Erfahrungsbericht: Sommersemester 2012 an der Universidad de Costa Rica

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1 Allgemeine Angaben Name Vorname Studienfach Gastuniversität Gastland Aufenthaltsdauer (Monat/Jahr Monat/Jahr) Einverständniserklärung Soll der Bericht anonym veröffentlicht werden? Spanische Philologie/Philosophie Universidad de Costa Rica Costa Rica 02 /12 07 /12 Ich bin damit einverstanden, dass mein Erfahrungsbericht auf den Internetseiten des Akademischen Auslandsamtes veröffentlicht bzw. an interessierte Studierende weitergeleitet wird. ja nein ja nein Erfahrungsbericht: Sommersemester 2012 an der Universidad de Costa Rica Ich studiere Spanische Philologie und Philosophie an der Universität Potsdam und entschied mich das Hochschulpartnerschaftsprogramm in Anspruch zu nehmen. Bereits vor Beginn des Studiums in Deutschland hatte ich den Wunsch dorthin zu gehen um Spanisch zu lernen. Da solche reinen Sprachaufenthalte jedoch sehr teuer sind, verbrachte ich zunächst ein Jahr in Spanien. Natürlich war ich froh, dass es im Rahmen dieses Programms möglich war nach Costa Rica zu gehen und kann schon vorwegnehmen, dass sich meine freudigen Erwartungen mehr als erfüllt haben. Vorbereitung Bevor man sich dafür entscheidet ein Semester im Ausland zu verbringen, sollte man sich bewusst sein, dass der Arbeitsaufwand im Vorfeld relativ hoch ist. Gleich nachdem ich die Zusage der UCR bekommen hatte, begann ich die nötigen Vorkehrungen zu treffen, d.h. Dokumente sammeln, Impfungen abklären, einen Nachmieter suchen, eine Versicherung abschließen, ein neues Konto eröffnen und ein Zimmer in San José suchen. Das kostet zwar zunächst einmal Zeit, Geld und hin und wieder auch Nerven, aber vorab sei gesagt: Es lohnt sich! Hier noch einmal ein ausführlicher Bericht, mit ein paar kleinen Tipps, denn hier und da haben sich möglicherweise Regelungen geändert Dokumente: Dazu gehören ein gültiger Reisepass (für gewöhnlich Verlangen die meisten Länder, dass der Pass bei Einreise noch mindestens 6 Monate gültig ist!), eine internationale Geburtsurkunde + Apostille, ein polizeiliches Führungszeugnis + Apostille, ein Krankenversicherungsnachweis und ggf. ein gültiger Impfausweis (empfiehlt sich, wenn man anschließend noch reisen möchte). Im vergangenen Jahr wurden die Regelungen bezüglich der Beglaubigungen von Geburtsurkunde und Führungszeugnis geändert. Bis dato mussten die Dokumente der Botschaft in Berlin vorgelegt werden, doch nun sind es Bundesämter in Köln und Bonn, die die benötigten Apostillen ausstellen. Man kann also davon ausgehen, dass der Vorgang sich zeitlich ein wenig verzögert. Für die Dokumente inklusive Apostillen habe ich ca bezahlt. Noch ein

2 Tipp: Wenn man sicher weiß, dass man innerhalb der nächsten Jahre ein Semester im Ausland, oder eine größere Reise machen möchte, sollte man den Reisepass, falls man ihn noch nicht hat, schon während des Bewerbungsverfahrens beantragen, denn die UCR verlangt kurz nach der Zusage eine Kopie. (Im Expressverfahren kostet der Pass das Doppelte!) Visum: Alle oben genannten Unterlagen und das Annahmeschreiben der UCR müssen mit Ausnahme des Impfausweises der costaricanischen Botschaft in Berlin vorgelegt werden. Nach der Prüfung auf Vollständigkeit erhält man ein temporäres Studentenvisum (Vermerk im Reisepass), das bei Einreise vorliegen muss. Hierzu sei noch gesagt, dass das Auswärtige Amt darauf hinweist, dass bei Einreise auch ein Ausreisenachweis (z.b. Rückflugticket) vorliegen muss, in der Praxis habe ich jedoch festgestellt, dass dies nicht wirklich notwendig ist, also kann man seinen Rückflug auch flexibel vor Ort buchen. Viele der anderen ausländischen Studierenden sahen sich nachher in ihren Reiseplänen stark eingeschränkt, da sie bereits ein Rückflugticket gebucht hatten. Versicherung: Die Auslandskrankenversicherung muss nach Vorschrift auf jeden Fall den Rücktransport im Todesfall absichern. Diese Klausel ist bei den meisten Auslandsversicherungen vorhanden. Ich habe mich bei MAWISTA versichert, eine Versicherung die speziell auf längere Auslandsaufenthalte ausgerichtet ist. Im Basistarif (d.h. ohne Reisegepäckversicherung) habe ich monatlich 33,10 gezahlt und abschließen kann man sie schnell und einfach online. (Unbedingt die Police mit nach Costa Rica nehmen, nicht nur die Karte! Den Fehler haben einige Kommilitonen gemacht, doch die UCR benötigt den konkreten Nachweis des Rücktransportes) MAWISTA sendet alle Unterlagen auf Deutsch und Englisch, sodass eine Übersetzung vor Ort entfällt. Impfungen: Die Impfungen lässt man am besten im Tropeninstitut machen. Das ist in der Regel günstiger, als beim Hausarzt, denn der berechnet Gebühren für das Spritzen und Bestellen der Impfstoffe. Wogegen geimpft werden muss, hängt auch davon ab, ob weitere Reisen geplant sind oder nicht. Die Beratung des Tropeninstitutes ist in jedem Fall kostenlos. In meinem Fall hat die Krankenkasse die Kosten übernommen, da es sich um Schutzimpfungen für das Ausland handelte. Man sollte sich vorher unbedingt informieren, ob die Kasse die Kosten trägt, denn andernfalls müssen die Kosten von ca. 500 selbst getragen werden. Konto: Da der Erwerb einer Kreditkarte bei vielen Banken (z.b. Deutsche Bank) kostenpflichtig ist, kann ich empfehlen ein neues Konto bei DKB, oder Comdirect aufzumachen. Das dauert zwar ein bisschen länger, aber ich hatte mit DKB nie Probleme. Die VISA Card funktionierte in jedem Land und an jedem Automaten, sofern dieser über genügend Geld verfügte. Wohnung: Um eine Bleibe in Costa Rica kann man sich im Vorfeld kümmern, oder erst bei Ankunft. Ich hatte über eine meiner Vorgängerinnen Kontakt zu jemandem geknüpft, der gerne ein Zimmer an Ausländer vermietet und war während der ganzen Zeit dort sehr glücklich mit meinen Mitbewohnern. Wenn man jedoch keinen privaten Kontakt vor Ort hat, kann man sich auf

