I N F O R M A T I O N

Transkript

1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger Mag. Helmut Eiselsberg Obmann Ökosoziales Forum Oberösterreich Prof. Dr. med. Dr. h.c. Erika von Mutius Hauner Children s Hospital Klinikum der Universität München Dr. Beatrix Wintersteiger Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde Klinikum Wels-Grieskirchen Elisabeth Schmeißl Obfrau Stodertaler Zwerge am am 7.September 2015 zum Thema Der Bauernhof-Effekt : Asthma-Immunisierung im Kuhstall Die Heilkräfte im Ländlichen Raum

2 LR Hiegelsberger Seite 2 Studien belegen: Die Heilkräfte der Natur im ländlichen Raum wirken sich positiv auf den Menschen aus. Gegen alles ist buchstäblich ein Kraut gewachsen. Das Wissen über traditionelle Hausmittel ist wissenschaftlich untermauert, vom Bauernhof- Effekt profitieren Groß und Klein bei verschiedensten Beschwerden, erklärt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Untersuchungen untermauern die Kräfte im ländlichen Raum Wiederentdeckter und geschätzter Erfahrungsschatz Im Zeitalter der Apparate- und Pharmamedizin sind Berichte wie jener von Frau Professor in Dr. in Erika von Mutius zu den Heilkräften im Kuhstall besonders wichtig, betont Landesrat Hiegelsberger. Diese Studien sind keine Einzelfälle: Immer mehr aktuelle Untersuchungen untermauern die Kräfte im ländlichen Raum. Zudem wurde über Jahrhunderte hinweg Erfahrungswissen über natürliche Heilmittel aufgebaut. Dieser Erfahrungsschatz wird heute wiederentdeckt, geschätzt und angewandt. Einige Beispiele: Die Heilkraft des Waldes und der Bäume stärkt unser Immunsystem und erleichtert das Abschalten vom Stress ( being away-effekt ); Buchtipp: Clemens G.Arvay: Der Biophilia-Effekt, Heilung aus dem Wald Gegen Alles ist ein Kraut gewachsen Das Interesse am Kräuterwissen nimmt ständig zu. Hunderte zertifizierte Pädagog/innen in Oberösterreich bieten spezielle Wanderungen an. Auch unsere Apotheken engagieren sich für die vermehrte Anwendung von Heilkräutern. Kräuter-Akademie:

3 LR Hiegelsberger Seite 3 Die Heilkraft des Honigs bei Husten oder der Behandlung von Wunden; Buchtipp: Renate Frank, Honig köstlich und gesund Traditionelle Europäische Heilmittel (TEH) wie die Pechsalbe, Räucheröfchen samt Räucherkissen oder die Frauen- Power40+Tropfen werden im ländlichen Raum nach überlieferten Erfahrungen hergestellt und angeboten Landesrat Hiegelsberger verweist auf ein weiteres Allheilmittel: Durch die nachhaltige Wirtschaftsweise unserer Bäuerinnen und Bauern sichern wir in Oberösterreich die heimischen Wasservorräte. Das ist deshalb so wichtig, weil Wassertrinken ein essenzieller, besonders wichtiger und leicht realisierbarer Beitrag zu unserer Gesundheit ist. Der berühmte Wasserpapst Dr. med. Fereydoon Batmanghelidj bringt es auf den Punkt: Du bist nicht krank, du hast nur Durst. Tipp: Broschüre Trink. Wasser! Heil-Kraft Medizin ; Bestellmöglichkeit: office@oekosozialesforum.at Vorbeugen ist besser als Leiden und Reparieren. Das ist einer der wichtigsten Kernsätze der Ökosozialen Marktwirtschaft, betont der Landesrat. Dafür wollen wir uns ganz besonders als Ökosoziales Forum Oberösterreich einsetzen. Birken und Erlen, aber auch Pappeln und Weiden gelten teils als hochallergen. Als oberösterreichischer Gemeindereferent stellt sich für mich die Frage: Sollen diese Bäume weiterhin in Wohnbereichen gepflanzt werden?, so Hiegelsberger.

