Weihnachten in Belarus

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1 Weihnachten in Belarus Weihnachten ist eines der beliebtesten und schönsten Feste auf der ganzen Welt. In Belarus ist Weihnachten ein staatlicher Feiertag, der am 7. Jänner gefeiert wird 1. Aber hier leben auch etwa 18 % Katholiken, besonders im Westen des Landes. Deshalb ist in Belarus das katholische Weihnachtsfest am 25. Dezember auch ein staatlicher Feiertag. Dieses Fest fällt mit dem altertümlichen Fest namens Koljady zusammen, das vor allem mit dem Tag der Wintersonnenwende verbunden war und den Anfang des Jahres sowohl des Sonnen- als auch des Wirtschaftsjahres symbolisierte. Das Feiern begann am 25. Dezember und endete am 6. Jänner. Nach Annahme des Christentums verwandelte sich das heidnische Fest in das Fest der Geburt Christi. Man begann, die Koljady-Zeit vom 6. Jänner bis zum 19. Jänner der Taufe Christi zu feiern. Belarus ist ein christliches Land, doch das hindert die Belarussinnen und Belarussen nicht daran, Bräuche und Traditionen aus der vorchristlichen Zeit zu pflegen. Der Name dieses Festes Koljady ist heidnischen Ursprungs. Es wird angenommen, dass das Wort Koljada vom Wort Kolo Sonne stammt. Laut einer Theorie symbolisierte dieses Wort die Sonne, die die Finsternis fraß damit ist das Zunehmen des Tages gemeint. Eine andere Theorie entzifferte diese Bezeichnung als kol-jada, Essen im Kreis. Das wurde folgendermaßen erklärt: Die Sternsingenden gingen in einer großen Gruppe von Haus zu Haus, sangen Lieder, tanzten, verkleideten sich. Dafür brachte man ihnen Essen, das sie später alle zusammen verspeisten. Das Fest Koljady galt als ein besonderes Fest, deshalb bereitete man sich entsprechend darauf vor. Man schlachtete ein Schwein (in armen Familien war das einer der wenigen Tage, an dem man sich mit Fleisch satt essen konnte), großes Reinemachen war angesagt, man nähte neue Kleider und wusch sich sorgfältig im Dampfbad. Man sollte dieses Fest rein begehen: physisch wie geistig. Das Fest selbst verlief nach einem genauen Szenario. Bis zum Abend des 6. Jänner fasteten die Menschen, und erst nach dem Erscheinen des ersten Sternes am Himmel setzte man sich an den Tisch. Eines der obligatorischen Attribute war Heu, das bis zum 14. Jänner unter der Tischdecke lag. Auf dem Tisch mussten Gerichte wir Kutja (süße Getreidespeise) und Wswar (Getränk aus gekochten trockenen Äpfeln und Birnen) stehen. Das Essen musste sehr nahrhaft sein, mit viel Fleisch, z. B. mit Fleisch gefüllte Palatschinken, Bratwurst usw. Am 7. Jänner am ersten Weihnachtstag besuchte man seine Patenkinder und beschenkte sie. Der Abend gehörte den Jugendlichen. Große Gruppen von Personen verkleideten sich als Zigeuner, Bären usw.; eine Person aus der Gruppe musste als Ziege verkleidet sein. Im Süden von Belarus, im Gebiet Polessje, bastelte man außerdem einen Stern. Die Sternsingenden sangen Lieder, Spottgesänge, tanzten, lobten den Hausherrn und seine Familie. Dafür wurden sie mit köstlichem Essen und Kleingeld beschenkt. Vor den Sternsingenden die Tür zuzumachen bedeutete Unglück für Haus und Hof heraufzubeschwören. 1 In Russland wurde der gregorianische Kalender 1918 eingeführt, aber die Russisch-Orthodoxe Kirche hat ihn nicht akzeptiert. Auch die orthodoxen Kirchen von Georgien, Jerusalem, Serbien, die Klöster der Mönchsrepublik Athos, die katholischen Ostkirchen feiern Weihnachten in der Nacht vom 6. auf den 7. Jänner. Andere lokale orthodoxe Kirchen (z. B. in Rumänien, Bulgarien, Albanien, auf Zypern) feiern Weihnachten in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und benutzen den so genannten neujulianischen Kalender, der derzeit mit dem gregorianischen zusammenfällt. Aber aus astronomischen Gründen wird der Unterschied zwischen den beiden Kalendern immer größer.

