Grußwort. Universitäts-Augenklinik in der Mathildenstraße. am 13. Februar 2009 in München

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1 Grußwort Universitäts-Augenklinik in der Mathildenstraße am 13. Februar 2009 in München von Dr. med. Max Kaplan, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer Es gilt das gesprochene Wort. Seite 1 von 6

2 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, runde Geburtstage und Jubiläen geben Anlass, Rückschau und inne zu halten und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten. Insbesondere freut es mich, an der Feier anlässlich des 100. Geburtstags der Universitäts-Augenklinik in der Mathildenstraße in München mitwirken zu dürfen, habe ich doch die letzten 35 Jahre die Entwicklung, zunächst als Student, zuletzt als zuweisender Hausarzt begleiten dürfen. Anrede Das Leben mit der Vergangenheit, die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Medizin und der Augenheilkunde, die großartigen Bemühungen unserer akademischen Vorfahren ist in zahlreichen Kompendien und medizinhistorischen Werken festgehalten. Man kann nur Ehrfurcht vor den Leistungen von damals haben und nachempfinden, wie seinerzeit Neuland betreten wurde. Subtile Seite 2 von 6

3 klinisch-therapeutische Beobachtungen etablierten sich. Es kam die aufregende Zeit, in der Infektionserreger aus dem Bereich der Bakterien, Pilze, Parasiten und Viren entdeckt wurden. Großartige Techniken wurden eingeführt, revolutionäre invasive Methoden traten ihren Weg der Erfolgsgeschichte an. Und heute? Aktuell diskutieren Sie in Ihrem Fach etwa die Gentherapie in der Augenheilkunde, könnte sie doch bei der seltenen Leberschen kongenitalen Amaurose Sinneszellen reparieren und die Sehfähigkeit verbessern. Das Fachgebiet Ophthalmologie hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere auf dem Gebiet der operativen Therapie erheblich weiterentwickelt. Vorausgegangen waren bahnbrechende Entwicklungen in der Diagnostik. Hierzu zählt vor allem die Entwicklung und Optimierung der Optischen Kohärenztomographie. (In der Augenheilkunde wird dieses Verfahren verwendet, um die feine Schichtstruktur der 250 bis 300 μm dicken Netzhaut im optischen Schnitt abbilden zu können.) Dabei lassen sich intraretinale Veränderungen, wie sie bei der alterskorrelierten Makula-Degeneration typisch sind, hervorragend abbilden und im Zeitvergleich den Verlauf beurtei- Seite 3 von 6

4 len. Beispielhaft für die rasante Entwicklung in der operativen Ophthalmologie sind vor allem auch die Amnionmembran-Aufnähung bei Oberflächenerkrankungen des Auges, das Corneale Collagen Crosslinking sowie die Entwicklung der 23-Gauge-Vitrektomie. Wohl wissend, dass dies nur ein Bruchteil der Neuerungen der vergangenen Jahre in der Ophthalmologie darstellt, sind dies jedoch Entwicklungen, mit denen der Nicht-Ophthalmologe bei der Nachsorge dieser Patienten gelegentlich konfrontiert wird. Als Allgemeinarzt und Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer und hier u. a. für den Bereich Prävention verantwortlich, hat mich besonders die Initiative Bewahren Sie Ihr Augenlicht" aufhorchen lassen. Dabei handelt es sich um eine neue, bundesweite Initiative zur Früherkennung der altersbedingten Makula-Degeneration. Speziell an Hausärzte wird appelliert, ihre über 60-jährigen Patienten einmal jährlich zum Augenarzt zu schicken. In Deutschland gibt es mehr als vier Millionen Patienten mit AMD, von denen 15 Prozent an der rasch fortschreitenden feuchten Form leiden. 100 Jahre Universitäts-Au- Seite 4 von 6

5 gen-klinik in der Mathildenstraße heißt also gleichzeitig 100 Jahre Spitzen-Augenheilkunde, wozu ich Ihnen an dieser Stelle herzlich gratulieren möchte. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. 100 Jahre Universitäts-Augenklinik in der Mathildenstraße heißt in der heutigen Zeit auch ich zitiere aus der medizinischen Fachpresse: Außerbudgetäre Leistungen bieten Potenzial auch in der Augenheilkunde, Sektorübergreifender Ansatz gefragt oder Richtiger Leistungsmix ist Überlebensfrage für Kliniken. Ökonomische Aspekte greifen mehr und mehr in den Medizinbereich und in den Alltag von uns Ärztinnen und Ärzten ein. Medizinische Versorgung unter dem Diktat der Ökonomie lautet also hier das Stichwort. Lange könnten wir über die medizinische Rationierung aus ökonomischer Sicht diskutieren. Hierzu möchte ich heute nur eines feststellen: Qualitätsmanagement ja, Qualitätsverbesserung ja, Rationierung nein. Bei diesen wenigen Anmerkungen zu diesem Thema möchte ich es belassen und wünsche Ihnen im Namen Seite 5 von 6

6 der Landesärztekammer, als auch persönlich, für die nächsten 100 Jahre Universitäts-Augenklinik viel Erfolg und für die heutige Veranstaltung alles Gute. Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Seite 6 von 6