Svenja Binder. California State University, Fullerton. August 2012 Dezember Linguistik /Anglistik. Vorarbeit

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1 Svenja Binder California State University, Fullerton August 2012 Dezember 2012 Linguistik /Anglistik Vorarbeit Nachdem ich im März 2011 nach einem zweimonatigen USA- Aufenthalt in Kalifornien wieder nach Deutschland zurück kam, stand für mich fest, dass ich so schnell wie möglich wieder zurück wollte. Ich besuchte ein Gruppenberatungsgespräch der Uni Stuttgart, welches sehr gut über verschiedene Möglichkeiten für ein Auslandssemester und die ersten Schritte informiert hat. Da ich bereits schon mehrere Male davor in Kalifornien war und dort schon viele Freunde hatte, wusste ich, dass dies meine erste Wahl sein würde. Es war jedoch sehr aufwendig die einzelnen Staaten und die jeweiligen Universitäten alle auf ihrer Homepage abzuklappern. Schließlich wollte ich nur Unis angeben, die meinen Studiengang anbieten, damit ich die Kurse später an meiner Heimatuniversität anrechnen lassen konnte. Nachdem ich mich für 3 Staaten und jeweils 3 Unis entschieden hatte, habe ich Ende November die Zusage für das Landesprogramm Kalifornien erhalten. Hier hat man dann nochmal die Wahl seine 3 Wahlunis zu benennen, falls man seine Meinung nochmals ändern sollte. Mit seinen Unis gibt man jeweils noch 1. und 2. Wahl für Kurse an, die man belegen möchte. Dies ist sehr zeitintensiv, da es sehr schwer sein kann auf den einzelnen Unihomepages die entsprechenden Informationen zu finden. Mit diesen Infos bin ich zu den verantwortlichen Professoren meines Studienganges gegangen um mit ihnen die Anrechenbarkeit abzuklären. Generell ist es ziemlich zeitaufwendig alle nötigen Infos zu besorgen, weshalb man sich nicht erst kurz vor knapp darum kümmern sollte. Die Uni Stuttgart ist jedoch sehr gut organisiert und sagt einem genau, welche Materialen wann fällig sind. Im Februar habe ich dann erfahren, dass ich nach Fullerton komme, welches auch meine Erstwahl war. Nachdem ich relativ spät (ca. Mai) meine Zusage von Fullerton selbst bekam, ging es an Flug buchen, Visa beantragen und Unterkunft suchen. Unterkunft Als ich die Zusage bekam, habe ich mich gleich für das On- Campus Housing beworben. Dies war allerdings schon voll, sodass ich mir etwas anderes überlegen musste. In Facebook bin ich durch Zufall auf eine Gruppe gestoßen, deren Mitglieder alle zukünftige Austauschstudenten von Fullerton waren. Hier war es möglich schon im Vornerein Kontakte zu knüpfen. Auf diese Weise lernte ich meine beiden Mitbewohner kennen und wir suchten gemeinsam nach einer Unterkunft. Durch einen Hinweis kamen wir auf die Homestead Apartments. Eine Apartmentanlage mit 4

2 Pools, Whirpools, Fitnessraum und in Laufnähe zur Uni (20-25 min). Zu dritt wohnten wir in 2 Zimmern mit zwei Bädern + Wohnzimmer und Küche. Die Miete belief sich auf 1850$. Jedoch war das Apt unmöbliert. Viele kauften sich günstig Möbel bei Ikea, es gab aber auch die Möglichkeit Möbel zu mieten, was wir für 300$ im Monat auch taten. Möbel selber kaufen mag günstiger sein, jedoch hatten viele am Ende des Semesters große Mühe, ihre Möbel wieder los zu werden. Viele Studenten wohnten auch im University Village und den Uinversity Crossings. In allen genannten Wohnmöglichkeiten gab es sehr viele internationale Studenten und hauptsächlich Deutsche. Ein kleiner Tipp: auch wenn es um einiges einfacher sein mag mit Deutschen zusammen zu wohnen, vermeidet es, wenn möglich. Man sollte sich so oft wie möglich der englischen Sprache aussetzten. So toll meine Mitbewohner auch waren, ich würde es heute anders machen. Ankunft Mit seiner Zusage von der Uni Fullerton gab es wiederum genaue Anweisungen, was zu tun war, wenn man in Fullerton ankam. Für Austauschstudenten gibt es jeweils Offices, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen und die einem bei wirklich jedem Problem weiterhelfen. Man bekommt eine persönliche Einführung und es findet eine allgemeine Infoveranstaltung für alle Austauschstudenten statt. Unialltag Austauschstudenten mussten im Voraus eine Wunschliste mit Kursen abgeben und die zuständigen Leute stellen auch sicher, dass man entweder Erst- oder Zweitwahl bekommt. Seinen Stundenplan kann man dann online einsehen und muss sich nicht weiter darum kümmern. Wenn man kein Austauschstudent ist, muss man Kurse crashen (wer kommt zuerst, mahlt zuerst). So konnte es passieren, dass man seinen Wunschkurs nicht bekam. Aber wie gesagt haben Austauschstudenten damit keine Probleme. Merkt man nach den ersten Wochen, dass einem der Kurs nicht gefällt, kann man meist ohne Probleme wechseln. Jedoch gibt es hier eine Deadline. Fullerton war eine Uni, an der die Kurse relativ spät begannen und sich dann eher bis in den Abend zogen. Freitag wurden so gut wie gar keine Vorlesungen angeboten. Ich selbst habe 5 Vorlesungen aus dem 300 und 400er Bereich gewählt. Ich möchte behaupten, dass das Leistungsniveau unter einer deutschen Universität liegt. Durch relativ wenig Lernaufwand habe ich in 4 von 5 Kursen ohne Probleme ein A erzielt. Meine Mitbewohner, die Business studiert haben, mussten jedoch um einiges mehr lernen als ich. Ob das Niveau und der Lernaufwand deshalb Studiengangabhängig sind, mag ich nicht zu beurteilen. Einige Internationals hatten leichte bis schwere Probleme mit der Sprache, jedoch ist es meist kein Problem bei Klausuren ein Wörterbuch zu verwenden. Prinzipiell kann man Uni in den USA eher mit Schule vergleichen. Die Kurse sind um einiges kleiner, es herrscht so gut wie immer Anwesenheitspflicht, es gibt Hausaufgaben und es wird sehr großen Wert auf mündliche Mitarbeit gelegt (in

