Marabu INFO. Tech. Funktion und Anwendung der Marabu Zusatz- und Hilfsmittel bei lösemittelbasierten Siebdruckfarben

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1 Funktion und Anwendung der Zusatz- und Hilfsmittel bei lösemittelbasierten Siebdruckfarben Update Version2/ Original vom April 2002 Aweta Juli Bekanntermaßen lebt das Siebdruckverfahren von seiner Vielfalt und den nahezu unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten in der Industrie sowie im grafischen Bereich. Hierfür stehen von heute ca. 30 lösemittelbasierte Farbsysteme bereit. Jede einzelne Farbsorte hat genau definierte Eigenschaften sowie klare Einsatzgebiete, welche bei der Farbrezeptierung bei durch die richtige Bindemittel- und Additivauswahl berücksichtigt werden. Verlangt nun eine Druckaufgabe abweichende Farbeigenschaften, so können diese durch gezielte und verantwortungsbewusste Hilfsmittelzugabe verändert werden. Es stehen ca. 60 Hilfsmittel zur Verfügung, die sich folgendermaßen gliedern und deren Anendung und Wirkungsweise wir genau beschreien wollen. Inhaltsverzeichnis 1) Viskosität Seite 2 2) Thixotropie Seite 4 3) Mattieren Seite 5 4) Weichmacherfestigkeit Seite 5 5) Blockfestigkeit Seite 6 6) Elastizität Seite 6 7) Farbverlauf Seite 6 8) Haftvermittler Seite 7 9) Vorreinigung Seite 7 10) Härter Seite 7 11) Fazit Seite 8 Seite 1/8 Alle Zusatz- und Hilfsmittel zeigen nur ihre positive Wirkung, wenn sie mit einer Waage exakt eingewogen werden. Dabei gelten für jede Farbsorte verbindlich die Angaben in den technischen Merkblättern. Die nun folgenden Zugabemengen beziehen sich auf Gewichtsund nicht auf Volumenprozente. Hinweis Jede Hilfsmittelzugabe verändert die Eigenschaften des ausgewählten Farbsystems. Daher muss vor Auflagenbeginn unbedingt ein aussagekräftiger Drucktest erfolgen. Warnung Eine Überdosierung verschlechtert immer die Druckergebnisse und führt unweigerlich zu Verlaufsproblemen oder Haftungsverlust, speziell im Farbüberdruck. Daher ist eine Waage und präzises Arbeiten unbedingte Voraussetzung. GmbH & Co. KG Telefon: +49-(0) info@marabu-druckfarben.de

2 1) Viskosität Unter Viskosität verstehen wir wie dünn (niedrigviskos) oder dick (hochviskos) ein Farbsystem ist oder eingestellt wurde. Die Kontrolle der richtigen Farbviskosität vor Druckbeginn ist wichtig, da sie Einfluss auf Farbverlauf, Druckschärfe, Sieboffenhaltung, Trocknungverhalten, mögliche Druckgeschwindigkeit und teilweise die Farbhaftung hat. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Maschinen und Anforderungen im Markt sind alle lösemittelbasierten Farben heute nicht druckfertig rezeptiert. Vor Druckbeginn muss die Viskosität der Farbe durch Lösemittelzugabe eingestellt werden. Einzige Ausnahme sind hier die 2K- Verkehrstöne in der Farbsorte Marapur PU. Generell gelten folgende Faustregeln bei der Zugabe von Verdünnern/Verzögerern, bezogen auf 20 C: 10-15% 1K-Flächenfarbe für Handdruck und Flachbettmaschinen 15-20% 1K-Flächenfarbe für Zylinderdruck 10% 1K-Rasterfarbe für Handdruck und Flachbettmaschinen 15% 1K-Rasterfarbe für Zylinderdruck 10% 2K-Flächenfarbe (plus Härter) für Handdruck und Flachbettmaschinen 5% 2K-Rasterfarbe (plus Härter) für Handdruck und Flachbettmaschinen Alle Farbtöne