Interview mit dem Schauspieler Michael Lesch und Prof. Dr. Michael Hallek, Uni zu Köln
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- Babette Boer
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1 Interview mit dem Schauspieler Michael Lesch und Prof. Dr. Michael Hallek, Uni zu Köln Beigesteuert von Simone Pareigis Letzte Aktualisierung SHG-Halle Liebe Freunde, liebe Besucher, ich möchte Euch auf ein sehr interessantes Interview zwischen dem Schauspieler Michael Lesch und Prof. Dr. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin im Klinikum der Universität zu Köln, aufmerksam machen. Vorsorgen und kämpfen" Schauspieler Michael Lesch und Professor Michael Hallek über Krebs Sie sind 1999 an Morbus Hodgkin (Lymphdrüsenkrebs) erkrankt. Was ging Ihnen durch den Kopf als Sie erfuhren: Ich habe Krebs? Antwort Ich war natürlich schockiert. Denn ich dachte wie viele: Mich trifft das schon nicht. Man ignoriert das. Gerade in meiner Branche, wo Schönheit und Aussehen wichtig sind, will man nichts mit Krebs zu tun haben. Das ist natürlich ein riesengroßer Fehler. Ich wusste, was Morbus Hodgkin ist, weil ich als das Schicksal des amerikanischen Golfprofis Paul Azinger verfolgt habe, der daran erkrankt war. Ich hatte quasi vor Augen, was mich erwartete: Chemotherapien, Bestrahlungen. Ich war also vorbereiteter als ein Patient, der nichts über diese Krankheit weiß. Herr Prof Hallek, wünscht man sich Patienten, die schon wissen, was auf sie zukommt? Antwort Ich arbeite sehr gern mit Patienten, die sich gut auskennen. Es ist für die Medizin eine große Herausforderung, dass wir Patienten erleben, die viel mehr wissen als früher. Das ist eine ganz andere Gesprächsbasis. Wie schwierig ist, es schlechte Nachrichten zu überbringen?
2 Antwort Das kann man lernen, aber man muss sich auch Zeit nehmen - sich auf den Patienten einstellen. Diese Gesprächsebene zu treffen, ist eine Kunst. Leider machen wir das häufig nicht richtig. Es gibt bestimmte Regeln, die man lernen kann - zum Beispiel, dass es besser ist, mit zwei Personen zu reden als mit einer. Da kann ich nur zustimmen. Bei den wichtigen Gesprächen war meine Frau dabei. Es ist ganz wichtig, wenn man einen Partner an seiner Seite hat, der einen abfedern kann. Als Arzt muss man Fragen zulassen und eine klare Strategie haben. Bei Morbus Hodgkin" ist das meist nicht so schwierig: Man überbringt zwar eine schlechte Nachricht, kann aber gleichzeitig anfügen: Die Prognose ist sehr gut. Über 90 Prozent dieser Patienten werden heute geheilt. Und bei anderen Krankheitsbildern? Es gibt Situationen, die für einen Arzt schwierig sind. Wenn Sie zum Beispiel einen jungen Familienvater haben und die Familie ist dabei - vielleicht sogar mit Kinderwagen. Die Familie wird einen solchen Schlag nicht so leicht verkraften. Das macht man nicht mit links, das geht auch nicht an uns spurlos vorbei. Wie oft können Sie eine gute Prognose stellen? Wir haben bei uns etwa 60 bis 70 Prozent gute Nachrichten oder zumindest mit einer guten Chance zur Behandlung. Aber auch bei den restlichen 30 Prozent sind Krebserkrankungen nicht mehr so akut lebensbedrohlich. Wir erleben derzeit, dass sich Krebs in manchen Bereichen zu einer chronischen Krankheit verwandelt. Ich denke, nicht zuletzt dank der Deutschen Krebshilfe mit ihren rund 28 Millionen Euro Spendengeldern pro Jahr trägt die Erforschung dieser furchtbaren Krankheit ihre Früchte. Natürlich ist der Feind nicht besiegt. Aber man sieht schon Fortschritte und dass wir hierzulande führend sind. Bei Morbus Hodgkin kann man ohne Einschränkung sagen, dass ohne die große Unterstützung der Krebshilfe weniger passiert wäre. Und es gibt noch ein paar andere Beispiele, die belegen, dass die deutsche klinische Forschung führend geworden ist, weltweit führend.