4 LR Hiegelsberger Seite 4 Der Bauernhof-Effekt ist eindeutig belegt Kuhställe und Milch machen robust und gesund Zahlreichen Studien belegen heute, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, im Vergleich zu Nachbarskindern im gleichen Dorf ohne Landwirtschaft deutlich seltener an Asthma und Heuschnupfen erkranken und signifikant niedrigere Raten an allergischer Sensibilisierung aufweisen, berichtet Frau Professor in Von Mutius. Der sogenannte Bauernhof-Effekt ist eines der reproduzierbarsten und konsistentesten epidemiologischen Signale in der Allergieforschung und wird von zwei Komponenten ganz wesentlich bestimmt: dem Aufenthalt im Kuhstall und dem Konsum der unbehandelten Kuhmilch. Von Mutius: Der Zeitpunkt der Exposition ist entscheidend: Nur wenn sie früh im Leben, prä- und/oder postnatal erfolgt, ist ein Einfluss auf die Entstehung von allergischen Erkrankungen und Asthma zu erkennen. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft im Kuhstall arbeitet, ist bei ihrem Kind die Entstehung der atopischen Dermatitis (Neurodermitis) im Alter von ein bis zwei Jahren etwa um ein Drittel verringert. Zudem produzieren Zellen aus dem Nabelschnurblut von Neugeborenen, deren Mütter auf dem Bauernhof im Stall gearbeitet haben, mehr Immunbotenstoffe, die gegen eine Allergieentwicklung wirksam sind. Es stellt sich die Frage, wofür die mütterliche Exposition im Stall steht. In Tierställen sind zahlreiche Bakterien, Schimmelpilze, Pflanzenbestandteile und anderes nachweisbar, erklärt Von Mutius. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass vermehrter Gehalt an Bestandteile von Bakterienzellwänden im Innenraum mit dem Schutz vor einer atopischen Sensibilisierung assoziiert ist. Einige Untersuchungen sind nicht in bäuerlicher, sondern in städtischer

5 LR Hiegelsberger Seite 5 Umgebung durchgeführt worden, konnten aber diese Schutzeffekte bestätigen. Darüber hinaus wurde untersucht, welche Mikrobenarten relevant und schutzbringend sind. In der GABRIELA-Studie wurde luftgetragener Staub aus Kinderzimmern von Bauern- und Nicht-Bauernfamilien gesammelt. Konventionelle Kulturmethoden fanden Anwendung, um Bakterien und Schimmelpilze zu züchten. In der PARSIFAL-Studie wiederum wurde Matratzenstaub gesammelt und seine DNA extrahiert. Heute kann man wie in der Kriminalistik genetische Fingerabdrücke von Bakterien und Schimmelpilzen erhalten, die es erlauben, genau den Übeltäter bzw. den Wohltäter zu identifizieren, erklärt Von Mutius. Es zeigte sich, dass es nicht nur ein Wohltäter, sondern ein ganzer Mikrobencocktail ist, der den Schutz vor Asthma bewirkt. Nicht verarbeitete Rohmilch ein wirksames Mittel Neben der Stallexposition spielt auch der Konsum von nicht verarbeiteter Rohmilch eine wichtige Rolle beim Schutz vor Asthma und Allergien. Wenn die Milch vor dem Konsum abgekocht wird, verschwindet der Effekt. Von Mutius: Es konnte klar belegt werden, dass Eiweißstoffe in der Molke mit dem Schutz vor Asthma und allergischen Erkrankungen verbunden sind. Die Ergebnisse dürfen aber keinesfalls so interpretiert werden, dass Rohmilchkonsum eine Möglichkeit der Vorbeugung gegen Asthma und allergische Erkrankungen darstellt. Die Proben enthielten krankmachende Erreger, die ein erhebliches Erkrankungsrisiko insbesondere bei Kindern, die nicht auf einem Bauernhof aufwachsen mit sich bringen. Die Wissenschaft muss erst genauer klären, welche Schutzfaktoren in dieser Milch existieren, um dann neue, mikrobiologisch sichere Produkte auf den Markt zu bringen, so die Expertin.