einer Farbsorte werden bei der Herstellung auf einen engen Viskositätbereich hin kontrolliert und eingestellt, mit zwei Ausnahmen: - Beim Deckweiß liegt die Viskosität aufgrund des hohen Pigmentanteils immer höher als bei allen anderen Farbtönen - Rasterfarben beinhalten im Vergleich zu Strichfarben immer eine höherviskose Einstellung. Die kommt der gedruckten Punktqualität entgegen. Verschiedene Farbsorten haben aufgrund unterschiedlicher Anforderungen oft andere Viskositäten. Seite 2/8 Verdünner Die Verdünnerzugabe zur Farbe beeinflusst die Viskosität, Fließfähigkeit, Sieboffenhaltung, Trocknungsgeschwindigkeit, Blockfestigkeit, Lösekraft des Bindemittels sowie die Anlösekraft und somit teilweise Haftung zum Bedruckstoff. Da die Verdünner in der Regel bereits in der Formulierung der Farbe enthalten sind und somit eine Verträglichkeit garantieren, können nicht alle Farbsorten mit den beiden universellen Verdünnern UKV1 und UKV2 abgedeckt werden. Daher stehen heute 13 verschiedene Verdünner zur Verfügung. Das technische Merkblatt, das Farbdosenetikett und die Sortimentsübersicht geben den richtigen Verdünner pro Farbsorte vor. Spritzverdünner Wird die Druckfarbe nicht im Siebdruck verarbeitet, sondern im Spritzverfahren (Spritzpistole) aufgebracht, stehen sehr schnellverdunstende Spritzverdünner zur Verfügung. Wichtig ist hier die schnelle Antrocknung der Farbe an der Oberfläche, damit die homogen gespritzte Farbfläche nicht nachträglich durch Tropfenbildung oder Farbfließlinien gestört wird. Verzögerer Verzögerer sind ebenfalls Lösemittel, jedoch mit einer deutlich höheren Verdunstungszahl und somit besserer Sieboffenhaltung bei gleichzeitig langsamerer Trocknung und verringerter Blockfestigkeit. Die anteilige Zugabe zum Verdünner erfolgt dann, wenn feine Strichmotive oder Raster gedruckt werden, oder bei langsamer Druckfolge. Verzögerer beeinflussen ebenfalls die Farbviskosität (analog Verdünner) und werden für eine gute Farbverträglichkeit und Haftung zum Bedruckstoff anteilig in Kombination mit Verdünnern eingesetzt. Produktübersicht mit Eigenschaften Jeder Verdünner oder Verzögerer setzt sich als Mischung aus mehreren Lösemitteln zusammen. GmbH & Co. KG Telefon: +49-(0) info@marabu-druckfarben.de

3 Ein wichtiges Kriterium ist die Geschwindigkeit der Verdunstung aus der Druckfarbe. Generell sind hier Verdünner schneller als Verzögerer. Lösekraft Flamm punkt Geruch Kennzeichnung GLV langsam gut 72 C mild Xn LIGV langsam gut 40 C mild Xi MMV schnell gering 34 C mild Xn PLV schneller gut 36 C mild Xi PSV schneller gering 32 C mild frei PUV schneller gut 47 C mittel Xi PV langsam gut 72 C mild Xn QNV langsam gut 47 C mittel Xn SPV mittel gut 46 C mittel Xn UKV1 schneller sehr gut 43 C stark Xn UKV2 schnell gut 49 C mild Xi UR3 schneller gut 42 C mild Xn YV langsam befr. 50 C mild Xn Verdünner Verdunstung Spritzverdünner Verdunstung Lösekraft Flamm punkt Geruch Kennzeichnung PSV schnell gering 32 C mild frei TPV schnell gut 44 C mild Xi 7037 Sehr schnell sehr gut -4 C stark Xi, F Handreiniger Verdunstung Lösekraft Flammpunkt Geruch Kennzeichnung PLR schnell gering 15 C mittel Xi, F UR3 schnell gut 42 C mild Xn Symbole: Xi = reizend, Xn = gesundheitsschädlich, F = leichtentzündlich) Anmerkungen Die Angaben in der Spalte Verdunstung sind abgeleitet von den Verhältniszahlen der jeweiligen Lösemittel. Dies sind theoretisch errechnete Werte ohne Berücksichtigung von Wechselwirkungen, die durch Lösemittelgemische und den Einfluss der Bindemittel auftreten. In der Praxis kann also aufgrund der Höhe des Wertes der Verdunstungszahl nicht automatisch auf die direkte Qualität der Sieboffenhaltung geschlossen werden. Die Werte Verdunstung sind nur Anhaltspunkte und müssen immer in der Praxis kontrolliert werden. Die Angaben in der Spalte Kennzeichnung ersetzen nicht die vollständige und aktuellste Deklaration der Produkte durch die sicherheitstechnischen Datenblätter oder auf dem Etikett. Die Angaben unter dem Begriff Geruch sind subjektiv und werden in Nuancen von verschiedenen Personen unterschiedlich beurteilt. Verzögerer Verdunstung Seite 3/8 Lösekraft Flamm punkt Geruch Kenn- Zeichnung SV1 mittel gut 82 C mild Xi SV3 langsam gering 91 C mild Xn SV5 schnell sehr gut 77 C mild Xn SV9 langsam gering 102 C mild Frei SV1 0 mittel gut 74 C mild Xn Weitere generelle Empfehlungen - Polystyrol ist wenig lösemittelresistent an der Oberfläche und leitet somit die Lösemittel sehr schnell ins Materialinnere. Hier empfehlen wir den schnellen und milden Verdünner PSV. - Auch gespritzte Kunststoffteile mit hohem inneren Spannungspotential brauchen f ür eine rissfreie Bedruckung eine sehr milde Farbeinstellung. Auch hier empfehlen wir den milden PSV. GmbH & Co. KG Telefon: +49-(0) info@marabu-druckfarben.de

4 Transparentmasse Fast jedes Farbsystem hat eine eigene Transparentmasse im Programm (GL 409, GN 409, GO 409, GR 409, LIG 409, LIM 409, LIP 409, LIS 409, MM 409, P 409, SL 409 und SR 409) mit folgendem Einsatzzweck: - Absenkung der Farbdichte bei Rasterfarben - Erhöhung der Farbviskosität bei Strich- und Rasterfarben - Verminderung der Fließfähigkeit von Strichfarben beim Druck feiner Details und im Negativdruck Transparentmassen beinhalten immer das Originalbindemittel der jeweiligen Farbsorte und sind daher optimal verträglich. Weiterhin sind sie mit Stellmittel (Pulver) angereichert. Daher reduziert eine 5-20%ige Zugabe zum Farbton die Fließfähigkeit (Zähigkeit) bei gleichzeitig erhöhter Viskosität. Somit neigt die Farbe weniger zum Schmieren. Für eine homogene Einarbeitung empfehlen wir zuerst die Verdünner und/oder Verzögererzugabe zur Transparentmasse und dann die Vermischung mit dem Farbton. Vorteile der Transparentmasse - Erhöhung der Thixotropie, somit Verminderung der Fließfähigkeit - Erhöhung der Viskosität - optimale Verträglichkeit - Standardprodukt - manuelles leichtes Einarbeiten möglich Nachteile der Transparentmasse - Verringerung des Deckvermögens - teilweise Verminderung des Glanzgrades - evtl. Verringerung der Tiefziehfähigkeit - in vielen, aber nicht allen Farbsystemen vorhanden - Verringerung der Witterungsbeständigkeit - teilweise Verminderung des homogenen Farbverlaufs - Aufhellung des Farbtones, je nach Zugabe Seite 4/8 2) Thixotropie Die Oberbegriff Rheologie beschreibt die Fließeigenschaften einer Farbe und ist abhängig von den eingesetzten Bindemitteln und der Art der verwendeten verdünnenden Komponenten. Wir unterscheiden zwischen