Adaption des Spiels Scrabble Junior Sarah Kitza, 2013

Transkript

1 Integration von Schülerinnen und Schülern mit einer Sehschädigung an Regelschulen Didaktikpool Adaption des Spiels Scrabble Junior Sarah Kitza, 2013 Technische Universität Dortmund Fakultät Rehabilitationswissenschaften Rehabilitation und Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderung Projekt ISaR Dortmund Tel.: 0231 / Fax: 0231 / Internet: isar@tu-dortmund.de 1

2 Adaption des Spiels Scrabble Junior Abbildung: Das Originalspiel Scrabble Junior von Mattel Die Grundidee des Spiels Das Originalspiel Scrabble Junior wurde von der Firma Mattel herausgegeben. Nach Angaben des Herstellers eignet es sich für zwei bis vier Spieler und ist für Kinder ab einem Alter von fünf Jahren einsetzbar. Ziel dieses Spiels ist es, die auf dem Spielbrett abgedruckten Symbole/ Bilder als Wort mit den entsprechenden Buchstabensteinen zu legen. Der Hersteller hat zwei verschiedene Variationen des Spiels herausgegeben. Auf dem Spielfeld der ersten Variation sind alle Buchstaben der Wörter, bei der zweiten Variation sind nur die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Wörter auf das Spielfeld gedruckt. Hat ein Spieler oder eine Spielerin ein Wort vervollständigt, erhält dieser oder diese eine Pappmarke. Gewonnenen hat der Spieler oder die Spielerin mit den meisten Pappmarken. Spielverlauf (gilt für das Originalspiel und die Adaption) Zu Beginn werden alle 84 dem Spiel beiliegenden Buchstabensteine in den blauen Stoffbeutel gegeben. Jeder Spieler beziehungsweise jede Spielerin zieht fünf Buchstabensteine und legt sie mit der Schrift nach oben vor sich auf den Tisch, so können auch die Mitspieler die einzelnen Buchstaben aller Teilnehmer sehen (oder bei der Adaption ertasten). Der erste Spieler / die erste Spielerin wählt zwei seiner/ 2

3 ihrer Buchstabensteine aus und legt sie so auf das Spielbrett, dass sie an der entsprechenden Stelle des Wortes liegen. Die Buchstaben müssen dabei nicht in der Reihenfolge des Wortes gelegt werden. Nach jedem Spielzug zieht der Spieler beziehungsweise die Spielerin die Anzahl der Buchstabensteine aus dem Beutel, die er/ sie auf das Spielbrett gelegt hat nach. So hat der Spieler bzw. die Spielerin nach jedem Spielzug wieder fünf Spielsteine zur Verfügung. Jedes Mal, wenn ein Spieler oder eine Spielerin mit einem Buchstabenstein ein Wort vervollständigt hat, darf dieser/ diese sich eine Pappmarke nehmen. Ist ein Wort vervollständigt worden, sollte der Spieler oder die Spielerin dazu ermutigt werden, dieses Wort vorzulesen. Hat ein Spieler/ eine Spielerin passende Buchstabensteine, müssen diese gelegt werden. Dies gilt auch, wenn nur ein Buchstabenstein abgelegt werden kann. Kann ein Spieler beziehungsweise eine Spielerin keinen Buchstabenstein auf das Spielfeld legen, darf er oder sie zwei Spielsteine wieder in den Beutel legen und sich zwei neue herausnehmen. Die Spieler und Spielerinnen können durch das Beobachten der Buchstabensteine ihrer Mitspieler diese daran hindern, Wörter zu vervollständigen. Damit auch Spieler und Spielerinnen mit Blindheit oder Sehbehinderung die Spielsteine der anderen Mitspieler "beobachten" können, sollten die Spieler und Spielerinnen nebeneinander sitzen, damit die Spielsteine ertastet werden können. Spielt ein Spieler oder eine Spielerin mit Sehschädigung mit, muss individuell festgestellt werden, mit wie vielen Mitspielern und Mitspielerinnen dieser Spieler zusammenspielen kann, so dass das Kind mit Sehschädigung die gesamten Spielsteine überblicken kann. 3

4 Die Umsetzung und Herstellung des Spiels Abbildung: Adaption des Spiels Scrabble Junior Der Spielplan wird aus Pappe hergestellt. Schülerinnen und Schüler mit Blindheit müssen bei diesem Spiel durch Ertasten feststellen, an welcher Stelle ein Buchstabenstein gesetzt werden muss. Aus diesem Grund bietet es sich an den Spielplan zu foliieren, damit das Spielbrett widerstandsfähig und abwaschbar ist. Besonders geeignet ist dabei matte Folie, um Lichtspiegelungen zu vermeiden. Der Spielplan besteht aus mehreren Pappschichten. Die unterste Schicht ist eine dicke Pappe, die mit gelbem Tonkarton beklebt wird. Eine weitere dicke Pappe wird mit einem blauen Tonkarton beklebt. In diese blaue Pappe werden Aussparungen für die Spielsteine geschnitten. Aufgrund der Wahl dieser Farben ist ein guter Kontrast gegeben, denn die gelben Aussparungen heben sich gut von der blauen Oberfläche ab (siehe Bild). 4

