Handreichung zur Erstellung kompetenzorientierter Fragestellungen aus Geschichte und Politischer Bildung
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- Katarina Langenberg
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1 März 2014 Die kompetenzorientierte Reife- und Diplomprüfung Handreichung zur Erstellung kompetenzorientierter Fragestellungen aus Geschichte und Politischer Bildung Richtlinien und Beispiele für Themenbereiche und Prüfungsaufgaben gemäß LP 2014/15 zusammengestellt von Bundes-ARGE Geschichte, Politische Bildung und Recht 1
2 1. Einleitung Diese Handreichung soll Fachkolleginnen und Fachkollegen als Hilfestellung und Leitfaden zur Erstellung kompetenzorientierter Aufgabenstellungen dienen. Das vorliegende Papier weist hierfür den Charakter einer Empfehlung auf und ist aufgrund der Schulautonomie nicht rechtsverbindlich. Sie finden in diesem Papier einerseits einen Vorschlag für einen Themenpool sowie eine für die Erstellung von Aufgabenstellungen unerlässliche Erläuterung zum Operatorensystem und andererseits die Eckpunkte einer kompetenzorientierten Aufgabenstellung. Abschließend werden Beispiele einer möglichen Umsetzung angeführt. Rechtliche Grundlage Auszug aus der Reifeprüfungsverordnung RDP 22. (1) Im Rahmen der mündlichen Teilprüfung ist jeder Prüfungskandidatin und jedem Prüfungskandidaten im gewählten Themenbereich eine kompetenzorientierte, von einer Problemstellung ausgehende Aufgabenstellung, welche in voneinander unabhängige Aufgaben mit Anforderungen in den Bereichen der Reproduktions- und Transferleistungen sowie der Reflexion und Problemlösung gegliedert sein kann, schriftlich vorzulegen. Gleichzeitig mit der Aufgabenstellung ist erforderlichenfalls begleitendes Material beizustellen und sind die allenfalls zur Bearbeitung der Aufgaben erforderlichen Hilfsmittel vorzulegen Themenbereiche - Aufgabenstellungen Der Themenpool (= Summe der Themenbereiche) wird autonom vom gesamten Fachlehrerkollegium der Schule erstellt. Die Anzahl der Themenbereiche soll mindestens 6 und nicht mehr als 12 umfassen. Die KandidatInnen ziehen zwei Themenbereiche aus dem Pool, von denen sie einen zurücklegen können. Aus dem gewählten Themenbereich teilt der Prüfer/die Prüferin eine Aufgabenstellung zu. Die Anzahl der Aufgabenstellungen pro Themenbereich entspricht der Anzahl der KandidatInnen pro Halbtag. Zum Beispiel: 7 Themenbereiche und 3 KandidatInnen = 21 Aufgabestellungen / Halbtag (Die Aufgabestellungen kommen nach dem Halbtag wieder in den Themenbereich zurück und können für andere KandidatInnen an anderen Halbtagen wieder verwendet werden.) 2.1. Themenpool Geschichte und Politische Bildung 7 Themenbereiche 1. Frühere Formen und Aspekte menschlichen Zusammenlebens: alte Hochkulturen, Antike, Mittelalter Demokratische Systeme 2. Änderung des Welt- und Menschenbildes zu Beginn der Neuzeit: Entdeckungen Frühkapitalismus - Humanismus, Renaissance, Reformation und Gegenreformation Glaubenskriege Dreißigjähriger Krieg 3. Zeitalter des Absolutismus und der bürgerlichen Revolutionen - Aufklärung aufgeklärter Absolutismus Entstehung der USA Französische Revolution und ihre Folgen Nationalismus und Liberalismus BGBl. Vom 30.Mai 2012, veröffentlichte 177. Verordnung, Prüfungsordnung BHS 2