einer kurzen Farbe mit hoher Thixotropie (geringe Fließfähigkeit) und geringer Zähigkeit, wobei der Farbstrom beim Ablaufen an einem Farbspatel sehr schnell abreißt (wie Quark vom Löffel), und einer langen Farbe mit geringer Thixotropie (hohe Fließfähigkeit) und höherer Zähigkeit, die den Farbfluss beim Ablaufen vom Spatel lange nicht abreißen lässt (wie Honig vom Löffel). Dieses unterschiedliche Abreißverhalten hat neben anderen Parametern (z.b. dem Festkörpergehalt der Farbe) einen zentralen Einfluss auf die Farbübergabe aus dem Sieb hin zum Bedruckstoff, das Tiefziehverhalten, das Farbverhalten auf statisch geladenem Material, die Sieboffenhaltung und auf die Randschärfe von feinen Details sowie im Rasterdruck. Dabei ist jedes Farbsystem für seinen geplanten Einsatzzweck von Haus aus in seiner rheologischen Einstellung optimiert, kann aber durch Zugabe geeigneter Hilfsmittel verändert werden. Der Vorteil von Farbsystemen mit hoher Zähigkeit ist die tendenziell etwas höhere chemische Beständigkeit, natürlich bei geeigneter Bindemittelauswahl. Stellmittel STM Das Stellmittel STM ist ein Verdickungsmittel in Pulverform, das bei 1-2%iger maschineller Zugabe die Viskosität und Thixotropie einer Druckfarbe deutlich erhöht (geringere Fließfähigkeit). Die Zugabe erfolgt beim Druck sehr feiner Details im Positiv- und Negativbereich, im Reliefdruck (gewünschter hoher Farbauftrag) und beim Druck auf offenporiges (absorbierendes) Material, z.b. ungestrichenes Papier. GmbH & Co. KG Telefon: +49-(0) info@marabu-druckfarben.de

5 Vorteile von Stellmittel - kein Ausfließen der Farben - Erhöhung der Viskosität - kein Absinken der Farbdichte - universell einsetzbar Nachteile von Stellmittel - maschinelles Einrühren ist Pflicht - deutliche Verringerung der Tiefziehfähigkeit - Verringerung der Wetterechtheit - Verminderung des Glanzgrades - verminderter Farbverlauf in der Fläche Verzögerungspaste VP Die VP-Paste eignet sich besonders für sehr feine Druckmotive und für den Rasterdruck, da eine 10-15%ige Zugabe in Ergänzung zu Verdünner und/oder Verzögerer die Viskosität hoch hält bei verbesserter Sieboffenhaltung. Die VP-Paste kann den meisten Lösemittelfarben zugesetzt werden, außer den Farbsorten GL, P, PP, PU und PY. Hilfsmittel STM VP Form und Zugabe Pulver 1-2% Paste 10-15% Viskosität Thixotropie Deck- Vermögen Farbverlauf Glanzgrad Anmerkung Maschinelles Einrühren verbessert Sieboffenhaltung Hier eine Übersicht Erklärung: = Anstieg = geringer Anstieg, = unverändert = Abfall = leichter Abfall 3) Mattieren Den Glanzgrad einer lösemittelbasierten Farbe kann man durch Zugabe von Hilfsmitteln absenken. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten: Seite 5/8 Mattpaste ABM und PUM Durch Zugabe von 10-30% der universellen Mattpaste ABM zur Farbe wird der Glanzgrad individuell leicht bis deutlich gesenkt. Dabei entsteht eine Aufrauhung der Farboberfläche, die die Reflektion des einfallenden Lichtes reduziert und so zu einem matten Erscheinungsbild führt. Mit steigender Zugabemenge von ABM-Paste wird das Deckvermögen sowie die Abriebfestigkeit reduziert. Für die Farbserie Marapur PU steht zur Mattierung die Mattpaste PUM mit gleichen Eigenschaften zur Verfügung. Generell erfolgt die