KABE Vademecum Verputzstrukturen. Eine Publikation von KABE-Farben, Systemhalter der Produkte lamitherm wancortherm

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1 KABE Vademecum Verputzstrukturen Eine Publikation von KABEFarben, Systemhalter der Produkte lamitherm wancortherm

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3 Putztechnik allgemein Zusammensetzung Ein Putz besteht aus Bindemittel und Zuschlagstoffen. Das Bindemittel hat entscheidenden Einfluss auf die Eigenschaften des Putzes. Je nachdem, welches Bindemittel verwendet wird, spricht man von mineralischen Putzen oder Kunststoffputzen. Die mineralischen Putze bestehen aus anorganischen Bindemitteln, früher Kalk oder Zement, heute meist das bereits seit dem Mittelalter bekannte, flüssige Kaliumsilikat. Für Kunststoffputze setzt man organische Bindemittel ein. Erste Kunststoffputze wurden in den 1950er Jahren entwickelt. Damals nutzte man noch eine wässrige Kunststoffdispersion als Bindemittel. Mitte der 80er Jahre kamen dann die heute üblichen Siliconharzputze auf den Markt, welche als Bindemittel eine Kombination von Siliconharzemulsion und Kunstharzdispersion verwenden. Während früher der Putz auf der Baustelle angemischt wurde (Sackware) kommen heute beinahe ausschliesslich Fertigputze (Nassware) zur Anwendung. Verarbeitung Putze werden in zähflüssigem Zustand mehrschichtig aufgezogen. Neben der Zusammensetzung unterscheidet man auch die verschiedenen Verarbeitungsmöglichkeiten von Putz. Je nach Oberflächenbeschaffenheit des fertigen Putzes spricht man von Reibe, Struktur oder Schlämmputz. Mit unterschiedlichen Korngrössen der Zuschlagstoffe und einer spezifischen Behandlung des frischen Putzes (Glattziehen, Kellenstriche, Kratzen, Kehren) entstehen besondere Effekte. Die Palette an Variationen abgeriebener Strukturen wurde schon früh durch additive (Stuckaturen) und substraktive Techniken (Sgraffito) ergänzt. Ein Putzsystem besteht aus mehreren Schichten. Der gesamte Putzaufbau bei Kompaktfassaden, ist systemabhängig und kann bei mineralischen Putzen bis zu 20 mm betragen. Kunststoffputze werden dagegen sehr dünn aufgezogen. Um die Bildung von Rissen im Putz zu verhindern und dessen Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, kann eine Armierung (Glasfasergewebe) in die Einbettungsschicht eingearbeitet werden. Putz hat nebst der schützenden Funktion auch immer eine formale Aufgabe.

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5 Putzausdruck oder Ornament ist doch kein Verbrechen Die Art des formalen Ausdrucks von Verputz hat sich in den Jahren seiner Anwendung immer wieder verändert. Die Möglichkeiten reichen von der glatt und feinkörnig verputzten Wand bis zur ZuckerbäckerArchitektur. In der aktuellen Architekturdebatte ist das seit langem in einen Dornröschenschlaf versunkene Ornament wieder zu neuem Leben auferstanden. Dies nachdem die von Adolf Loos 1908 verfassten Schrift «Ornament und Verbrechen» eine eigentliche Stigmatisierung des Ornaments zur Folge hatte und die klassische Moderne in ihrem Bestreben nach Abstraktion, weg von der traditionellen Tektonik und Typologie den herkömmlichen Flächenschmuck aus ihren Bauten verbannt hat. Die Dekoration abstrakter Bauformen, den «volumes assemblés sous la lumière», ist dennoch ein Thema der Architektur geblieben. Zwischenzeitlich mit konstruktiven und in jüngster Zeit vermehrt wieder mit rein dekorativen Elementen werden Flächen erneut ihrer «Nacktheit» beraubt. Nebst den ästhetischen Anforderungen an ein Ornament haben sich auch der Wandaufbau und damit die Techniken der Applikation geändert: Anstelle des verputzten Massivmauerwerks sind die verputzten Aussenwärmedämmsysteme getreten. Das Beispiel einer Sanierung und Erweiterung eines Mehrfamilienhauses in St. Gallen von den Architekten Staufer & Hasler lotet das gestalterische Potential einer Aussenwärmedämmung bezüglich des Ornaments aus.

