Der Solidus der Dollar des Mittelalters

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1 Der der Dollar des Mittelalters Er war das Symbol der kaiserlichen Macht im byzantinischen Reich. Überall in der damals bekannten Welt gerne angenommen, wurde er von den Königen vieler Reiche bewundert und nachgeahmt. Denn nirgendwo gab es eine Münze, die mit ihm, dem aus Byzanz, verglichen werden konnte. Über 700 Jahre lang in Gewicht und Reinheit unverändert geprägt, war der die wichtigste Handelsmünze von Europa bis Asien der Dollar des Mittelalters. 1 von 15

2 Römische Kaiserzeit, Konstantin I. der Grosse ( ),, 314, Trier Kaiser Konstantin I. Treverorum (Trier) Prägejahr: 314 Gewicht in Gramm: 4.45 Durchmesser in mm: 24.0 Konstantin der Grosse liess den kurz nach seinem Machtantritt in der Münzstätte Treves (Trier) zum ersten Mal prägen, danach auch in anderen Münzstätten des konstantinischen Einflussgebiets. Nachdem der Kaiser 324 zum Alleinherrscher im Römischen Reich wurde, machte er den zur Standardgoldmünze im ganzen Reich. Der löste den Aureus ab, der seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. geprägt worden war, aber im 3. Jahrhundert n. Chr. seinen guten Ruf eingebüsst hatte. Unter den meisten nachfolgenden Kaisern wurde bei der Prägung des auf die Einhaltung des Gewichts und die Reinheit des Gehalts geachtet, sodass seine Solidität sprichwörtlich wurde. Der und sein Drittelstück, der Tremissis, wurden bis zum Untergang des Weströmischen Reiches ausgegeben und darüber hinaus von verschiedenen germanischen Stämmen zur Völkerwanderungszeit nachgeahmt. Das in Ostrom entstehende Byzantinische Reich übernahm den ebenfalls. 2 von 15

3 Römische Kaiserzeit, Arcadius ( n. Chr.), Kaiser Arcadius Prägejahr: 395 Gewicht in Gramm: 4.43 Durchmesser in mm: 21.0 Am 19. Januar 383 wurde der sechsjährige Arcadius von seinem Vater, Kaiser Theodosius, feierlich zum Mitregenten erhoben. Die eigentliche Regierungszeit des Arcadius begann dann aber erst 395, dem Jahr, in dem sein Vater Theodosius starb. Während Arcadius die Herrschaft über den Osten mit der Hauptstadt übernahm, ging die westliche Reichshälfte mit Rom an seinen Bruder Honorius. Diese Teilung war lediglich als administrative Erleichterung gedacht: Die Probleme des riesigen Herrschaftsgebietes waren einfach zu gross geworden, um von einem einzigen Zentrum aus gelöst zu werden. Aus heutiger Sicht jedoch wird der Anfang des byzantinischen Staatsgebildes vielfach auf das Ende des 4. Jahrhunderts gelegt; viele Historiker bezeichnen diese Zäsur als den Beginn des Mittelalters. Die Zeitgenossinnen und Zeitgenossen jedoch ob sie nun in der westlichen oder östlichen Reichshälfte lebten fühlten sich weiterhin als Bürger des Imperium Romanum oder eben griechisch des Basileia ton Rhomaion. Die Hauptgoldmünze in diesem Reich war der. Dieses Stück trägt auf der Vorderseite eine Büste des Arcadius, während die Rückseite Constantinopolis trägt, die Personifikation der Stadt. 3 von 15

4 Reich der Westgoten, Imitativer im Namen Valentinians III. ( n. Chr.) Westgoten Unbestimmt in Gallien Prägejahr: 425 Gewicht in Gramm: 4.42 Durchmesser in mm: 23.0 Obwohl die westgotische Münzprägung stark vom spätrömischen Reich beeinflusst war, zeigte sie doch charakteristische Züge. Die Vorderseite dieses trägt nach römischem Vorbild die Büste von Valentinian III., der auch auf der Rückseite abgebildet ist. Dort hält er in der linken Hand eine kleine Statue der Siegesgöttin Viktoria, in der Rechten einen Kreuzstab. Der eine Fuss steht auf dem Kopf einer Schlange mit Menschenkopf. Typisch westgotisch ist hingegen das Ringlein über dem Kopf des Kaisers auf der Vorderseite. Es stellt einen Lorbeerkranz dar und hat in der Mitte eine kleine, auf dieser Münze leider kaum erkennbare Hand (die Manus Dei). Sie steht für das Wahlkönigtum der Westgoten: anders als die spätrömischen Kaiser, die meist ihre Erben als Mitkaiser krönen liessen, sicherten die Westgoten die Kontinuität der Dynastie durch Wahl. 4 von 15

