am griechischen Aktienmarkt spekulationsgetriebene Kurssprünge. Insbesondere Banktitel zählen an der Börse Athen aktuell zu den Gewinnern mit Kurssteigerungen etwa bei der Alpha Bank von rund 30%. Neue Umfrageergebnisse zu den Wahlausgängen gibt es zwar nicht. Doch die Buchmacher im Land sehen derzeit die Nea Dimokratia in Front. Die Partei will die Sparauflagen der Euro-Hilfsländer akzeptieren und so die Voraussetzungen für den Beibehalt des Euro für das Land erfüllen. Bekanntermassen haben aber politische Börsen kurze Beine Spekulanten sollten Gewinne auch schnell wieder realisieren. (gp)
4 TRADE MAGAZIN_# _03_AKTIEN SCHWEIZ PRIVATBANKEN: ZU VIEL LÄRM IM LEISEN GESCHÄFT Privatbankier zu sein, sollte eigentlich ein unaufgeregtes, stetiges, um nicht zu sagen langweiliges Geschäft bedeuten. Derzeit herrscht aber deutlich zu viel Aufregung in diesem Geschäft. Steuersachen, Reiseverbote und Datendiebe sorgen für unangenehme Schlagzeilen. Langfristigere Probleme sind sinkende Margen, die zwangsläufig Kosteneinsparungen nach sich ziehen und der kostspielige Aufbau von Standorten auf Kontinenten, wo noch neue Vermögen entstehen. All das sorgt für zu viel Hektik. Als Kunde schätzt man es nicht, wenn die Kundenberater und die Firmenlogos schneller ausgetauscht werden, als man sie sich merken kann. Viele Banken stehen zum Verkauf. Manche scheinen den Eigentümer öfter zu wechseln als Gebrauchtwagen. Je weniger eine Bank von sich reden macht, desto besser. In einer Hinsicht herrscht für die Banken dennoch zu viel Ruhe: Ihre Kunden sind äusserst zurückhaltend, was sich in sinkenden transaktionsabhängigen Gebühren niederschlägt. (es) Banque Privée Edmond de Rothschild Die Bank ist sehr solide finanziert. Sie erschliesst mit neuen Standorten den Zugang zu Kunden in Asien. Die Aktionäre partizipieren mit einer hohen Dividende. Sarasin Wichtigstes Asset einer Privatbank ist das Renommé. Ein Sarasin- Mitarbeiter hat das Bankgeheimnis verletzt. Der Reputationsverlust wiegt schwer. Der Neugeldzufluss bleibt bescheiden. VP Bank Die liechtensteinische Bank befindet sich in einer schwierigen Situation. Sie will Wachstum generieren und gleichzeitig Kosten sparen. Die Dividende wird teilweise aus der Substanz ausgeschüttet. Eingangshalle der VP Bank in Vaduz.
5 TRADE MAGAZIN_# _03_AKTIEN SCHWEIZ BANQUE PRIVÉE EDMOND DE ROTHSCHILD Die Banque Privée Edmond de Rothschild (BPER) ist eine Privatbank mit Sitz in Genf. Sie wurde 1923 gegründet und beschäftigt Mitarbeitende. Die Kundenvermögen belaufen sich auf 91 Mrd. CHF. EXPANSION NACH ASIEN Das vergangene Jahr war schwierig. Die Bank erwirtschaftet einen Grossteil ihrer Erträge in USD und EUR, die Kosten fallen hingegen im Wesentlichen in CHF an. Der Bruttogewinn von 207 Mio. CHF lag 7,2% unter dem Vorjahr. Noch stärker verringerte sich der Reingewinn, der um 16,6% auf 125 Mio. CHF sank. Die Cost-Income- Ratio beträgt 75%. Die Gruppe expandiert in neue Märkte. Sie ist neu mit einer Representanz in Dubai und einer Filiale in Hongkong vertreten. Der Anteil der asiatischen Kundschaft ist mit 6% derzeit noch marginal, soll aber steigen. Den Hauptharst der