Die Karls-Universität in Prag

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1 Die Karls-Universität in Prag Kaiser Karl IV. und sein Sohn Wenzel IV. erreichten einen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Höhepunkt in Prag, welche damals noch die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches war. So erteilte Papst Clemens I. am durch seine päpstliche Bulle das Privileg zur Gründung einer Universität. Am 7. April 1348 wird dann die erste Universität in Mitteleuropa durch den Stiftungsbrief Karls IV. gegründet. Die Uni zog neben böhmischen Studenten auch Studenten aus Sachsen, Bayern, Polen, Schlesien, dem Heiligen Römischen Reich, Frankreich, Italien und England an. Ihr Vorbild war die Pariser Universität. Sie wurde in die vier klassischen Fakultäten gegliedert: Theologie, Rechtswissenschaften, Medizin und Philosophie. Besondere Fächer, wie Rhetorik, Mathematik oder Schöne Künste wurden der philosophischen Fakultät zugeordnet, welche auch als Artistenfakultät bezeichnet wurde. Die Magister wurden ihrer Herkunft nach vier Nationen zugeordnet: Böhmen, Polen, Bayern und Sachsen. Erste Graduierungen (Abschlüsse) erfolgten im Jahre wurde die Rechtsfakultät als eigenständige Universität ausgelagert. Mit dem Kuttenberger Dekret vom veränderte der böhmische König Wenzel IV. das Stimmenverhältnis in den Gremien der Universität. Jan Hus gab den Anstoß dafür, der zu dieser Zeit der Wortführer der böhmischen Nation der Universität war. Das Stimmenverhältnis sah nun wie folgt aus: wenn Böhmen, Sachsen, Bayern und Polen je eine Stimme hatten, bekam Böhmen nun drei Stimmen und die anderen zusammen bekamen eine Stimme. Im Mai 1409 verließen daraufhin viele deutsche Studenten und Professoren die Universität und gründeten in Leipzig die Universität-Leipzig. Zwischenzeitlich wurden die Hussiten vom Papst und dem Konzil in Konstanz zu Ketzern erklärt. Trotz alledem nahm die Uni 1417 das hussitische Bekenntnis an.

2 Dies führte im 15. Jahrhundert zu einer weitestgehenden Isolierung der Uni von der europäischen Universitätslandschaft und somit verlor sie auch stark an Bedeutung. In Prag studierten und lehrten fortan böhmische Utraquisten, also gemäßigte Hussiten. Im weiteren Verlauf wurde die Artistenfakultät zum Zentrum der Hussiten und das weltanschauliche Zentrum der Utraquisten. Zwischen fanden keine Graduierungen statt und es gab nur wenige Professoren an der Universität selbst kamen Jesuiten auf die Einladung des römisch-deutschen und böhmischen Königs Ferdinand I. nach Prag und gründeten die philosophische und theologische Hochschule mit dem Recht zur Promotion, der Verleihung eines Doktorgrades wurde diese reformiert und konkurrierte mit der utraquistischen Uni und wurde 1616 zur katholischen erhoben beteiligte sich die utraquistische Uni aktiv am böhmischen Ständeaufstand gegen die katholischen Habsburger. Nach der Niederlage der Stände verlor die Uni ihre Autonomie, wurde den Jesuiten übergeben und später dann rekatholisiert wurden die medizinische und juristische Fakultät begründet vereinige Kaiser Ferdinand III. das Clementinum (ein Jesuitenkolleg) mit der Karls-Universität. Fortan hieß die Uni und bis zum Ende der Habsburgermonarchie Universitas Carolo Ferdinandea wurden der barocke Umbau am Karolinum und 1724 der Astronomische Turm, die Spiegelkapelle sowie der Bibliothekssaal am Clementinum vollendet, unter der Leitung von Franz Maximilian Kaňka. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde die Uni 1773 eine staatliche Einrichtung. Ab sofort wurden auch wieder Nichtkatholiken zum Studium zugelassen wurde die eigene Gerichtsbarkeit aufgehoben und Deutsch zur Hauptunterrichtssprache ernannt. Weiterhin gab es Vorlesungen auf Latein, wie auch vereinzelt auf Tschechisch. Während der Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich kam es zum Prager Pfingstaufstand. Deutsche und tschechische Studenten und Professoren beteiligten sich an diesen Protesten. Neben Forderungen nach Freiheit von Forschung und Lehre sollte der Anteil an tschechischen Lehrveranstaltungen erhöht werden, denn um 1860 sprachen nur etwa ein Drittel der Prager Bewohner Deutsch als ihre Muttersprache, jedoch wurde nur ca. 1% der Lehrveranstaltungen in Tschechisch gehalten. Dadurch entstanden erneut Proteste unter Studenten und Professoren, sodass am 28. Februar 1882 die Universität gesetzlich in zwei voneinander

