1 WAS IST EIGENTLICH HIPHOP?!?... 7

Transkript

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2 INHALT Inhalt 1 WAS IST EIGENTLICH HIPHOP?!? I said a hip hop Was ist Breaking? Was sind Funk Styles? Und was gibt es heute? Vom Blues zum HipHop WIE KANN MAN MIT DIESEM BUCH ARBEITEN? ES KANN LOSGEHEN: BASISELEMENTE ZUM EINSTEIGEN Steps Touch and Step/Kick and Step Jumps Floorwork SO KANN MAN SCHRITTE VERBINDEN COOLE KOMBIS HOW TO TEACH...: EIN PAAR SÄTZE ZUR METHODIK Ganz wichtig: Rhythmusgefühl Können das auch Jungen? Nicht am Platz kleben oder: Wie übt man Schrittfolgen? Aus Schritten werden Kombinationen Choreografien im HipHop Musiktipps Literatur- und Internettipps Bildnachweis

3 WAS IST HIPHOP 1 Was ist eigentlich HipHop?!? Dieses Kapitel schreibe ich für Leute, die sich gerne genauer auskennen, bei dem was sie tun. Das ist heutzutage gar nicht so einfach. Kaum hat man sich in etwas Neues eingearbeitet, ist das Neue schon wieder alt. Lebenslanges Lernen nennt man so etwas. Das hilft nur eins: Dranbleiben! Dieses Kapitel steht der Ordnung halber am Anfang des Buches. Ihr könnte es aber auch überspringen und irgendwann einmal lesen, falls ihr vorwiegend an Schritten und Kombinationen interessiert seid. I SAID A HIP HOP THE HIPPIE THE HIPPIE TO THE HIP HIP HOP Kennt jemand diese Textzeilen? Sie stammen aus dem legendären Song Rappers Delight der Sugarhill Gang (Sugarhill Rec. 1979). Dieser Song wurde als erste offizielle HipHop-Platte bekannt und der Rapper Lovebug Starski kreierte damals ein Kunstwort, das heute zum Oberbegriff einer gesamten Kulturform geworden ist eben der HipHop-Kultur. HipHop ist inzwischen mehr als 30 Jahre alt und hat verständlicherweise einige Veränderungen durchgemacht. Das gilt für alle Bereiche dieser Szene, denn HipHop ist nicht nur Musik. Zum HipHop gehören Graffiti, Rapmusik und DJ-ing sowie ein spezieller Tanzstil. Und genau um den geht es hier in diesem Buch. Dieser Tanzstil ist sehr vielschichtig und hat unterschiedliche Wurzeln. Es existieren daher viele verschiedene Namen: Breakdance Street Dance Funk Style Freestyle HipHop New Style etc. In den nächsten Abschnitten versuche ich, ein wenig Ordnung in die Vielzahl der Bezeichnungen zu bringen! Das, was heutzutage unter HipHop verstanden wird, entstand etwa zeitgleich in den 70er und 80er Jahren an der Ost- und Westküste der USA. Allerdings unterschieden sich die Ausprägungen gewaltig. Wäh- 7

4 HIPHOP rend in New York Blockpartys stattfanden und das Breaking oder auch der Breakdance entstand, tanzte man in Los Angeles zu Funkmusik die sogenannten Funk Styles. Hierzu gehören die Techniken des Lockings oder des Poppings. Mit der Zeit vermischten sich Ostund Westküstenstil und bildeten gemeinsam die Basis des HipHop. WAS IST BREAKING? Der Begriff Break bezieht sich auf die Musik. Die Tänzer zeigen ihre Kunst nämlich während der Breaks der Musikstücke, was häufig die Schlagzeug- oder zumindest die Rhythmuspassagen der Titel sind. Deshalb heißen die Tänzer auch B-Boys, ein Kürzel für Break-Boys. Die DJs gingen mit der Zeit dazu über, die Breaks der Stücke durch geschicktes Arbeiten an zwei Plattenspielern zu verlängern, damit die Tänzer genug Zeit hatten, sich auszutoben. Zwar gibt es auch im Breakdance Schrittfolgen, die im Stehen getanzt werden, das sogenannte Toprocking, aber berühmt wurde dieser Tanzstil durch seine akrobatischen Bodenelemente, das Floorrocking. Dafür muss man aber wirklich hart trainieren. Oder könnt ihr euch mal eben hinlegen, mit den Beinen Schwung holen und ein paar Drehungen bzw. Spins auf dem Rücken vollführen?! Probiert einen Kopfstand (möglichst mit Kopfpolster!) und dreht euch um die eigene Achse. Oder wie wäre es mit einem Turtle, einer Drehung auf einer Hand, bei der der Körper waagerecht gehalten wird? Solche Bewegungen werden übrigens Powermoves genannt, eine wahrlich treffende Bezeichnung. Breaker trainieren oft in einer Crew. Es gibt dort keinen Lehrer, man hilft sich gegenseitig, gibt Tipps und holt sich blaue Flecken. Geübt wird nämlich nicht auf weichen Matten, sondern meist auf einer dünnen PVC-Fläche. Viele Breaker trainierten und performten anfänglich im Freien, was dazu führte, dass dieser Tanzstil auch Street Dance genannt wurde. In Europa wurde Breakdance in den 80er Jahren bekannt durch Filme wie Flashdance oder Wild Style. 8

