Stadt Stuttgart. Beschilderung & Routenführung

Transkript

1 Stadt Stuttgart Beschilderung & Routenführung Die Mängel der Beschilderung am Neckartal-Radweg wurden bereits in Kapitel 2.6 Wegweisung ausführlich dargelegt. Da für die Etappenbewertung im Rahmen der Klassifizierung zur ADFC- Qualitätsradroute immer der jeweils schlechteste Abschnitt maßgeblich ist, wirkt sich der schlechte Beschilderungsstand in Teilen Stuttgarts sehr negativ auf das Gesamtergebnis aus und sollte unbedingt überarbeitet werden. Aufgrund des Umfangs und der erforderlichen Vorbereitungen wird dies nur schwerlich bis zum Sommer im Gelände umgesetzt sein können. Für die Berücksichtigung in der Klassifizierung kann es jedoch ausreichen, wenn konkrete Planungen bekannt sind und ein Umsetzungsbeschluss inkl. Zeitplanung der Umsetzung zum Zeitpunkt der Klassifizierung vorliegt. Die entsprechenden Unterlagen können beim ADFC-Bundesverband eingereicht und dort um Anerkennung gebeten werden. Die Stadt Stuttgart ist mit einem eigenen Radverkehrsbeauftragten und Ansprechpartnern beim Tiefbauamt für die Überarbeitung der Beschilderung gut aufgestellt. Es gibt zudem einen aktiven ADFC- Kreisverband. Zieldefinitionen, Routennetze und Beschilderungsplanungen sind vorhanden, fachplanerisch sind daher keine Zuarbeiten notwendig. Allerdings fehlt es derzeit an einem entsprechenden Umsetzungsbeschluss und Umsetzungszeitplan. Neben den Beschilderungsmängeln, die bereits vor Ort bekannt sind, gibt es weitere bekannte Problemstellen in Raum Stuttgart, die vor allem eine optimale Routenführung in der Stadt betreffen. Die beengte Lage, die Großindustrie südlich im Bereich von Ober- und Untertürkheim sowie die sich überlagernden Nutzungsinteressen beeinträchtigen den Radweg in seiner Qualität. Diesen Herausforderungen stellten sich die Verantwortlichen bereits in den letzten Jahren, so dass z.b. Routenoptimierungen im Bereich Untertürkheim umgesetzt wurden. Ein Beispiel ist die Umfahrung und der Anbau des Radweges am Parkhaus vom Mercedes-Benz- Werk, um den Uferweg neben der Teststrecke erreichen zu können. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 130

2 Das Daimler-Benz-Museum und die großen Automobil-Werke stellen Attraktionen am Neckartal- Radweg dar. Für Technikinteressierte und auch für Kinder und Jugendliche können die Produktionsstätten ein Höhepunkt einer Neckartal-Radtour sein. Leider sind sie aktuell vom Weg aus kaum erfahrbar bzw. hinter Mauern und Zäunen versteckt. Es wäre daher im Sinne der Routenführung wünschenswert, dass die Tourismusverantwortlichen der Stadt und Verantwortliche von Mercedes-Benz eine Kooperation aufbauen. Zu überlegen wäre ein Erlebnisweg mit Hinweisen zu den Prozessen und Arbeitsabläufen in den einzelnen Werkteilen. Weitere Möglichkeiten wären kleine Zufahrten oder bewusst inszenierte Fenster, durch die man vom Weg aus ins Fabrikgebäude, auf die Teststrecke oder an andere interessante Orte der Industrieanlage schauen könnte. Auch Infotafeln am Weg zur historischen (Stadt-) Entwicklung im Neckartal und zur Entwicklung der Industrieanlagen wären für viele Gäste sehr interessant. Die Grünfläche links im Foto auf der Vorderseite könnte ein gestalteter Eingangsbereich für die Erlebnismeile werden. Entlang des Abschnitts an der Teststrecke wäre ein idealer Ort für eine Abfolge von Informationstafeln. Das Daimler-Benz-Museum ist vom Uferweg aus fußläufig und durch eine unscheinbare Unterführung zu erreichen. Auf diesen Anschluss könnte und sollte deutlich hingewiesen werden. Die Bereitstellung guter Abstellanlagen und auch Schließfächer wären zusätzliche Optionen, um den Radfahrern am Neckartal-Radweg den Weg ins Museum zu erleichtern. Stuttgart Schleuse Obertürkheim Routenführung klären, schwierige Querungen & Beschilderung nach FGSV erneuern Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 131

