Konzeption JUGENDWOHNGRUPPE

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1 Konzeption JUGENDWOHNGRUPPE Wetterburger Str. 4, Bad Arolsen Art der Wohnform Die Jugendwohngruppe (JWG) ist Teil des Waldeckschen Diakonissenhauses Sophienheim in Bad Arolsen und eingebunden in die Strukturen der sozialpädagogischen Kinder- und Jugendarbeit. Sie orientiert sich an deren Leitbildern. Es handelt sich um eine koedukative Jugendwohngruppe mit Verselbständigungscharakter. Ziel ist die erfolgreiche Verselbständigung mit einem Übergang in eine eigene Wohnung, die Bildung einer beruflichen und persönlichen Perspektive und eine erfolgreiche Eingliederung in die Gesellschaft. Die jungen Menschen sollen auf ein selbständiges Leben vorbereitet und in die Lage versetzt werden, ihr Leben eigeninitiativ, selbständig und entsprechend ihren persönlichen Voraussetzungen zu organisieren und zu bewältigen. Zielgruppe Rechtsgrundlagen sind Hilfen nach den 27, 35a oder 41 SGB VIII in Verbindung mit 34 SGB VIII (Heimerziehung und sonstige betreute Wohnformen) Aufgenommen werden bis zu sieben junge Menschen beider Geschlechter ab 16 Jahren, bei denen, aufgrund einer problembelasteten und überfordernden Lebenssituation eine positive Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu einer selbstbestimmten Lebensführung und ihre erfolgreiche Eingliederung in die Gesellschaft gefährdet erscheint. Die jungen Menschen benötigen grundlegende Ressourcen und Basiskompetenzen zur selbständigen Lebensführung, da bestimmte Zeiträume im Sinne der Verselbständigung ohne einen Betreuer vor Ort vorgesehen sind. In diesen Zeiten wird die Betreuung durch eine Rufbereitschaft gesichert. Die Bereitschaft, an den im Hilfeplanverfahren festgelegten Zielen aktiv mitzuarbeiten, ist Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit. Konzeption Jugendwohngruppe Stand: November 2016 Seite 1 von 5

2 Häufige Aufnahmegründe sind: Millieuschädigungen Mehrfachbeeinträchtigungen Verhaltensauffälligkeiten Bindungs- und Beziehungsstörungen Lern- und Leistungsstörungen verschiedene andere psychische Probleme und Auffälligkeiten Aufgrund der Rahmenbedingungen können wir keine Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit folgenden Problematiken aufnehmen: akute schwere Suchtmittelabhängigkeit akute schwere psychiatrische Störungsbilder, akute Suizidalität schwere geistige Behinderungen schwere körperliche Beeinträchtigungen (das Haus ist nicht barrierefrei) Pädagogische Ziele und Inhalte Standort Bad Arolsen ist eine Kleinstadt im Landkreis Waldeck-Frankenberg, die als Großgemeinde ca , im Kernbereich etwa 7000 Einwohner hat. Die Stadt Bad Arolsen und ihre Umgebung bieten zahlreiche Freizeitmöglichkeiten für junge Menschen, z.b. Sport- und Musikvereine, Schwimmbad, Jugendzentren oder der nahegelegene Twistesee mit seinem vielseitigen Angebot. Fußläufig zu erreichen ist der Stadtkern mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, dem Residenzschloß und dem Gelände der Stammeinrichtung. Bad Arolsen verfügt über mehrere Kindergärten und Grundschulen, eine Haupt- und Realschule, ein Gymnasium und Schulen mit Klassen für Lernhilfe, Erziehungshilfe, praktisch Bildbare, Hörgeschädigte, Körperbehinderte, Sprachbehinderte. Auch die Berufliche Schule des Landkreis Waldeck- Frankenberg und das Berufsbildungswerk Nordhessen sind in Bad Arolsen vertreten. Bad Arolsen liegt an der Bahnstrecke Korbach- Kassel. Es bestehen gute Verkehrsanbindungen durch Bus und Bahn. Kassel ist ca. 45 km entfernt und innerhalb einer Stunde mit der Bahn zu erreichen. Ausstattung Beim Gebäude der Jugendwohngruppe handelt es sich um eine dreigeschossige Villa. Das Haus besteht aus 10 großen Zimmern, 5 Duschbädern/ Bädern, einer großen Wohnküche und einer Verselbständigungsküche. Jeder Jugendliche bewohnt ein Einzelzimmer. Zudem gibt es ein großes Büro mit Übernachtungsmöglichkeit für die Mitarbeiter, einen Besprechungs- und Aufenthaltsraum sowie einen großen Keller mit Freizeitbereich (Darts, Kicker, Tischtennis etc.), Vorratsräumen und Waschküche. Die Jugendzimmer sind mit Grundmobiliar ausgestattet und können von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen individuell gestaltet und eingerichtet werden. Konzeption Jugendwohngruppe Stand: November 2016 Seite 2 von 5

