Ralf Brandau (BGF) Handbuch. Ladungssicherung EU-Berufskraftfahrer. Weiterbildung Lkw ÜNF

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1 Ralf Brandau (BGF) Trainer- Handbuch Ladungssicherung EU-Berufskraftfahrer Weiterbildung Lkw ÜNF

2 Inhalt Inhalt Vorwort 5 1 Einführung 10 2 Verantwortlichkeiten Rechtliche Grundlagen Unfallverhütungsvorschriften (UVV) Konkretisierung der Gesetze durch Technische Regelwerke Sanktionen 19 3 Physik Physikalische Grundlagen Reibung Auftretende Kräfte im Straßenverkehr Einflüsse durch die Fahrweise 31 4 Lastverteilung und Nutzvolumen Lastverteilung Nutzvolumen 38 5 Arten von Ladegütern Verpackungen und Ladeeinheiten Gütergruppen 42 6 Sicherungsarten Formschluss durch Nutzung von Aufbauteilen Direktzurren (Schräg- und Diagonalzurren) Niederzurren 52 3

3 Ladungssicherung 7 Verwendung von Haltevorrichtungen Zurrgurte Zurrketten Zurrdrahtseile 59 8 Überprüfung der Haltevorrichtungen Zurrgurte Zurrketten Zurrdrahtseile Zurrpunkte 64 9 Be- und Entladen Vorsicht beim Öffnen von Bordwänden und Laderaumtüren Standsicherheit und Kippgefahr Einsatz von Umschlaggeräten Weitere Einrichtungen und Hilfsmittel zur Ladungssicherung Festlegende Einrichtungen und Hilfsmittel Ausfüllende Hilfsmittel Netze und Planen Sonstige Hilfsmittel Fazit Lösungen zum Wissens-Check Anhang Vorschlag für einen Ablaufplan ohne praktische Übungen Vorschlag für einen Ablaufplan mit praktischen Übungen Praktische Übungen Ladungssicherungs-Basismaterialliste Trainer-Fragenkatalog 93 4

4 Physik 3.2 Reibung Allgemein Eine Ladung, die nicht durch Formschluss oder zusätzliche Sicherungsmittel festgesetzt ist, wird nur durch die Reibung an ihrem Platz gehalten. Die durch die Reibung erzeugte Sicherungskraft wird auch als Reibungskraft F R bezeichnet. Ihre Größe hängt von einem Faktor ab, dem sogenannten Reibbeiwert μ. Der Reibbeiwert ist abhängig von den Materialien, die aufeinander reiben. UNTERRICHTS-TIPP Dieser Sachverhalt lässt sich durch den Einsatz eines Holzklotzes mit verschiedenen Oberflächen (Holz, Metall) und einer Gewichtskraft von 1 dan plastisch darstellen. Durchführung: Mithilfe einer Federwaage zieht ein Teilnehmer den Holzklotz waagerecht über eine glatte Unterlage, ein Zweiter notiert (z. B. Flipchart) die Werte. Das Verhältnis zwischen Zugund Gewichtskraft des Klotzes ergibt den Reibbeiwert. Durch langsames und schnelles Ziehen lässt sich der Unterschied zwischen Haft- und Gleitreibung verdeutlichen (siehe nächsten Abschnitt). Abbildung 5: Reibung ist die Gesamtheit der Kräfte an der Grenzfläche zweier Körper, die ihre gegenseitige Bewegung hemmen oder verhindern. 25

