Die St. Leonhard Kirche in Gellmersbach

Transkript

1 Landkreis Heilbronn Die St. Leonhard Kirche in Gellmersbach Aus einer frühgotischen Kapelle - vermutlich im 12. Jhdt. über einer Quelle erbaut - ist die Kirche herausgewachsen. Von außen fällt der Blick zuerst auf die Kette mit 384 Gliedern und 18 Verbindungshaken, die rund um die Kirche gelegt ist. Ursprünglich waren es 365 Glieder, den Jahrestagen entsprechend und auf den Heiligen Leonhard weisend, dass seine Fürbitte an jedem Tag des Jahres gilt. Bei der Erweiterung der Kirche wurde der Turm errichtet verlängerte man auch die Kette, und brachte sie 1892 nach dem Anbau der Sakristei auf ihre heutige Länge. Durch einen spitz zulaufenden Triumphbogen betritt man das Kirchenschiff und der Blick fällt auf das der Kanzel gegenüber stehende hölzerne Bild des Heiligen Leonhard, dessen Namen die Kirche trägt. Er ist dargestellt mit Bischofsstab und einer über dem linken Arm hängenden Kette mit starkem Schloss. Zu seinen Füßen kauert ein Gefangener mit in den Block gelegten Beinen. kleinen Zehnten zu liefern hatte. Leonhard, dem die Kirche geweiht ist, der Legende nach ein fränkischer Edelmann (+559), schlug das von König Chlodwig angetragene Bischofsamt aus. Er erbat, statt dessen, in Gefängnisse gehen zu dürfen und Gefangene frei zu lassen, die er für würdig befand. Er galt als Patron für das Vieh, besonders bei starblinden Pferden soll er - wahrscheinlich in Verbindung mit dem heilbringenden Wasser der Quelle - geholfen haben. Dabei wurden Hufeisen als Votivgaben in großer Zahl gespendet, die man zunächst um die Kirchentüren anbrachte, bevor ein Meister die Kette fertigte. Andere Leonhardskirchen mit Ketten finden sich unter anderem in Hüfingen/Baden und Brixen/Südtirol. Pfarrerin Tabea Graichen Dieses Bild und das Kruzifix im Chor stammen aus der ursprünglichen Kapelle. Der Chor mit schönem Netzgewölbe ist der älteste Teil der Kirche. Am Fenster gegenüber der Kanzel ist die Anbetung der Könige dargestellt. Es trägt die Jahreszahl 1522 und könnte aus der 1889 abgebrochenen Kirche des St. Klaraklosters in Heilbronn stammen, dem ein Teil des Ortes den Literatur: Kurzführer durch die evang. St. Leonhardskirche in Gellmersbach. Der heilige Leonhard, Helfer der Gefangenen, hrsg. Ev. Leonhardsgemeinde Reutlingen Ausblick von der Weibertreu, hrsg. von Christoph Duncker 18