3 unabhängige Institutionen (eine tschechische und eine deutsche) geteilt wurde. Die medizinischen und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie der botanische Garten und die Bibliothek sollten, trotz der Teilung gemeinsam genutzt werden. Die mittelalterlichen Insignien blieben allerdings in deutscher Verwaltung. Am 19. Februar 1920, nach der Auflösung der österreichisch-ungarischen Monarchie und Gründung der Tschechoslowakischen Republik wurde das Gesetz über das Verhältnis der Prager Universitäten beschlossen, welches besagt, dass die tschechische Universität zur alleinigen Rechtsnachfolgerin der ursprünglichen Karls- Universität und in gleichem Zuge in Univerzita Karlova umbenannt wurde. Da von nun an die tschechische Uni die rechtliche Nachfolgerin der mittelalterlichen Universität war, sich jedoch die Insignien noch im deutschen Besitz befanden, entbrannte 1934 der sogenannte Insignienstreit. Mit den Veränderungen 1939 im dritten Reich wurde auch am 2. August 1939 die deutsche Universität von der deutschen Reichsverwaltung übernommen und in Deutsche Karls-Universität in Prag umbenannt. Nach studentischen Unruhen im selben Jahr wurde die tschechische Karls-Uni für vorerst drei Jahre geschlossen, neun Rädelsführer dieser Unruhen wurden erschossen und mehrere 100 Studenten und 55 Dozenten im Rahmen der Sonderaktion Prag deportiert. Im Oktober 1945, mit Ende des Nationalsozialismus, wurde die von den Nationalsozialisten gegründete Deutsche Karls-Universität in Prag mit dem Dekret 122 vom tschechoslowakischen Präsidenten aufgelöst. Durch die folgende Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei kam es zu einer Beschneidung der akademischen Freiheit und Umgestaltung nach sowjetischem Vorbild, was Auswirkungen auf internationale Beziehungen und Forschungen zur Folge hatte. Ab 1969 gab es eine Welle der Repression in der Lehrstätte, aufgrund von Beteiligung Angehöriger der Universität am Prager Frühling. Mit der Samtenen Revolution am 17. November 1989 (politischer Systemwechsel der Tschechoslowakei vom Realsozialismus zur Demokratie) gab es nicht nur in der gesamten tschechischen Bevölkerung einen bedeutsamen Wandel, sondern auch in der Universität, sodass tiefgreifende Reformen vorgenommen wurden wurden in Folge der Bologna-Erklärung neue Abschlüsse an der Universität eingeführt, um internationale Bildung an Hochschulen auf ein gemeinsames Niveau