3 Grund- und Freiheitsrechte, Gewaltenteilung, Grundzüge der Gesetzgebung und Vollziehung 4. Die industrielle Revolution und ihre Folgen - wirtschaftliche und soziale Entwicklung Entwicklung der Arbeiterbewegung Sozialismus / Kommunismus Christliche Soziallehre und ihr Einfluss auf die Entwicklung der modernen Parteien Wahlrecht, Möglichkeit und Formen der Partizipation 5. Internationale und europäische Ursachen des 1.Weltkriegs (Imperialismus) Verlauf und Folgen des Ersten Weltkrieges totalitäre Systeme vs. Demokratie: Faschismus Nationalsozialismus Kommunismus Zweiter Weltkrieg 6. Österreich von 1848 bis zum 21. Jahrhundert - Grundlagen und Aufgaben des Staates, Verfassungsprinzipien, Parlamentarismus, Parteien, Sozialpartnerschaft 7. Die Welt nach Kalter Krieg der Ostblock und sein Untergang Entwicklungen und Bewegungen der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart, Weltmächte heute, internationale Organisationen Gemeinsames Europa, Entstehung und Entwicklung, Institutionen und Europäischer Parlamentarismus, Transformation (ab 1989) 2.2. Kompetenzorientierte Aufgabenstellungen Operatoren Die Formulierung von klaren und unmissverständlichen Aufgabenstellungen beruht auf der Verwendung von sogenannten Operatoren; diese sind Verben, die ausdrücken, mit welcher Handlung eine Aufgabe gelöst werden muss. Folglich ist es empfehlenswert, diese Operatoren, sprich Handlungen, bereits im Zuge des Unterrichtsgeschehens mit den SchülerInnen zu erarbeiten und zu trainieren, damit ein Verständnis über die Bedeutung dieser Operatoren zwischen Lehrkraft und SchülerInnen geschaffen werden kann. Die Operatoren orientieren sich an drei Anforderungsbereichen (Anmk. die Übergänge sind fließend), die in der jeweiligen Aufgabenstellung vorkommen müssen: 3
4 2.2.2 Beispiele fu r Handlungsverben (Operatoren) fu r Geschichte und Politische Bildung 2 Wiedergeben (A): Tatsachen aufzählen, beschreiben, Wesentliches zusammenfassen, definieren, wiedergeben, Zusammenhänge herausarbeiten, Informationen entnehmen (Anforderungsbereich I bzw. Sachkompetenz) Geschichte: Ich kann die Ereignisse, die zur Machtergreifung Adolf Hitlers und der NSDAP fu hrten, zusammenfassen. Politische Bildung: Ich kann Plebiszit und Referendum in ihren Unterschieden beschreiben. Verstehen (B): Zusammenhänge erkennen, etwas vergleichen, etwas nach bestimmten Kriterien bzw. Aspekten untersuchen, erklären, charakterisieren. (z.t. Anforderungsbereich II, Sachkompetenz) Geschichte: Ich kann den Aufstieg der NSDAP in der Weimarer Republik historisch einordnen und erklären. Politische Bildung: Ich kann (anhand einer Skizze oder eines Textes) Jean Jacques Rousseaus Vorstellungen von direkter Demokratie erklären. Anwenden (C): Informationen zu einer Gesamtaussage zusammenführen, eine Präsentation erstellen, eine Quellenanalyse nach vorgegebenen Schritten durchführen, Quelle einordnen/zuordnen, das Gelernte auf etwas Neues übertragen (z.t. Anforderungsbereich II, Methodenkompetenz soweit nach vorgegebenem Schema ) Geschichte: Ich kann Statistiken über den Zuwachs von Wählerstimmen der NSDAP in der Weimarer Republik auswerten und interpretieren. Politische Bildung: Ich kann in einer Argumentation politische Vorausurteile und politische Vorurteile erkennen. Analysieren (D): Kritisches Durchschauen von Erzählungen, eigenständige Begründungen, Analyse auf Gesamtzusammenhänge hin; kritisch beurteilen und bewerten, reflektieren, Pro-Contra- Argumente prüfen und Stellung nehmen. (Anforderungsbereich III, historische Orientierungskompetenz, Urteilskompetenz, z.t. Fragekompetenz [Forschungsfragen entwickeln, Hypothesen bilden], Handlungskompetenz [eigene Positionen formulieren, Interessen artikulieren und durchsetzen können] Geschichte: Ich kann ein Wahlplakat aus der Weimarer Republik analysieren und über den Bezug zu aktuellen Wahlplakaten reflektieren. 2 Handreichung des Bildungsstandardgruppe Geografie, Geschichte und Politische Bildung an HTL zum neuen Lehrplan Geografie (einschließlich volkswirtschaftlicher Grundlagen), Geschichte und Politische Bildung, verfasst und zusammengestellt von Irene Ecker, Gerhard Tanzer, Sylvia Weber und Anna Wegl 4
