ERSTE LESUNG Jes 8, 23b -9, 3 InGaliläa, dem Gebiet der Heiden, sieht das Volk ein helles Licht Lesung aus dem Buch Jesaja
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- Caroline Meissner
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1 ERSTE LESUNG Jes 8, 23b -9, 3 InGaliläa, dem Gebiet der Heiden, sieht das Volk ein helles Licht Lesung aus dem Buch Jesaja Einst hat der Herr das Land Sebulon und das Land Naftali verachtet, aber später bringt er die Straße am Meer wieder zu Ehren, das Land jenseits des Jordan, das Gebiet der Heiden. Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Denn wie am Tag von Midian zerbrichst du das drückende Joch, das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers. ZWEITE LESUNG 1 Kor 1, Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther Ich ermahne euch, Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn: Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung. Es wurde mit nämlich, meine Brüder, von den Leuten der Chloe berichtet, dass es Zank und Streit unter euch gibt. Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt: Ich halte zu Paulus - ich zu Apollos - ich zu Kephas - ich zu Christus. Ist denn Christus zerteilt? Wurde auch Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden? Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkünden, aber nicht mit gewandten und klugen Worten, damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird.
2 EVANGELIUM Mt 4, Jesusverließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, im Gebiet von Sebulon und Naftali; denn es sollte sich erfüllen, was durch Jesaja gesagt worden ist + Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen ihre Netze in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.
3 Wirklich Mensch sein... Predigt zu: Mt 4, Von da an begann Jesus zu verkündigen und zu sagen: Ändert euren Sinn, denn herbeigekommen ist das Reich der Himmel. (Mt 4.17) So schildert Matthäus den Anfang des öffentlichen Auftretens Jesu. Von da an - das heißt: seit der Gefangennahme des Täufers Johannes. Der spielt also für Jesus eine Rolle. Matthäus stellt klar: Jesus tritt das Erbe des Jordan-Täufers an. Und der Ort, wo er das tut, ist der andere Jordan : der See Genezareth, der See von Galiläa, der schon seit den Propheten als geheimnisvoller, messianischer Ort gilt. Matthäus bringt den Anfang des Evangeliums in folgende Reihenfolge: Zuerst zieht Jesus allein am See von Galiläa entlang und predigt: Jetzt ist die Stunde der Bekehrung. Denn herbeigekommen ist das Reich der Himmel. (v.17) Das bedeutet: Gott hat beschlossen, in die Weltgeschichte einzugreifen. Das behauptet Jesus zunächst einmal nur; später wird er in seinen Predigten ausführlich beschreiben, was er mit dem Reich der Himmel meint. Hier, am Anfang seines öffentlichen Auftretens, hängt die Glaubwürdigkeit seiner Worte einzig an seiner Person. Und darum geht es am Anfang: um die Herstellung von Glaubwürdigkeit. Ob sein Start als Prediger gelingt oder nicht, hängt nur von seiner Person ab und davon, wie er seine Wirkung einsetzen kann. Und Jesus vermehrt diese Wirkung (wie es zahllose Wanderprediger vor ihm auch schon getan haben), indem er Anhänger sammelt. Sie binden sich in einer Art Lebensgemeinschaft an ihn; sie diskutieren seine Lehre und machen sie sich seine Ideale zu Eigen. Bis hierher steht Jesus ganz in der Folge des Taufpredigers Johannes: Nach einer Zeit der Prüfung in der Einsamkeit, der Wüste, erlebt Jesus seine Berufung als charismatische Initiation. Dann folgt, wenn Sie so wollen: die Meisterklasse bei einem namhaften Vorbild (das machen heute Musiker oder Maler; Jesus geht zum Taufprediger), erst danach beginnt, zu gegebener Zeit, das selbstständige Auftreten. Und an der Stelle sind wir beim heutigen Evangelium. Wir erleben (in der Darstellung des Matthäus) den Beginn der eigentlichen spirituellen Selbstwerdung Jesu. Bis dahin ist seine Beschreibung Genre-artig: Jesus entspricht dem Allgemeinen, das zu einem Wanderprediger gehört. Ab hier aber profiliert sich das Besondere an ihm: z.b. seine Art, in