3 Ankunft: Unileben jeden Fall auf der Internetseite der Deutsch-Costaricanischen Handelskammer umschauen. Wenn man erst bei Ankunft auf die Suche geht, sollte man, um Stress zu vermeiden, schon eine Weile vor Veranstaltungsbeginn dort sein, denn um diese Zeit suchen, wie auch in Deutschland, viele nach einem Zimmer. Darüber, ob die Unterbringung in einer Familie sinnvoll ist, lässt sich streiten. Viele meiner Kommilitonen, waren zunächst in einer Familie untergebracht und fanden auch schnell Kontakt, jedoch suchten sich alle schließlich herkömmliche WG-Zimmer, da sie das Leben in einer Familie doch teilweise als Einschränkung empfunden haben und die Unterbringung in der Regel sehr viel teurer ist. Für mein kleines aber gemütliches Zimmer in einer großen komfortablen Wohnung, die 5 Gehminuten vom Hauptcampus der Universität entfernt lag, habe ich zwischen 225 und 260 gezahlt (die Schwankungen sind dem stark fallenden Wert des Euro geschuldet). Vor Beginn der Vorlesungen bietet die UCR eine zweitägige Orientierungsveranstaltung an. Dort stellen sich die Ansprechpartner vor und der Migrationsprozess wird ausführlich erklärt. Wie meine Vorgänger bereits geschrieben haben, hört sich das erst einmal nach viel an, lässt sich aber wirklich innerhalb von 1-2 Tagen erledigen. Lediglich die Übersetzung der Dokumente kann einige Tage dauern. Nachdem die Unterlagen eingereicht worden sind heißt es dann erstmal: Warten. In meinem Fall, hat das Warten so lange gedauert, dass ich 4 Monate später ohne Visum ausgereist bin. Das Visum ist Bedingung der UCR für die Anerkennung und Weiterleitung der erbrachten Leistungen, weshalb es natürlich ärgerlich ist, dass es in dieser Zeit nicht ausgestellt wurde. Ich war jedoch nicht die einzige der es so ging. Da die Bearbeitung außerdem nicht in unseren Händen lag, hat die UCR unsere Leistungen selbstverständlich trotzdem anerkannt. Es entstanden dadurch auch keine Probleme bei Kontrollen(weder bei Inlandsreisen, noch bei der Ausreise), aber natürlich besteht die Möglichkeit an einen Beamten zu geraten, der es mit dem Gesetz sehr genau nimmt und dann könnte es unter Umständen Schwierigkeiten geben. Wenn man sich Sorgen macht, kann man sich von der Uni ein Bestätigungsschreiben ausstellen lassen und mit sich führen, doch dieses wird nur auf Anfrage erstellt. Die lange Bearbeitungszeit ist im Nachhinein ärgerlich, wenn man den Kosten- und Zeitaufwand betrachtet, lässt sich aber leider nicht vermeiden. Während der Orientierungsveranstaltung wird außerdem erklärt wie die Immatrikulation abläuft. Da die ausländischen Studierenden leider immer noch nicht im online-system der Uni integriert sind, vollzieht man die Immatrikulation bei den einzelnen Fakultäten. Ob das nun aufwändig ist, oder nicht, hängt davon ab, bei wie vielen verschiedenen Fakultäten man Kurse belegt. Meiner Erfahrung nach sind die Dozenten sehr kooperativ, freuen sich über ausländischen Zugang und stehen auch unterstützend zur Seite, wenn man Hilfe braucht. Der Aufwand, den man während des Semesters aufbringen muss, hängt stark von den einzelnen Kursen ab. Grundsätzlich schreibt die Uni vor, dass 4 Kurse belegt werden müssen. Merkt