5 Byzantinisches Kaiserreich, Anastasius I. ( ),, Kaiser Anastasius I. Prägejahr: 507 Gewicht in Gramm: 4.5 Durchmesser in mm: 21.0 Im Alter von 60 Jahren wurde Anastasius Kaiser des oströmischen Reiches. Trotz diesem fortgeschrittenen Alter waren dem erstaunlichen Mann noch 27 Jahre Herrschaft vergönnt. In dieser Zeit reformierte er das Steuerwesen, baute das byzantinische Münzwesen aus, führte Silber- und Bronzemünzen ein und liess zum Schutz s eine Mauer zwischen dem Marmarameer und dem Schwarzen Meer errichten. Damals waren im römischen Reich seit 200 Jahren Solidi als Standardgoldmünzen in Gebrauch. Der war um 310 durch Kaiser Kontantin den Grossen eingeführt worden. Die meisten seiner Nachfolger hatten streng auf die Einhaltung des Gewichts und die Reinheit des Gehalts geachtet, sodass die Solidität des sprichwörtlich geworden war. Solidi wurden bis zum Untergang Westroms ausgegeben und darüber hinaus von verschiedenen germanischen Stämmen zur Völkerwanderungszeit nachgeahmt. Auch das in Ostrom entstehende Byzantinische Reich übernahm den. In mittelalterlichen Dokumenten wird der Schilling häufig lateinisch als bezeichnet. Die Vorderseite dieses zeigt eine Frontalbüste des Anastasius, während auf der Rückseite die Siegesgöttin Viktoria abgebildet ist. 5 von 15

6 Frankenreich, Merowinger, Chlodwig I. ( ), im Namen von Anastasius ( ) König Chlodwig I. von Franken Unbestimmt in Gallien Prägejahr: 508 Gewicht in Gramm: 4.43 Durchmesser in mm: 21.0 Die Völkerwanderung brachte für die Bewohner des Römischen Reiches scheinbar das Ende der Welt. Nichts bot mehr Sicherheit. Selbst Rom wurde erobert, der Kaiser auf ein Landgut in Rente geschickt. Damit ging im Westen Europas auch die Macht unter, die bisher Münzen ausgegeben hatte. Neue Autoritäten traten an die Stelle der alten. Die Anführer der an der Völkerwanderung beteiligten Stämme übernahmen die Aufgaben von Münzherren, indem sie bekannte und gerne in Zahlung genommene Münzen des Byzantinischen Reiches kopierten. Dieser stammt aus der Zeit des Merowingerkönigs Chlodwig I. Die Münze zeigt auf der Vorderseite den byzantinischen Kaiser Anastasius mit Helm, Schild und Speer. Auf der Rückseite ist die Siegesgöttin Victoria Augusta mit einem grossen Kreuz zu sehen. 6 von 15

7 Byzantinisches Kaiserreich, Tiberius III. Aspimarus ( ),, Kaiser Tiberius III. Apsimarus Prägejahr: 698 Gewicht in Gramm: 4.04 Durchmesser in mm: 19.0 Das 7. Jahrhundert war für Byzanz eine Zeit schwerer Krisen: Die Perser überrannten Syrien, Palästina, Ägypten, und fielen wiederholt in Kleinasien ein. Die Araber drangen nach Nordafrika vor. Die Westgoten eroberten die byzantinischen Besitzungen in Spanien, die Lombarden jene in Italien. Gleichzeitig besetzten slawische Völker grosse Teile des Balkans. Durch all diese Eroberungen wurde das oströmische Staatsgebiet um zwei Drittel verringert Verluste, die sich auch auf die Wirtschaft drastisch auswirkten. Das Umlaufgebiet der byzantinischen Münzen reduzierte sich auf Kleinasien und auf Teile Griechenlands und Italiens. Einige Münzstätten fielen in die Hände der Feinde, andere mussten aufgrund der reduzierten Nachfrage nach byzantinischem Geld geschlossen werden. Das Geldsystem brach zusammen: Der Bronzefollis wurde auf ein jämmerliches Stückchen Metall reduziert, und Silbermünzen wurden nur noch für rituelle Zwecke gebraucht. Lediglich den goldenen, die Handelsmünze der damaligen Zeit, gab es weiterhin im Überfluss. 7 von 15

8 Byzantinisches Kaiserreich, Justinian II. ( ),, Kaiser Justinian II. (Zweite Regierung) Prägejahr: 705 Gewicht in Gramm: 4.44 Durchmesser in mm: 20.0 Dieser aus dem Jahr 705 ist bedeutend, weil hier zum ersten Mal das Bildnis Christi auf die Vorderseite einer Münze gesetzt wurde. Der Kaiser selbst erschien bloss auf der Rückseite; damit liess er sich als Diener Christi darstellen. Es war dies ein Zeichen der geistigen Abwendung vom Diesseits, und der Hinwendung zum Jenseits. 8 von 15

