Suchen und Kartieren: Erfahrungen mit GPS-Geräten in der Naturschutzpraxis

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1 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Erfahrungen mit GPS-Geräten in der Naturschutzpraxis Dr. Peter Thomas Thomas & Kübler-Thomas Kirchstr. 8, Hatzenbühl Tel. u. Fax: 07275/ Dipl.-Biologe Peter Garbe Karlsdorfer Str Bruchsal Tel. u. Fax: / pegarb@t-online.de Zusammenfassung Dieser Beitrag über GPS-Einsatz im Naturschutz besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil berichtet P. Thomas über seine Erfahrungen mit GPS-Geräten der unteren Preisklasse. Bewährt hat sich insbesondere das Garmin GPS 12 und als Software für den Datentransfer zum PC das Sharewareprogramm GarTrip. Im zweiten Teil wird von P. Garbe eine Spezialkartierung mit einem genauen, aber entsprechend teurem Gerät vorgestellt: Mit dem DGPS-Empfänger GS 5O (von Leica) wurden auf einem Halbtrockenrasen ausgewählte Pflanzenarten individuengenau erfasst und Vegetationseinheiten genau abgegrenzt. Diese genaue Dokumentation ermöglicht in Zukunft eine bessere Erfolgskontrolle des Naturschutzmanagements. Low-Cost-GPS-Geräte: Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis GPS-Gerätetyp Als Standard-Gerät wird von uns seit 3 Jahren das GPS 12 von Garmin verwendet. Hiermit haben wir, wie im folgenden Kapitel dargestellt, bislang rund GPS-Messungen für verschiedene Naturschutzprojekte durchgeführt. Seit einigen Monaten verwenden wir für das GPS12 teilweise noch einen ALF-DGPS-Korrekturdatenempfänger. Ausprobiert wurden ferner das etrex und das GPS 38 von Garmin, sowie eine SIRF2-GPS-Maus von NaviLock. Das etrex ist zwar kleiner und billiger als das GPS 12. Im Wald zeigte aber das GPS 12 die besseren Leistungen. Hardware Die GPS-Handgeräte benötigen prinzipiell keine weitere Hardware: die Koordinaten können auf dem Display abgelesen werden. Sobald allerdings viele Wegpunkte zu bearbeiten sind, bietet der direkte Datenaustausch zwischen dem GPS-Gerät und einem PC große Vorteile (s. Abbildung 1). Für diese Datenübertragung ist das passende serielle Kabel erforderlich. An den PC werden keine besonderen Anforderungen gestellt. Die Gerätekosten für Garmin 12 und Datenkabel liegen im Bereich von 250 Euro. Für eine GPS-Maus ist ein Notebook oder ein Handheld-Computer im Gelände erforderlich. Dieser Computer sollte ein Display haben, dass auch bei hellem Tageslicht noch erkennbar ist. Eine GPS- Maus kostet etwa 120 Euro. 4-1

2 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Abbildung 1: Datenaustausch zwischen GPS und PC: Die GPS-Geräte können auf Knopfdruck ([MARK]) die aktuelle Position als Wegpunkt speichern und umgekehrt den Benutzer mittels eines Kompass-Zeigers zu einen ausgewählten Wegpunkt lotsen ([GOT0]). Über das Datenkabel können die auf dem GPS gespeicherten Wegpunkte zur weiteren Verarbeitung von einem PC übernommen und umgekehrt Koordinaten aus digitalen Karten vom PC im GPS ablegen werden. Software Die GPS-Technik entfaltet ihre beeindruckende Leistungsfähigkeit erst in Zusammenarbeit mit einem Computer. Einige digitale Kartenwerke, so insbesondere die TOP50 und TOP25 der Landesvermessungsämter können mittels einer GPS-Maus direkt die aktuelle Position im Kartenfenster darstellen. Auch die GPS-Handgeräte können mit einem Datenkabel wie eine GPS-Maus verwendet werden. Hierzu muss allerdings das geodätische Datum von Potsdam (für Gauß-Krüger- Koordinaten) auf WGS 84 umgeschaltet werden. Normalerweise werden GPS-Handgeräte Offline betrieben und erst später über ein Datenkabel mit dem PC verbunden (s. Abbildung 1). Für nicht professionelle Zwecke ist zur Kartendarstellung von Garmin-GPS-Geräten als Software das Shareware-Programm GarFile in Verbindung mit den digitalen Kartenwerken TOP50 und TOP25 des Landesvermessungsamtes empfehlenswert: GPS-Messpunkte können via GarFile als TOP-Overlay-Dateien abgespeichert und in TOP25/50 mit den richtigen Koordinaten dargestellt werden. Für professionelle Zwecke wird oft ein Datenaustausch mit ArcView, als dem im Umweltbereich gängigem geografischen Informationssystem (GIS) benötigt. Um Punkte mit Gauß-Krüger- Koordinaten von Garmin-GPS-Geräten als Datei auf dem PC zu speichern oder umgekehrt Zielpunkte in das GPS-Geräte einzuspeichern, ist das Shareware-Programm GarTrip empfehlenswert. Für die Übernahme aus dem GarTrip-Dateiformat in ArcView ist allerdings eine kleine VBA- Routine erforderlich, durch die die Daten angepasst werden (Definition der RH-Felder in der DBF- Datei, Umrechnung der RH-Werte von Kilometer in Meter). Im Internet findet man (z.b. unter noch zahlreiche weitere Programme, die ebenfalls einen Datenaustausch können. Die meisten dieser Programme können jedoch keine Umwandlung in Gauß-Krüger-Koordinaten vornehmen. 4-2

3 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Unter der genannten Internet-Adresse finden sich auch Programme für GPS-Mäuse. Es ist uns jedoch derzeit noch keine kostengünstige Lösung mit einer GPS-Maus bekannt, die im Gelände besser als die skizzierte Lösung mit dem Garmin GPS 12 und der nachträglichen PC-Übernahme arbeitet. Zwar sind GPS-Mäuse mittlerweile sehr billig geworden, doch sind die Kosten für eine Hardware, die geländetauglich ist und für eine Software, die bei dieser Hardware eine gute Kartendarstellung und Wegpunkt-Verwaltung leisten kann, noch relativ teuer. Dazu kommt, dass oft die Kartieraufgaben zu komplex sind, als dass bereits im Gelände eine abschließende GIS- Dateneingabe möglich wäre. Genauigkeit Seit Frühjahr 2000 können die GPS-Signale auch von zivilen Nutzern unverfälscht gelesen werden. Seitdem können die modernen 12-Kanal-GPS-Geräte theoretisch Genauigkeiten im Meter- Bereich erreichen. Das GPS 12 (mit Software 4.57) hatte im Offenland in etwa 50% der Fälle bei Wiederholungs-Messungen (gleicher Punkt, gleiches Gerät, aber an anderen Tagen) Abweichungen von unter 8 Metern. Einzelne Vergleiche mit exakt bekannten Koordinaten-Punkten zeigten meist Fehler von unter 6 Metern. Im Wald oder in Steilhängen verringert sich die Genauigkeit allerdings bald auf über 30 Meter. Die Abweichungen bei den vom GPS angezeigten Höhenwerten sind etwa dreimal hoch wie die bei den RH-Werten. Abbildung 2: Die Genauigkeit vom Garmin GPS 12 ist im Offenland auch ohne ALF-DGPS- Korrekturdatenempfänger sehr gut (relative Fehler bei Empfang von 8 Satelliten hier maximal 3 Meter). Bei schlechteren Empfangsbedingungen (hier: auf einem Waldweg in einem Kiefern- Buchen-Hochwald mit Empfang von 4-7 Satelliten) waren die "Ausreißer" ohne Korrekturdatenempfänger wesentlich größer: statt bis zu 8 Meter traten bis zu 25 Meter Abweichungen auf. ALF-DGPS An das GPS 12 kann ein Korrekturdatenempfänger angeschlossen werden. Von uns wurde die d- BlackBox (der Firma GPS-GMBH Gräfeling) ausprobiert. Dieses Gerät empfängt über Langwelle Korrekturwerte für die einzelnen Satelliten ( ALF-Dienst ), wie sie vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie in Mainflingen ermittelt werden. Der Praxistest zeigte, dass ein derartiges Gerät (Neupreis ca. 400 Euro) heute im Offenland kaum noch erforderlich ist. Im Wald hingegen, bei schlechten Empfangsbedingungen erzielte man mit der d-blackbox in Verbindung mit dem GPS 12 jedoch eine deutliche Genauigkeitssteigerung (s. Abbildung 2). 4-3

