Studierende in berufsbegleitenden Bachelorstudiengängen am Beispiel der FH Kaiserslautern. Auswertung von Evaluationsergebnissen

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1 Studierende in berufsbegleitenden Bachelorstudiengängen am Beispiel der FH Kaiserslautern. Auswertung von Evaluationsergebnissen Max Reinhardt 2 * 2 = FH Kaiserslautern, * = Korrespondierender Autor März 2014

2 1 Studierende in berufsbegleitenden Bachelorstudiengängen am Beispiel der FH Kaiserslautern. Auswertung von Evaluationsergebnissen Max Reinhardt Stand März 2014 Eine Veröffentlichung der Langfassung ist in Planung. Abstract In diesem Artikel wird die sozialstrukturelle Zusammensetzung der Studierenden in berufsbegleitenden Studiengängen an der Fachhochschule Kaiserslautern wie Bildungs- und Berufsqualifikationen, Alter, Geschlecht, Familienstand und soziale Herkunft anhand von statistischen Daten geprüft und vor dem Hintergrund der Debatte um die Öffnung für Hochschulen für neue Zielgruppen, sogenannte nichttraditionelle Studierende, und durch die Einführung berufsbegleitender Studiengänge im Kurzüberblick bewertet. Nichttraditionelle Studierende. Öffnung der Hochschulen Der Anteil an Studienanfängern ohne Abitur und Fachhochschulreife ist zwischen 2010 und 2012 von 2,08% auf 2,52%, der Anteil an Studierenden von 1,16% auf 1,62% und der Anteil an Absolventen von 0,79% auf 0,84% angestiegen, wie es die neueste Studie des Centrums für Hochschulforschung bestätigt (Duong/Püttmann 2014, S. 14). Der Anteil an Studienanfängern an Fachhochschulen liegt bei 3,28% und an Universitäten bei 2,0% (ebd., Zusammenfassung, S. 2). Für grundständige Studiengänge haben in Rheinland-Pfalz qualifizierte Berufstätige ohne Abitur bzw. Fachhochschulreife bereits seit 1996 unter bestimmten Voraussetzungen die Hochschulzugangsberechtigung. Eine weitergehende Öffnung ist mit der Novellierung des rheinland-pfälzischen Hochschulgesetzes 2010 verabschiedet worden, nämlich die für Rheinland- Pfalz geltende unmittelbare Hochschulzugangsberechtigung für Personen mit Meisterprüfung oder eine(r) vergleichbare(n) berufliche(n) Fortbildungsprüfung sowie die unmittelbare Hochschulzugangsberechtigung für das Studium aller Fächer an rheinland-pfälzischen Fachhochschulen und eine fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung an Universitäten für Personen mit eine(r) berufliche(n) Ausbildung mit qualifiziertem Ergebnis und einer anschließenden mindestens zweijährige(n) berufliche(n) oder vergleichbare(n) Tätigkeit (MBWWK). Rheinland-Pfalz hat prozentual zwischen 2010 und 2012 am meisten Studienanfänger hinzugewonnen und belegt damit Platz 6. Ihr Anteil ist von 1,12% auf 2,7% gestiegen, bleibt prozentual und absolut aber deutlich unter den Zahlen vor allem in Nordrhein-