Kunden stellen die Schweizer mit einem Anteil von einem Viertel, vor den Briten (14%) und Franzosen (12%). Die Bank ist sehr konservativ ausgerichtet. Ihre Tier- 1-Kapitalquote (ein Mass für die Fähigkeit einer Bank, Kreditausfälle bewältigen zu können) liegt bei 29,2%. Das ist fast doppelt so viel wie bei Sarasin, wo die Quote bei 15,6% liegt. Die Bank der Rothschilds bietet, was für Privatbanken einst selbstverständlich war: Konstanz. Sie leidet aber genau wie andere. Dennoch scheint die Aktie auf dem gegenwärtigen Kursniveau attraktiv. Sie wirft ausserdem eine hohe Dividende ab. (es) KENNZAHLEN Valoren: EPS 2011: EPS 2012(e): KGV 2011: 15.1 KGV 2012(e): 15.9 Dividende 2011, Rendite 2011: 875 CHF, 4.2 % Eigenkapital / Aktie 2011: CHF Kurs-Buchwert-Verhältnis 2011: 2.5 Kurs: CHF Börse: SIX
6 TRADE MAGAZIN_# _03_AKTIEN SCHWEIZ BANK SARASIN & CIE Die Bank Sarasin ist eine Privatbank mit Mitarbeitenden und 96 Mrd. CHF Kundenvermögen. SCHON WIEDER EIN NEUER EIGENTÜMER Seit April 2007 war die niederländische Rabobank der Mehrheitsaktionär von Sarasin. Ende 2011 wurde bekanntgegeben, dass die Rabobank ihre Beteiligung an die Safra Group veräussert. Die Safra Group ist eine global tätige, von der Familie Safra kontrollierte Finanzgruppe mit Sitz in Brasilien. Gemäss der Börsengesetzgebung muss Safra den Publikumsaktionären eine Kaufofferte für die ausstehenden Aktien unterbreiten. Safra strebt aber keine Komplettübernahme an, Sarasin soll an der Börse kotiert bleiben. Das vergangene Jahr war schwierig. So ging der Bruttogewinn bei Sarasin um 8% auf 170 Mio. CHF zurück. Der Konzerngewinn lag mit 111 Mio. CHF gar 10% unter dem Vorjahr. Die Bruttomarge auf Kundenvermögen nahm von 0,70% auf 0,68% ab. Die Cost-Income-Ratio beträgt hohe 80%. Wenig Positives gab es auch von der Seite der Kundenvermögen. Sie entwickelten sich aufgrund der Marktperformance in der Summe negativ. Neue Gelder fanden nur in bescheidenem Ausmass ihren Weg zu Sarasin (1,5 Mrd. CHF). Sarasin hat angekündigt, ihre Kundschaft genau auf ihre Steuersituation hin zu prüfen. Durch die Verletzung des Bankkundengeheimnisses durch einen Mitarbeiter wurde die Reputation der Bank beschädigt. Seit der Übernahme durch Safra bewegt sich die Sarasin-Aktie in engen Bahnen. Es ist mit einem Angebot zu rechnen, das dem gesetzlichen Minimum entspricht. (es) KENNZAHLEN Valoren: EPS 2011: 1.62 EPS 2012(e): 1.72 KGV 2011: 15.9 KGV 2012(e): 15.0 Dividende 2011, Rendite 2011: n.a. (auf a.o. GV verschoben) Eigenkapital / Aktie 2011: 22.4 CHF Kurs-Buchwert-Verhältnis 2011: 1.2 Kurs: CHF Börse: SIX
7 TRADE MAGAZIN_# _03_AKTIEN SCHWEIZ VERWALTUNGS- UND PRIVAT-BANK Die VP Bank ist eine liechtensteinische Privatbank mit Sitz in Vaduz und wurde 1956 gegründet. Sie ist in den Märkten Liechtenstein, Schweiz und Deutschland sowie in Asien und Osteuropa tätig. Die Kundenvermögen belaufen sich auf 39 Mrd. CHF. Die Lage der VP Bank ist alles andere als rosig. Die Bank will neue Vermögen anziehen, muss aber gleichzeitig die Kosten senken. Zu drastischen Massnahmen fehlt in Vaduz noch der Mut oder der Druck. Für Anleger haben die Aktien der VP Bank keinen