4 Gleichnissen zu predigen, und besondere Handlungen, denen er eine eigenwillige Deutungen gibt. In diesem Zusammenhang überliefert Matthäus das Wort von den Menschenfischern; er schreibt: Und er sagt zu ihnen: Kommt! Mir nach! Und ich werde aus euch Menschenfischer machen. (v. 19) Das Ergebnis gehört unmittelbar dazu: Sie aber ließen sofort ihre Netze liegen und folgten ihm nach. (v. 20) Die Aufforderung Jesu duldet kein Zögern, nicht einmal eine Rückfrage. Jedes Mal setzt Matthäus hinzu, dass die Berufenen sofort reagieren (v u.ö.). Matthäus übernimmt dieses Drängen von Markus, dessen Text er kannte und als Vorlage hatte. Was würde passieren, wenn wir heute mit solchem Drängen für etwas werben, das uns wichtig ist? - Versuchen Sie einmal, Ihren Jugendlichen zu Hause mit Drängen so etwas wie Verständnis abzuringen. Da erreichen Sie nicht einmal Gehorsam, geschweige denn Verstehen. Aber hier geht es nicht um Jugendliche und ihr Verlangen nach Selbstbestimmung. Das Evangelium ist keine Schrift über die Reifungsprozesse der Jugend, sondern eher eine Art Werbeschrift für den Christus-Glauben. Und darin sind sowohl zeitbedingte Eigenheiten enthalten als auch zeitlose Weisheiten anderer Völker und anderer Zeiten. Zu dem Zeitbedingten gehört sicher die Selbstverständlichkeit, mit der damals einerseits Druck gemacht -, andererseits endlos lang diskutiert wurde. Das widersprach sich nicht, das glich sich wunderbar aus. Die Geschichten über die Berufung der Jünger enthalten aber - das übersieht man schnell - ein tiefes, weisheitliches Wissen über das Leben in einem sehr grundsätzlichen Sinn. Wenn ich einer Aufforderung folgen soll, ist immer die Begründung wichtig, warum ich das tun soll. - Jesus sagt: Schließt euch meiner Gruppe an! Denn (Begründung): Ich werde aus euch Menschenfischer machen! Frage: Was soll das sein: Menschen-Fischer!? Was ist daran spannend? Für die Adressaten der Aufforderung hatte das Wort Menschen-Fischer noch nicht den Beigeschmack von Überlisstung oder Unfreiwilligkeit Menschen-Fischer drückte vielmehr eine (symbolische) Überhöhung des alltäglichen, aber höchst ehrbaren Berufs: Fischer aus. Fischer zu sein bedeutete, eine Familie ernähren zu können, d.h.: Selbstständigkeit; es bedeutete weiter: in der Tradition des Landes (Galiläa) zu stehen. Und Fischer zu sein bedeutete: Stärke und Erfolg.
5 Alles nur positive Dinge; alle ganz realistisch. Der Fischer-Beruf wird zur Metapher für selbstbestimmtes Menschsein. Jesus appellierte also nicht (heimlich, manipulativ) an verdeckte Machtgelüste: Menschen ins Netz oder an die Angel zu kriegen, wie Fische, ob sie wollen oder nicht Jesus spricht zu den Hörern in einer Symbolsprache, die ihnen nicht unvertraut war. Der gemeine Orientale sprach gerne bildhaft. Jesus begründet seine Aufforderung: Kommt mit mir! Damit: Menschen-Fischer zu werden: das heißt, das Wesen des Mensch-Seins zu fühlen, nämlich: stark und erfolgreich zu sein; mit Geschichte und Tradition zu leben; soziale Zufriedenheit in der Gemeinschaft mit anderen zu erfahren - und alles das getragen von einer Spiritualität, die Sicherheit gibt, weil sie nicht im Geld gegründet ist, sondern in der vertrauten Religion der Väter. Im Bild vom Menschen-Fischer steckt der Mehrwert des Symbolischen. Menschen-Fischer zu sein stellt nicht in trockener Belehrung, sondern im Bild vor Augen, dass es ums Menschsein geht. Das Bildhafte bewirkt, dass sich die Botschaft gleichsam unbewusst mitteilt. Kommt! Schließt euch der Bewegung an! ist keine Einladung ins Ungewisse, wie es oft gedeutet wird. Kommt! Mir nach! Und ich werde aus euch Menschenfischer machen. ist als Bild -, symbolsprachig, ein Lebenskonzept. Im Moment, wo dieses Lebenskonzept in die Realität umgesetzt werden will, entsteht die Aussteigerphantasie. Auf der Bildebene ist es eine existentielle Aussage; als Lebensrealität wird es kompliziert. Wenn wir uns diesem Angebot, dieser Einladung, aussetzen, stehen wir heute vor denselben Fragen wie die ersten Jünger damals. Wir müssen uns fragen lassen, ob das Angebot einer Lebens-Spiritualität aus dem Glauben unserer Väter oder unsere Mutter Kirche (wie unsere realen Väter es vielleicht formuliert hätten) uns gut tut und ob wir das wollen. Wir müssen uns fragen: Wie müsste meine Glaubenspraxis und meine Spiritualität tatsächlich aussehen, damit sie mir die Kraft und die Vitalität eines solchen Fischers gäbe? Wie nah - oder inzwischen schon weit weg bin ich von dieser Gemeinschaft, die sich Kirche nennt? Erwarte ich hier überhaupt noch ein Gefühl von Sinn und Zusammengehörigkeit, wie sie die Fischer am See von Galiläa spürten und genossen?
6 Will ich Menschenfischer sein? Was müsste ich dazu tun? Und: Was brächte mir das? Die Einladung, die Jesus ausspricht, setzt uns alle gleichermaßen auf Los! (Dr. H-J. Reuther, Pfr.)
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