Bewertung und Management von Neozoen. Andreas Martens

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1 Bewertung und Management von Neozoen Andreas Martens

2 Bewertung und Management von Neozoen Inhalt Gewässergüte (Wasserqualität) Strukturgüte Sind Neozoen Störungszeiger oder selbst die Störung? Flohkrebse im Rhein Schwebegarnelen und Seen Die Invasion der Quaggamuschel

3 Chelicorophium curvispinum Dikerogammarus villosus Jaera sarsi Echinogammarus ischnus Dendrocoelum romanodanubiale Hemimysis anomala Dreissena polymorpha Dreissena rostriformis

4 Neozoen und Gewässergüte Arten aus der pontokaspischen Region Arten der Unterläufe (= potamale Arten) Kennzeichen der Unterläufe Geringe Strömung Feine Sedimente Schwebstofffracht Starke Temperaturschwankungen Starke Sauerstoffschwankungen z.t. Brackwassereinfluss hoher Einfluss von Fischen

5 Neozoen und als Indikatoren Strukturen Neozoen und Gewässerstrukturen (aus Schwartinsky 2005)

6 Neozoische Amphipoda am Oberrhein: Übersicht Echinogammarus berilloni Orchestia cavimana Habitate Pflanzenreiche Kanäle, Gräben und Bäche Grobkiesige Ufer Gammarus tigrinus Chelicorphium curvispinum Echinogammarus ischnus Crangonyx pseudogracilis Dikerogammarus haemobaphes Dikerogammarus villosus Echinogammarus trichiatus Chelicorophium robustum Kiesgruben ohne permanente Anbindung an den Rhein Hartsubstrate der Fahrrinne Fahrrinne Laubreiche Auetümpel Fahrrinne Fahrrinne, zeitweilig auch in Nebengewässern Fahrrinne Hartsubstrate der Fahrrinne

7 Neozoische Amphipoda am Oberrhein: Übersicht Neozoen beschränkt auf Seitengewässer 3 3 heimische Arten 7 Neozoen der Fahrrinne

8 Individuenanteil von Dikerogammarus villosus in der Drift des Oberrheins Andere n = 2711 Foto: K. Grabow 93% D. villosus n= h- Probenahme Kraftwerk Karlsruhe 3./

9 (aus Haas 2002)

10 Neozoen am Oberrhein: Flohkrebse Oberrhein Deutschland Echinogammarus berilloni Orchestia cavimana Gammarus tigrinus Chelicorphium curvispinum Echinogammarus ischnus Crangonyx pseudogracilis Dikerogammarus haemobaphes Dikerogammarus villosus Echinogammarus trichiatus Chelicorophium robustum

11 Schwebegarnelen

12 Schwebegarnelen in deutschen Binnengewässern Mysis relicta, Nordische Schwebegarnele Reliktvorkommen in 4 nordostdeutschen Seen, Mecklenburg/Brandenburg Neomysis integer, Brackwasser-Schwebegarnele ausschließlich in Küstengewässern der Nordund Ostsee Limnomysis benedeni, Donau-Schwebegarnele in Deutschland seit 1993, Funde im Donau- und Rheineinzugsbereich, 2007 Bodensee Hemimysis anomala, Rote Schwebegarnele in Deutschland seit 1997, wenige Funde verteilt über ganz Deutschland Katamysis warpachowskyi, Gedrungene Schwebegarnele in Deutschland seit 2008, erste Funde in der Donau bei Passau, 2009 Bodensee

13 Die Rolle von Schwebegarnelen in Seen Raubfische ökologisch und wirtschaftlich wichtige Fische Planktonfresser? Schwebegarnelen (Cladocera und Copepoda) Zooplankton als Nahrung wahrsch. zu groß Effektive Zooplanktonräuber und Nahrungskonkurrenten der Fische Phtytoplankton

14 Die Invasion der Quagga-Muschel 2006 (2004) Mai 2007 Molloy, D. P., A. bij de Vaate, T. Wilke & L. Giamberini (2007): Discovery of Dreissena rostriformis bugensis (Andrusov 1897) in Western Europe.-Biological Invasions 9: van der Velde, G & D. Platvoet (2007): Quagga mussels Dreissena rostriformis bugensis (Andrusov, 1897) in the Main River (Germany). Aquatic Invasions 2:

15 Erste Vorkommen in Häfen am Oberrhein 2007 >95 % 3-15 %

16 Hypothesen zur Herkunft der Quagga-Muschel

17 Die Invasion der Quagga-Muschel: Kennzeichen Vorderseite Unterseite Quagga-Muschel Dreissena rostriformis Zebra-Muschel Dreissena polymorpha Zeichnung: Denise Feketitsch

18 Schiffe als Vektoren Schiffswert Speyer

19 Herzlichen Dank Schiffe als Vektoren: Aufwuchs Untersuchungen von Stefanie Mayer und Anke Rander

20 Schiffe als Vektoren Ergebnisse, Schiffe untersucht 5 davon mit Quagga-Muscheln im Aufwuchs an einem Schiff 1649 Exemplare/225 cm 2

21 Mayer, S., A. Rander, K. Grabow & A. Martens (2009): Binnenfrachtschiffe als Vektoren der Quagga-Muschel Dreissena rostriformis bugensis (Andrusov) im Rhein (Bivalvia: Dreissenidae).- Lauterbornia 67: Grabow, K., S. Mayer, A. Rander & A. Martens (2010): Binnenfrachtschiffe als Vektoren von Neozoen im Rhein.-Deutsche Gesellschaft für Limnologie (DGL), Erweiterte Zusammenfassungen der Jahrestagung 2009 (Oldenburg): Schiffe als Vektoren: Routen der bewachsenen Schiffe Ergebnisse, Schiffe untersucht 5 davon mit Quagga-Muscheln im Aufwuchs an einem Schiff 1649 Exemplare/225 cm 2 Speyer