Reiz. (es) VP BANK MUSS DIE KOSTEN SENKEN Im vergangenen Jahr waren die Kunden mit Investitionsentscheiden zurückhaltend, was sich in einem um 8% tieferen Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft zeigte. Der Bruttogewinn ist um 37% auf 46,7 Mio. CHF geschrumpft. Der Reingewinn lag bei mageren 6,4 Mio. CHF. Die von 3,50 auf 1,50 CHF gekürzte Dividende entspricht dem doppelten Betrag des erzielten Gewinns pro Aktie, es wird also Substanz ausgeschüttet. Die Kennzahl für die Effizienz der Bank, die Cost-Income-Ratio, hat sich deutlich verschlechtert und beträgt 79,2%. Sie zeigt, dass die Bank ineffizient, mit zu hohen Kosten arbeitet. Darum hat die VP Bank ein Kostensenkungsprogramm eingeleitet, das darauf abzielt, den Geschäftsaufwand (derzeit 178 Mio. CHF) um 10% zu senken. Zu diesem Zweck arbeitet die VP auch mit der Liechtensteinischen Landesbank in einigen marginalen Bereichen (Druck, Dateneinkauf) zusammen. Dieses Jahr wird eine Tochter in München geschlossen, die Kunden werden aus der Schweiz betreut. KENNZAHLEN Valoren: EPS 2011: 0.75 EPS 2012(e): 0.80 KGV 2011: 97 KGV 2012(e): 91 Dividende 2011, Rendite 2011: 1.50 CHF, 2.1% Eigenkapital / Aktie 2011: 153 CHF Kurs-Buchwert-Verhältnis 2011: 0.5 Kurs: CHF Börse: SIX
8 TRADE MAGAZIN_# _04_INTERVIEW «KEIN UMFELD FÜR EINE BUY-AND-HOLD-STRATEGIE» Wie beeinflusst das aktuelle Umfeld an den Kapitalmärkten Ihre Arbeit? Die Kunden sind risikoscheu und erleben ein Wechselbad der Gefühle. Die Stimmung wechselt zwischen Sorgen wegen der Schuldenkrise und Rezessionsängsten und dann wieder aufkeimender Hoffnung, wenn die Notenbanken oder die Politik handeln. Auf jeden Fall haben wir kein Umfeld für eine Buy-and-Hold-Strategie. Die Kunden sind bei Aktien sehr zurückhaltend, im Vordergrund steht für sie der Kapitalerhalt. Ein zweiter Aspekt der aktuellen Lage ist die Frage, wie man sein Portfolio positioniert, ob man auf defensive, renditestarke Aktien oder zyklische Wachstumstitel setzt. Den Entscheid über die Asset Allocation nehmen Sie dem Anleger nicht ab. Unser Fonds ist immer voll investiert. Wir machen kein Market Timing. Die Kunden wissen, dass sie mit diesem Fonds in Schweizer Small und Mid Caps ausserhalb des SMI investieren. Wir verfolgen einen Bottom-Up-Ansatz, konzentrieren uns also auf die Auswahl von Einzeltiteln. Dabei setzen wir grundsätzlich auf wachstumsorientierte Unternehmen. Wie Sie sagen, sind die Marktteilnehmer risikoscheu geworden. Rücken damit die Zahlen der Unternehmen in den Hintergrund? In den vergangenen sechs Wochen war das so. Den Anlegern ging es nicht mehr um einzelne Titel, sondern darum, die Liquidität zu erhöhen, um zuzuwarten, was passiert. Das ist ein sehr schwieriges Umfeld für einen Stockpicker. Ausser man wählt defensive Titel oder versteckt sich in den Immobilienaktien, die unserer Meinung nach überbewertet sind. Patrick Rieter hat 2004 mit Erich Fischer die Vermögensverwaltungsgesellschaft Rieter Fischer Partners gegründet. Er besitzt über langjährige Erfahrung im Portfoliomanagement. Rieter Fischer verwalten u.a. den Fonds RFP Small & Mid Caps Switzerland (Valor , Online-Chart).