5 Die Pappplatte mit den Aussparungen wird auf die Pappe mit dem gelben Tonkarton geklebt. So können die Spieler und Spielerinnen die einzelnen Felder, in die die Buchstabensteine gesetzt werden, und die Länge der einzelnen Wörter ertasten. Die Spielsteine können, sobald sie in die Aussparungen gesetzt werden, nicht mehr verrutschen. Die verwendeten Spielsteine können bereits mit einem Schwarzschriftaufdruck gekauft werden. Bei dieser Umsetzung wird auf die Oberfläche der Spielsteine über die Schwarzschrift ein Braillezeichen aus durchsichtiger Folie geklebt. Diese Braillezeichen wurden mit einer Braillemaschine hergestellt. Die Punktschrift befindet sich immer in der linken unteren Ecke der Spielsteine, damit die Spieler und Spielerinnen sich orientieren können. Durch die gleichzeitige Verwendung von Schwarz- und Punktschrift können sowohl sehende als auch nicht sehende Kinder das Spiel verwenden und die Buchstaben erlesen. Auf der Unterseite des Spielbretts wird eine rutschfeste Matte mit einem Sprühkleber angebracht. So kann das Spiel auch während Tastaktivitäten nicht verrutschen. Abbildung: Rutschfeste Matte Abbildung: Klebebuchstaben und Pappmarken 5

6 In der ursprünglichen Version des Spiels sind die Wörter in der Form eines Kreuzworträtsels angeordnet. In der Umsetzung wird auf diese Anordnung, in Hinblick auf die Übersichtlichkeit, verzichtet. So ist die räumliche Orientierung auf dem Spielfeld für Spieler und Spielerinnen mit einer Sehschädigung vereinfacht, da nur in der Horizontalen gespielt wird. In dem Umsetzungsbeispiel auf den Bildern ist nur der Anfangsbuchstabe des jeweiligen Wortes auf dem Spielplan mit einem Klebebuchstaben in Schwarzschrift und einem auf Folie getippten Braillebuchstaben (unten links im Kästchen) vorgegeben. Es ist natürlich auch möglich alle Buchstaben vorzugeben. Allerdings haben bei dieser Variante sehende Spieler und Spielerinnen einen Vorteil, da sie die Buchstaben sehr schnell visuell erfassen können. Bei der ersten Variante mit nur einem vorgegebenen Buchstaben müssen alle Spieler und Spielerinnen gut überlegen, bevor sie einen Spielstein ablegen können. Umsetzung der Bilder auf dem Spielplan 6

7 Abbildung: Tastbare Figuren Auf dem Spielplan des Originalspiels sind Bilder der jeweiligen Gegenstände abgedruckt, zu denen die Wörter gebildet werden sollen. Damit auch Spieler und Spielerinnen mit einer Sehschädigung das Spiel verwenden können, wurden bei dieser Umsetzung die Bilder durch tastbare und auditive Gegenstände ersetzt. Diese Gegenstände sind mit einem Klettpunkt auf dem Spielplan befestigt. So kann der Spieler/ die Spielerin sich den jeweiligen Gegenstand von dem Spielplan abnehmen, zu sich nehmen und ertasten. Die meisten Gegenstände sind im Spielwarenhandel oder im Haushalt zu finden (Fingerpuppe, kleine Kerze, Filmdose, Würfel, Nudel, Feder, Nuss, kleiner Hut, Tür und Rad (von Lego )). Bei dem weißen Gegenstand auf dem Bild handelt es sich um ein kleines Aufnahmegerät, das bei der Firma Conrad zu erwerben ist. Bei dieser Umsetzung wurde das Bellen eines Hundes auf das Gerät aufgespielt. Bei Druck auf die Oberfläche wird das Aufgenommene abgespielt. Die restlichen Figuren (Mond, Gans, Igel) wurden mit Modelliermasse und weiteren Materialien, wie Farben, Federn, Zahnstochern und Lack hergestellt. Bei dieser Umsetzung wurden die Wörter Kasper, Nudel, Feder, Kerze, Würfel, Gans, Hut, Mond, Tür, Nuss, Hund, Rad, Igel und Dose ausgewählt, da diese Wörter in der Brailleschrift keine Kürzungen enthalten. Natürlich können auch andere Wörter mit Kürzungen verwendet werden, allerdings muss in diesem Fall auf die Kürzungen in der Brailleschrift verzichtet werden, damit das Spiel auch von sehenden Spielern genutzt werden kann. Eine Auswahl möglicher Gegenstände ist auf folgendem Bild zu sehen: 7

8 Abbildung: Mögliche weitere Gegenstände, wie Auto, Eimer, Ei, Schuh, Drei, Leiter, Fisch, Zaun, Eis. Um eine angemessene Größe und die Übersichtlichkeit des Spielplans zu gewährleisten, wurde die Anzahl der Gegenstände bei dieser Umsetzung auf 14 reduziert. Es gibt auch die Möglichkeit die Hälfte des Spielplanes abzudecken oder nur die Hälfte des bei dieser Umsetzung entworfenen Spielplans zu erstellen (Spalte mit sieben Wörter), um die Anzahl der Gegenstände weiter zu reduzieren. 8