4 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Fehler Auch wenn die modernen GPS-Geräte ziemlich benutzerfreundlich sind, verlangt die Bedienung etwas Erfahrung. Typische Anfänger-Fehler sind: Falsche Setup-Einstellung beim Koordinaten-System bzw. geodätischem Datum (sinnvoll ist in Deutschland: Gauß-Krüger-Koordinaten = German Grid und Potsdam als Datum). Der Batterie-Sparmodus ist aktiviert (aufgrund der wenigen Messwerte ist dann meist die Richtungsweisung falsch). Das Gerät wird zu spät eingeschaltet (gerade in signalschwachen Zonen sollte das GPS einen ausreichend langen Vorlauf haben). Blindes Vertrauen in die GPS-Werte und die nachfolgende EDV-Bearbeitung. Hier täuscht oft der vom GPS-Gerät angezeigte Fehlerwert ( EPE-Wert ) eine falsche Vertrauenswürdigkeit vor! Unsere häufigsten Bedienungsfehler waren: Das Speichern vom markierten Wegpunkten wurde vergessen: Auf dem GPS 12 wurde (durch Druck auf [MARK]) die aktuelle Position angezeigt, aber es wurde vergessen, nachfolgend diesen Wert (durch Druck auf [ENTER]) zu speichern. Wegpunkte wurden ohne ausreichend lange Messphase gespeichert: Auch bei bereits laufendem Gerät ist eine Wartezeit von mindestens 10 Sekunden pro Positionsbestimmung erforderlich, um zuverlässige Werte zu erhalten. Ungenügendes Begehungsprotokoll: bei komplexeren Aufgaben sollten wichtige Wegpunkte bereits im Gelände in einem Ortho-Luftbild (mit RH-Gitterraster), in einer Karte oder in einer Grobskizze ungefähr eingetragen werden. Noch immer ist bei der Geländerhebung ein guter Kompass ein wichtiges Hilfswerkzeug. Anwendungsbeispiele In den drei Jahren GPS-Einsatz wurden von uns über Wegpunkte mit dem GPS 12 und dem etrex ermittelt bzw. mit Hilfe der GPS-Geräte aufgesucht. Im folgenden sollen die Einsatzmöglichkeiten exemplarisch an fünf Projekten gezeigt werden: Erfassungen für das Artenschutzprogramm Im Rahmen des seit 1990 laufenden Artenschutzprogramm für besonders gefährdete Pflanzen (einem gemeinsames Projekt der Landesanstalt für Umweltschutz, Bezirksstellen für Naturschutz und Landschaftspflege und Naturkundemuseen s) wurde die genaue Lage von über Vorkommen seltener Pflanzen in Karten eingetragen. Dieser Eintrag soll zum einen die Population dokumentieren und zum anderen die Einleitung von Schutzmaßnahmen ermöglichen. In der Anfangsphase des Projektes mussten vor einer Geländebegehung genaue Karten organisiert werden, so dass dann im Gelände eine flurstücksgenaue Kartierung erfolgen konnte. So war damals die Ermittlung der Eigentümer der betroffenen Flächen ein sehr aufwändiges Verfahren, zumal vor der Geländebegehung die Lage der zu bearbeitenden Populationen meist so ungenau bekannt war, dass sicherheitshalber mehrere Flurkarten angefordert werden mussten. Seitdem es genaue GPS-Werte gibt, können trotz zunächst fehlender Karten, nachträglich anhand der GPS- Werte und der Lageskizzen genaue Detailkarten erstellt werden. Seit einem Jahr gibt es im sog. RIPS der LfU auch das Automatisierte Liegenschaftskataster (ALK) als ArcView-Shape. Inzwischen kann die Naturschutzverwaltung hiermit allein aus einem im Gelände erhobenen GPS-Wert die Flurstücksnummer und damit den Eigentümer ermitteln! Bei der Abgrenzung der Populationen ist in vielen Fällen die GPS-Genauigkeit ausreichend. Hierdurch können aufwändige Lageskizzen meistens entfallen und die GPS-Funde können beispielsweise direkt in georeferenzierte Orthofotos eingetragen werden. Sobald genauere GPS-Geräte preisgünstiger sind, werden diese sicherlich auch bei Artenschutzerfassungen öfters herangezogen werden, um die Lage von Individuen einer Zielart reproduzierbar genau zu erfassen. Als Modellprojekt sei hier auf den nachfolgenden Bericht von Herrn Garbe hingewiesen. 4-4