9 TRADE MAGAZIN_# _04_INTERVIEW Auf welche Kriterien legen Sie besonders Wert? Sehr wichtig ist das Management. Wenn der CEO oder CFO wechselt, kommt die Firma auf die Beobachtungsliste. Wichtig ist weiter, ob eine Firma in Wachstumsmärkten tätig ist wie Sonova oder in saturierten Märkten wie Charles Vögele, um zwei Extreme zu nennen. Zuletzt schauen wir noch die Produkte an. Ein Unternehmen darf bei der Innovation keine Abstriche machen. Dann muss es sich auch nicht nur über den Preis differenzieren. Sie haben kürzlich in ihrem Fonds einige Positionen reduziert, beispielsweise Zehnder, Swatch und Sonova. Bei Zehnder hatten wir ein starkes Übergewicht, weil sich der Titel so gut entwickelt hat. Wir halten aber weiterhin an der Position fest. Zehnder ist für uns immer noch eine Wachstumsgeschichte, die stimmt. Auch den Bestand bei Sonova mussten wir trimmen, weil er wegen Kursgewinnen zu gross wurde. Der Titel ist aber immer noch unter unseren Top Five. Swatch hat sich sehr gut entwickelt. Der Boom in China wird sicher weiterlaufen, aber die Wachstumsraten werden abflachen. Wie sieht es mit dem Turnaround-Kandidaten AFG Arbonia Forster aus, den Sie ebenfalls reduziert haben? AFG ist in einer Umbruchphase. In diesem Unternehmen muss man zuerst einen Kulturwandel herbeiführen, die verschiedenen Teilfirmen müssen sauber geführt werden. Das Ganze braucht Zeit, das Management muss ein, zwei Jahre arbeiten können. Ein Unternehmen kann man nicht in einem Tag umkrempeln. Die Anleger hatten zu hohe Erwartungen, was das Tempo der Umstrukturierung angeht. Dieses Jahr werden die Früchte noch nicht geerntet werden können. Die Aktie von Meyer Burger ist heute nur noch einen Drittel so teuer wie Anfang Sie haben zugekauft. Geht es mit der Solarbranche schon wieder aufwärts? Es ist nach wie vor damit zu rechnen, dass 2012 ein hartes Jahr werden wird. Darum hat sich der Titel ja auch so entwickelt. Längerfristig ist Solar aber eine hochinteressante Wachstumsbranche. In Europa gibt es nur noch wenige Firmen, die vom zukünftigen Wachstum der Solarbranche profitieren können, wenn es wieder losgeht. Meyer Burger wird eine davon sein. Die Story stimmt für uns: Sehr gutes Management, innovative Produkte. Wir haben eine Position gekauft; wenn es in die richtige Richtung geht, werden wir sie weiter ausbauen. Werden Sie Geberit, Ihre grösste Position, reduzieren? Wir werden die Position abbauen müssen, weil Geberit in den SMI aufgenommen wird. Wir haben damit schon begonnen. Unser Fonds ist auf Leute zugeschnitten, die ein SMI-Portfolio haben und eine Diversifikation in Nebenwerte suchen. (es)
10 TRADE MAGAZIN_# _05_PRODUKTE IM CHECK HÖHERE RENDITEN MIT FESTVERZINSLICHEN PAPIEREN ETF AUF STAATSANLEIHEN VON SCHWELLENLÄNDERN Früher stand bei Staatsanleihen das Zinsänderungsrisiko im Vordergrund, bei Unternehmensanleihen die Bonität. Heute haben sich die Kategorien vermischt, der Markt schaut auch bei Ersteren viel stärker auf die Verfassung des jeweiligen Staates, namentlich den Stand seiner Schulden (ausgedrückt in Prozent des Bruttoinlandproduktes), und sein Haushaltsdefizit. In Europa scheint es von Staatsanleihen nur noch zwei Sorten zu geben: die einen rentieren nicht und die anderen will niemand. WÄHRUNGSRISIKEN IN DEN GRIFF BEKOMMEN Während für gewisse Investoren «return on capital» (die Rendite) vernachlässigbar geworden ist, wenn nur «return of capital» (die Rückzahlung des Kapitals) sichergestellt ist, stellen sich andere die bange Frage, wo denn im Bereich der festverzinslichen Papiere überhaupt noch annehmbare