3 Zur Villa gehören eine Remise mit Garagen und ein großer Garten. Es steht ein eigener Dienstwagen und bei Bedarf ein Kleinbus aus dem Fuhrpark der Einrichtung zur Verfügung. Einbindung in die Gesamteinrichtung Die Jugendwohngruppe ist Teil der Jugendhilfeeinrichtung Sophienheim und eng an diese gebunden. Zur Sicherung der Qualitätsentwicklung gibt es folgende Schnittpunkte: Teilnahme an den im halbjährlichen Rhythmus stattfindenden Erziehungskonferenzen regelmäßiger Austausch von Leitungen innerhalb des zweiwöchentlichen Dienstgesprächs Supervision und Fallbesprechungen regelmäßige Informations- und Beratungsgespräche mit der Leitung Fachaufsicht durch die Erziehungsleitung Dienstaufsicht durch die Bereichsleitung Einbindung in Kriseninterventionskonzepte Begleitung beim Berichtswesen, der Ziel- und Hilfeplanung durch die Erziehungsleitung Teilnahme an gemeinsamen betriebsinternen Veranstaltungen wie Festen, Jubiläen, Betriebsausflügen etc. regelmäßige Teilnahme an betriebsinterner und externer Fortbildung Beteiligung an gruppenübergreifenden freizeitpädagogischen Angeboten, wie dem Ferienprogramm, Ausflügen, Grillabenden, Fahrradtouren, Projekten usw. Urlaubs- und Krankheitsvertretung Der therapeutische Fachbereich des Sophienheims (siehe Konzeption) steht auch den Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Jugendwohngruppe bei Bedarf mit verschiedenen ergo-, spiel- und psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten und Freizeitangeboten und zudem den Mitarbeitern durch Beratung und Fallbesprechungen zur Verfügung. Methodik Wichtige Grundlage einer eigenständigen Lebensführung ist die Integration in Ausbildung und Beschäftigung. Aus diesem Grund ist die Entwicklung einer realistischen schulischen und beruflichen Perspektive die Voraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben. Dies ist für die Persönlichkeitsentwicklung des Jugendlichen von Bedeutung und gewährleistet seine Integration in das nähere soziale Umfeld. Die Gruppe und die Betreuer dienen hierbei als Unterstützung. Aufgrund der pädagogischen Zielsetzung, die ein möglichst hohes Maß an Selbständigkeit und Autonomie des jungen Menschen erstrebt, werden von ihm Mitverantwortung und Selbstbestimmung erwartet. Lernprozesse werden strukturiert und begleitet. Durch Erkennen und Stärken individueller Ressourcen und Fähigkeiten soll Kompensation von Defiziten stattfinden sowie Benachteiligungen abgemindert werden. Die Bedürfnisse und die Lebensorientierung des jungen Menschen sind Ausgangslage hierfür. Die Mitarbeiter der JWG begleiten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihrem Alltag und bieten: Alltagsstrukturierung Erweiterung des Handlungsrepertoires Konzeption Jugendwohngruppe Stand: November 2016 Seite 3 von 5