3 In nördlicher Richtung führt der Neckartal-Radweg über ein Betriebsgelände. Radfahren ist auf eigene Gefahr gestattet. Die fehlende Widmung als Fuß/Radweg ist in diesem verdichteten Bereich zu tolerieren. Allerdings wird dem Radverkehr im Gewerbepark nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Der Lieferverkehr hat hier eindeutig Vorrang und Lkw-Fahrern, die in diesem Bereich unterwegs sind, können kaum erkennen, dass hier ein wichtiger Landesradfernweg verläuft. Hinzu kommt, dass die Routenführung im Zweirichtungsverkehr unterschiedlich verläuft und dadurch für Radreisende unklar ist, welcher Weg zu nehmen ist. Des Weiteren treten Oberflächenschäden an diversen Stellen auf. Daher sind eine deutlichere Markierung des Radwegs sowie eine Verbesserung der Oberfläche dringend erforderlich. Im anschließenden Bereich Am Mittelkai und Hafenbahnstraße wird schon durch die Namensgebung deutlich, dass bei der Gestaltung der Straßenquerschnitte kein Schwerpunkt auf den Radverkehr gelegt wurde. Eine fahrradfreundlichere Gestaltung und Markierung der Wege und eine Anpassung der Schaltzeiten an den Lichtsignalanlagen sind Maßnahmen, um dem Radverkehr im Hafenbereich mehr Geltung zu verschaffen. Auch das Bewusstsein der übrigen Verkehrsteilnehmer wird dadurch sensibilisiert dafür, dass hier eine wichtige Radroute verläuft. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 132

4 Der folgende Weg an der Bahnlinie entlang ist als Radfernweg sehr gut geeignet und die beste Möglichkeit in Richtung Bad Cannstatt weiterzufahren. Am S-Bahn-Anschluss Obertürkheim sollten die bestehenden Halbschranken entfernt werden. Sie stellen ein künstliches und überflüssiges Hindernis für den Radverkehr dar. Ein Hinweisschild auf die Haltestelle und querende Fußgänger sollte Radfahrer entsprechend warnen und bremsen. S-Bahnhof Obertürkheim, Neckarseite: Halbschranken gefährden Radfahrer Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 133

5 Radroutenmanagement Stuttgart 21 Zwischen Ober- und Untertürkheim werfen die Vorboten von Baumaßnahmen zu Stuttgart 21 ihre Zeichen voraus. Diese Baustelle wird ab Sommer 2014 für ca. sieben Jahre vorhanden sein. Eine barrierefreie und beschilderte Umleitung muss bei einer Sperrung unbedingt eingerichtet werden. Durch eine entsprechende Informationspolitik sollte auf der neuen Homepage des Neckartal- Radweges die jeweils aktuelle Routenführung an dieser Baustelle einsehbar sein. Auch die Betreiber der verschiedenen Radroutenplaner sollten über alle Änderungen informiert werden. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 134

6 Besser erkennbare Gestaltung des Abzweigs in Fahrtrichtung Süden Poller sind Gefahrenstellen für Radfahrer. Laut ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanalgen) gilt: Poller sind unzulässig, wo Verkehrsteilnehmer gefährdet oder der Verkehr erschwert werden kann. Sie müssen nachts und bei schlechten Sichtverhältnissen ausreichend erkennbar sein. [ ] Sofern sie nicht gleichzeitig als Standort eines Verkehrszeichens oder ähnlich hoher Einbauten dienen, sind sie in der Zufahrt in einem ca. 20 Meter langen Keil aus weißer Randmarkierung einzufassen, welcher den Weg teilt. Der abgebildete Poller erfüllt keinen Zweck, da er mit einem Kfz problemlos umfahren werden kann und ist daher zu entfernen. Die Mündung in die Straße Zum Ölhafen ist zwar mit Schmalstrich und Piktogramm markiert, könnte aber durch eine farbliche Gestaltung deutlicher wirken. Insbesondere ist in der Gegenrichtung eine besserer (Fahrbahn-) Markierung notwendig, denn wer als Ortsunkundiger in südlicher Richtung auf der Fahrbahn fährt, rechnet durch den geradeaus -Verlauf des Neckars nicht damit, dass der Radweg hier nach links vom Neckar wegführt. Die neue Beschilderung muss besonders gut sichtbar sein, zusätzliche Piktogramme und farbliche Markierung sollten den Abzweig deutlich hervorheben. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 135