4 zu bringen und aufeinander abzustimmen. Somit gibt es heute die Möglichkeit an den 17 Fakultäten der Karls-Universität 270 verschiedene Abschlüsse zu erreichen. Studieren in der Tschechischen Republik An der Universität in Prag gibt es insgesamt 17 Fakultäten, wie zum Beispiel die fünf medizinischen Fakultäten (3 direkt in Prag, 2 in Pilsen und Hradec Králové), die Fakultät für Sportpädagogik und Sportwissenschaften, eine philosophische, pharmazeutische und auch theologische Fakultät. Wer überlegt, einen dieser Studiengänge (abgesehen vom Medizinstudium) als Bachelor zu studieren, kann diese aber nur zum Wintersemester Anfang Oktober beginnen. Beim Studieren in der Tschechischen Republik ist wichtig, dass man bei der Immatrikulation einen Eid an der Universität ablegt, sonst ist man kein Student dieser Universität. Die Dauer der Studiengänge variiert zwischen zwei Jahren (4 Semestern) und fünf Jahren (10 Semestern). Um in Prag zu studieren, gibt es zwei Möglichkeiten Entweder entscheidet man sich für ein Gaststudium oder für ein Vollstudium. Wie der Name Gaststudium bereits vermuten lässt, studiert man hier nur ein oder zwei Semester an der Universität. Vorteilhaft bei dieser Form des Studiums ist natürlich, sich ausführlich über eine finanzielle Absicherung zu informieren. Ein halbes oder ganzes Jahr im Ausland ist wesentlich kostengünstiger als ein Vollstudium. Über Programme wie Partneruniversitäten oder Erasmus+ gelangt man außerdem schneller an Stipendien. Wer einen Teil seines Studiums im Ausland verbringt, hat somit die perfekte Gelegenheit, eine neue Stadt, ohne sich fest an diesen neuen Wohnort zu binden, kennenzulernen. Allerdings kann es passieren, dass diese Semester an der Heimatuniversität nicht anerkannt werden. Daher ist es wichtig, sich vorher an seiner Universität zu informieren, denn von den im Ausland erreichten Credit Points, hängt der Zugang zum nächsten Semester ab. Ein großer Vorteil am Vollstudium ist, dass man die Zeit hat, sich im neuen Wohnort einzuleben und die Stadt in vielen Facetten kennenzulernen. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass ein Vollstudium gut überlegt, organisiert und finanziell abgesichert sein muss. Wer keine Allgemeine Hochschulreife, sondern nur die Fachhochschulreife besitzt, sollte außerdem vorher überprüfen, ob diese im Ausland

5 anerkannt wird. Wer in der Tschechischen Republik studieren will, benötigt als ein Mitglied der EU kein Visum. Bis zu 90 Tage kann man ohne weitere Formalitäten in Prag bleiben. Danach muss man seinen Wohnsitz bei der örtlichen Polizei oder Ausländerbehörde anmelden. In der Tschechischen Republik fallen keine Studiengebühren an, sofern man auf Tschechisch studiert. Für Studiengänge in ausländischen Sprachen, wie zum Beispiel Englisch, Deutsch oder Französisch, fallen Studiengebühren von bis an. Bei privaten Hochschulen werden diese von der jeweiligen Schule festgelegt. Außerdem bieten viele Universitäten und Hochschulen Stipendien für ausländische Studenten an. Wer Medizin studieren, aber auf die lästigen Wartezeiten in Deutschland verzichten möchte, kann auch an der Karls-Universität in Prag studieren. Der Studiengang wird in Englisch angeboten. Ab dem vierten Semester findet die Ausbildung im klinischen Bereich statt, die man auch an der Universität Chemnitz absolvieren kann. Das Humanmedizinstudium hat eine Länge von sechs Jahren. Neben Humanmedizin kann man an der Karls- Universität auch Zahnmedizin studieren. Dieser Studiengang geht über zehn Semester. Um für beide Studiengänge angenommen zu werden, benötigt man die Allgemeine Hochschulreife und muss einen Aufnahmetest absolvieren. Wie bereits erwähnt, kann das Gaststudium auch durch das Erasmus-Programm der Europäischen Union gefördert werden. Dieses ist mit anderen Programmen, wie Erasmus Mundus für Studienaufenthalte außerhalb der EU und Comenius für Schulbildung zum Erasmus-Programm verschmolzen. Gerade im Bereich der Hochschule ist das Ziel, die Zusammenarbeit von Hochschulen in ganz Europa zu stärken, sowohl zwischen den Studenten als auch zwischen den Dozenten. Die Studienfächer sollen also europaweit angeglichen werden. Mit der Förderung von Gaststudien, Auslandspraktika während des Studiums und Fortbildungen der Hochschullehrkräfte sollen die Türen in Europa geöffnet werden.