Mattpastenzugabe bei 2K-Farben (mit Härter), z.b. bei Marapur PU, erst in das fertige Farbe- /Härtergemisch, damit dieses Verhältnis nicht negativ verschoben wird. Da der Glanzgrad im Farbton Weiß/Deckweiß generell niedriger liegt, muss hier die Zugabemenge reduziert werden (10-20%). Für die Glasfarbe GL empfehlen wir nicht die ABM Mattpaste, hier muss Mattierungspulver MP zum Einsatz kommen. Mattierungspulver MP Soll eine Druckfarbe mattiert werden ohne Deckkraftverlust, so kann dies nur durch Zugabe des universellen Mattierungspulvers MP erfolgen. Hier empfiehlt sich die Zugabe von 1-4% (bei Weiß max. 2%), wobei das MP-Pulver maschinell in die Farbe eingerührt werden muss. Generell ist MP-Pulver ein Rohstoff ohne Fremdbindemittel-Anteil. Daher eignet es sich sehr gut für alle Farbsysteme, auch für alle 2K- Farben. 4) Weichmacherfestigkeit Weich-PVC ist stark mit im Material ungebundenen Weichmacherzusätzen versehen (10-40%), die nach der Bedruckung in die gedruckte Farbschicht migrieren können. Gute Weich- PVC Farben haben die Fähigkeit, den Weichmacher im Farbfilm aufzunehmen bei unverändert guter Blockfestigkeit und Farbhaftung zum GmbH & Co. KG Telefon: +49-(0) info@marabu-druckfarben.de

6 Untergrund. Um diese Eigenschaft zu verstärken kann man der Druckfarbe 10-30% Mattpaste (ABM oder PUM) oder wie oben beschrieben Mattierungspulver MP zusetzen. Beide Möglichkeiten verursachen eine Aufrauung der Farboberfläche sowie die Bildung kleiner Hohlräume im Farbfilm, so dass dieser unbeschadet mehr Weichmacher aufnehmen kann. Die ABM- oder MP-Zugabe verringert gleichzeitig den Glanzgrad sowie die Abriebfestigkeit des Farbfilms. 5) Blockfestigkeit Werden Siebdruckfarben durch Zugabe von Mattpaste (10-30%) oder Mattierungspulver (1-4%) mattiert, so erhöht sich die Blockfestigkeit der Druckbögen im Stapel. Auch hier reduziert sich wieder der Glanzgrad und die Abriebfestigkeit des gedruckten Farbfilms. Wichtig ist auch die Kontrolle der eingesetzten Verdünner und Verzögerer. Für eine hohe Blockfestigkeit dürfen keine Hilfsmittel mit hoher Verdunstungszahl eingesetzt werden. 6) Elastizität Weichmacher sind extrem schwerflüchtige Substanzen, die die Kompaktheit von Bindemitteln auflockern. Beim Druck von mehreren Farbschichten auf dünner Folie, z.b. bei doppelseitigen Aufklebern, muss sogar Weichmacher zugesetzt werden (3-5%). Es gilt aber zu bedenken, dass jede Weichmacherzugabe die Trocknungsgeschwindigkeit und somit auch die Blockfestigkeit im Stapel reduziert. Kontrolle der Restlösemittel Werden dünne Materialien (z.b. Selbstklebefolien) anschließend im gedruckten Farbfilm (an)geschnitten oder gestanzt, so ist neben der Flexibilität des eingesetzten Bindemittels und der evtl. Zugabe von Weichmacher auch der Restlösemittelgehalt in der Druckfarbe entscheidend. Bei zu hohem Gehalt ist der Bedruckstoff und Farbfilm noch weich, und es kommt nach dem Schneiden oder Stanzen zu Folienschrumpfung oder hässlichem Kantenhochziehen. Hier empfehlen wir dringend den geringst möglichen Einsatz von Verzögerer, eine gute Trocknung in der Horde oder im Warmluftkanal sowie die längstmögliche Liegezeit der Druckbögen vor der Weiterverarbeitung. Generell hat ein gedruckter Farbfilm und ein dünner