9 Byzantinisches Kaiserreich, Anastasius II. Artemius ( ),, Kaiser Anastasius II. Artemius Prägejahr: 713 Gewicht in Gramm: 4.47 Durchmesser in mm: 19.0 Im Byzantinischen Reich spielten Silbermünzen nur eine untergeordnete Rolle. Für den Kleinverkehr verwendeten die Byzantiner Kupfermünzen, die nur gelegentlich etwas Silber enthielten. Die Standardgoldmünze des byzantinischen Reiches aber war der zu Beginn des 4. Jahrhunderts eingeführte. Die griechische Bezeichnung dafür war Nomisma, was einfach Münze bedeutete. Das byzantinische Kernland umfasste im 8. Jahrhundert etwa den Bereich der heutigen Türkei; dazu kamen Gebiete im Kaukasus, auf dem Balkan, die Inseln der Ägäis, Zypern, Kreta und Sizilien. Dieses auf den ersten Blick beindruckende Reichsgebiet warf jedoch vor allem wegen der unaufhörlichen Einfälle und Verwüstungen durch andere Völker keine grossen Gewinne ab. Umso mehr profitierte Byzanz von seiner geografischen Lage, die ihm die vollständige Kontrolle über das Schwarze Meer und über die Seewege zwischen Syrien, Ägypten und Westeuropa sicherte. Die Metropole war also eine Drehscheibe des internationalen Handels, und der folglich die Handelsmünze des frühen Mittelalters. 9 von 15

10 Byzantinisches Kaiserreich, Leo III. Isaurus ( ),, Kaiser Leo III. Isaurus Prägejahr: 717 Gewicht in Gramm: 4.5 Durchmesser in mm: 20.0 In blühten die Künste, die Wissenschaften, ein mittelmeerumspannender Handel, eine hochentwickelte Wirtschaft und eine erstaunlich weit fortgeschrittene Technik. Bis zu einer Million Menschen lebten hier. Es erstaunt daher nicht, dass die Stadt am Bosporus immer wieder die Begehrlichkeit ihrer Feinde weckte. Das 8. Jahrhundert war denn auch durch einen fast ununterbrochenen Abwehrkampf gegen die Araber geprägt. Im Jahre 717 nur wenige Monate, nachdem Leo III. in der Hagia Sophia zum neuen Kaiser gekrönt worden war standen die Araber sogar vor den Toren der Stadt. Die Belagerung dauerte ein Jahr und konnte von Leo erfolgreich zurückgeschlagen werden. Der vorliegende gehört zu den frühen Prägungen Leos. Auf der Vorderseite ist der Herrscher abgebildet; die Rückseite zeigt ein Stufenkreuz. 10 von 15

11 Königreich der Langobarden, Herzogtum Benevent, Sico I. ( ), Herzog Sico Benevent Prägejahr: 817 Gewicht in Gramm: 4.05 Durchmesser in mm: 20.0 Die Langobarden, deren Hauptstadt die Stadt Pavia in Italien war, gründeten wohl um 570/571 das etwas weiter im Süden gelegene Herzogtum Benevent, das zuvor zum Machtbereich von Byzanz gehört hatte. Deshalb gehörte das Gebiet von Benevent auch mehr zum byzantinischen Wirtschaftsbereich als zur Lombardei. Die Herzöge prägten münzen in byzantinischem Stil wie diesen, der von Herzog Sico I. stammt. Die Vorderseite der Münze zeigt eine Frontalbüste des Herzogs, die Rückseite den Erzengel Michael, der am Tag des Jüngsten Gerichts die Seelen der Menschen auf die Waagschale legen wird, um ihre guten und bösen Taten gegeneinander abzuwägen. 11 von 15

