Wortartenbestimmung: Sprachtypen MORPHOLOGIE. kurze Wiederholung: flektierende Sprachen: agglutinierende Sprachen:
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- Nadja Buchholz
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1 flektierende Sprachen: MORPHOLOGIE kurze Wiederholung: Sprachtypen Wurzelflexion (z.!b. Arabisch) oder Flexion durch Affixe (z.!b. Latein) typisch: verschiedene Endungen drücken dasselbe aus (z. B. dt. -er, -e, -en, -s = Plural ) gleiche Endungen drücken Verschiedenes aus (z. B. dt. -en = Plural, Akkusativ, Infinitiv...) agglutinierende Sprachen: Ankleben von Affixen; z.!b. Finnisch, Japanisch, Türkisch, Quechua... typisch: eine Endung! eine Bedeutung (z. B. türkisch -ler = Plural, gleichermaßen bei Substantiven und Verben) Synthetischer Sprachbau: Lexem und grammatische Information bilden eine Einheit; die grammatischen Morpheme sind gebunden. Analytischer Sprachbau: Lexem und grammatische Information stehen getrennt; die grammatischen Morpheme sind frei. flektierende Sprachen = synthetisch agglutinierende Sprachen = überwiegend synthetisch isolierende Sprachen = analytisch Zurück zum Thema Wortartenbestimmung: semantische Kriterien Die Übergänge sind fließend.
2 Semantische Kriterien: Bedeutungstypen Kategorematische oder autosemantische Bedeutung = gliedert etwas Reales oder Vorgestelltes aus der außersprachlichen Wirklichkeit aus Bedeutungstypen: Deiktische Bedeutung = der sprachliche Zeigefinger du, hier, jetzt Frau, Einhorn, Strukturalismus Bedeutungstypen (2): Synkategorematische oder synsemantische Bedeutung =!drückt Beziehungen zwischen Autosemantika (Deiktika) aus und, auf, weil Bedeutungstypen (3): Wortartenbedeutung oder kategorielle Bedeutung Meine Hand blutet. An meiner Hand ist Blut. Meine Hand ist blutig. Beispiel nach Brinkmann (1971: 199). Anwendung auf: offene und geschlossene Wortklassen Offene vs. geschlossene Wortklassen Offene Wortklassen können jederzeit neue Mitglieder aufnehmen. Beispiele: Computer, chatten, aubergine...
3 Geschlossene Wortklassen können nicht beliebig erweitert werden. Beispiele: Pronomina: du, wir, sie... Präpositionen: in, an, auf... Konjunktionen: oder, weil, denn... Morphologische Kriterien der Wortartbestimmung: Morphologische Eigenschaften von Wortarten Morphologische Eigenschaften von Wortarten, Beispiel: Kategorien des Substantivs Definitheit Genus Kasus Numerus (Reihenfolge: alphabethisch) Numerus Numerus Numerus Numeri Zahl Fragen: Singular! Plural (1) Haben alle Sprachen Numerus? (2) Wie viele Numeri gibt es überhaupt?
4 Numerus Numerus Singular! Dual Plural Singular! Dual! Trial Plural Konkrete Beispiele Gibt es Reste des Dual im Deutschen? aus: Corbett (2000: 41) [Yimas und Lihir: Sprachen aus Neu Guinea] Das Genus Hosen; Jeans, Shorts (= formal: Plural) semantisch: beide, Paar Plural: Genera = (grammatisches) Geschlecht (1) Haben alle Sprachen Genus? (2) Wie viele Genera gibt es? (3) Woran erkennt man ein Genus?
5 Semantische Genussysteme Beispiel: Tamilisch (Indien, Sri Lanka) Drei Genera: Morphologische Genussysteme Das Genus ist vom Formenbestand abhängig (beispielsweise vom Deklinationsparadigma, dem ein Wort angehört). männlich-vernunftbegabt (Gott, männlicher Mensch) weiblich-vernunftbegabt (Göttin, weiblicher Mensch) nicht vernunftbegabt Beispiel: Latein, Russisch Näheres kann man nachlesen bei: Corbett (1999): Gender. Cambride. Phonologische Genussysteme Das Genus ist von der lautlichen Gestalt eines Wortes abhängig (beispielsweise von der Silbenstruktur oder der Art des Auslautes) Beispiel: Französisch Cf. Corbett (1999: 33 69). Was für ei n Genussystem hat das Deutsche? Das Genussystem des Deutschen folgt semantischen, morphologischen und phonologischen Prinzipien.