7 Poller an der Unterführung Inselstraße Auch dieser Poller in der Unterführung der Inselstraße sollte hinterfragt werden. Poller sind Gefahrenstellen (s.o.). Es erschließt sich nicht, weshalb durch Wegfall der Poller für Kraftfahrzeuge bestimmte Ziele besser erreicht werden und damit eine massive widerrechtliche Nutzung der Unterführung ausgelöst werden könnte Komplizierte Routenführung Parkplatz Inselbad mit unnötigen Höhenmetern Die Routenführung am Parkplatz des Inselbades ist unglücklich gestaltet. Aus der Unterführung rechts kommend, müssen die Radfahrer erst eine Rampe hochfahren (1), dann eine 180 Grad-Kurve fahren, um dann oben an der Inselstraße nach links abzubiegen. Danach folgt eine weitere Rampe bergab (2). Eine Führung über den Parkplatz könnte den Radfahrern die komplizierte Führung und den Höhenanstieg ersparen. Zuvor müsste der Parkplatz allerdings ummarkiert werden, um diesen sicher passieren zu können. Bei der aktuellen Gestaltung und der Gefahr der ein- und ausparkenden Pkw sollte die bestehende Führung vorläufig beibehalten werden. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 136

8 Poller & Querung Badstraße (Rosensteinbrücke) Auch auf dem Neckartal- Radweg in Bad Cannstatt stehen Poller auf dem Radweg, die Gefahrenstellen für Radfahrer darstellen. Der Bereich ist mit privaten Kraftfahrzeugen kaum zu erreichen und es fehlen weitere Ziele oder Verbindungen, die ein vermehrtes Befahren mit Kraftfahrzeugen erwarten lassen. Die Poller sollten auf ihre Notwendigkeit überprüft und demontiert werden. Im weiteren Verlauf ist eine weitere Schwachstelle die Querung der Badstraße an der Rosensteinbrücke. Die Routenführung ist kompliziert, da die eine Querung in einer Grünphase nicht möglich ist. Durch die enorme Verkehrsbelastung und die Führung der Kraftfahrzeuge ergeben sich mehrere längere Wartezeiten. Da eine Verringerung der Verkehrsbelastung und eine Veränderung der Grünphasen nicht zu erwarten ist, bleibt nur ein Ausbau zur planfreien Querung der Badstraße als Lösung dieser Gefahrenstelle übrig. Eine langgezogene Brücke über die Badstraße oder besser eine Unterquerung der Rosensteinbrücke am Neckar kommen theoretisch in Betracht. In diesem Bereich ist zudem nur die alte und fehlerhafte Beschilderung vorhanden. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 137

9 Beschilderung an Trennung der Radroutenführung Am Ende des in beide Richtungen befahrbaren Radweges an der Neckartalstraße bei Münster spaltet sich die Führung auf (Foto unten): - nach rechts mit den touristischen Routen weiter entlang des westlichen Uferweges, - geradeaus um entlang der Straße zur Neckarbrücke nach Hofen zu gelangen. Eine Wegweisung findet hier nicht statt und muss dringend ergänzt werden. Die ortsunkundigen Radfahrer am Neckartal-Radweg können hier nicht wissen, welchen Weg sie nehmen sollen. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 138