12 Byzantinisches Kaiserreich, Basil II. und Konstantin VIII. ( ), Histamenon Histamenon Kaiser Basil II. und Konstantin VIII. Prägejahr: 1005 Gewicht in Gramm: 4.4 Durchmesser in mm: 25.0 Das Histamenon, auch Stamenon nomisma genannt (wörtlich: Standardmünze), löste unter Kaiser Nikephoros II. ( n. Chr.) den als Standardgoldmünze des Byzantinischen Reichs ab. Daneben führte Nikephoros eine zweite, etwas leichtere münze ein, das Tetarteron nomisma. Dieses Histamenon stammt von Basil II., der offiziell zusammen mit seinem jüngeren Bruder Konstantin regierte. Weil sich Konstantin aber lieber Vergnügungen hingab als sich mit Politik zu beschäftigen, war Basil de facto alleiniger Herrscher. So hat Basil auf der Rückseite dieser Münze auch den ranghöheren Platz rechts inne, und seine Hand fasst den Kreuzstab höher als diejenige Konstantins. Die Vorderseite zeigt Christus mit einer Bibel in der Hand. Die Zeit unter Basil II. gilt als Blütezeit von Byzanz. Er eroberte Bulgarien, Mesopotamien, Georgien und Armenien für das Byzantinische Reich und baute so seine Stellung im Osten aus. Im Westen plante er, Sizilien von den Arabern zurückzuerobern. Um die kaiserliche Autorität zu stärken, musste Basil auch die zahlreichen lokalen Magnaten Kleinasiens unter Kontrolle halten. Er betrieb eine Politik, welche die kleinen Bauern schützte, und enteignete die Grossgrundbesitzer. So hinterliess er, trotz kostspieliger Kriege, volle Schatzkammern. Doch er blieb unverheiratet und hatte deshalb keine legitimen Nachfolger, so dass das Reich nach seinem Tod zerfiel. 12 von 15

13 Byzantinisches Kaiserreich, Konstantin IX. Monomachos ( ), Histamenon Histamenon Kaiser Konstantin IX. Monomachos Prägejahr: 1042 Gewicht in Gramm: 4.41 Durchmesser in mm: 30.0 Diese Münze aus der Mitte des 11. Jahrhunderts trägt auf der Vorderseite eine schöne Darstellung von Christus und auf der Rückseite ein stilisiertes Abbild des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos. Der war ein militärisch schwacher Führer: Rebellionen und die Einfälle von Normannen und Türken schwächten das Byzantinische Reich während seiner Herrschaft. Auch die Münzqualität verschlechterte sich zu dieser Zeit. Konstantin liess vier Kategorien von Histamena prägen, um eine progressive Abwertung durchzuführen. In jeder Prägeetappe änderte er das Münzbild auf der Rückseite und verschlechterte den Metallgehalt der Münzen rief der Papst zur Befreiung Jerusalems von der moslemischen Herrschaft auf. Aus ganz Europa brachen Millionen von Menschen gegen Osten zum ersten Kreuzzug auf. war das Tor zu diesem Osten, und so verbreiteten die vorbeiziehenden Gotteskrieger die byzantinischen Münzen in alle Welt. Erst mit der Eroberung s im vierten Kreuzzug (1204) endete die in Europa herrschende monetäre Vormacht des Byzantinischen Reiches. Doch da hatte der typische Stil der byzantinischen Münzen längst Einfluss auf die Prägungen des Westens genommen. 13 von 15

14 Byzantinisches Kaiserreich, Eudocia (1067), Histamenon, Kontantinopel Histamenon Kaiserin Eudocia Prägejahr: 1067 Gewicht in Gramm: 4.35 Durchmesser in mm: 22.0 Dieses Nomisma Histamenon, wie ihr vollständiger Name in der Fachsprache lautet, ist eine Weiterentwicklung der traditionellen byzantinischen münze, des. Geprägt wurde sie im Jahr 1067 unter Kaiserin Eudocia, die damals in für ihre Söhne Michael, Andronikos und Konstantinus die Regentschaft führte. Die Kaiserin ist mit einem edelsteinbesetzten Zepter in der Hand auf der Rückseite der Münze abgebildet zwischen ihren Söhnen Michael und Konstantinus. 14 von 15

15 Reich von Nikaia, Johannes III. Dukas Vatatzes ( ), Hyperpyron, Magnesia Hyperpyron Kaiser Johannes III. Dukas Vatatzes Magnesia Prägejahr: 1227 Gewicht in Gramm: 4.21 Durchmesser in mm: 30.0 Im Jahr 1204 wurde die christliche Stadt von christlichen Kreuzfahrern eingenommen und geplündert. Das Byzantinische Reich löste sich auf, doch es bildeten sich rasch byzantinische Nachfolgestaaten. Der grösste davon war Nikaia, wo sich die byzantinische Exilregierung befand. Doch schon im Jahr 1261 wurde das Reich wieder aufgelöst: Damals gelang den Byzantinern die Wiedereroberung ihrer alten Hauptstadt, und der Kaiser begab sich dorthin zurück. Das Hyperpyron war die Standardgoldmünze des Byzantinischen Reiches gewesen und wurde auch in Nikaia geprägt. Da das Kaiserreich von Nikaia aber kein Handelszentrum wie das alte byzantinische Reich war, standen ihm nur die eigenen, vorwiegend landwirtschaftlichen Erzeugnisse zur Verfügung. Die daraus resultierende negative Handelsbilanz wirkte sich auf die Währung aus, d. h. der Feingehalt der Münzen konnte nicht auf der vorgeschriebenen Höhe gehalten werden. 15 von 15