Bedruckstoff (z.b. Selbstklebefolie) beim Trocknungsprozess oder bei späterer thermischer Belastung einen unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten. Dies bringt nachträglich Spannungen in den Druckbogen, speziell wenn im gedruckten Farbfilm geschnitten oder gestanzt wird. Hier gilt es zu regulieren. Weichmacher WM 1 Jedem 1K-Farbsytem (außer der Maraprop PP) kann 1-5% Weichmacher WM 1 zugesetzt werden. Dies entspannt und flexibilisiert den gedruckten Farbfilm und vermindert z.b. die Gefahr des Kantenhochziehens oder Materialschrumpfes bei Selbstklebefolien. Seite 6/8 7) Farbverlauf Die meisten Farbsysteme enthalten in der Grundrezeptur Verlaufmittel, das die Entstehung von Luftblasen bei der Rakelbewegung im Sieb oder beim Aufrühren verhindert. Verlaufstörungen haben oftmals ihre Ursache in einer zu hohen Farbviskosität, was durch weitere Verdünnerzugabe verhindert werden kann. Bringt dies keine Verbesserung, so stehen folgende Hilfsmittel zur Verfügung: Druckverbesserer ES (Verlaufmittel) Das silikonhaltige Hilfsmittel ES verringert die Oberflächenspannung der Farbe und hat eine entschäumende Wirkung. Die Zugabemenge darf 1% nicht überschreiten (bitte Waage benü- GmbH & Co. KG Telefon: +49-(0) info@marabu-druckfarben.de

7 tzen!), da sonst Haftungsprobleme bzw. Überdruckprobleme vorprogrammiert sind. Druckverbesserer VM 1 und VM 2 Beide Druckverbesserer sind silikonfrei und werden bei Verlaufproblemen für die Farbsorten Glasfarbe GL (VM 1) und Marapoly P (VM 2) empfohlen. Die Wirkungsweise in anderen Farbsystemen ist so gering, dass eine Verdünnerzugabe den gleichen oder besseren Effekt hat. 8) Haftvermittler Polyolefine wie z. B. Polypropylen müssen vor Druckbeginn vorbehandelt werden. Eine Möglichkeit ist die Vorbehandlung mit dem P rimer P 2. Primer P 2 Dieses spezielle Lösemittel wird vor Druckbeginn manuell mittels Lappen oder Spritzpistole vollflächig auf die PP-Oberfläche aufgebracht. Danach kann man Polypropylen mit 1Koder 2K- Farben bedrucken. Dabei ist die Wirkung der Vorbehandlung zeitabhängig, sie sollte maximal 1-2 Tage vor der Bedruckung aufgebracht werden. In speziellen Fällen hat sich auch eine 5-10% ige Zugabe von P 2 direkt in die Druckfarbe Maraprop PP bewährt. 9) Vorreinigung Viele Materialien wie Weich-PVC oder pulver-/ nasslackierte Untergründe sind an der Materialoberfläche durch nicht sichtbare Additive oder Weichmacher verschmutzt. Somit druckt man nicht auf den Bedruckstoff, sondern auf eine Art Trennschicht, was oftmals eine schlechte Farbhaftung nach sich zieht. Seite 7/8 Planenreiniger PLR Mit diesem milden Reiniger auf Alkoholbasis kann man die Verschmutzungsrückstände mit einem Lappen entfernen und erhält dadurch oftmals eine bessere Farbhaftung. Bitte den Lappen öfters wechseln, sonst wird nicht vorgereinigt, sondern nur der Schmutz verteilt! 