5 WAS IST HIPHOP Typisch für das Breaking ist auch die Art der Performance. Im Breakdance gibt es nämlich Battles. Man tritt in kurzen Soloauftritten gegeneinander an und versucht, den Gegner tänzerisch zu übertrumpfen. Ziel ist es dabei, Fame zu verdienen. Einer der bekanntesten Wettbewerbe dieser Art ist sicherlich das Battle of the Year, das jährlich in Braunschweig stattfindet. WAS SIND FUNK STYLES? Die wohl bekanntesten Styles sind Locking und Popping. Beide Stile sind nicht ganz einfach zu beschreiben, deshalb gebe ich euch den Tipp: Schaut euch mal ein paar Videos im Internet an, dann bekommt ihr eine Idee, was mit den Begriffen gemeint ist. Denn obwohl der aktuelle Hip- Hop heute von vielen Tanzstilen beeinflusst ist, gibt es noch Leute, die der alten Tradition mehr oder weniger treu geblieben sind. Locking zeichnet sich vor allem durch schnelle und präzise Armbewegungen aus. Typisch ist auch der Wechsel von totaler Körperkontrolle und Lockerheit. Die Bewegungen sehen manchmal wie herausgeschleudert aus, werden dann aber wieder aufgefangen und kurz eingefroren. Das Ganze ergibt einen rasanten, sehr präzisen Tanzstil. Der Pionier des Lockings ist Don Campbell, der diesen Stil Ende der 60er Jahre in Los Angeles entwickelte und Anfang der 70er seine berühmte Gruppe The Lockers zusammenstellte. Die Locker trugen anfänglich ziemlich schrille Kleidung: Plateauschuhe, kniekurze Hosen, gestreifte Strümpfe, Hemden mit großem Kragen und Hüte. Popping besteht aus kleinen, exakten Isolationsbewegungen, die sich an die Techniken der Pantomime anlehnen. Dadurch wirkt der Tänzer oder auch die Tänzerin wie ferngesteuert. Es leuchtet euch sicher ein, dass man auch hierfür fleißig üben muss. Popping verlangt eine extreme Körperkontrolle, das Ganze soll leicht und schwerelos aussehen. Auch hierzu gibt es beeindruckende Videobeispiele im Internet. 9

6 HIPHOP Manchmal werden alle drei Techniken (Breaking, Locking, Popping) auch nicht als HipHop, sondern als Breakdance bezeichnet. Ganz korrekt ist das nicht, denn Locking und Popping kommen ja von der Westküste und haben ursprünglich nichts mit Breaking oder Breakdance zu tun. UND WAS GIBT ES HEUTE? Der heutige HipHop wird von Insidern gerne als New School HipHop oder als New Style HipHop bezeichnet. Die Medien, allen voran die Videoclips, haben dazu geführt, dass der ursprüngliche HipHop von anderen Tanzstilen wie Jazzdance, Modern Dance, Salsa oder Steptanz beeinflusst wurde. Heutzutage versucht jeder Choreograf, die Basiselemente von HipHop kreativ und individuell zu erweitern. Das heißt für euch: Wenn ihr einen Tanzkurs besuchen wollt, kann jeder HipHop-Kurs anders ausfallen, denn jeder Lehrer und jede Lehrerin hat einen eigenen Stil. Das macht das Ganze sehr abwechslungsreich und wandlungsfähig. Mit diesem Buch könnt ihr wichtige Basiselemente des HipHop lernen, es bietet sozusagen einen Einstieg in die Welt des HipHop. Im Vordergrund stehen einfache Arm- und Beinbewegungen, ein paar akrobatische Elemente sollen das Ganze aufpeppen. Am besten macht ihr es aber wie alle New-Style-Choreografen: Ihr geht locker mit den Vorgaben um und entwickelt euren eigenen Stil. VOM BLUES ZUM HIPHOP Zur HipHop-Kultur gehört die Rapmusik. Und die ist das vorläufig letzte Glied in einer langen Kette von schwarzen Musiktraditionen. Zu ihnen gehören u. a. Spirituals, Blues, Jazz, Rhythm and Blues, Soul und Funk. 10

7 WAS IST HIPHOP Kennt ihr die Szene aus dem Film Blues Brothers, in der James Brown seine Kirchengemeinde mit einem Song zum Tanzen bringt? Diese Szene dokumentiert eindrucksvoll die Verwandtschaft von Soul und Gospel-, also Kirchenmusik. Auch heutige schwarze Soulsänger, wie R. Kelly oder Mary J. Blige, verwenden Stilmittel, die eigentlich von den Spirituals abstammen. Spirituals waren die religiösen Lieder der Sklaven, die ihnen helfen sollten, den harten Alltag zu überstehen. Sie stehen sozusagen am Anfang der schwarzen Musikstile, die unsere heutige Musik prägen. Ihnen folgte Mitte des 19. Jahrhunderts der Blues, mit dem die schwarze Bevölkerung ihrer Trauer und Wut Luft machte. Einen Blues konnte man eigentlich zu jedem Thema singen: über die Einsamkeit, über zu hohe Mietpreise, über den Nachbarn etc. Der Ausdruck having the blues meint noch heute, dass man sich über etwas Sorgen macht und nicht gut drauf ist. Typisch für Bluestexte war aber auch ein gewisser Optimismus. Zu Beginn beklagt sich der Sänger über eine Sache, sagt aber am Ende, dass es eigentlich gar nicht so schlimm sei und die Situation auch etwas Gutes hätte... Aus dem Blues der schwarzen Musiker wurde in den 40er Jahren der sogenannte Rhythm n Blues, eine, wenn man so will, modernere Form des Blues. Diese Entwicklung ist eigentlich Teil einer anderen, übergeordneten Musikrichtung, des Jazz. Auch der Jazz war zunächst eine rein schwarze Musikrichtung, die vor allem von der Improvisation lebte. Er entstand um 1900 in New Orleans und vereinigte Spirituals, Blues, französische und spanische Volksmusik. 11