Renditen zu erreichen sind. Unternehmensanleihen sind eine naheliegende Antwort. Allerdings haben sie in den vergangenen Monaten schon deutliche Kursgewinne verzeichnet. Eine Alternative dazu sind Staatsanleihen von Schwellenländern. Bei ihnen stellt sich für Anleger aber vor allem das Problem, dass die Länder, die gute Renditen bezahlen, häufig auch stark schwankende Emerging Markets Bond ETF von ishares, Valor Währungen besitzen. Einen Emerging-Market-Bond in Lokalwährung zu kaufen ist darum nicht zu empfehlen. Man läuft dabei das Risiko, dass die Währungsbewegungen von Wochen die Renditen von Jahren zunichte machen. Es stehen aber genug Anleihen von Schwellenländern zur Verfügung, die in USD oder EUR denominiert sind. Wie der Default von Argentinien im Jahre 2001 manchem in Erinnerung gerufen haben dürfte, können Einzelinvestments schmerzhafte Verluste nach sich ziehen;
11 TRADE MAGAZIN_# _05_PRODUKTE IM CHECK Diversifikation ist ein Muss. Der einfachste Weg, sich das Thema als Anleger zu erschliessen, sind ETF. Mit dem Tickersymbol IEMB bietet ishares einen ETF an, der ausschliesslich in in USD denominierte Staatsanleihen aus Emerging Markets investiert. Die wichtigsten im Fonds vertretenen Länder sind Brasilien (7,7%), die Türkei (7,0%), die Philippinen (7,0%) und Mexiko (6,6%). Der durchschnittliche Coupon liegt bei 6,88%. Die auf dem Factsheet ausgewiesene Ausschüttungsrendite bezieht sich auf die monatlichen Auszahlungen der vergangenen zwölf Monate (Auszahlung geteilt durch Nettoinventarwert) und beträgt 4,9%. Die Effektivverzinsung liegt mit 4,99% leicht höher. Sie besagt, mit welcher Rendite bis Emerging Markets Bond ETF der Deutschen Bank, Valor zum Verfall der Bonds gerechnet werden kann. Die Gesamtkostenquote des ETF liegt bei 0,45%. Die Deutsche Bank bietet den Schwellenländer-Bond-ETF mit dem Kürzel XEMB an. Seine Kosten sind mit 0,55% leicht höher. Der Fonds berücksichtigt neben Anleihen in USD auch solche in EUR, GBP, CAD und JPY. Dabei werden alle Währungen gegenüber der Fondswährung EUR abgesichert. Die wichtigsten Länder sind Russland (13,9%), Ungarn (13,7%), Venezuela (11,4%) und Brasilien (9,3%). Dieser ETF thesauriert die Couponzahlungen, er schüttet also nichts aus. Die Frage, welcher ETF besser ist, ist einfach zu beantworten: es kommt darauf an. Für Schweizer Anleger dürfte in erster Linie die Fondswährung (also USD oder EUR) den Ausschlag geben. An zweiter Stelle kommt die Entscheidung, ob man Ausschüttungen will oder braucht. Wer bei Ländern wie beispielsweise Venezuela Bedenken hat, sollte von beiden ETF die Finger lassen. Entscheidender als die Differenzen zwischen den ETF ist wohl die Frage, ob die Märkte weiterhin eine Risikoabneigung an den Tag legen werden. Bonds aus Emerging Markets sind zwar sicherer als die entsprechenden Aktien, als Anlageklasse aber immer noch verhältnismässig risikobehaftet. Wenn Panik herrscht, fliesst Geld aus ihnen ab und man sitzt auf Kursverlusten. Darum sind beide ETF nur sinnvoll, wenn man von einem graduell zurückkehrenden Risikoappetit ausgeht. (es)