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7 Ein Beispiel In einem Wettbewerbsverfahren suchte der Verein Hausen & Wohnen einen qualitativen Beitrag zur Problemstellung der Sanierung von Mehrfamilienhäusern aus den 60er Jahren. Das Mehrfamilienhaus an der Rehetobelstrasse in St. Gallen aus dem Jahre 1966, ein typischer Vertreter einer Generation anonymer Stadtrand Wohnbauten, sollte unter Beibehaltung der Mieterstruktur und ohne Mietzinserhöhung den neuen Wohn und Energiebedürfnissen angepasst werden. Die Grundrisse, im speziellen die Bäder und Küchen, wurden zurückhaltend angepasst. Die Fenster der Westfassade wurden zu raumhohen Öffnungen vergrössert. Die bestehenden Balkone wurden durch, in Beton vorfabrizierte Loggiatürme ersetzt. Deren Innenwände wurden in einem warmen Farbton gestrichen, der ursprüngliche Balkon wurde damit durch farbig ausgeschlagene «Zimmer im Freien» ersetzt. Die im Stile der 60er Jahre modulierte Fassadenabwicklung weist im Grundriss Vor und Rücksprünge auf. Die neuen Loggien greifen dieses Thema mit den in den verschiedenen Geschossen unterschiedlich vorspringenden Wandscheiben auf. Sie weben sich durch diese Massnahme in das vorhandene Gefüge ein und treten als integrierter Bestandteil des Gebäudes in Erscheinung. Die energetische Sanierung der Wohngeschosse erfolgt mit einer Kompaktfassade. Anstelle der üblichen, homogenen Körnung der Fassadenflächen haben die Architekten zwei unterschiedliche Putzstrukturen vorgeschlagen, welche eine abstrakt, geometrische Komposition bilden. Diese wird in einer «all over» Haltung über das ganze Gebäude angewendet und fügt die horizontalen und vertikalen Vor und Rücksprünge, bzw. den alten Baukörper und die neuen Loggiatürme definitiv zu einem kompakten Ganzen zusammen. Der nicht isolierte Gebäudesockel wurde schwarz gestrichen. Diese dunkle «Fuge» lässt den darüber liegenden Baukörper visuell schweben.

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9 Angewandte Technik Der bestehende Verputz wurde mittels Klebeversuch auf seine Haftfähigkeit geprüft. Die EPS Dämmplatten wurden mit einer Kleberschicht auf den bestehenden Verputz geklebt und zusätzlich mechanisch befestigt. Die Fensterstürze und Leibungen wurden isoliert. Die Armierungsschicht wurde bei den Übergängen von Leibungen/Sturz zu Fassadenflächen vollflächig armiert. Auf dem Grundputz wurden in einem ersten Schritt die Felder mit Bleistift eingezeichnet. Der feine Deckputz (Wancosil, Rustik fein, Korn 0.8) wurde mit einer Metalltraufel und einer Plastikreibscheibe in den dafür ausgeschiedenen Feldern vollflächig abgerieben, die Schichtstärke beträgt 1 2 mm. Die Ränder wurden überlappend ausgebildet, die Markierungen neu aufgezeichnet. Nach dem Aushärten (36 54 Stunden) wurden die Ränder der bereits verputzten Flächen mit einem 5 cm breiten Klebeband und einem 30 cm breiten PEStreifen abgeklebt. Danach folgte die Applikation des groben Deckputzes (Wancosil, Deckputz, 4 6 mm) ebenfalls mit einer Metalltraufel als Vollabrieb. Verwendetes System: Lamitherm S Kleberschicht: Lamitherm Kombimörtel, 4 kg/m 2 Dübel: 6 Stk/m 2, Dübel versenkt und mit Rondellen abgedeckt Dämmschicht: Lamitherm EPSPlatten 15 kg/m 3, Dicke 120 mm, Format 1000 x 500 mm Armierungsschicht: Lamitherm Kombimörtel, 2 3 mm Gewebeschicht: Lamitherm Glasgittergewebe Typ 1 orange Deckschicht mit Voranstrich, fein: Wancosil Deckputz Rustik Fein Aussen, Farbton weiss Deckschicht mit Voranstrich, grob: Wancosil Deckputz Vollabrieb 4 6 mm Aussen, Farbton weiss Architekten: Staufer & Hasler I Architekten, Frauenfeld TG Verantwortliche Mitarbeiter: S. Harmuth, A. Bühler Bauherrschaft: Verein Hausen und Wohnen, St. Gallen SG Realisierung: 2003

10 Verputzstrukturen Produktebezeichnung auf Aussenwärmedämmung Produktebezeichnung auf Mauerwerk/Grundputz Traditionelle Verputzstrukturen Aggregatzustand Bindemittel Eigenschaften Abbindecharakter Farbtonwahl Vollabrieb Stucco/Feinputz Mischstruktur Farbechtheit Anforderung Untergrund Dampfdurchlässigkeit sdwert (m) Verschmutzungsanfälligkeit Vollabrieb (Körnung mm) Mischstruktur (Körnung mm) Rustik Fein (Körnung mm) Stucco/Feinputz (Körnung mm) Kratzstruktur/Rillenputz Kellenwurf Rustik Fein Kratzstruktur/Rillenputz (Körnung mm) Kellenwurf (Körnung mm) Glossar für Verputzstrukturen