5 Politische Bildung: Ich kann begründet zu der Frage Stellung nehmen, ob die direkte Demokratie in Österreich ähnlich wie in der Schweiz ausgebaut werden soll. Entwickeln (E) Eigenständig etwas Neues konzipieren, Forschungsfragen entwickeln, Hypothesen bilden, an Lösung von Problemen mitwirken (Anforderungsbereich III, politische Handlungskompetenz, historische Fragenkompetenz) Geschichte: Ich kann Hypothesen zum Ansteigen des Rechtsextremismus in der Gegenwart entwickeln und aktuelles Quellenmaterial diesbezu glich interpretieren. Politische Bildung: Ich kann unter Heranziehung von 58 SchUG in Stichworten eine kurze Rede konzipieren, in dem ich meine MitschülerInnen zu mehr Engagement in der Schuldemokratie aufrufe Möglicher Aufbau der Aufgabenstellung a) Themenbereich b) Einleitung c) Teilaufgaben d) Materialien ad a) Themenbereich: - Es soll der Themenbereich (siehe Themenpool) angegeben werden, dem die Aufgabenstellung zugeordnet wird. - Ein und dieselbe Aufgabenstellung darf nur einem Themenbereich zugeordnet werden. ad b) Einleitung: - Es soll ein kurzer Eingangstext formuliert werden, der das Thema der Aufgabenstellung umreißt. ad c) Teilaufgaben: - Die Aufgabenstellungen müssen lehrplankonform sein, d.h. die in der Bildungs- und Lehraufgabe formulierten Lernziele abdecken. Die im Lehrstoff angegebenen Inhalte stellen lediglich einen Rahmen dar. - Die Teilaufgaben müssen den einzelnen Anforderungsebenen zugeordnet werden können, wobei jedes Anforderungsniveau (I-III) abgedeckt werden muss. - Die Operatoren der Anforderungsniveaus (s. oben) sind explizit in der Aufgabenstellung anzuführen (keine W-Fragen). - Klare und unmissverständliche Formulierungen sind anzustreben. ad d) Materialien: - Die genaue Angabe der Quellen ist erforderlich (gemäß Zitierregeln). - Die Materialien müssen einen klaren Bezug zur Aufgabenstellung haben. - Bei der Anzahl und dem Umfang der Materialien ist die Vorbereitungs- und Prüfungszeit zu berücksichtigen. 5
6 2.2.4 Aufgabenstellung - Beispiel Themenbereich 6 (Österreich von 1848 bis zum 21. Jahrhundert) (Eingangsstatement situativer Kontext ) Sie geben einer Gruppe ausländischer Touristen und Touristinnen einen kurzen Einblick in die österreichische Geschichte des 20.Jh. Als Hilfsmittel dient Ihnen die beiliegende Karikatur aus dem Jahr 1968 (M1) (Arbeitsauftrag) 1) Zeigen Sie mit Hilfe der Karikatur drei Entwicklungsschritte der österreichischen Zeitgeschichte bis 1968 in Kurzform auf. (A-Wiedergeben) 2) Begründen Sie, warum Ihrer Meinung nach der Karikaturist für diese drei Entwicklungsschritte die vorliegenden Darstellungen als Symbole gewählt hat? (B- Verstehen) 3) Stellen Sie einen Bezug zur Gegenwart her: welche Kopfbedeckung steht für Österreich heute. Argumentieren Sie Ihre Wahl! (D-Analysieren, E-Entwickeln) (Erwartungshorizont) 1) Auswahl dreier prägnanter Beispiele, Aufzeigen der an die Jahreszahlen gebundenen Entwicklungen. (Wiedergabe Lernstoff) 2) Bildinterpretation im Zusammenhang mit 1) 3) Verbale und/oder bildliche Darstellung mit schlüssiger Begründung. Anmerkung: farbige und kursive Teile sind nicht Bestandteil der Frage, sondern dienen nur der Erläuterung und Hilfe bei der Entwicklung neuer Aufgaben 6
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