6 Beispiel für morphologische Prinzipen im Deutschen: Wortbildung -heit, -keit, -ung, -erei: femininum (Gesundheit, Heiterkeit, Bildung, Schweinerei) Ge- + -e: (Gelege, Gebirge, Gehäuse, Gedränge) neutrum Endungslose Derivation aus Verbstämmen: maskulinum (Gang, Lauf, Ruf, Schrei, Schritt) Eine Vogelart heißt Grunk. Muss es der, die oder das Grunk heißen? Semantische Kriterien: Beispiel Nutztiere Tiergattung: das Pferd das Rind das Schwein das Huhn neutrum weibliches Tier: die Stute die Kuh die Sau die Henne femininum männliches Tier: der Hengst der Stier der Eber der Hahn maskulinum kastriertes der Wallach der Ochse (der Bork) der Kapaun männliches Tier: maskulinum Jungtier: neutrum das Fohlen das Kalb das Ferkel das Küken Genussystem des Deutschen: Menschen Genus: maskulinum femininum neutrum Gesamte Gattung Mensch weiblich männlich jung Mann, Herr, Junge, Knabe, Bub(e) Bursche Säugling Frau, Dame Weib, Mädchen Kind Genussystem des Deutschen: Menschen Genus: maskulinum femininum neutrum Gesamte Gattung Mensch weiblich Vamp Frau, Dame Weib, Mädchen Kasus Kasus Plural: Kasu#s Fall männlich Mann, Herr, Junge, Knabe, Bub(e) Bursche Memme Tunte Schwuchtel jung Säugling Kind
7 Frage: Was ist ein Kasus überhaupt!und wozu ist er gut? Wozu ist ein Kasus gut? Mann -----> beißt -----> Hund Hund -----> beißt -----> Mann Akkusativ als Beispiel Handelnde/r > Handlung (Verb) -----> Ziel der Handlung Mann -----> beißt -----> Hund Hund -----> beißt -----> Mann Woher kommen Kasus historisch? Wie sind sie entstanden? Morphologischer Ausdruck syntaktischer Rollen Den Hund beißt der Mann. Den Mann beißt der Hund. Beispiel: lokale Relationen Lokale Relationen (2) Chinesisch:!" #$" %" zai zhuozi shang befindlich Tisch oberhal b Japanisch: tsukue no ue Tisch Genetiv Raum oberhalb Türkisch: masanın Tisch-Genetiv Ungarisch: az asztalon Artikel Tisch-Superessiv üstünde Oberfläche-Possessiv Lokativ
8 Türkisch: alt 'Unterseite' ara 'Zwischenraum' arka 'Rückseite' b a! 'unmittelbare Nachbarschaft' dı! 'Äußeres' çevre 'Umgebung' iç 'Inneres' kar!ı 'Gegenüber' orta 'Mitte' ön 'Vorderseite' üst 'Oberseite' (cf. engl. top) yan 'Seite' Ungarisch: lokale Kasus Inessiv (-ben/-ban) 'in' Elativ (-ból/-böl) 'aus heraus' Illativ (-be/-ba) 'hinein' Superessiv (-n/-en/-ön/-on) 'auf' Delativ (-ról/-röl) 'von herab' Sublativ (-re/-ra) 'hinauf auf' Adessiv (-nél/-nál) 'bei' Ablativ (-tól/-töl) 'von' Allativ (-hez/höz/hoz) 'zu Lokale Kasus in indogermanischen Sprachen: woher? wo? wohin? Ablativ Lokativ Akkusativ Kasus der indogermanischen Sprachen Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ Ablativ Lokativ Instrumental [Direktiv] Vokativ Kurzer Ausflug zum Verb
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