2 Gellmersbach Fotos: Markus Berroth 19

3 Landkreis Heilbronn Die Christuskirche in Lehrensteinsfeld Die von 1902 bis 1903 mit viel Liebe und großem Engagement der Gemeindeglieder in neuromanischem Stil erbaute Christuskirche ist bereits die zweite Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Lehrensteinsfeld. Die Laurentiuskirche, an die der noch erhaltene Wehrturm erinnert, wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund ihres Zustandes aufgegeben. Jedoch blieben z. B. der Taufstein aus dem Jahr 1759 und das Kruzifix, das ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt, in der Christuskirche erhalten. Entworfen vom Architekten Heinrich Dolmetsch gelang den Erbauern der Christuskirche ein einladendes Gotteshaus, in dem bis heute Menschen auch über die Grenzen der Kirchengemeinde hinaus gerne zusammen kommen (z. B. zu Abendgottesdiensten in neuer Form, zu denen regelmäßig kirchenbezirksweit eingeladen wird). An vielen Stellen wird man in der Christuskirche an die Verbundenheit der Lehrensteinsfelder mit ihrer Kirche durch die Geschichte hindurch erinnert: So ist z.b. die Kanzel eine Stiftung der damaligen Kirchengemeinderäte, des Pfarrers und des Bürgermeisters anlässlich der Erbauung. Auch das Orgelgehäuse ist ein Geschenk einer Lehrensteinsfelder Familie. Das schöne Kirchenfenster im Chorraum, das die biblischen Szenen der Kindersegnung, der Hochzeit zu Kana und die Auferweckung des Lazarus sowie zuoberst Christus als den Weltenherrscher zeigt, ist eine Stiftung der Patronatsherrschaft, die bis Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Adelsfamilie Dietzsch vom Schloss Lehrensteinsfeld innehatte. Der Patronatsherr hatte z.b. das Recht, einen Pfarrer für die Kirchengemeinde vorzuschlagen, war auf der anderen Seite aber auch verpflichtet, für kirchliche Belange mit Sorge zu tragen. So sind auch die Taufglocke und die Türe im Hauptportal von der Patronatsfamilie gestiftet. Auf die Besonderheit des Patronats weist auch die Patronatsloge hin, die rechts oberhalb des Chorraumes zu finden ist. Diese wurde bei der Entstehung der Christuskirche als separater Bereich eigens für die Patronatsfamilie gebaut. Auch wenn sich durch die zwei großen Renovierungen 1964 und 1990 einiges am Erscheinungsbild der Christuskirche verändert hat, so ist doch auch hier das Bestreben zu entdecken, ein schönes Gotteshaus zu erhalten. Nachdem 1979 die damalige Orgel für abgängig erklärt worden war, konnte 1982 die neue, 16 Register umfassende Orgel eingeweiht werden, die nicht nur zur musikalischen Gestaltung der Gottesdienste dient, sondern auch bei verschiedensten Konzerten zu hören ist. Insgesamt laden drei Glocken zu den Gottesdiensten ein: die kleinste, die Taufglocke aus dem Jahr 1920 (Durchmesser 70 cm, Gewicht 200 kg), stammt aus dem Jahr Die mittlere, die Kreuzglocke (Durchmesser 85 cm, Gewicht 370 kg) wurde wie die größte, die Betglocke (Durchmesser 100 cm, Gewicht 560 kg) im Jahr 1949 gegossen, nachdem die vorherigen Glocken im Krieg für Rüstungszwecke eingezogen worden waren. Daran mag deutlich werden, wie die Christuskirche schon vieles gesehen hat: Frohes und Schweres, sowohl, was ihre eigene Geschichte betrifft als auch die Geschichte der Menschen, die in ihr ein- und ausgehen, um mit Gott Gemeinschaft zu haben, ihm zu bringen, was sie bewegt und seinen Segen zu erbitten. Die Christuskirche - ein Gotteshaus aus Steinen ganz unterschiedlichen Materials also: ein Haus der gemauerten Steine und der lebendigen Steine (vgl. 1. Petrus 2,1-10) - beide machen sie zu dem, was sie ist und wie sie ist und sie möge auch weiterhin auf dem einen lebendigen Stein gegründet sein: Jesus Christus, nach dem sie seit 1990 ihren Namen hat und sie möge einladend bleiben, so wie Christus alle Menschen in seine Gemeinschaft einlädt. Pfarrer Hans-Michael Büttner 24