5 Ladungssicherung Unterschied zwischen Haft- und Gleitreibung Grundsätzlich wird zwischen zwei Reibungsarten unterschieden, der Haft- und der Gleitreibung. Möchte man eine Ladung über eine Fläche ziehen, wird eine große Kraft benötigt, um die Ladung in Bewegung zu setzen. Diese Widerstandskraft, die es zu überwinden gilt, ist die Haftreibung. Befindet sich die Ladung bereits in Bewegung, bedarf es einer wesentlich geringeren Kraft, um die Ladung in Bewegung zu halten. Bei dieser Widerstandskraft handelt es sich um die Gleitreibung. Da Ladungen durch die Fahrzeugschwingungen in eine Art Schwebezustand geraten können und somit dem Verrutschen keinen erhöhten Anfangswiderstand entgegensetzen, berücksichtigt man bei der Ladungssicherung ausschließlich die Gleitreibung (F R ). Berechungs-Beispiel Wird für eine Palette mit 1000 kg 4) Masse (F G = 1000 dan) auf einer 5) Ladefläche mit Siebdruckboden ein Gleitreibbeiwert von μ D = 0,2 angesetzt, so bedeutet das: F R = F G x μ D = 1000 dan x 0,2 dan Fazit Da bei einer Vollbremsung die 1000 dan schwere Palette eine Massenkraft F = 800 dan entwickelt, über die Reibungskraft F R jedoch nur 200 dan entgegenwirken, wird sich die Palette in Bewegung setzen, wenn sie nicht zusätzlich gesichert wird. Diese zur Sicherung der Ladung zusätzlich benötigte Sicherungskraft (FS) ergibt sich aus der Massenkraft (F) und der Reibungskraft (FR). Es gilt: F S = F F R = 800 dan 200 dan = 600 dan 4) Eine Masse von 1000 kg entspricht einer Gewichtskraft F G von ca dan. 5) Der Beiwert für die Gleitreibung wird mit μ D und der für die Haftreibung mit μ S angegeben. 26

6 Physik Reibpaarung Ladefläche Ladungsträger/Ladegut Empfohlene Gleit reibungszahl μ D Sperrholz, melaminharzbeschichtet, glatte Oberfläche Sperrholz, melaminharzbeschichtet, Siebstruktur Aluminiumträger in der Ladefläche Lochschienen Europaletten (Holz) 0,20 Gitterboxpaletten (Stahl) 0,25 Kunststoffpaletten (PP) 0,20 Europaletten (Holz) 0,25 Gitterboxpaletten (Stahl) 0,25 Kunststoffpaletten (PP) 0,25 Europaletten (Holz) 0,25 Kunststoffpaletten (PP) 0,25 Gitterboxpaletten (Stahl) 0,35 Empfehlungen aus dem BGF-Forschungsprojekt Bestimmung der Reibungszahl μ an Ladegütern Hintergrundwissen Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) geht bei seinen Berechnungen davon aus, dass die Ladung durch Bewegungen des Fahrzeugaufbaus und Beschleunigungen stetig in Bewegung ist. Das heißt, die Dynamik aus Fahrzuständen wirkt immer auf die Ladung. Deshalb wird nach den VDI-Richtlinien immer mit der Gleitreibung gerechnet. Abweichend wird in anderen Ländern Europas mit der Haftreibung gerechnet (z. B. in Skandinavien). Allerdings gelten dort auch höhere Beschleunigungsfaktoren, sodass im Endergebnis der Aufwand für das Sichern der Ladung vergleichbar ist. 27

7 Ladungssicherung Antirutschmatten als Hilfsmaßnahme Durch rutschhemmende Materialien ( RHM ), sogenannte Antirutschmatten, lassen sich unter bestimmten Umständen deutlich bessere Reibwerte erzielen. Man setzt die Matten zwischen Ladung und Ladefläche sowie auch zwischen den Ladungsteilen ein. Abbildung 6: Rutschhemmendes Material (RHM) Abbildung 7: Verwendungsmöglichkeiten von RHM Die Matten werden je nach Einsatzzweck in verschiedenen Stärken (Dicken) angeboten. In der Praxis haben sich für den universellen Einsatz die 8-mm-Matten bewährt. Für spezielle Ladegüter wie z. B. Papierrollen oder im Schwertransportbereich sind abweichende Stärken sinnvoll bzw. erforderlich. Grundsätzlich gilt, dass RHM bei hohen Druckbeanspruchungen verdichtet werden und zur Seifigkeit neigen. Beachten Sie daher unbedingt die Herstellerangaben! Antirutschmatten können nur ihren Zweck erfüllen, wenn die Ladefläche nicht von Vorladungen verunreinigt ist. Eine besenreine Ladefläche ist Grundvoraussetzung für eine ordnungsgemäße Ladungssicherung. Deshalb gehört ein Besen zur Standardausrüstung eines jeden Fahrzeugs! Fazit Antirutschmatten erhöhen die Reibung und somit den anzusetzenden Reibwert erheblich. 28