3 einem Kurs sogar 20%). Auch schreibt man nicht am Ende eine große Klausur, sondern im Laufe des Semesters kleinere Tests oder gar Midterm Exams. Die Study Guides, die man meist vor der Klausur ausgehändigt bekommt sind teilweise auch sehr detailliert, sodass man ja nicht zu viel lernt ;-). Die meisten Studenten belegen 4 Kurse pro Semester, jedoch waren 5 auch kein Problem. Mein Stundenplan beispielsweise sah wie folgt aus. Montags und mittwochs bis 14.15, dienstags von und donnerstags von Man hat also genug Zeit neben der Uni. Amerikanische Kultur Die amerikanische Kultur ist auf der einen Seite sehr ähnlich mit unserer, auf der anderen Seite sehr unterschiedlich. Mit den einen oder anderen Gewohnheiten muss man sich zwar erst anfreunden (Umkleidekabinen sind abgeschlossen, 20% Trinkgeld etc.), aber dennoch ist das Leben in Amerika kein Kulturschock. Sehr schade war es, dass die meisten Internationalen nicht wirklich Bezug zu Amerikanern hatten. Fullerton ist eine Pendlerschule, was bedeutet, dass Studenten Zuhause wohnen und nur in die Uni kommen um ihre Vorlesungen zu besuchen und danach gleich wieder gehen. Wirklich viel school spirit gibt es an der CSUF nicht! Die meisten Studenten haben ihre Highschool- Freunde daheim und deshalb auch nicht das unbedingte Bedürfnis an der Schule eine große Clique zu finden. Auch dadurch, dass unglaublich viele Deutsche in Fullerton sind, hat es sich leider ergeben, dass wir größtenteils unter uns geblieben sind. Deshalb nochmals mein Rat: sucht euch keine deutschen Mitbewohner! Probiert auch euch im Sport oder in einer Fraternity/Sorority einzubringen (auch wenn es nur ein Semester ist) oder sprecht wirklich Leute in eurem Kurs an. Amerikaner sind meist begeistert zu erfahren, dass man aus Deutschland kommt, aber ihr müsst dafür auf die Leute zugehen. Seid nicht schüchtern wegen eurer Sprache. Je mehr man redet, desto besser wird man schließlich. Fullerton Fullerton ist eine süße Kleinstadt, die aber alles bietet was man braucht. Egal wo man wohnt, Jack in the Box, Taco Bell etc. findet man an jeder Straßenecke. Genauso wie Supermärkte und große Shopping-Malls. Dadurch, dass Fullerton so viele International Students hat, ist es sehr leicht internationale Kontakte zu knüpfen. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle immer auf der Suche nach Action und Party sind und man am Wochenende meist an jeder Ecke eine Party findet. Auch Downtown Fullerton hat viel zu bieten. Es hat sehr viele kleinere und größere Bars, mal mit, mal ohne tanzen. Allerdings ist spätestens um 2 Uhr Feierabend, sodass man rechtzeitig aufbrechen sollte (das gilt übrigens nicht nur in Fullerton). Umgebung Fullerton liegt in Reichweite von unglaublich vielen Dingen. So sind es ca Min an bekannte Strände wie Laguna Beach, Huntington Beach oder Newport. Auch LA