3 Herr Lesch, hat sich durch die Krankheit Ihr Leben verändert? Ich lebe grundsätzlich wieder so wie früher - mit einem ganz großen Unterschied: Mir ist jetzt bewusst, dass diese Krankheit jeden treffen kann. Deshalb versuche ich, den Menschen bewusst zu machen, dass sie sich mit einer gründlichen Krebsvorsorge sehr viele von den Qualen ersparen können, die ich durch litten habe. Ich versuche aufzuklären und Menschen klar zu machen, dass mein Schicksal kein einmaliges oder besonders Großartiges ist, sondern dass oder Menschen jedes Jahr an Krebs erkranken. Natürlich hat diese Krebserkrankung mich auch bewusster und dankbarer gemacht für das neue Leben, das mir geschenkt worden ist. Ich habe mein soziales Engagement verstärkt - bei der Deutschen Krebshilfe oder beim Verein Deutsche Lebensbrücke (Krebshilfe für russische Kinder, Anmerkung der Redaktion). Die Krebshilfe unterstützt die Einrichtung von Spitzenzentren, wo Krebspatienten von Spezialisten umfassend behandelt werden. Die Krebsmedizin der Zukunft wird das Wissen breiter verfügbar machen, auch niedergelassene Kollegen einbeziehen, um eine breite Versorgung sicherzustellen. Es ist ganz wichtig, dass die Menschen Informationen haben, wo sie sich hinwenden können und wo sie die bestmögliche Hilfe und Unterstützung bekommen. Ist das eine Forderung an die behandelnden Mediziner? Nein. Es geht mir allgemein darum, dass man diese Informationen für die Menschen zugänglich macht - zum Beispiel über die Deutsche Krebshilfe oder über deren Internetforum. Außerdem kann man sich natürlich auch an seinen Arzt wenden. Absolut richtig. Es gibt übrigens noch eine andere Grundregel bei einer lebensbedrohlichen Krankheit: Man sollte eine zweite Meinung einholen. Darauf hat der Patient einen Anspruch - und das ist auch kein Misstrauen dem Arzt gegenüber. In In China würde man sagen: Vier weise Männer wissen mehr als zwei weise Männer". Wie sieht heute im Regelfall die Nachbehandlung eines Patienten nach einer Krebserkrankung aus? Gehört eine Rehabilitation dazu?
4 Der Regelfall ist das nicht. Eine Reha wird angeboten und wir haben zwei Stufen der Rehabilitation: eine, die während der Behandlung einsetzt, mit dem Komplettangebot des Vereins Lebenswert" hier in Köln eine beispielhafte Sache eine Form der Frührehabilitation, die ansetzt, wenn die Erkrankung noch akut ist und ein tiefes seelisches Loch entsteht. In der Zeit werden die Patienten psychologisch betreut. Dazu gibt es unterschiedliche Therapien. Diese Angebote können ambulant fortgesetzt werden. Darüber hinaus gibt es die Anschlussrehabilitation nach der Akutbehandlung. Wie viele Patienten machen eine Reha? Bei uns sind das etwa 20 bis 30 Prozent. Warum nicht mehr? Viele wollen das nicht. Für manche Patienten ist es auch nicht sinnvoll. Wer Monate lang mit der Krankheit gekämpft hat, der will die Atmosphäre eines Krankenhauses oder einer Reha-Klinik nicht mehr sehen. Ich hatte das Glück, in eine Reha-Klinik mit Hotelcharakter zu kommen. Und habe da ein Reha-Programm absolvieren können, das wirklich motiviert hat... Wie viele Ihrer Patienten schaffen nach einer Krebsbehandlung den Wiedereinstieg in den Beruf? Schätzungsweise zwei Drittel von denen, die eine solch schwere Krankheit überleben, können hinterher auch wieder arbeiten. Man muss aber berücksichtigen, dass viele Patienten nach einer Krebsbehandlung Probleme mit der Psyche haben. Eine ganze Reihe von ihnen können nie mehr angstfrei leben.
5 In meiner Branche versucht man immer noch oft, eine solche Krankheit zu verstecken. Ich habe mich dagegen offensiv damit auseinandergesetzt. Immerhin ist Krebs ein Schicksal, das etwa Menschen im Jahr ereilt. Ich kann Betroffenen nur raten: - 1. kämpfen, kämpfen, kämpfen, - 2. sich umfassend informieren, - 3. regelmäßig zur Vorsorge gehen. Das sage ich vor allem auch jungen Menschen. Denn bei einer früh erkannten Erkrankung bestehen heute vielfach gute Heilungschancen. Wichtig ist vor allem die Grundeinstellung: Ich will es schaffen." Und gut ist es dann natürlich auch, wenn das Umfeld des Patienten stimmt. Das funktionierende Umfeld ist ganz wichtig. Denn ich habe während meiner Krankheit erlebt, was wirkliche und was falsche Freunde sind. (Quelle: Deutsche Rentenversicherung zukunft jetzt" Ausgabe 02/2007, die Zustimmung zur Veröffentlichung des Originalinterviews erteilte mir Herr Kurtenbach von der Deutschen Rentenversicherung Berlin am heutigen Tag) Eure Simone
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