5 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Vegetationskartierung Für einen Pflegeplan der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (BNL KA) sollten in einem NSG 200 ha Grünland im Maßstab 1: pflanzensoziologisch kartiert werden. Die zu kartierenden Wiesen waren oft großflächig gehölzfrei, so dass eine Kartierung allein mithilfe von Orthofotos unsicher gewesen wäre. Daher wurden die Orthofotos mit einem 100m-Raster versehen und mit einem guten Laserdrucker auf A4 ausgedruckt. Auf diese Ausdrucke wurden im Gelände mit Spezialstiften die Kartiereinträge vorgenommen. Mittels des GPS-Gerätes und einem kleinen Koordinaten-Maßstab konnte in Zweifelsfällen im Gelände schnell und sicher die genaue Position in die Orthofotos übertragen werden. Monitioring: Verortung von Dauerflächen Vegetationskundliche Monitoringflächen sind meistens so markiert, dass eine Wiederholungsaufnahme zentimetergenau an gleicher Stelle wieder durchgeführt werden kann. Hierfür wird meist ein Vermarkungsrohr ebenerdig eingeschlagen und dieses dann mit einem Metallsuchgerät gesucht. Mit den einfachen GPS-Geräten, wie dem GPS 12, ist weder eine ausreichend genaue Verortung der Aufnahmefläche möglich, noch kann der Suchbereich für das Metallsuchgerät befriedigend abgegrenzt werden. Die einfachen GPS-Geräte erlauben jedoch eine zuverlässige Verortung von Bezugspunkten (Bäumen, Zaunpfähle usw.) von denen aus dann mit einem Bandmaß die genaue Vermessung erfolgen kann. Abbildung 3: Die Zusammenarbeit von GPS und GIS am Beispiel "Kollerinsel": Im GIS werden die Flächengrößen ermittelt und Zielpunkte (hier: "Attributes of Punkte_2002") gesetzt, mit dem GPS werden dann die Flächen abgesteckt. Der Absteckpflock trägt in der Karte, auf dem GPS und im Gelände die gleich ID. Biotopgestaltung: Absteckung für standortsgemäße Grünland-Einsaaten Im geplanten Polder Kollerinsel werden über 100 Hektar Ackerland in Wiesen überführt. Dabei werden verschiedene Ansaatmischungen, die überwiegend durch Eigendrusch aus landschaftstypischen Wiesen der Rheinniederung gewonnen wurden, verwendet. Die in Zukunft öfters überflute- 4-5

6 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz ten Senken und Schluten benötigen ziemlich überflutungstolerante Grasarten, während auf mittlere und hohe Lagen zunehmend mehr Arten der (überflutungsempfindlicheren) Glatthaferwiesen eingesät werden sollten. Für die Durchführung dieses Einsaaten musste nicht nur die Abgrenzung der jeweiligen Einsaatflächen im Gelände abgesteckt werden, sondern es musste auch die jeweilige Flächengröße ermittelt werden. Hierbei fand zwischen dem PC mit den Planungskarten und dem GPS 12 ein intensiver Datenaustausch statt: In ArcView wurden unter Berücksichtigung der Höhenschichtkarte und der Wegeplanung die Koordinaten der Eckpunkte der einzelnen Einsaatflächen ermittelt und auf das GPS übertragen. Im Gelände musste ein erheblicher Teil dieser Absteckpunkte verschoben werden, beispielsweise weil die Höhenschichtkarte in diesem Bereich ungenau war oder weil die letzte Ackernutzung in diesen Teilflächen noch nicht abgeschlossen war. Die tatsächlichen Einsaatgrenzen wurden dann wiederum per GPS ermittelt und am PC in der Einsaatkarte entsprechend korrigiert (s. Abbildung 3). Insgesamt wurden von uns über 150 Absteckpunkte gesetzt. Im