Christian Dingler. Jetzt bist Du also Texter. Positionierung. Pricing.

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Silvia Krause
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2 0 Ein paar Worte vorab. Dieses kurze E-Book ist aus einem Impuls heraus entstanden. Ich habe mich geärgert. Über naive Menschen, die sich als Texter mit einem Beruf selbständig machen wollen, den sie offensichtlich nicht gelernt haben. Sie wollen ihren ihren eigenen gutbezahlten Job - in dem sie gut sind - aufgeben. Und das alles nur, weil ihr eigener Job es ihnen nicht ermöglicht ortsunabhängig zu arbeiten. Diese Menschen treffen dann im Internet - wo auch Moment kurz vor einem Verkehrsunfall, den man beobachtet. Man kann in Zeitlupe zusehen, wie etwas unglaublich schief geht. Man möchte den Aufprall noch verhindern, doch fehlen die Mittel dazu. Mit diesem Buch möchte ich einem ungebremsten Aufprall in der Realität vorbeugen. Es ist für Menschen gedacht, die mit dem Gedanken spielen, sich als Texter selbständig zu machen. Bitte verzeiht meine Bissigkeit. Ich meine es nur gut. sonst - auf andere Menschen, die ihnen ihre eigenen absurden Vorstellungen von realistischen Preisen für eine professionelle Dienstleistung bestätigen. Für mich ist das wie der

3 1 Als Texter Erfolg haben Texter. Erfolg als freiberuflicher Texter hast Du, wenn Du weißt, was Du tust. Bevor Du also Deinen Job kündigst und auf Bali mit coolen Leuten im Co- Working-Hub Arbeit simulierst, stell Dir selbst bitte ein paar Fragen. Zum Beispiel: Was qualifiziert Dich? Hast Du bereits als Texter gearbeitet? Oder als Journalist. Weißt Du, worauf es bei einer Pressemeldung ankommt? Sagt Dir der Begriff Treatment etwas? Wieso ist das Wort innovativ scheiße? Weißt Du, wie man am besten mit Adjektiven umgeht? Weißt Du welche Fragen Du stellen musst, um umfassend gebrieft zu sein? Was machst Du, wenn der Kunde keine Antwort auf diese Fragen geben kann? Oder will. Was ist ein Re-Briefing, was ein Schulterblick? Wie läuft ein Freigabeprozess und wie viele Korrekturrunden sind angemessen? Was ist der Unterscheid zwischen Lektorat und Korrektorat? Was ist eine Autorenkorrektur und wieso ist es wichtig, das zu wissen? Weißt Du, welches Format für welche Zielsetzung geeignet ist? Was ist überhaupt ein Format? Wie viele Formate fallen Dir ein? Wie baut man eine Reportage auf? Wenn Du alle Fragen mit ja beantworten kannst, musst Du nicht weiterlesen. Du weißt auch, was ein realistischer Preis für Deine Leistung ist und wo Du Deine Kunden findest. Solltest Du allerdings mehr als drei Fragen nicht beantworten können, lass mich Dir eine Frage stellen: Wieso zum Henker glaubst Du, als Texter arbeiten zu können?