11 Kunstharzputz Siliconharzputz Organosilikatputz Organosilikatputz APS Mineralputz Wancodur Wancolan Wancosil Wancolith Wancomin PERMURO ARMASIL CALSILIT NOVALITH Wancomin Nassware Nassware Nassware Nassware Sackware (trocken) PolymerisatDispersion organisch physikalisch SiliconharzEmulsion mineralähnlich physikalisch Modifiziertes Kaliwasserglas mineralisch chemisch Alkaliarme Polysilikate mineralisch chemisch/physikalisch Hydraulisch Kalk/Weisskalkhydrat mineralisch chemisch praktisch unbeschränkt beschränkt, bedingt durch mineralische Pigmente beschränkt, bedingt durch mineralische Pigmente beschränkt, bedingt durch mineralische Pigmente pastellfarbig möglich gut universell mittel 0.27 gering sehr gut universell mittel 0.19 sehr gering sehr gut mineralisch hoch 0.06 sehr gering sehr gut universell hoch 0.08 sehr gering sehr gut mineralisch hoch > 0.1 gering Glossar für Verputzstrukturen

12 Spezielle Verputzstrukturen Stempeltechnik Technik: Als Grundmaterial ist ein Rustik FeinPutz zu verwenden. Der Putz wird auf flachem Untergrund ca. 2 mm stark, d.h. über seine eigene Kornstärke aufgezogen. Ein Stempel wird in den noch frischen, feuchten Verputz gedrückt und wieder entfernt. Der Stempel kann aus beliebigen Materialien (Polystyrol, Holz, Metall, Kunststoff ) gefertigt werden. Der Stempel muss während des Bearbeitens des Verputzes öfters gereinigt werden. Bemerkung: Die «Handschrift» des Ausführenden ist erkennbar. Systemempfehlung: Lamitherm P oder Wancortherm D Walzentechnik Technik: Der Grundaufbau und die Verarbeitung entspricht der Stempeltechnik. Anstelle eines Stempels kommt jedoch eine Walze zur Anwendung. Bemerkung: Um Strukturansätze zu vermeiden ist das Fassadengerüst so auszubilden, dass ein Durchreichen der Walze möglich ist. Systemempfehlung: Lamitherm S oder Wancortherm L Einbettungstechnik Technik: Ein Gewebe oder ein Netz (z.b. Armierungsnetz) wird mittels einer zusätzlichen feinkörnigen Putzschicht eingebettet. Das Gewebe oder Netz wird aus dem noch feuchten Einbettungsmaterial wieder herausgezogen. Bemerkung: Die Netzränder sind bei der gestalterischen Planung zu berücksichtigen. Systemempfehlung: Lamitherm P oder Wancortherm D Glossar für Verputzstrukturen

13 Abdecktechnik Technik: Ornamente, Signete, Schriftzüge, usw. werden mittels unterschiedlicher Strukturen dargestellt. Auf einem ersten Abrieb, welcher eine Korngrösse von 2 mm nicht übersteigen soll, werden mittels Klebeband, bzw. Klebefolie Flächenbegrenzungen abgeklebt. Ein zweiter Abrieb wird aufgezogen. Die Abklebungen werden im noch weichen Zustand des zweiten Abriebs sorgfältig entfernt. Bemerkung: Der Effekt kann durch die Verwendung eines feineren Korns für den zweiten Abrieb umgekehrt werden. Systemempfehlung: Lamitherm P und E oder Wancortherm D Abziehtechnik Technik: Rustikputz oder Stucco gleichmässig aufziehen und im noch feuchten Zustand mit einem Spachtel bearbeiten. Bemerkung: Anstelle eines Zahnspachtels können auch ein Besen (Besenstruktur), Tapezierbürsten, Naylonbürsten, etc. verwendet werden. Den Gerüstläufen und der «Handschrift» des Verarbeiters ist Beachtung zu schenken. Systemempfehlung: Lamitherm S oder Wancortherm L Moduliertechnik Technik: Auftrag eines Rustik Fein Deckputz. Im Anschluss an die Aushärtung wird ein weiterer Deckputz «zu dick» aufgetragen. Dieser wird im noch feuchten Zustand moduliert. Die Modulation kann mit unterschiedlichen Hilfsmitteln (mit einer Holzlatte) ausgeführt werden. Bemerkung: Den Gerüstläufen und der «Handschrift» des Verarbeiters ist Beachtung zu schenken. Systemempfehlung: Lamitherm T oder Wancortherm L Glossar für Verputzstrukturen

14 Qualität Schicht um Schicht Herausgeber: KARL BUBENHOFER AG, Hirschenstrasse 26, CH9201 Gossau SG Tel. +41 (0) , Fax +41 (0) , Baufarben Putze Fassadendämmung Industrielacke Pulverlacke Texte/Konzept: Michael Widrig Dipl. Architekt ETH, CHZürich ZH Gestaltung: Nina Baisch DiplomDesignerin (FH), DLindau/Bodensee Objektfotos: Nina Baisch, DLindau/Bodensee Copyright: KARL BUBENHOFER AG 2007 Systemhalter der Produkte lamitherm wancortherm

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