4 ist nicht weit. Allerdings darf man sich nicht täuschen lassen: 30 min im LA traffic sind ca. 1,5 Std, es ist einfach immer Verkehr. In LA locken bekannte Sehenswürdigkeiten wie der Walk of Fame oder das Hollywood- Zeichen. Doch auch das Nachtleben in LA, mit seinen riesigen und schicken Clubs ist definitiv einen Ausflug wert. Auch Huntington und Newport Beach haben eine tolle Barszene, die man sich nicht entgehen lassen sollte (2Uhr!!). Auch in unmittelbarer Nähe ist das Disneyland oder das Angels-Stadium. Fährt man ein bisschen weiter, so ist man in 1,5 Std in der wunderschönen Stadt San Diego,in 2 Std. im Six Flags Freizeitpark oder auch in 3,5-4 Std in Las Vegas. Finanzen Im Endeffekt war das Semester wohl teurer als erwartet. Wie gesagt belief sich die Miete auf 1850$+ 300$ für gemietete Möbel für drei Personen, also ca. 716$. Dazu noch Wasser-, Strom-, Internetrechnung, was nochmal mit ca. 100$ bedacht werden sollte pro Person. Gleichzeitig haben wir uns zu viert auch ein Auto gemietet. Ohne Auto ist man in Fullerton leider ziemlich aufgeschmissen. Zwar ist alles irgendwie nah, aber dann doch nicht so nah, dass man ohne Auto hinkommen würde. Da führt leider kein Weg dran vorbei. Auch hier gab es wieder die Wahl zwischen mieten und kaufen. Wir haben uns im Endeffekt für mieten entschieden, da wir damit auf der sicheren Seite waren. Unser Auto wurde monatlich gecheckt, war etwas kaputt, wurde es gleich repariert, wir waren versichert und hatten keinen Stress mit dem Zurückverkaufen. Leute, die sich ein Auto gekauft hatten, haben ihr Auto teilweise nur sehr schwer und für einen sehr geringen Preis wieder los bekommen. Viele waren zudem an Autohändler geraten, die einen Rückkauf garantiert haben und diesen schlicht nicht eingehalten hatten. Lasst euch da bitte nicht lumpen. Leider muss ich gestehen, dass ich über meine Finanzen nicht genau Buch geführt habe. Fakt ist jedoch, dass Lebensmittel und co. in Amerika um einiges teurer sind als in Deutschland und man deshalb dafür an die $ berechnen sollte. Wenn man etwas erleben möchte und auch das ein oder andre Mal shoppen geht, dann sollte man mit mindestens 2000$ pro Monat rechnen. Sparsame Leute schaffen es vielleicht auch mit 1500$. Dazu sollte jedoch gesagt werden, dass man so viel mitnehmen sollte wie möglich. Auch wenn ein Wochenendausflug nach San Francisco ein Loch in die Tasche reist, so ist es doch absolut sehenswert und nur zu empfehlen. Viele Internationals haben während der Thanksgiving-Ferien einen Trip nach Hawaii unternommen oder sind nach Ende des Semesters noch an die Westküste geflogen. Fakt ist, so schnell kommt man wahrscheinlich nicht in die USA zurück und deshalb sollte man alles mitnehmen was geht. Um mein Studium zu finanzieren habe ich mich auch für Stipendien beworben und habe einen einmaligen Zuschuss von PROMOS über 1000 Euro erhalten. Auch wenn man sich bei einem Stipendium nicht die besten Chancen ausrechnet, ist es

5 trotzdem ein Versuch wert. Mehr als Nein sagen können sie nicht und seine Bewerbungsunterlagen hat man meist eh schon beisammen. Fazit: Das Auslandssemester in den USA war die beste Erfahrung, die ich je machen durfte. Ich habe unglaublich viel über mich selbst gelernt und möchte behaupten auch ein Stück erwachsener geworden zu sein. Auch wenn der Berg an Papierkram und Organisation am Anfang riesig erscheint, man hat immer Leute, die einem helfen. Außerdem lohnt sich wirklich jede Anstrengung, weil man das Doppelte an Erfahrung und Spaß zurück bekommt. Fullerton ist ein wundervoller Ort der mehr zu bieten hat als nur schönes Wetter das ganze Jahr. Zwar lässt Fullerton den typischen amerikanischen school spirit ein bisschen vermissen, aber wenn man nicht schüchtern ist, kann man auch hier sehr viele Freunde finden. Man sollte es riskieren auch mal über den Rand der eigenen comfort zone zu blicken und gezielt auf amerikanische Studenten zugehen und nicht nur den Kontakt zu anderen deutschen Studenten suchen. Dann verbessert sich nicht nur automatisch die Sprache, sondern man erhält auch einen Blick in die amerikanische Kultur. Insgesamt ist ein Auslandssemester einfach nur zu empfehlen. Alle meine Mitstudenten waren sich einig, dass dies eine der besten Zeiten in ihrem Leben war.