Vergleich zu den genauen DGPS-Geräten, wie sie dort auch von der Wegebaufirma verwendet wurden, zeichnete sich das GPS 12 durch seine Handlichkeit aus: Sofern wie im genannten Beispiel - die Ungenauigkeit des GPS 12 fachlich akzeptabel ist, ist das kleine GPS 12 wesentlich benutzerfreundlicher und schneller als hochgenaue DGPS-Geräte. Abbildung 4: Aufsuchen von Flurstücken mit dem GPS: Dank dem Automatisierten Liegenschaftskataster (ALK) können automatisch aus dem GIS die Koordinaten der Mittelpunkte von Flurstücken auf ein GPS-Gerät übertragen werden. Da das GPS nur eine 6-stellige Punktbezeichnung erlaubt, erhalten die Flurstücke auf dem GPS-Gerät eine temporäre "GIS-ID" (z.b. Flst. 1338/1 = GIS-ID 145). Begutachtung von Extensivierungsflächen: Auffinden von Flurstücken Im Auftrag der BNL KA sollten wir 2003 den Erfolg von rund 100 Grünland- Extensivierungsverträgen begutachten. Für dieses Projekt mussten etwa 400 Flurstücke, die im ganzen RB KA verteilt liegen, aufgesucht werden. Hierbei konnten wir über das ALK mittels Arc- 4-6

7 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Map8 und einer VBA-Routine die Koordinaten der meisten fraglichen Flurstücke (als Labelpoints ) ermitteln und zu jedem Gebiet halbautomatisch eine Karte erstellen (s. Abbildung 4). Diese Labelpoints wurden in einer Access-Referenztabelle verwaltet. Für jeden Begehung konnte dann gezielt eine Auswahl der aufzusuchenden Flurstück-Mittelpunkte auf das GPS 12 übertragen werden. Um die Anfahrt zu erleichtern, wurde das TOP50-Kartenwerk mit den Anfahrt-Overlays auf einem Notebook im PKW installiert, so dass über eine GPS-Maus im Gelände immer die aktuelle Position und die Route dargestellt wurde. Individuengenaue Erfassung von seltenen Pflanzen mit dem DGPS "GS 50" 2002 wurden auf einem Halbtrockenrasen im NSG Michaelsberg und Habichtsbuckel (Bruchsal- Untergrombach) im Auftrag der BNL KA ausgewählte Pflanzenarten mit einem DGPS-Gerät individuengenau erfasst, sowie die Vegetation kartiert. Aufgabe und Vorgehen Die Auswahl der Zielarten für das Projekt erfolgte nach folgenden Kriterien: Die Arten sollen einen hohen Habitatanspruch aufweisen und aufgrund ihrer Seltenheit, geringer Expansion am Wuchsort, geringer generativer und vegetativer Reproduktion und geringer Überlebensfähigkeit der Sprosspopulation nach Brachefallen gefährdet sein. Die Arten müssen im Gelände gut auffindbar sein. Die Arten sollten möglichst eine Monitorfunktion bei den geplanten Pflegemaßnahmen, insbesondere bei einer Schafbeweidung, aufweisen. Die Arten sollten in der Öffentlichkeit einen hohen Stellenwert haben. Letzteres Kriterium erfüllten insbesondere die ausgewählten Orchideenarten. Daneben wurden als Wundklee (Anthyllis vulneraria), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Dornige Hauhechel (Ononis spinosa) und Gefranster Enzian (Gentianella ciliata) als Zielarten erfasst. Um einzelne Individuen einer Zielart zu erfassen und die Ausdehnung der Populationen und Vegetationseinheiten hinlänglich genau bestimmen zu können, kam der DGPS-Empfänger GS 50 von Leica zum Einsatz. Dieses Gerät, das von einem Ingenieursbüro kostengünstig ausgeliehen werden konnte, arbeitet mit dem Korrekturdatenanbieter ALF und liefert eine Messgenauigkeit von unter einem Meter. Die Erfassungsstrategie wurde so gewählt, dass einerseits möglichst alle Individuen einer Zielart erfasst wurden und andererseits der Begehungsaufwand und die Trittbelastung möglichst gering waren. Hierzu wurden in der großen Untersuchungsfläche temporär Bearbeitungsstreifen von etwa 10 Meter Breite mit farbigen