4 man jedoch in der Zwischenzeit, dass es zu viel wird, kann man auch einen Kurs unterbrechen, oder einfach mit dem Dozenten sprechen. Das wird zwar nicht gern gesehen, ist aber durchaus möglich. Wirklich belegt und abgeschlossen, habe ich folgende Kurse: Introducción a la mitología:eine sehr umfassende Einführung in die Mythologie verschiedener Kulturen. Dieser Kurs bietet sehr viele interessante Aspekte und beleuchtet die Mythologie von verschiedenen Seiten. Es werden drei Klausuren geschrieben, was auch sinnvoll ist, da die Lektüre enorm umfangreich ist. Der Dozent, Armando Ríos, war bereit die Klausuren in Heimarbeit schreiben zu lassen, was nicht unbedingt bedeutet, dass sie einfach sind. Vor allem sind sie viel umfangreicher als gewöhnliche Klausuren (7-12 Seiten pro Klausur). Darüberhinaus wird ein Referat gehalten und es müssen wöchentlich zusätzlich Aufsätze abgegeben werden. Literatura Clásica: In der ersten Hälfte des Semester wird die römische und in der zweiten Hälfte die griechische Literatur behandelt. In diesem Kurs sind sehr gute Spanischkenntnisse unbedingt notwendig, da die Lektüre sehr anspruchsvoll ist. Dieser Kurs wurde im letzten Semester ebenfalls von Armando Ríos gegeben und die Prüfungsmodalitäten waren sehr ähnlich. Wer sich für den Fachbereich Klassische Philologie interessiert, dem kann ich nur empfehlen einen Kurs bei diesem Dozenten zu belegen. Wenn auch die Themen vermeintlich trocken sind, viele haben sich ja schon zu Schulzeiten durch Lateinunterricht vergraulen lassen, gelingt es ihm ernsthaftes Interesse zu wecken. Außerdem hat er Spaß dabei, sodass viel gelacht wird und man eine ganze Menge lernt. Seminario de historia costarricense: Dieser Kurs, gegeben von Doña Muñoz, beschäftigt sich mit der Geschichte Costa Ricas (in erster Linie Jh.), fokussiert aber dabei politische Wechselwirkungen mit den Nachbarstaaten, den USA und auch kulturelle Phänomene. Auch in diesem Kurs gibt es eine wöchentliche Lektüre, die jedoch nicht regelmäßig überprüft wird. Bis zum Ende des Semesters müssen mindestens 8 Zusammenfassungen der gelesenen Texte abgegeben werden, doch um die beiden Klausuren gut zu bestehen, sollten die Texte ohnehin im Vorfeld gelesen werden. Darüberhinaus gehört eine 20seitige Hausarbeit inkl. Präsentation zum Arbeitsumfang. Diese Arbeit kann alleine, oder in einer Gruppe verfasst werden. Ich entschied mich dafür die Arbeit alleine zu schreiben, denn das Verfassen von Hausarbeiten in der Gruppe gestaltet sich hin und wieder schwierig. Auch diesen Kurs kann ich sehr empfehlen, denn er beschäftigt sich auf lokaler, regionaler und auch globaler Ebene mit Costa Rica.

5 Aus diesen Kursen habe ich sehr viel mitgenommen, da die investierte Zeit und der Aufwand doch viel höher sind, als bei uns in Deutschland. Ich habe das als positiv empfunden, da man sich so wirklich mit einer Materie auseinandersetzt und nicht das Gefühl hat nur an der Oberfläche zu kratzen, wie es doch im deutschen System häufig der Fall ist. Trotz der Aufgaben, die man in den Kursen zu bewältigen hat, bleibt genug Zeit das tolle Land zu bereisen in dem man sich gerade aufhält. Ich habe meinen Stundenplan glücklicherweise so erstellen können, dass ich montags und freitags frei hatte um regelmäßig die Wochenenden an verschiedenen Orten des Landes verbringen zu können. Gleichzeitig hatte ich 2 tolle Mitbewohner aus Costa Rica und Honduras mit denen ich viel Zeit verbracht habe. So kam auch die Sprachpraxis nicht zu kurz. Einige meiner Vorgänger haben bemängelt, dass der Spracherwerb leide, da man viel mit den anderen Ausländern zusammen sei und dem beugt man am besten vor, indem man sich spanischsprachige Mitbewohner sucht oder am Tutorenprogramm der UCR teilnimmt. Insgesamt hat dieses Auslandssemester, gefolgt von einer zweimonatigen, leider viel zu kurzen Reise durch Südamerika, nur Wundervolles mit sich gebracht. Man macht viele Erfahrungen, lernt andere Menschen, Kulturen und Orte kennen, die bleibende Eindrücke hinterlassen. Ich bin sehr glücklich darüber diese Erfahrung gemacht zu haben!