3 2 Westfalen mit 5299 Studienanfängern und 4,5%, davon über 50% allein an der Fernuniversität Hagen, an der der Anteil des Selbstlernens per Onlinestudium hoch ist (ebd., S. 18 f., 24). Die Definition nichttraditioneller Studierender ist jedoch umstritten. So unterscheiden Wolters/Geffers (2014, S. 12 f.) als Kriterien zur Beschreibung (nicht-)traditioneller Studierender das Alter, die anhand sozialstruktureller Daten wie soziale Herkunft, Behinderung und Migration zu definierende Teilnahme an Hochschulbildung, den Lebenslauf mit Familien- und beruflichen Phasen, Hochschulzugang und Hochschulzulassung, die Art des Studiums wie Fern- und Teilzeitstudium, weiterbildende Studien- und Zertifikatsangebote und den Typ der anbietenden Institution (ebd., S. 12 f.). Hinzu kommen fachspezifische Unterschiede. Ein Fach wie Medizin ist weitaus weniger offen als Ingenieurwissenschaften vor allem an Fachhochschulen mit einem Anteil von nur 26% Studierenden mit mindestens einem Elternteil aus einem akademischen Haushalt, während der Anteil an Universitäten immerhin 49% beträgt. Der Anteil von Studierenden aus akademischen Elternhäusern ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Der Anteil von weiblichen Studierenden in den MINT-Fächern weiterhin deutlich unterrepräsentiert (vgl. BMBF 2008, S. 2, 8). Anzunehmen ist, dass berufsbegleitende Studiengänge nichttraditionellen Studierenden den Zugang zur Hochschule erleichtern. Minsk, Netz & Völk (2011, S , 27-31, 69-72) haben anhand von Daten einer Onlinebefragung von 1555 Ansprechpartnern von berufsbegleitenden Studiengängen mit einem Angebot im Sommersemester 2009 konstatiert, dass der Anteil von wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen, die berufsbegleitend mit dem Bachelorabschluss angeboten werden, den höchsten Anteil an der Gesamtheit ausmachen (Universitäten: 50% und Fachhochschulen: 40%), gefolgt von ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen an der FH mit 22%, 10% in den Pflege- und Gesundheitswissenschaften sowie 9% in der Mathematik und Informatik. Der Anteil von berufsbegleitenden Studiengängen an staatlichen Hochschulen ist mit 125 fast genauso hoch wie der an privaten Hochschulen (126). In der Regel haben berufsbegleitende Studiengänge 180 ECTS und dauern länger als die sonst üblichen drei Jahre. In einer Studie des Zentrums für Qualitätssicherung und entwicklung zum Modellprojekt in Rheinland-Pfalz mit der Öffnung für beruflich Qualifizierte nur mit qualifiziertem, zweijährigem

4 3 Berufsausbildungsabschluss sowie reguläre beruflich Qualifizierte (mehr als zwei Jahre Berufserfahrung) sowie beruflich Qualifizierte mit Fortbildungsabschluss (z.b. Meister/Techniker) (Berg/Grendel/Haußmann/Lübbe/Marx 2014, S. 6) in 17 Studiengängen an 5 Hochschulen wurde herausgearbeitet, dass eine mittlere Dauer der Berufserfahrung ( ) einen positiven Effekt auf den Studienerfolg ausübt, insofern sie in das Studium eingebracht werden können. ( ) Beruflich Qualifizierte weisen an Fachhochschulen durchgängig die größeren Studienerfolgschancen auf als an Universitäten. Keinen Effekt übt hingegen das Studienmodell aus. ( ) In natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern haben beruflich Qualifizierte schlechtere Studienerfolgschancen als in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften/Medizin. ( ) Beruflich Qualifizierte mit Fortbildungsabschluss haben keine besseren Studienerfolgschancen. ( ) Die Teilnahme an Vorkursen beeinflusst den Studienerfolg positiv. ( ) Die Ausbildungsnote beeinflusst den Studienerfolg positiv (ebd., S. 83). Erste Ergebnisse zu Daten von nichttraditionellen Studierenden in berufsbegleitenden Bachelorstudiengängen An der FH Kaiserslautern werden fünf berufsbegleitende Studiengänge angeboten: seit WS 2009/10 Betriebswirtschaft, seit SoSe 2012 Automatisierungstechnik, Product Engineering und Prozessingenieurwesen sowie seit WS 2012/13 IT Analyst. Die sozialstatistischen Einschreibedaten der Studierenden am Beispiel der drei ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge belegen, dass der Anteil an nichttraditionellen Studierenden in den berufsbegleitenden Studiengängen an der FH Kaiserslautern gemessen an ihrer Hochschulzugangsberechtigung deutlich höher als der Anteil in den entsprechenden Präsenzstudiengängen und deutlich höher als Gesamtdurchschnitt an Fachhochschulen ist (Creutz und Wolkersdorfer 2014). Die Studierenden der berufsbegleitenden Studiengänge sind gemäß der Studieneingangsbefragungen (Hochschulevaluierungsverbund Südwest 2013 a und b) im Vergleich mit allen Präsenzstudiengängen an der FH Kaiserslautern im Durchschnitt deutlich älter, mehr Studierende leben in Partnerschaft, sind verheiratet und haben Kinder. Sie haben eine längere Berufserfahrung und im Vergleich haben die Eltern in den Präsenzstudiengängen höhere Bildungs- und Berufsqualifikationen als die Eltern in den berufsbegleitenden Studiengängen. Dies bestätigt auch ein direkter Vergleich der Studieneingangsbefragung der Erstsemester 2012/13 des berufsbegleitenden Studiengangs Industrial Engineering mit seinem Pendant, dem Präsenzstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen im Sommersemester Die Studierenden werten den Kontakt mit den Lehrenden und Kommilitonen deutlicher positiver, wenn in den Präsenzphasen gezielte Gruppenarbeiten und organisiertes Kennenlernen angeboten wird, ja sogar, wenn es freiwillig ist (Hochschulevaluierungsverbund Südwest 2013 c, d, e und f; Reinhardt 2014, S. 446 f.).