Stäben abgesteckt. Diese Streifen wurden im Zickzack intensiv abgesucht und jeder Fund unter Verwendung eines Artencodes unmittelbar im GPS verortet. Ein Teil der Markierstäbe konnte bereits bei dieser Suche wieder entfernt und für die Abgrenzung des nächsten Bearbeitungsstreifens genutzt werden. Technische Details Die Erzeugung der Positionsdaten mit dem GS 50 war unkompliziert. Jeder Zielart und Vegetationseinheit wurde ein Code zugeordnet und mit der genauen Position der Individuen als Punktmessung bzw. mit dem Grenzverlauf der Vegetationseinheiten als Linienmessung vermerkt. Waren Individuen weniger als 1 m voneinander entfernt, wurden sie zusammen als Gruppe mit einer Punktmessung erfasst und ihre Anzahl als Attribut vermerkt. Bei größeren Gruppen wurde der Umfang der Fläche als Linienmessung erfasst und die Individuenzahl innerhalb der Fläche ermittelt. Keine Messung erfolgte bei Unterschreiten der Toleranzgrenze von einem Meter unter untergünstigen Bedingungen wie Heckenrändern, bei denen nicht der Empfang von mindestens vier Satelliten erfolgte. 4-7

8 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Das GS 50 war in einem Rucksack untergebracht, der mit Satelliten- und LW-Antentenne als Aufsatz bestückt war. Das Terminal konnte sowohl an der Hose als auch am Handgelenk festgemacht werden. Dieses Handling ermöglichte im Gelände ausreichend Bewegungsfreiheit. Zwei Akkus mit 3,6 Ah / 6 V versorgten das GS 50 mit Strom. Mit zwei Ersatzakkus war ein Betrieb ca. acht Stunden lang möglich. Die Daten wurden auf einer 4 MB PCMCIA-Karte im Controller gespeichert, die für die Kartierung mit mehreren Tausend Einzelmessungen ausreichend Speicherkapazität hatte. Über ein serielles Kabel oder durch Umstecken der PCMCIA-Karte wurden die Daten per mitgelieferter Software (Ski-Pro) auf den PC bzw. Laptop exportiert. In Ski-Pro eingelesene Daten konnten angeschaut und auf Stichhaltigkeit überprüft, allerdings nicht sofort in einem GIS bearbeitet werden, da die von Leica angebotene Software (GISDataPro) zur Umwandlung in ArcView-Shape-Dateien nicht zur Verfügung stand. Da der Kauf dieser Software für dieses Projekt nicht rentabel war, übernahm der Anbieter des GS 50 die Transformation, was allerdings einige Tage Verzug bedeutete. Diskussion Mit GPS und GIS stehen im floristischen Bereich Instrumente zur Verfügung, die kostengünstig eine quantitative Erfassung und die Darstellung von Größe und Ausdehnung einer Population einer Zielart ermöglichen. Die Zielartenkartierung ist eine Basisdokumentation für zukünftige Erfolgskontrollen von Artenschutzmaßnahmen und ermöglicht eine anschauliche Darstellung des Schutzzwecks in der Öffentlichkeit. Die mit dem DGPS-Empfänger GS 50 von Leica erzeugte und in ArcView verarbeitete Daten zeigen die Verbreitung der Zielarten und der Vegetationseinheiten auf der Untersuchungsfläche mit einer Genauigkeit von besser als einem Meter an. Die Ausbreitung oder der Rückgang der Zielarten und die Veränderung der Vegetation in Bezug auf das angewandte Pflegeregime lässt sich damit bei Wiederholung der Kartierung eindeutig dokumentieren. Die Daten belegen auch eindeutig die geringen Populationsstärken der Zielarten. So unterschreitet die Population des Franzen-Enzians mit 55 Individuen die für vergleichbare Fläche ermittelte MVP (Minimum viable population) für 10 Jahre von 260 Individuen deutlich und belegt die starke Gefährdung dieser auf offene Bodenstellen angewiesenen Art in der Untersuchungsfläche (vgl. Abbildung 5). Abbildung 5: Individuengenaue Erfassung des Franzen-Enzians mit einem DGPS-Gerät. 4-8