22 Die Invasion der Quagga-Muschel: Phase 1 (1) Einschleppung per Binnenschiff in einen Hafen (2) Aufbau einer Population im Hafenbecken Erste? Vorkommen in Häfen 2007 (3) Besiedlung von im Hafen liegenden Schiffen

23 Bestandsentwicklung der Quagga-Muschel im Rheinhafen Karlsruhe 2-15 % % Herbst 2007 Herbst 2009

24 Bestandsentwicklung der Quagga-Muschel im Rheinhafen Karlsruhe

25 Anteil der Quagga-Muschel im Rhein 2007 Rhein-km 260,2 Maxau Rhein-km 262,0 Rhein-km 268,0 Rhein-km 269,0 Rhein Rheinhafen Karlsruhe Ölhafen Karlsruhe

26 Erste Anteil Vorkommen der Quagga-Muschel in Häfen im Rhein 2009 Rhein-km 258,6 Rhein-km 260,2 Maxau Rhein-km 262,0 Rhein-km 267,2 Rhein-km 268,0 Rhein-km 269,0 Fähre Leimersheim Rhein-km 272,0 Rhein Rheinhafen Karlsruhe Ölhafen Karlsruhe

27 Erste Vorkommen Vorkommen bei Karlsruhe in Häfen

28 Schleuse Iffezheim

29 Besiedlung von Sportbooten, Vektoren für den Überlandtransport Erste Funde der Quagga- Muschel an der Außenhaut von Segelbooten Herbst Herbst Herbst * * Martens, A. & K. Grabow (2008): Das Risiko der Verschleppung neozoischer Amphipoda beim Überlandtransport von Yachten. Lauterbornia 62:

30 Die Invasion der Quagga-Muschel: Phase 2 (1) Einschleppung per Binnenschiff in einen Hafen (2) Aufbau einer Population im Hafenbecken (4) Lokale Ausbreitung in der Fahne des Hafens Erste Vorkommen in Häfen 2007 (3) Besiedlung von im Hafen liegenden Schiffen (5) Ausbreitung und Populationsaufbau in der Fahrrinne (6) Besiedlung von Yachthäfen und angebundenen Seitengewässern

31 Die Invasion der Quagga-Muschel: Phase Mai 2012 an Orthetrum cancellatum Gießensee bei Dettenheim N Karlsruhe

32 im September 2012 Quagga-Muscheln an 8 von 10 Fischerbooten

33 Martens, A. & F.-J. Schiel (2012): Erste Ansiedlung der Quagga-Muschel Dreissena rostriformis bugensis (Andrusov) an einem isolierten See in Mitteleuropa (Bivalvia: Dreissenidae). Lauterbornia 75:

34 Ökologische und wirtschaftliche Gefahren Im Vergleich zu D. polymorpha hat D. rostriformis bugensis (1) das Potential, größere Tiefen in Seen und Stauhaltungen zu besiedeln (bis 130m) (2) die Fähigkeit, um ein Vielfaches schneller bei tieferen Temperaturen und schlechterer Nahrungsversorgung zu wachsen, (3) ein größeres Potenzial Weichböden zu besiedeln (4) Larven bereits bei niedrigen Temperaturen abzugeben (5) die Eigenart, zuerst unauffällig neben D. polymorpha zu existeren, um im Verlauf von Jahren plötzlich im Bestand zuzunehmen und zu dominieren. Wirtschaftliche Gefahren Larvengrößen D. polymorpha μm D. rostriformis bugensis μm Gefahren für Trinkwasserund Kühlwassernutzung

35

36 Management Vektoren überwachen Antifouling Reinigung Chemische Bekämpfung Mechanische Bekämpfung Trockenlegen Spezifische Parasiten Monitoring Öffentlichkeitsarbeit Handelbeschränkungen Fortbildungen Selbstverpflichtungen Fördernde Habitateigenschaften reduzieren Saisonalität biologischer Zyklen kennen

37 Management Antifouling Mechanische Bekämpfung Chemische Bekämpfung Reinigung Staat Land Schiffe Gemeinden Schleusen Nationale Konzerne Hafenanlagen Internationale Konzerne Kernkraftwerke Verbände Konventionelle Wärmekraftwerke Trinkwasserentnahme

38 Zusammenfassung: Bewertung Gewässergüte: Insbesondere die pontokaspischen Arten sind Arten der Unterläufe und haben entsprechende ökologische Charakteristika, die für eine Gewässergütebestimmung genutzt werden. Strukturgüte: Viele Neozoen können künstliche Hartsubstrate wie Steinschüttungen und Spundwände erfolgreich nutzen. Entsprechend eignen sie sich auch als Strukturgütezeiger. Störungen: Neozoen können als Zeiger einer Störung Indikatorwert besitzen. Störungen: Neozoen können massive Störungen des Naturhaushaltes verursachen.

39 Zusammenfassung: Management Es gibt eine Vielzahl von Mangement- Maßnahmen. Die Mehrzahl hat keine finale Wirkung und dient nur der Schadensbegrenzung. Die zuständigen bzw. betroffenen Institutionen sind vielfältig mit zum Teil sehr unterschiedlichen Handlungsgrundsätzen. Viele Maßnahmen werden als Betriebsgeheimnisse behandelt. Wir brauchen neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Ministerien, Behörden, Wirtschaft und Forschung.

40 Vielen Dank! Andreas Martens