Hund hinter Gittern. Traumtänzerei, Tierquälerei oder hat das vielleicht doch einen Effekt?

Transkript

1 Hund hinter Gittern Traumtänzerei, Tierquälerei oder hat das vielleicht doch einen Effekt?

2 zur Person: tätig in der LVR-Klinik Bedburg-Hau seit März 2011 (Suchttherapeutin, Sozialdienstmitarbeiterin) Zusatzqualifikation als Fachkraft für tiergestützte Therapie, Pädagogik und Fördermaßnahmen (Institut für soziales Lernen mit Tieren/Wedemark) seit April 2012 hundegestützte Interventionen auf den Stationen der Abteilung Forensik IV (Unterbringungen nach 63, 64 StGB)

3 Schlüsselerlebnisse: eigene Erfahrungen Einsatz des Familienhundes während einer Honorartätigkeit zu Studienzeiten in einer gerontopsychiatrischen Einrichtung

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5 zum Setting der LVR-Klinik Bedburg-Hau: eine der größten Einrichtungen in NRW zur Behandlung, Betreuung und Pflege psychisch, sowie neurologisch erkrankter Menschen im Jahr 2013 verfügte die Klinik über 950 Betten und circa Mitarbeitern die ca. 100 Gebäude (sogenannter Pavillonstil) der Klinik befinden sich in einem ungefähr 80 ha großen wald- und parkähnlichem Gelände

6 drei Betriebsbereiche: Krankenhausbereich (insgesamt acht Abteilungen), Soziale Rehabilitation, Forensische Psychiatrie

7 Fachbereich Forensik als Einsatzgebiet des Hundes: vier Abteilungen/384 vollstationäre Betten Abteilung Forensik IV als Haupteinsatzgebiet des Hundes mit 86 Betten, Unterbringungen nach 63 und 64 StGB für psychisch kranke oder suchtkranke Straftätern befristetes Projekt (endet am )

8 Tara: 4,5-jährige Altdeutsche Schäferhündin Übernahme im April 2012 verfügt über einen soliden Grundgehorsam menschenbezogen, freundlich, offen in Ausbildung zum Therapiehundebegleitteam seit Juni 2013

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10 Einsatz von Tara: suchtforensischer Bereich: * Gruppensetting (zum Beispiel Anwesenheit bei Rückfallprophylaxegruppen) * Einzelsetting

11 mental-beeinträchtigter Bereich: * Einzelsetting * Arbeit in Zweiergruppen * im Klinikgelände (Einzelsetting oder Gruppenspaziergänge, maximal drei Patienten) * Begleitung der Sporttherapie donnerstags (zwei Mitarbeiter + variable Anzahl an Patienten)

12 Anzahl der teilnehmenden Patienten: aktuell 16 Patienten des mental-beeinträchtigten Bereichs + Teilnehmer der Sporttherapie (variiert von Woche zu Woche) neun Teilnehmer der Rückfallprophylaxegruppe

13 Zeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 08:00-10:00 Soziales Kompetenztraining Rückfallprophylaxegruppe 10:00-12:00 Rückfallprophylaxegruppe 10:00 11:00 Uhr: Einzelsetting (zwei Patienten in Folge, jeweils 20 Minuten + Pause) 09:45 10:15 Uhr: Gruppensetting (zwei Patienten, 30 Minuten + Pause), ========== 10:30-11:30: Gruppenspaziergang (drei Pat.) 10:00 11:30 Uhr: Begleitung der Sporttherapie im Klinikgelände (variable Patientenanzahl) 10:30 11:00 Uhr: Einzelintervention 12:30 13:00 13:15 14:00 Einzelintervention Gruppenange bot (zwei Pat.) Ab 13:00 Uhr: Clickern mit zwei Patienten (45 Minuten inkl. Pausen) 13:30 14:00 Uhr: Einzelintervention 14:00 16:00 14:15 15:00 Uhr: Gruppensetting (zwei Patienten)

14 Was kann durch Tara erreicht werden? Patienten erleben bedingungslose Akzeptanz und Zuneigung Empfang und Gabe körperlicher Nähe und Wärme Patienten erleben Selbstwirksamkeit (Tara befolgt Kommandos) direkte, nichtwertende Rückmeldung durch den Hund, falls das Kommando nicht korrekt gegeben wurde Erhöhung von Frustrationstoleranz & Durchhaltevermögen

15 Steigerung der Lebensfreude während der Interaktion mit Tara Steigerung der Lebensqualität auch Pflegepersonal profitiert von der Anwesenheit Taras

16 Beobachtbare Effekte: Seit Jahren hospitalisierte Patienten lassen sich durch Tara motivieren, wieder an Angeboten teilzunehmen schlafende Patienten stehen für Tara freiwillig auf Patienten bücken sich, um Taras Bällchen aufzuheben (Mobilisierung) Patienten zeigen ein umsorgendes Verhalten (Hundedecke richten, Wassernapf füllen) Patienten unterhalten sich vermehrt über Tara

17 Für Hundeführerin ergeben sich ebenfalls positive Konsequenzen: regelmäßige Pausen (Lösebedürfnis des Hundes), Achten auf die Belastungsgrenzen des Hundes erhöhte Achtsamkeit gegenüber eigener Belastung, mehr Bewegung an der frischen Luft, Spannungsabbau bei Bewegungsspielen mit Tara im Rahmen der Ausgleichsarbeit/Pausenarbeit

18 Mein Resümee: Tiergestützte Arbeit hat auch in der Forensik viele positive Effekte, individuelle Belastung deutlich erhöht: Doppelbelastung im direkten Patient-Hund-Kontakt, engeres Zeitmanagement (bspw. Termine versus Lösebedürfnis des Hundes), Rechtfertigung der eigenen Arbeit.

19 Zeit für Fragen

20 Zukunftsvisionen: Ausbau des tiergestützten Bereichs, damit mehr Patienten profitieren und teilnehmen können (Warteliste, begrenzte Kapazitäten der eingesetzten Tiere, zeitliche Ressourcen): mehr Kollegen bringen ihre (geeigneten) Hunde mit zum Dienst Einsatz weiterer Tierarten (z. B.: Aquarien, Kleintiere im Stationsgarten, Wiederbelebung des ehemaligen Tiergeheges)

21 Ermöglichung naturnaher Erlebnisse (Beobachtung von einheimischen Wildvögeln durch Einrichtung/Pflege entsprechender Futterstationen, Aufstellen von Insektenhotels, Aussäen von Wildbienenblumen- und Schmetterlingsblumenwiesen etc.)

22 Zeit für Fragen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!!!!

23 Zeit für Fragen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!!!!