Brennpunkt Nordirland

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1 FWU Schule und Unterricht VHS min, Farbe Brennpunkt Nordirland FWU das Medieninstitut der Länder

2 Lernziele Überblick über die Hintergründe des Nordirlandkonflikts Kenntnis der Situation Nordirlands in den 70er und 80er-Jahren Kenntnis der wechselvollen Friedensbemühungen in den 90er-Jahren Anstoß zur vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Thema Friedenserziehung und Konfliktbewältigung Vorkenntnisse Kenntnis der politischen Situation Irlands: die unabhängige Republik Irland einerseits und das zum United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland (UK) gehörende Nordirland andererseits, das sechs der neun Grafschaften der Provinz Ulster und damit ein Sechstel der irischen Insel umfasst. Wissen um die seit Jahrzehnten andauernden Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken. Zum Inhalt Der Film bietet einen knappen, informativen Überblick über die Auseinandersetzung in Nordirland seit den 70er-Jahren. Einstieg Als Einstieg in das Thema dienen zwei bedrückende Attentate das eine von der Irisch Republikanischen Armee (IRA), das andere von protestantischen Terroristen verübt, die beide mehrere Todesopfer forderten. Beide Attentate hatten zum Ziel, Extremisten der gegnerischen Partei zu treffen, beide Attentate aber treffen Unbeteiligte. Charakteristik der Gegner Die 1919 gegründete katholische IRA kämpft für den Anschluss Nordirlands an die Republik Irland, die Kämpfer rekrutieren sich hauptsächlich aus Arbeitslosen der nordirischen Städte. Die Partei Sinn Féin unter dem Vorsitz von Gerry Adams, der lange Zeit von den Briten als Terrorist angesehen worden ist, vertritt politisch die Ziele der IRA. Die Protestanten die Nachfahren englischer und schottischer Einwanderer kämpfen für den Verbleib Nordirlands bei Großbritannien; wie z. B. die radikale DUP (Democratic Unionist Party) unter Ian Paisley. Einstellung der Bevölkerung Ein Drittel der 1 1/2 Millionen Einwohner Nordirlands ist katholisch, die überwiegende Mehrheit der Katholiken ist für den Anschluss an Irland, dagegen sind die meisten der Protestanten (zwei Drittel der Bevölkerung) für einen Verbleib bei Großbritannien. Erste Verhandlungen zu Beginn der 90er-Jahre Anfang der 90er-Jahre wird allen Parteien klar, dass eine politische Lösung des blutigen Konflikts unabdingbar ist. Auch Großbritannien sieht jetzt Handlungsbedarf, da die IRA die Anschläge auf England ausgeweitet hat. Aber die protestantischen Extremisten weigern sich, mit den Vertretern der irischen Regierung zu verhandeln, da die Republik Irland in ihrer Verfassung Anspruch auf Irland als Ganzes erhebt verkündet ein Sprecher das Scheitern der Verhandlungen. Der Terror weitet sich aus; Unternehmen und Banken in England werden zu Zielen für Anschläge der IRA; zwei Kinder kommen ums Leben, als eine Bombe in einem Mülleimer der englischen Stadt Worrington detoniert. Auf jeden Anschlag der IRA folgt ein ebenso grausames Attentat der Protestanten. Wiederaufnahme der Verhandlungen und Verbesserung der Lage Geistliche beider Konfessionen appellieren jetzt an die Politiker, die Spirale des Terrors zu beenden. Gemeinsame Demonstrationen 2