4 Unterstützung bei und Anleitung zu den hauswirtschaftlichen Arbeiten Hilfen im Umgang mit Ämtern und Institutionen Kontakt zu den Jugendämtern Anregungen zur Freizeitgestaltung Entwicklung von Ausbildungs- und Berufsperspektiven Unterstützung bei Gruppenkonflikten und persönlichen Krisen und Problemen Beratung in finanziellen Angelegenheiten Gesundheitsfürsorge mit einer sukzessiven Entwicklung der Eigenverantwortlichkeit Förderung einer positiven Persönlichkeitsentwicklung Stärkung sozialer Kompetenzen und Umgangsformen Besonders intensiv ist die Zusammenarbeit mit der Schule oder der Ausbildungsstelle des Jugendlichen. Regelmäßig gibt es persönliche Gespräche zwischen der Einrichtung, dem Lehrer oder Ausbilder und dem Jugendlichen. In unserer pädagogischen Arbeit mit den Jugendlichen besteht die Möglichkeit zu intensiven Einzelgesprächen, die von beiden Seiten eingefordert werden können. Gearbeitet wird nach einem Bezugsbetreuermodell. Der Bezugsbetreuer fungiert als fester Ansprechpartner für die Herkunftsfamilie, für Schulen, Ämter und andere Kooperationspartner und unterstützt den Jugendlichen bei allen persönlichen Belangen. Im wöchentlichen Gruppengespräch mit verpflichtender Teilnahme werden aktuelle Themen, die die Jugendlichen selbst einbringen können, besprochen. Des Weiteren werden Unternehmungen und Aktivitäten gemeinsam geplant. Im Gruppengespräch lernen die Jugendlichen, Wünsche, Anregungen und Kritik angemessen zu äußern. In diesem Rahmen werden auch die wöchentlichen Gruppenämter/ Dienste besprochen und reflektiert. Hierbei handelt es sich um die hauswirtschaftlichen Aufgaben, die von den Jugendlichen im Wechsel übernommen werden. Regelmäßig gibt der Gruppensprecher Infos aus den Heimratssitzungen an die Gruppe der Jugendlichen weiter. Der Heimrat vertritt die Interessen und Rechte der jungen Menschen und bildet ein sozialpolitisches Gremium. Er setzt sich aus den gewählten Vertretern der Kinder und Jugendlichen aller Wohngruppen zusammen. Der Gruppensprecher sichert den Informationsfluss zwischen Wohngruppe und Heimrat. Im Rahmen der Verselbständigung gilt für die Dienstzeiten folgende Regelung: Kerndienstzeit in der JWG ist von 12:00-20:00 Uhr an allen Tagen der Woche. An drei Tagen pro Woche finden darüber hinaus Nachtbereitschaften statt, d.h. der diensthabende Betreuer übernachtet in der Wohngruppe. In den restlichen vier Nächten gibt es eine Rufbereitschaft, Konzeption Jugendwohngruppe Stand: November 2016 Seite 4 von 5

5 d.h., der Betreuer ist ab 20:00 Uhr in Notfällen über Telefon zu erreichen. Im 2. OG befindet sich ein Telefon, von dort können die Anrufe bei Bedarf getätigt werden. Die Verselbständigung im Hinblick auf Lebenspraxis und hauswirtschaftliche Fähigkeiten wird mit Hilfe eines Stufenmodells begleitet und gefördert. In monatlich stattfindenden Reflexionsgesprächen zwischen dem Jugendlichen und dem Bezugsbetreuer wird der aktuelle Stand besprochen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung gemeinsam erarbeitet. Es gibt drei Selbständigkeitsstufen die sich dadurch unterscheiden, ob der Jugendliche 1. Anleitung und Begleitung oder 2. Erinnerung und Aufforderung oder 3. nur noch Rückmeldung durch die Betreuer benötigt. Je nach Stufe erweitern sich sowohl die Anforderungen als auch die daraus resultierenden Freiheiten für den jungen Menschen. Zusätzlich besteht je nach Teameinschätzung die Möglichkeit, dass ein Jugendlicher im Erdgeschoss ein Zimmer mit separater Küchen- und Badbenutzung bewohnen kann. Dies kann im Einzelfall ein haltgebender Zwischenschritt in der Vorbereitung auf den Umzug in eine eigene Wohnung sein. Nach der Zeit in der Jugendwohngruppe ist ein Übergang ins Ambulant Betreute Wohnen (ABW) möglich. Hier kann bei Bedarf eine ambulante Betreuung in der eigenen Wohnung erfolgen. Die Jugendwohngruppe ist angeschlossen an die Beteiligungs- und Schutzkonzepte der Gesamteinrichtung. Mitarbeiter Die pädagogischen Mitarbeiter verstehen sich als Partner, Berater und Begleiter der Jugendlichen und sind gleichzeitig im Ambulant Betreuten Wohnen tätig. Das multiprofessionelle Team der Jugendwohngruppe verfügt über diverse Zusatzausbildungen (z.b. Coolnesstraining, Gedächtnistraining). Sie arbeiten eng mit dem therapeutischen Fachdienst der Einrichtung zusammen. Eine Reinigungskraft unterstützt die Jugendlichen und die Betreuer. Kooperationspartner außerhalb des Sophienheims sind externe Therapeuten, allgemein- und berufsbildende Schulen, das Berufsbildungswerk Nordhessen, Polizei, Suchtberatung, Agentur für Arbeit, Institutsambulanz Vitos sowie verschiedene Erwachsenenpsychiatrien und Ärzte. Stammeinrichtung: Ansprechpartner Jugendwohngruppe: Bereichsleitung Jugendhilfe: Diakonin Dagmar Hensler Teichstr. 7 Wetterburger Str Bad Arolsen Bad Arolsen Tel.: / Tel.: / Gruppenleitung JWG Dipl. Soz. Päd. Cornelia Schmidt Fax : / Fax: / dagmar.hensler@wds-bad-arolsen.de leitung.jwg@wds-bad-arolsen.de Internet : Konzeption Jugendwohngruppe Stand: November 2016 Seite 5 von 5