12 TRADE MAGAZIN_# _06_TRADE ACADEMY AUF DIE VERSCHULDUNG ACHTEN WAS ANLEGER AM VERSCHULDUNGSGRAD ERKENNEN KÖNNEN Swatch: Finanzverbindlichkeiten 91 Mio. CHF, Cashbestand 1,6 Mrd. CHF, Konzerngewinn 1,3 Mrd. CHF, Zinsertrag und Zinsaufwand jeweils 7 Mio. CHF. Holcim: Finanzverbindlichkeiten 14,5 Mrd. CHF, Cashbestand 2,9 Mrd. CHF, Finanzertrag 191 Mio. CHF, Finanzaufwand 1,2 Mrd. CHF, Konzerngewinn 682 Mio. CHF. Viele Schulden, hohe Lasten. Während der Uhrenhersteller Swatch seine Zinszahlungen mit den Zinseinnahmen decken kann und die Zinsbelastung von 7 Mio. CHF im Verhältnis zum Gewinn von 1,3 Mrd. CHF verschwindend gering ist, musste Holcim im vergangenen Jahr 1,0 Mrd. CHF netto für seine Schulden bezahlen. Das war annähernd doppelt so viel wie der Gewinn. Ohne Zinsen hätte der Baukonzern damit fast dreimal soviel verdient. Schnell wird klar: Mit hohen Schulden und Zinsverpflichtungen steigt die Gewinnschwelle der Break-even-Punkt an. Hohe Schulden bringen aber weitere Nachteile. In Krisenzeiten besteht die Gefahr, dass ein Unternehmen bei fallenden Umsätzen und Gewinnen oder gar bei Verlusten die Zinslasten nicht mehr tragen kann. In Krisen steigt auch das Risiko, dass ein Schuldner anstehende Umschuldungen nicht mehr stemmen kann, weil die Gläubiger höhere Zinsen für das gestiegene Risiko einfordern oder gar keine Kredite mehr gewähren beispielsweise, während der Finanzmarktkrise, befürchteten Börsianer bei der damals stark verschuldeten deutschen HeidelbergCement einem Konkurrenten von Holcim, dass das Unternehmen anstehende Refinanzierungen nicht mehr durchführen kann stürzte die Aktie 80% ab. Wir schenken Ihnen die ersten drei Trades. Nach drei Transaktionen schreiben wir Ihnen die angefallenen Courtagen im Wert von max. CHF 150. rückwirkend Ihrem Konto gut. Jetzt loslegen und anlegen! Eröffnen Sie jetzt Ihr trade-net-paket unter
13 TRADE MAGAZIN_# _06_TRADE ACADEMY Neben der Höhe der Schulden und Zinsbelastungen fragen sich Anleger deshalb auch: Woher kommt das Geld, wann ist es fällig? Holcim etwa hat das meiste Geld am Kapitalmarkt über die Emission von Anleihen eingesammelt. Etwa 75% der Anleihen werden 2012 bis 2014 fällig. VERSCHULDUNGSGRAD SCHULDEN INS VERHÄLTNIS SETZEN Für Swatch mögen Finanzverbindlichkeiten von 91 Mio. CHF nur Kleingeld sein, kleinere Firmen dagegen würden unter solchen Summen zusammenbrechen. Wie viel Schulden hat ein Unternehmen überhaupt, wie schwer wiegen sie? Um das zu beurteilen, verwenden Börisaner den Verschuldungsgrad das Gearing. Damit werden die Schulden ins Verhältnis zur Unternehmensgrösse gebracht. Vereinfacht wird dabei das Fremdkapital durch das Eigenkapital geteilt (Fremdkapital/Eigenkapital). Bei grösseren Konzernen, Firmen der Finanzbranche oder bei komplizierteren Finanzierungskonstruktionen in den Bilanzen werden noch weitere Positionen wie Wandelanleihen, der Firmenwert oder Pensionsrückstellungen mit berücksichtigt. Manche Firmen weisen als Gearing auch das Verhältnis der Nettofinanzschulden zum Eigenkapital aus. Während Holcim beispielsweise 2011 einen Wert von 58,8% ausweist, lag das Gearing nach derselben Berechnungsmethode bei HeidelbergCement in 2007 bei 193,4%. Bei Holcim sind die Nettofinanzschulden damit etwa halb so hoch wie die Eigenmittel HeidelbergCement dagegen hatte 2007 doppelt soviel Nettofinanzschulden wie Eigenkapital. GERINGER VERSCHULDUNGSGRAD GERINGE ABHÄNGIGKEIT Je höher der Verschuldungsgrad, umso grösser ist nicht nur das Risiko von Zahlungsausfällen und hohen Belastungen auf den Gewinn ein Unternehmen ist dann auch abhängiger von Gläubigern. Die Banken verlangen oft Mitsprache, achten als Kreditgeber auf den operativen Geschäftsgang des Schuldners und die Einhaltung vorgegebener Ergebniszahlen. Risikofreudige Anleger kaufen auch Aktien mit hohem Verschuldungsgrad von über 200%, bei dem das Fremdkapital doppelt so hoch ist wie die Eigenmittel (Eigenkapitalquote <30%). Denn geringe Eigenmittel bieten hohe Hebel und damit im Gewinnfall hohe Eigenkapitalrenditen. Konservative Börsianer achten dagegen auf einen Verschuldungsgrad von höchstens 100 Prozent, bei dem Fremd- und Eigenkapital gleich gross sind, die Eigenkapitalquote also mindestens 50 Prozent beträgt. Während nämlich Firmen mit viel Eigenkapital auch Krisenzeiten gut überstehen, laufen hochverschuldete Unternehmen schneller in die Insolvenz. Und wer Unternehmensanleihen kaufen will, wählt bei persönlicher Risikoabneigung nur Obligationen von Emittenten mit niedrigem Gearing. Aber in diesem Fall sind dann auch die Zinsen entsprechend niedrig. (gp)