10 Engstelle Kleingärten Arnolstraße und drei Poller Neben den Kleingärten (Arnoldstr.) verschmälert sich der Weg auf ca. 1,5 Meter nutzbare Breite (Foto links oben). Das ist für diese bedeutsame Verbindung deutlich zu wenig. Der Poller am Ende (Foto rechts oben) ist eine Gefahrenstelle und erscheint allein deshalb überflüssig, da die Breite kaum für eine Befahrung mit dem Kraftfahrzeug ausreicht. Auf der Brücke verschmälern zwei dicke Betonpoller den Weg (Fotos unten). Diese sind zudem unzureichend mit rot/weißer reflektierender beklebt, um sie auch bei Dunkelheit sehen zu können. Auch diese beiden Betonpoller erscheinen überflüssig. Der Weg ist mit privaten Kraftfahrzeugen praktisch nicht zu erreichen. Eine missbräuchliche Nutzung erscheint deshalb ausgeschlossen. Eine Entfernung der Betonpoller sollte veranlasst werden. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 139

11 Weitere Routenführung Richtung Remseck Im weiteren Verlauf verbleibt der Neckartal-Radweg in Stuttgart aktuell am Ostufer. Das ist (für Stuttgart) auch die richtige Seite, denn die Route ist dort auf besseren Wegen und am begrünten Hang wesentlich attraktiver als neben Gewerbebetrieben und der Kläranlage. Zudem gibt es ein gastronomisches Angebot sowie den gut gestalteten Anschluss nach Fellbach an der Landungsbrücke. Der Wechsel auf die Mühlhausener Seite an der Brücke bei den Sportanlagen ist zunächst nicht sinnvoll. Von der Gemeinde Remseck gibt es jedoch den Wunsch, den Neckar spätestens im Bereich Aldingen auf das westliche Ufer zu verlegen, damit die unattraktiven Querungen der stark frequentierten Landesstraßen bei Neckarrems vermieden werden können. Dafür die Staustufe Aldingen für eine Querung der Radfahrer prädestiniert. So könnten die Routenvorzüge nördlich und südlich von Aldingen von den Radfahrern genutzt werden. Aktuell ist die Befahrung des engen Schleusenstegs aus beiden Richtungen mit Kraftfahrzeugen möglich. Der Begegnungsverkehr der Kraftfahrzeuge ist jedoch sehr problematisch. Bei diesem Sachstand können derzeit keine zusätzlichen Radfahrer über den Steg geführt werden. Erst wenn dort eine Einbahnstraßenführung oder eine komplette Sperrung für Kraftfahrzeuge umgesetzt werden würde, könnte der Steg als Landesradfernweg genutzt werden. Solange dies jedoch nicht möglich ist, muss eine frühere Führung auf das östliche Ufer in Betracht gezogen werden. Die Radfahrer würden dabei bereits an der Brücke nach Mühlhausen queren, was einen Sicherheitsgewinn bringt. Aber dies hätte Nachteile hinsichtlich der Attraktivität der Route und der Anbindung nach Fellbach zur Folge. Deshalb sollte diese Variante nur als Übergangslösung in Betracht gezogen werden. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 140

12 Zusammenfassung Stadt Stuttgart Das größte Problem ist eindeutig die mangelhafte Beschilderung. Der zweite große Baustein für einen attraktiveren Neckartal-Radweg ist die Routenführung. Hierzu zählt die bessere Querung der Badstraße an der Rosensteinbrücke, die Inwertsetzung der Radroute im Bereich Ober- und Untertürkheim und die Bereitstellung einer durch möglichst wenige Straßen und Ampeln unterbrochenen Führung ebenso wie eine attraktivere Gestaltung und Thematisierung im Bereich der Automobilwerke. Auch im Bereich des Leuze Mineralbads und des Cannstatter Wasen wäre die Etablierung eines großen Infopunktes für Radtouristen wünschenswert. Hier ist der Abzweig in die Stadtmitte mit ihren zahlreichen kulturellen Angeboten, die dem Radfahrer aktuell noch nicht näher gebracht werden. Auch die gute und einfache Verbindung zur Innenstadt durch den Schlossgarten ist Ortsunkundigen nicht ersichtlich. Klassifizierungsbericht Neckartal-Radweg Seite 141