4 Lehrensteinsfeld Fotos: Markus Berroth 25

5 Landkreis Heilbronn Die Klosterkirche in Lichtenstern Aufmerksamen Besuchern erzählt die Lichtensterner Klosterkirche aus ihrer langen Vergangenheit. Steine und Fenster der Südseite zeigen deutliche Spuren aus der Klosterzeit. Und obwohl sich rund um die Kirche inzwischen vieles verändert hat, ist sie heute kein Museum. Menschen mit geistiger Behinderung, ihre Betreuer und Besucher singen, beten, hören Gottes Wort und freuen sich am Klang der schönen Orgel in den Gottesdiensten. Im Lichtensterner Kirchlein finden auch Kirchenkonzerte, Hochzeiten oder Taufen statt. Außerhalb der Gottesdienstzeiten ist die Kirche nach Absprache zu besichtigen (Referat Kirchliche Dienste, Tel.: ). Historischer Abriss 1242 Gründung des Zisterzienserinnenklosters durch Luitgard von Weinsberg 1280 Bauabschluss der Kirche 1554 Auflösung des Klosters, Einrichtung eines Oberamts zur Verwaltung der Güter 1615 Aufsatz des Fachwerkgiebels und eines neuen erhöhten Daches 1806 Auflösung des Klosterguts durch den König von Württemberg. Zerfall des Anwesens Gründung einer Kinderrettungsanstalt durch Carl-August Zeller und den Löwensteiner Stadtpfarrer Hegler. Sukzessive Instandsetzung der Gebäude Renovierungen der Kirche; der Kirchenraum wurde mit Quadermalereien, das Chorgewölbe durch einen blauen Himmel und mit Sternen farbig gestaltet. Die Quadermalereien wurden bei der Renovierung 1956 wieder übertüncht Lichtenstern wird Einrichtung für Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen Erneuerung des einsturzgefährdeten Dachstuhls und des Fachwerkaufsatzes Umfangreiche Renovierungsarbeiten mit archäologischen 1987 Untersuchungen. Dabei wurden u.a. die Malereien an der Trennwand frei gelegt und die Orgel restauriert. Besonderes Die Lichtensterner Kirche ist das einzige Bauwerk, das aus den Anfängen des Klosters erhalten geblieben ist. Im Jahre 1242 wurde das Kloster Lichtenstern Stella Praeclara von Luitgard von Weinsberg gegründet. Nach einer Sage, die Justinus Kerner in Gedichtform fasste, ließ sie zum Dank für das wiedergeschenkte Augenlicht ein Kloster bauen. Bis Ende des 13. Jahrhunderts entstanden die Klostergebäude. Neben der Kirche und dem Kreuzgang mit einem Maßwerk- und Rippengewölbe vervollständigten ursprünglich die Konventgebäude, Gebäude für etwa 25 Nonnen, weitere Nebengebäude und schließlich die Klostermauer das Zisterzienserinnenkloster Lichtenstern. Der einschiffige Saalbau der Kirche mit Dreiachtelchor war wahrscheinlich im Jahr 1280 fertig gestellt. Von den ursprünglichen Fenstern sind im Chorbereich noch die zwei Fenster links und rechts des Mittelfensters und im Schiffbereich drei frühgotische Lanzettfenster erhalten. Zu Klosterzeiten war die Kirche dreigeteilt, im Chor hielten die Priester die Messe, auf der Nonnenempore trafen sich die Klosterfrauen sechs mal täglich zum Gebet und die Laien feierten die Gottesdienste in der so 26

6 Lichtenstern genannten Unterkirche. Der Turm ist, wie bei Zisterzienserkirchen üblich, ein einfacher Dachreiter. Der Konvent grenzte unmittelbar an die Südseite der Kirche. Dort ist heute noch die zugemauerte Tür zum Wohn- und Schlaftrakt zu erkennen. Ebenfalls auf der Südseite befinden sich außen noch die Konsolen, die das Pultdach des Kreuzganges trugen. Einige Fenster vom Westflügel des Kreuzganges, der Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde, sind in die kleine Gartenkapelle eingebaut. Im 14. und im 15. Jahrhundert nahmen es die Zisterzienser mit dem Gebot der Armut nicht mehr so genau. Sie leisteten sich mehr Luxus. Unter anderem ließ Äbtissin Margarethe von Stein im Chor das beachtenswerte Sakramentshäuschen gestalten. Es zeigt das Schweißtuch der Veronika mit der Inschrift Ecce panis angelorum (siehe das Brot der Engel) und das Wappen der Familie von Stein und Arnegg. Ein besonderes Schmuckstück der spätgotischen Lichtensterner Klosterkirche war der Flügelaltar, der heute im Landesmuseum in Stuttgart zu bewundern ist. In Lichtenstern befindet sich eine Reproduktion. Auch die Laienkirche wurde zu der Zeit ausgemalt mit Geschichten aus der Bibel und Heiligenlegenden für die des Lesens unkundige Bevölkerung. Auf der Trennwand in der ehemaligen Laienkirche sieht man rechts vom Eingang ein Kreuzigungsbild mit der Armada Christi (Leidenwerkzeuge) sowie der heiligen Katharina und der heiligen Barbara. Außerdem sind an der Nordwand Reste eines Christophorusbildes zu erkennen. Über dem Eingang in die Kirche sind Jesus im Augenblick der Taufe (leider schlecht erhalten) und links davon Johannes der Täufer, der auf Christus hinweist, dargestellt. Links neben dem heutigen Treppenaufgang zur Empore sind gotische Verzierungen zu erkennen. Ulrike Richter, Öffentlichkeitsreferentin Evang. Stiftung Lichtenstern Fotos: Markus Berroth 27