5 4 Literaturverzeichnis Berg, Helena/Grendel, Tanja/Haußmann, Iris/Lübbe, Holger/Marx, Andreas 2014: Der Übergang beruflich Qualifizierter in die Hochschule. Ergebnisse eines Modellprojektes in Rheinland-Pfalz. Mainzer Beiträge zur Hochschulentwicklung Band 20 Bundesministerium für Bildung und Forschung [BMBF] (2010). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks durchgeführt durch HIS Hochschul-Informations-System. Berlin. (Zugriff am ). Creutz, Johan: Unveröffentlichte Auswertungen (Datenaufbereitung mit Excel) zu den Einschreibedaten der Erstsemesterstudierenden in den berufsbegleitenden Studiengängen Angewandte Ingenieurwissenschaften (SoSe 2012 und 2013) und IT Analyst (WS 2012/13 und 2013/14), Kaiserslautern. Duong, Sindy/Püttmann, Vitus (2014): Studieren ohne Abitur: Stillstand oder Fortentwicklung? Eine Analyse der aktuellen Rahmenbedingungen und Daten, CHE-Arbeitspapier Nr. 177, (Zugriff am ) Hochschulevaluierungsverbund Südwest (2013a): Studieneingangsbefragung Fern_Gesamt_SS2013, Mainz Hochschulevaluierungsverbund Südwest (2013b): Studieneingangsbefragung FHKL Alle Bachelor- Studiengänge, Mainz Hochschulevaluierungsverbund Südwest (2013c): Studieneingangsbefragung Fern_BA_AT_SS2013, Mainz Hochschulevaluierungsverbund Südwest (2013d): Studieneingangsbefragung Fern_BA_IE_SS2013, Mainz Hochschulevaluierungsverbund Südwest (2013e): Studieneingangsbefragung Fern_BA_PI_SS2013, Mainz Hochschulevaluierungsverbund Südwest (2013f): Studieneingangsbefragung Fernstudium BA IT Analyst WS 2012/13, Mainz MBWWK: Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte. (Zugriff ) Minsk, Karl-Heinz; Netz, Nikolai; Volk, Daniel: Berufsbegleitende und duale Studienangebote in Deutschland: Status quo und Perspektiven. Hannover (HIS: Forum Hochschule 11/2011) Reinhardt, Max 2014: Öffnung der Hochschulen: nichttraditionelle Studierende und Lehrende. Eine theorie- und empiriegeleitete Untersuchung unter Berücksichtigung kompetenzorientierter Lehr- und Lernformate und am Beispiel eines berufsbegleitenden Studiengangs, In: Rolf Arnold/Konrad Wolf (Hg.): Kompetenzorientierte Hochschule. Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung, Band 78, Hohengehren, S Wolkersdorfer, Maximilian: Unveröffentlichte Auswertungen (Datenauswertung mit Excel) zu den Einschreibedaten der Erstsemesterstudierenden in den berufsbegleitenden Studiengängen Industrial Engineering und Prozessingenieurwesen im Vergleich mit den Präsenzstudiengängen Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau, Kaiserslautern.

6 5 Wolter, Andrä/Geffers, Johannes (2013). Zielgruppen lebenslangen Lernen ans Hochschulen Ausgewählte empirische Befunde. Thematischer Bericht der wissenschaftlichen Begleitung des Bund- Länder-Wettbewerbs Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen Juli 2013.