3 der verfeindeten Gruppen in Nordirland unterstützen diese Appelle und endlich kommt es im Dezember 1993 zu neuen Verhandlungen. Diese sind nur möglich geworden, weil Gerry Adams und Sinn Féin zu den Verhandlungen zugelassen werden allerdings unter der Bedingung, dass die IRA auf Gewalt verzichtet. Trotz massiver Provokationen durch die Protestanten kommt der Friedensprozess in Gang; ein vorsichtiger Optimismus macht sich bemerkbar, als schließlich beide Parteien versprechen, auf Gewalt zu verzichten. Bis zum Februar 1996 dauert die positive Entwicklung: Investoren aus dem Ausland fördern die wirtschaftliche Entwicklung, Touristen kommen immer zahlreicher. Herbe Rückschläge 1996 Im Februar 1996 detoniert eine Bombe der IRA in den Docklands von London und weitere Attentate folgen. Der Grund dafür ist die Forderung Londons an die IRA, die Waffen abzugeben. Ohne die Erfüllung dieser Forderung ist London nicht zu ernsthaften Verhandlungen bereit. Die Gespräche gehen zwar weiter, aber ohne Sinn Féin. Eine weitere Zuspitzung der Lage erfolgt, als der traditionelle Marsch des protestantischen Oranierordens durch katholische Wohngebiete zunächst von den Behörden untersagt wird, dann aufgrund des Drucks der Staße stattfinden kann, aber von heftigen Ausschreitungen begleitet wird. Zögernde Wiederaufnahme des Friedensprozesses seit 1997 unter Tony Blair Nur langsam kommt der Friedensprozess wieder in Gang kann ein neugewähltes Parlament in Nordirland die Arbeit nach jahrzehntelanger Unterbrechung wieder aufnehmen, 2000 begnadigt Großbritannien 400 IRA-Terroristen und die IRA erklärt sich bereit, nach und nach die Waffen abzugeben. Heute sieht es so aus, als könnte der Friedensprozess allmählich zu einem dauerhaften Frieden führen. Zur Verwendung Fächerübergreifend kann der Film eingesetzt werden in Sekundarstufe I ab Klasse 9 und Sekundarstufe II im Rahmen der Friedenserziehung und Konfliktbewältigung in Geschichte: im Rahmen der Zeitgeschichte; in Englisch: Landeskunde; in Sozialkunde: aktuelle Themen; in Politik und Zeitgeschichte: als Beispiel dafür, wie politische Konflikte entstehen und wie problematisch es ist, Lösungen zu finden. Irische Geschichte wird kaum im Unterricht behandelt obwohl wir uns doch sehr häufig in den Medien mit dem Nordirlandkonflikt konfrontiert sehen und meist etwas ratlos diesen andauernden blutigen Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten gegenüberstehen. Der Film eignet sich vorzüglich, den Schülern in Kürze das Problem zwischen den verfeindeten Parteien nicht nur in seinen Ursachen vor Augen zu führen, sondern ihnen auch emotional deutlich zu machen, wie zerbrechlich die Bemühungen um den Frieden sind in einem Konflikt, der aus einer Spirale von Unterdrückung, Hass und Gewalt vor Jahrhunderten entstand. Ähnlichkeiten mit anderen europäischen Konfliktherden, wie z. B. den Jugoslawienkonflikt, könnten im Unterrichtsgespräch erörtert werden. Je nach Altersstufe und Schulart sollte nach Schülerfragen und einer Bestandsaufnahme (Wiederholung der wichtigsten Fakten: kurze Charakteristik der gegnerischen Parteien und Entwicklung der Friedensbemühungen in den 90er-Jahren) der historische und soziale Hintergrund des Nordirlandkonflikts herausgearbeitet werden. 3

4 Weiterführende Informationen Sinn Féin: Irisch gälischer Ausdruck für We Ourselves (Wir selbst). Gründung: Ziel: Ende der britischen Herrschaft in ganz Irland, nationale Selbstbestimmung, souveräner Staat Irland Grund für den Beginn des Nordirlandkonflikts ( The Troubles ) Ende der 60er-Jahre: Die katholischen Iren fühlten sich von der unionistischen Regierung in Belfast benachteiligt. Mitte der 60er-Jahre formierte sich eine Bürgerrechtsbewegung, die inspiriert war von der schwarzamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Ihre Forderungen: Abschaffung des Mehrheitswahlrechts, das die katholische Minderheit benachteiligte; eine gerechte Vergabe von öffentlichem Wohnraum; keine Benachteiligung bei der Vergabe von Arbeitsplätzen aufgrund der Konfession. Die protestantisch-unionistische Regierung reagierte hart auf die zunächst friedlichen Proteste. Am 30. Januar 1972, dem Blutigen Sonntag, beendeten britische Fallschirmjäger die Proteste mit einem Massaker. Die IRA reagierte mit Bombenattentaten. 4 Charakter des Konflikts: Der Nordirlandkonflikt ist kein Bürgerkrieg; er beschränkt sich hauptsächlich auf die großen Städte wie Belfast, Londonderry und Newry. Er ist auch kein religiöser Konflikt, da sich Katholiken und Protestanten nicht wegen ihres Glaubens bekämpfen. Die Begriffe katholisch und protestantisch werden hier weniger im religiösen Sinne gebraucht, denn als Bezeichnung der antagonistischen Bevölkerungsgruppen (nämlich Unionisten und Nationalisten), deren Religiosität mit einer bestimmten politischen Einstellung einhergeht. (Kübler, Bettina) Geschichtlicher Hintergrund: Schon im 12.Jahrhundert begann die Eroberung Irlands durch anglo-normannische Ritter. Wirklich erfolgreich aber war die Kolonialisierung der Insel nur im Norden, in der Provinz Ulster. Zu Beginn des 17.Jahrhunderts begann der englische König James I. englische und schottische Siedler dort zu beheimaten, um in Irland eine starke protestantisch-loyale Macht (Loyalists) zu etablieren. Dazu trieb ihn die Sorge, dass sich die katholischen Feinde Englands, Frankreich und Spanien, mit einem katholischen Irland verbünden und Irland als Basis für einen Angriffskrieg nützen könnten. Durch Sprache und Religion waren die beiden Gruppen, die protestantischen englischen und schottischen Siedler und die katholische gälische Bevölkerung, voneinander getrennt. Dieser Gegensatz ist bis heute nicht überwunden, vor allem weil die Zugehörigkeit zu einer Religion immer zugleich die Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse bedeutet hat. Dietrich Schulze- Marmeling vergleicht die Situation mit der Apartheid in Südafrika. Die Religion habe in Nordirland die Rolle übernommen, die in Südafrika die Hautfarbe spielte. Im 19. Jahrhundert versuchten die Katholiken immer wieder ihre Rechte zu erweitern, man forderte ein eigenes Parlament für Irland (Home Rule) und schließlich gingen Irlands Republikaner so weit, die völlige Loslösung von Großbritannien anzustreben. Die Unionisten aber stellten sich massiv gegen Home Rule, da sie mit Recht fürchten mussten, ihren politischen Ein-