10) Härter Es gibt Farbsorten, die als 1K- oder 2K- Farbsystem verwendet werden können. Bei diesen Zwitterfarben kann durch Härterzugabe die Farbhaftung auf schwierigen Bedruckstoffen sowie die chemische und mechanische Beständigkeit erhöht werden, wie bei reinen 2K- Farben. Wichtig ist zu wissen, dass Härterzugabe immer den Verarbeitungszeitraum von Farben auf 8 bis 16 Std. begrenzt (außer Härter HT 1). Für alle Farbsysteme, die mit Polyisozyanat vernetzt werden können, stehen drei unterschiedliche Härter zur Verfügung: Härter H 1 Härter H 1 ist ein aliphatisches Polyisozyanat, das vergilbungsfrei im Außenbereich bei relativ flexiblem Farbfilm, langer Topfzeit und langsamer Trocknung reagiert. Härter H 2 Härter H 2 ist ein aromatisches Polyisocyanat, das einen harten und spröden Farbfilm bei schneller Trocknung und kürzerer Topfzeit zeigt. Der Härter H 2 wird bei UV-Bestrahlung im Außenbereich gelblich, was bei Lack, Weiß und anderen hellen Farbtönen sichtbar wird. Härter HT 1 Wärmereaktiver Härter, der mit dem Stammlack der eingesetzten Farbe erst bei einer wärmeforcierten Trocknung von 150 C 30 min. reagiert. HT1 kann anstelle von H 1 oder H 2 bei gleicher Zugabemenge eingesetzt werden und hat den großen Vorteil einer verlängerten Topfzeit von bis zu 6 Monaten! GmbH & Co. KG Telefon: +49-(0) info@marabu-druckfarben.de

8 Anmerkungen zu Härtern Generell sind alle Härter feuchtigkeitsempfindlich, auch gegen hohe Luftfeuchtigkeit. Somit muss der Trocknungsprozess der Farbe in den ersten 24 Stunden bei möglichst geringer Feuchtigkeit ablaufen, sonst reagieren Teile des Härters mit Wasser und stehen einer kontrollierten Farbreaktion nicht mehr zur Verfügung. Auch muss die Lagerung der Härtergebinde unter Ausschluss von Feuchtigkeit erfolgen (Dose immer vollständig schließen!). Weiterhin ist bei allen 2K-Systemen der Grad der Vernetzung (Härter mit Stammlack), also die anschließende chemische und mechanische Beständigkeit der gedruckten Farbe, sehr temperaturabhängig. Bei einer wärmeforcierten Trocknung der Farbe unmittelbar nach dem Druck bei 140 C während min. wird eine optimale Farbvernetzung und somit die höchste Beständigkeit erzielt. 11) Fazit Generell enthalten alle Siebdruckfarben von Hause aus die nötigen Hilfsmittel. Ein Modifizieren der Farben findet daher nur in besonderen Fällen statt. Mit dieser Tech wollen wir niemand zum Lacklaboranten ausbilden oder das Experimentierfieber wecken, sondern das Verständnis für die wenigen Fälle einer sinnvollen Farbmodifikation vermitteln. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Farbe sinnvoll zu verbessern, aber auch viele, sie zu verschlechtern. Daher ist der überlegte und verantwortungsbewusste Umgang mit Hilfsmitteln und Waage unumgänglich. Hilfsmittel verändern teilweise gravierend die Farbeigenschaften, deshalb ist ein Probedruck vor Auflagenbeginn unumgänglich. 2K-Systeme können auch bei Raumtemperatur getrocknet werden, nur dauert dann die vollständige Vernetzung bis zu 7 Tage bei verminderter Beständigkeit. Auf schwierigen Untergründen wie Glas, einigen Metallen oder Duroplasten sowie bei hohen Anforderungen, wie z.b. Spülmaschinenfestigkeit, kann daher die Trocknung der Farbe im Ofen zur Pflicht werden. Härter GLH, YH und YH9 Diese Härter sind Farbsorten-spezifisch und können daher nicht universell in mehreren Farbsystemen zum Einsatz kommen. GLH ist der passende Härter für die Glasfarbe GL. Die Härter YH und YH 9 kommen ausschließlich bei der Farbsorte Marapoxy Y zum Einsatz und werden im technischen Merkblatt genau erklärt. Seite 8/8 GmbH & Co. KG Telefon: +49-(0) info@marabu-druckfarben.de