4 2 Wortpreise sind würdelos. Eine der häufigsten Fragen, die ich in Foren oder Facebook-Gruppen lese, ist: Welchen Preis kann ich verlangen? Besonders beliebt bei Menschen, die als Digitale Nomaden leben wollen. Die kurze Antwort ist: Einer, der Dir erlaubt, davon zu leben. Gut zu leben. Und zwar in Deutschland. Ihr werdet nicht ewig als Digitale Nomaden in Thailand bleiben (glaubt, mir. Wirklich nicht!) und Euer Geschäftsmodell muss sich auch in Deutschland, Norwegen oder den USA rechnen. Euere Honorare müssen für Miete, Lebenshaltungskosten, Krankenversicherung und Altersvorsorge reichen. Vielleicht wollt Ihr auch mal einen Urlaub machen (oder als Nomade in die Heimat fliegen). Vielleicht wollt Ihr heiraten und eine Familie gründen? Ein Kita-Platz kostet gerne mal 400 Euro im Monat. All das muss mit Eurem Einkommen möglich sein. Ihr ahnt es schon selber, aber mit Honoraren, die sich nach Centpreisen pro Wort berechnen, funktioniert das nicht. Jeder Texter in meinem Umfeld rechnet nach Tagessätzen ab und weniger als einen halben Tag rechnet mir bitte keiner von Euch ab. Realistisch sind Tagessätze im mittleren bis oberen dreistelligen Bereich. Ja, ich weiß, es gibt Texter, die nach Worten abrechnen und es gibt Kunden, die das verlangen. Natürlich. Aber es gibt auch den Handwerkerstrich auf dem Parkplatz vor dem Baumarkt. Es ist Deine Entscheidung, wie Du Dich positionierst. Sollten sich Wortpreise tatsächlich einmal nicht vermeiden lassen - verkauf Dich teuer. Realistisch sind 20 bis 25 Cent. Pro Zeichen. Sowohl DJV als auch Verdi bieten online oder als Broschüre sehr gute Leitfäden, welchen Preis man wofür verlangen kann. Dort gibt es auch realistische Angaben zu Seitenpreisen, die eine weitere Alternative der Berechnung sind.

5 3 Gut zahlende Kunden sind nicht bei Facebook. Kunden, die bereit sind, realistische Preise zu zahlen, findet man allerdings selten bei Facebook. Am unwahrscheinlichsten ist es, diese unter Digitalen Nomaden zu finden. Dennoch: Es gibt sie. Gute Texte tragen zur Wertschöpfung von Unternehmen bei. Es gibt ausreichend Unternehmen, die das erkannt haben und bereit sind, faire Preise zu zahlen. Auch bei der Akquise zahlt sich aus, wenn Ihr bereits Erfahrung als Texter habt. Ihr wisst, welche Unternehmen Ihr ansprechen könnt. Und Ihr kennt die Namen der Agenturen, die gerne mit freien Textern arbeiten. Euer Portfolio ist ansprechend aufbereitet und Ihr könnt es jederzeit per an potenzielle Kunden senden. Ihr seid gut vernetzt, kennt andere Texter, Deisgner und Projektmanager und hört so immer mal wieder etwas über spannende Projekte. Wenn Ihr keine Erfahrung als Texter habt, bleibt Euch dieser Weg der Akquise verschlossen. Das macht es unglaublich schwer, an gut zahlende Kunden heranzukommen. Und bitte seid auch hier wieder ehrlich: Selbst wenn Ihr es schafft, warum sollten Sie Euch beauftragen? Ohne Erfahrung, ohne Portfolio und ohne Kontakte in die Branche bleiben Euch nur Gruppen bei Facebook oder Freelancer-Plattformen wie Twago oder Upwork. Die Honorarvorstellungen von Auftraggebern auf diesen Plattformen reichen für ein Leben in Würde meist nicht aus.

6 4 Vermeide digitales Nomadentum. Vermeide es, zu gründen und gleichzeitig Deinen Lebensmittelpunkt nach Südostasien zu verlegen. Ich kenne einige hervorragende Texter, die regelmäßig für sehr lange Zeit auf Reisen gehen und auch von unterwegs arbeiten. Allerdings haben alle eines gemeinsam: Sie arbeiten schon sehr lange frei und haben in Deutschland angefangen. Es als Digitaler Nomade, steckst Du schnell in einer Schublade, in der Du eigentlich nicht sein willst. Versteht mich nicht falsch. Ich habe selbst ortsunabhängig gearbeitet und ich werde es auch wieder tun. Aber tut Euch selbst den Gefallen und beginnt mit dem Nomadentum erst, wenn Eure freiberufliche Karriere nachhaltig funktioniert. ist schwer genug, sich aus einer deutschen Großstadt heraus einen Stamm gut zahlender Kunden aufzubauen. Das Strandbüro in Koh Tao macht das nicht einfacher. Entfernung ist für die meisten Auftraggeber imer noch ein wichtiges Gegenargument. Genauso Zeitverschiebung. Bezeichnest Du Dich auch selbst

7 Christian Dingler ist 42 Jahre alt und Vater von Zwillingen. Er lebt und arbeitet in Köln. Seit 2009 ist er als Berater, Kreativer und Projektmanager selbständig.

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