Du bist der Mann! Bio Graphie. Leben Schreiben. Geschichten, die das Leben schreibt. Narratologie, Biographiearbeit und biblisches Erzählen

Transkript

1 Geschichten, die das Leben schreibt Narratologie, Biographiearbeit und biblisches Erzählen Prof. Dr. Ilse Müllner 1 Geschichten erzählen Du bist der Mann! 2 Biographie Bio Graphie Leben Schreiben 1

2 3 Bibel und Biographie Bibel deutet Biographie o narrative Strukturkompetenz o Sprachschule Bibel prägt Biographie o Vorbilder o biblisches Denken o Familienbibel Bibel erzählt Biographie o Biographie :: fragmentierte Geschichten o Mose, David,, Jesus (Erzählbogen?) o EEE 3 Bibel und Biographie 4 Biographie und Genogramm Konstellative Anthropologie (Bernd Janowski) 2

3 4 Biographie und Genogramm Dies ist die Geschichte der Kinder Isaaks, des Sohnes Abrahams, den Abraham bekommen hatte Gen 25,19 BigS 19 Und das ist die Geschlechterfolge nach Isaak, dem Sohn Abrahams: Abraham zeugte Isaak.... Gen 25,19 EÜ 19 Dies ist das Geschlecht Isaaks, des Sohnes Abrahams: Abraham zeugte Isaak. Gen 25,19 Luther 5 Stammbaum 6 Jakob 19 Dies ist die Geschichte der Kinder Isaaks, des Sohnes Abrahams, den Abraham bekommen hatte. 20Und Isaak war 40 Jahre alt, als er die Rebekka heiratete, die Tochter des Aramäers Betuël aus dem aramäischen Mesopotamien, die Schwester des Aramäers Laban. 21 Isaak musste aber bei Adonaj Fürbitte halten für seine Frau, denn sie bekam keine Kinder. Adonaj ließ sich von ihm erbitten, und seine Frau Rebekka wurde schwanger. 22Doch dann schlugen sich die Kinder in ihrem Leib und sie sagte:»wenn das so ist, wozu bin ich dann da?«und so ging sie hin, Adonaj zu befragen. 23Und Adonaj sagte ihr:»zwei Völker sind in deinem Leib, zwei Nationen trennen sich bereits in deinem Schoß. Eine Nation ist der anderen überlegen, und der Ältere wird für den Jüngeren arbeiten.«24 Als dann die Zeit der Geburt kam, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leib. 25Und der erste kam heraus rötlich und ganz behaart wie mit einem Prachtgewand. Und sie nannten ihn Esau. 26Dann kam sein Bruder, und dessen Hand hielt die Ferse Esaus umklammert und erhielt den Namen Jakob. Isaak war 60 Jahre alt, als sie geboren wurden. 3

4 7 Biographische Themen der Jakobserzählung Erstgeburt Geschwisterkonflikt Betrug Macht Segen 8 Gen 27 Govert Flinck Jakobs Kampf ein neuer Name 4

5 10 Der Tod Jakobs 11 Segen 12 Narratologie Die narratologische Analyse untersucht die Erzählung als literarisches Kunstwerk: Wer erzählt? Aus welcher Instanz wird erzählt? Wie wird erzählt? Mit welchen narrativen Mitteln arbeitet der Text? Was wird erzählt? Story Discourse, Personen Erzählen = Kommunikationsakt Wer spricht für wen mit welchem Interesse? 5

6 13 Ebenen des Erzählens Autor Erzähler Erzählende Figur I Erzählende Figur II Fiktiver Adressat II Adressat Fiktiver Adressat II Leser 14 Biographische Themen der Jakobserzählung Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. 26 Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt. 27 Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. 28 Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. 29 Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen. 30 Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst. aus Gen Narratologische Kategorien Erzähler Figuren Handlungsverlauf Zeit Raum 6

7 16 Erzähler Erzähler AutorIn Erzählperspektive: außerhalb :: innerhalb der Erzählung allwissend :: beschränkter Zugang distanziert :: involviert neutral :: klar positioniert 17 Figuren Benennung der Figuren: Namen, Verwandtschaftsbeziehungen, Personalpronomina Direkte Charakterisierung Gen 13,13 Indirekte Charakterisierung: durch nichtsprachliche Handlungen durch sprachliche Handlungen durch Handlungsrollen (Nebenrolle, ProtagonistIn ) durch den Redestil durch das Beziehungsgeflecht 18 Zeit Story und Discourse Sequenz: Prolepsen, Analepsen Dauer: Erzähltempo Verortung im erzählten Zeithorizont ( Und es geschah daraufhin ) Verortung in der erzählten Welt ( zu der Zeit,. als die Könige in den krieg zogen ) 7

8 19 Raum keine rein geographischen Angaben Raumangaben transportieren Bedeutung (Palast, Feld, Schwelle, Dach ) Räume werde durch Handeln konstituiert Räume positionieren Figuren: oben-unten innen-außen nah-fern 20 Grenzen der Narratologie historische Fragestellungen: o Wer war David wirklich? o Wo liegt Jerusalem? Fragen zur Lebenswelt der historischen Erzählgemeinschaft: o Wer hat diese Schriften verfasst? o Wie lässt sich der Wachstumsprozess der Bücher beschreiben? 21 Anknüpfungspunkte der Narratologie Erfahrungsorientierte Zugänge: Bibliodrama Biographiearbeit Kreatives Schreiben Historische Fragestellungen: Kulturgeschichtliche Narratologie Sozialgeschichte Rezeptionsgeschichte 8

9 22 Gruppenarbeit Erzählstimme Figuren Zeit Raum 9