6 LR Hiegelsberger Seite 6 Studien: Bauernkinder weniger anfällig für Asthma und Allergien Asthma bronchiale ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine Hyperreagibilität und variable Verengung der Atemwege charakterisiert ist. Es stellt die häufigste chronische Krankheit des Kindesalters dar. Die Häufigkeit schwankt weltweit zwischen 2 und 20 Prozent, berichtet Dr. Beatrix Wintersteiger. Generell sind Länder mit niedrigem sozioökonomischem Lebensstandard weniger betroffen als Industrieländer. Weltweit gesehen leben die meisten asthmakranken Kinder in Großbritannien, Australien, Neuseeland und den USA. Das Vorkommen von Asthma bronchiale hat in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Ländern zugenommen. Wintersteiger: Weiters zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. Allergische Beschwerden der Atemwege sind eine der stärksten Risikofaktoren für Asthma. Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse einen wesentlichen Einfluss auf die Manifestation der Erkrankung. Mittels der Studie ISAAC (International Study of Asthma and Allergies in Childhood) wurde versucht, in möglichst vielen Ländern eine einheitliche Untersuchung über die Häufigkeit von Asthma, Heuschnupfen und Neurodermitits bei Kindern durchzuführen u.a. in Oberösterreich. In den Vorschulklassen sowie den 1. und 2. Klassen Volksschule in den Bezirken Eferding, Freistadt, Grieskirchen, Linz-Land, Perg, Urfahr-Umgebung und Wels- Land und in den 3. und 4. Klassen Hauptschule im Bezirk Urfahr-Umgebung wurde die Häufigkeit von Asthma, Heuschnupfen und Neurodermitis erhoben ( ). Dabei zeigte sich, dass 5 % der Kinder bzw. 7 % der Jugendlichen Asthma, 4,5 % der Kinder bzw. 17 % der Jugendlichen Heuschnupfen

7 LR Hiegelsberger Seite 7 und 13,6 % der Kinder bzw. 11,7 % der Jugendlichen Neurodermitis hatten. Im Vergleich zum Zeitraum ist das Vorkommen angestiegen, so die Medizinerin. Asthma bronchiale ist zwar nicht heilbar, aber unter entsprechender Therapie lässt sich die Krankheit gut kontrollieren, sodass ein beinahe normales Leben möglich ist. Neben der medikamentösen Therapie sind physiotherapeutische Maßnahmen und eine psychosoziale Betreuung von Kind und Familie wichtige Faktoren. Zudem können Schulungsmaßnahmen für Eltern den Umgang mit der Erkrankung erleichtern. Urlaub am Bauernhof profitiert von wissenschaftlichen Erkenntnissen Urlaub am Bauernhof ist bei Familien mit Kindern sehr beliebt. Besonders attraktiv ist dabei die Spezialisierung Baby- & Kinderbauernhof, erklärt Obfrau Elisabeth Schmeißl. Eine große Rolle spielt u.a. der intensive Kontakt und der richtige Umgang mit Tieren. Von den 48 Baby- und Kinderbauernhöfen in ganz Oberösterreich, sind in der Nationalparkregion Kalkalpen 19 Bauernhöfe auf Babys und Kleinkinder spezialisiert. Eine ganz besondere Gruppe sind Die Stodertaler Zwerge, ein Zusammenschluss von neun landwirtschaftlichen Betrieben mit Urlaub am Bauernhof. Sie halten gemeinsam das ganze Jahr über Kinderangebote bereit. Katzen sind dabei die Stars. Sie lassen sich wunderbar streicheln und werden von den Kleinen so richtig verwöhnt, berichtet Schmeißl Beeindruckend sind die Kühe und Stiere auf der Weide. Spannend wird es auch, wenn der Bauer mit

8 LR Hiegelsberger Seite 8 den Kindern in den Stall geht. Sie können die Tiere füttern, die Kälber streicheln und vielleicht sogar am Finger lutschen lassen. Ziegen wiederum kann man wunderbar mit Leckerbissen aus dem Garten verwöhnen. Ein Highlight für jedes Mädchen sind die Pferde und Ponys: Man kann auf ihnen reiten, sie striegeln, streicheln, füttern und pflegen. Schmeißl: Auffällig ist vor allem bei Pferden, dass diese die Kinder zur Kommunikation anregen. Am Bauernhof in der direkten Natur können die Kinder ihre Emotionen und Gefühle in besonders intensiver Form ausleben: Urlaub am Bauernhof leistet einen wichtigen Beitrag zu einer positiven und ausbalancierten Entwicklung. Willkommene Studien, Weiterentwicklung der Angebote Studien sind für die Obfrau sehr willkommen, weil sie: einen wissenschaftlich nachweislichen Zusatznutzen für unsere Kunden-Eltern darstellen Hinweise für die erforderliche Kuhstall-Aufenthaltsdauer liefern Urlaub am Bauernhof auch für Schwangere attraktiv machen. Wir werden ganz konkret Angebote weiterentwickeln, die die Kinder mit großem Spaß länger im Kuhstall verweilen lassen, kündigt Schmeißl an. Als Beispiele nennt sie einen Besuch im Melkstand, das Kosten von frischer Milch aus dem Tank sowie die Zubereitung von Butter aus dem abgeschöpften Rahm und deren Verkostung.