5 fluss aufgrund der Mehrheitsverhältnisse zu verlieren. Am Ostermontag 1916 kam es in Dublin zum Aufstand; irische Republikaner riefen die irische Republik aus. Der Aufstand scheiterte, die Anführer der Rebellen wurden erschossen. Eine Folge dieser missglückten Rebellion war die Gründung der IRA, die dann im Januar 1919 den Unabhängigkeitskrieg begann, der die Teilung Irlands 1921 zur Folge hatte. Die Briten erkannten die Autonomie der freien Republik Irland an mit Ausnahme der im Nordosten der Insel gelegenen Provinz Ulster, die unter der Bezeichnung Nordirland beim Vereinigten Königreich (UK) blieb. Mit dieser Lösung war die IRA völlig unzufrieden und versuchte mit Waffengewalt dagegen vorzugehen. Jedoch bekämpfte die neue irische Regierung die IRA mit Unterstützung der britischen Armee endete der Bürgerkrieg mit einer Niederlage der IRA. Position Englands Lange Zeit hat England Nordirland als Teil des UK s angesehen. Heute würde es Nordirland in die Selbstständigkeit entlassen, wenn eine Mehrheit für diesen Weg zustande käme. Position Irlands Irland hat nach dem Karfreitagsabkommen von 1998 seinen verfassungsmäßig festgelegten Anspruch auf Wiedervereinigung gestrichen. Die Nordiren sollen selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen. Bearbeitete Fassung und Herausgabe FWU Institut für Film und Bild, 2002 Bearbeitung Leo Linder Produktion Ulster Television, 1997 Regie Richard Jolly Buch Jonathan Bardon Begleitkarte Ulrike Liegl-Kempter Bildnachweis Ulster TV Pädagogischer Referent im FWU Dr. Wolf Theuring Verleih durch Bildstellen, Medienzentren und konfessionelle Medienzentren Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald Nur Bildstellen/Medienzentren: öv zulässig Weiterführende Literatur Kübler, Bettina: Der Nordirlandkonflikt: Keine Chance für den Frieden? Voraussetzungen für eine politische Lösung. München 1991 Schulze-Marmeling, Dietrich: Nordirland: Geschichte, Landschaft, Kultur, Touren. Göttingen 1996 Information im Internet FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D Grünwald Telefon (0 89) Telefax (0 89) info@fwu.de Internet /07.02 ARS

6 FWU Schule und Unterricht VHS min, Farbe FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D Grünwald Telefon (0 89) Telefax (0 89) info@fwu.de Internet zentrale Sammelnummern für unseren Vertrieb: Telefon (0 89) Telefax (0 89) vertrieb@fwu.de MATTHIAS-FILM Gemeinnützige GmbH Gänsheidestraße 67 D Stuttgart Telefon (0711) Telefax (0711) schuchardt@matthias-film.de Internet GEMA Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten. Keine unerlaubte Vervielfältigung, Vermietung, Aufführung, Sendung! Freigegeben ab 12 Jahren gemäß 7 JÖSchG FSK Brennpunkt Nordirland Der Film zeigt die Friedensbemühungen und Rückschläge im Nordirlandkonflikt seit dem Beginn der 90er-Jahre, nachdem die militanten Protestanten 1994 und die IRA 1995 einen Waffenstillstand verkündet hatten. Hintergrundinformationen über die vorausgehenden 20 Jahre des Terrors und seine Ursachen erwecken Betroffenheit und Verständnis, lassen aber auch erkennen, wie schwierig es ist, den Friedensprozess weiterhin in Gang zu halten. Schlagwörter IRA; Sinn Féin; Nord-Irland-Konflikt; Bürgerrechtsbewegung, Terror Politische Bildung Politikfelder; Internationale Beziehungen; Konflikte Allgemeinbildende Schule, (ab 9-13) Weitere Medien Koreakrieg. 23 min, sw+f Vietnamkrieg. 32 min, sw+f Kosovokonflikt Chronik eines angekündigten Krieges, 22 min. f Krieg gegen Terror. 20 min, f Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe Teil 1: Der Sprengsatz ca. 50 min, f Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe Teil 2: Die Lunte brennt ca. 50 min, f Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe Teil 3: Explosion ca. 50 min, f Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe Teil 4: Flächenbrand ca. 50 min, f Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe Teil 5: Sicherheitszonen ca. 50 min, f Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe Teil 6: Der kalte Friede ca. 50 min, f 00