14 TRADE MAGAZIN_# _07_IMPRESSUM SCHAUPLÄTZE DES GESCHEHENS LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER Die Menschen schauen fieberhaft auf die Bildschirme. Sie registrieren noch die kleinste Bewegung. Die Anspannung ist hoch; es geht um viel. Euphorie und Frustration wechseln sich ab. Nein, es geht für einmal nicht um die Börse, sondern um die Fussball-EM. Für den Small Talk während der Halbzeit haben wir hier einige triviale Informationen zu den Austragungsländern zusammengetragen. Die Warschauer Börse existiert schon seit dem frühen 19. Jahrhundert. Sie blieb aber von 1939 bis 1991 geschlossen. Nach der Wiedereröffnung startete der Index WIG, der alle in Polen kotierten Aktien umfasst, bei Punkten. Heute liegt er knapp unter Die Währung von Polen, der Złoty (ISO-Code: PLN), heisst übersetzt «Gold». Zuerst hatte Polen, das seit 2004 zur EU gehört, die Einführung des Euros für 2015 angestrebt. Die Eurokrise hat aber dazu geführt, dass die polnische Regierung den Plan fallen gelassen hat. Die deutschen Wörter «Grenze» und «Gurke» sind Lehnwörter aus dem Polnischen. In der Ukraine existieren zwei Börsenplätze nebeneinander: Die PFTS, die dem russischen Börsenbetreiber Micex-RTS gehört. Sie ist seit 1996 in Betrieb. Der PFTS Index stieg 2004 um 227%, 2008 hingegen verlor er sage und schreibe 74%. Der andere Handelsplatz ist die Ukrainische Börse, die erst 2008 den Betrieb aufnahm, aber heute ein höheres Handelsvolumen aufweist. Ihr Index ist der UX Index. Er umfasst derzeit zehn Titel. Die ukrainische Währung heisst Hrywnja (was «Griwna» ausgesprochen wird, ISO-Code UAH). Sie wurde 1996 eingeführt und löste eine Übergangswährung ab, die nach dem Untergang der Sowjetunion und der Gründung des neuen ukrainischen Staates eingeführt wurde. Die Trade-Magazin-Redaktion IMPRESSUM Herausgeber: Verlag Neue Zürcher Zeitung, Falkenstrasse 11, CH-8021 Zürich, Telefon +41 (0) , Telefax +41 (0) INTER NET: redaktion@trademagazin.ch LEITUNG: Björn Zern MITARBEITER DIESER AUSGABE: Georg Pröbstl (gp), Eugen Stamm (es) ABONNEMENTE: Jahresabonnement: CHF WERBUNG: Tassilo von Schönberg: tassilo.vonschoenberg@nzz.ch ERSCHEINUNGSWEISE: 50 Ausgaben pro Jahr BANKVERBINDUNGEN: Post finance Bern, Konto Nr , Berner Kantonalbank, Bern, Konto Nr DAS NÄCHSTE TRADE ERSCHEINT AM 21. JUNI. HINWEIS: Aktien sind Risikoanlagen, die sowohl überdurchschnittliche Kapitalerträge abwerfen können als auch erhebliche Verluste. Alle Angaben beruhen auf sorgfältigen Recherchen, eine Gewähr kann jedoch nicht übernommen werden. Die Wiedergabe sämtlicher Angaben und Abbildungen, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion gestattet. Für unverlangt eingesandte Beiträge kann keine Verantwortung übernommen werden. Mit Übergabe der Manuskripte und Abbildungen übernimmt der Verlag automatisch das Recht zu deren Veröffentlichung. Der Verfasser versichert, dass es sich um Erstveröffentlichungen handelt und keine anderweitigen Copy- oder Verlagsverpflichtungen vorliegen.
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