2 Der zweite Koljady-Tag hieß der Tag des heiligen Stepan (vgl. heiliger Stephan). An diesem Tag entlohnten die Herren ihre Knechte. Danach durften die letzteren alle ihre Kränkungen äußern. Dann schlossen die Herren und die Knechte entweder einen neuen Vertrag für ein Jahr oder trennten sich. Es gibt sogar ein belarussisches Sprichwort, das diesem Tag gewidmet ist: Am heiligen Stepan ist jeder sein eigener Herr. In der Stadt unterschieden sich die Feierlichkeiten von denen auf dem Lande dadurch, dass man Märkte, feierliche Massenveranstaltungen organisierte. Für reiche Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner veranstaltete man Bälle und Tanzabende. Die Kinder mochten dieses Fest auch sehr: Sie konnten sich an Theaterstücken, am Weihnachtsbaum und an Geschenken freuen. Ein unabdingbarer Bestandteil der Koljady-Zeit war das Wahrsagen. Man konnte zwischen dem 6. und dem 14. Jänner wahrsagen. Nur in dieser Zeit, so hieß es, könnten junge Mädchen einen Blick in ihre Zukunft werfen. Es gab viele verschiedene Weisen, dies zu tun. Wie wird heutzutage Weihnachten in Belarus gefeiert? 1. Die Wohnungen werden feierlich dekoriert. Feierliche Speisen werden zubereitet, zuerst nur Fastenspeisen, denn bis zur Weihnachtsnacht dauert die Fastenzeit. 2. Die jungen Leute bereiten sich auf das feierliche Treiben vor: Sie basteln Masken und Kostüme, lernen Weihnachtslieder und alte Koljady-Lieder. Theaterstücke zu Themen aus dem Evangelium werden aufgeführt. 3. In den Städten werden Weihnachtsmärkte, Konzerte, Wettbewerbe und Aufführungen veranstaltet. 4. An Heiligen Abend und am Weihnachtstag werden in den Kirchen feierliche Gottesdienste und Liturgien zelebriert. In den katholischen Kirchen am 24. und 25. Dezember, in den orthodoxen am 6. und 7. Jänner. 5. Nach der Kirche feiern die Leute Weihnachten zu Hause am festlich gedeckten Tisch. Auf die Tischdecke und darunter wird etwas Heu gelegt, als Symbol der Geburt Christi in der Krippe, auf dem Tisch sollten traditionsgemäß eine Kerze, die den Stern von Bethlehem symbolisiert, das Gericht Kutja und viele Fleischgerichte stehen. Weihnachts- bzw. Neujahrsbaum in Minsk

3 Weihnachts- bzw. Neujahrsbaum in Grodno Minsk im Dezember Die Sternsingenden in Belarus

4 Die Sternsingenden in Brest Die katholische Kirche der heiligen Jelena und des heiligen Simon in Minsk Minsk. Blick auf die orthodoxe Kathedrale des Heiligen Geistes und den Fluss Swislotsch

5 Weihnachtsgottesdienst in der orthodoxen Kathedrale des Heiligen Geistes in Minsk Kutja auf dem Weihnachtstisch Weihnachts- bzw. Neujahrsbaum in Minsk vor dem Opern- und Baletttheater

6 Väterchen Frost mit seiner Enkelin Snegurotschka in seiner ganzjährigen Residenz im Naturschutzgebiert Beloweshskaja Puschtscha