Mehr Menschlichkeit für Tiere. Geschäftsbericht

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1 Mehr Menschlichkeit für Tiere Geschäftsbericht 2011

2 Inhalt Editorial BÄRENWÄLDER: Zuflucht für Braunbären LIONSROCK: Grosskatze-Aanlage in Südafrika Hilfe für Streuner: Stray Animal Care Orang-Utans in Not: Hilfe für Waldmenschen PFOTENHILFE Lochen: Das Heim für Tiere Projekte Schweiz: Zum Wohle von Heim- und Nutztieren Kampagnen: Stopfmast, Lebendrupf x Keine Tierversuche für Kosmetik, Gift im Pelz, Unseriöser Hundehandel Importverbot für Reptilleder, Reduktion des Fleischkonsums Mittelbeschaffung und Finanzen Aufwendungen und Aufwandsverteilung VIER PFOTEN: Staatlich und privat geprüfte Stiftung mit gemeinnützigem Charakter Impressum Herausgeber: VIER PFOTEN Stiftung für Tierschutz Enzianweg Zürich Tel.: Fax: -99 office@vier-pfoten.ch Spendenkonto: Redaktion/Text: Vera Lukow, Beate Schüler, Pascal Girod Cover-Foto: VIER PFOTEN/Mihai Vasile Gestaltung und Satz: Dino Kunkel, sputnik kommunikations-satellit, Wien Seite 2 Geschäftsbericht 2011

3 Sehr geehrte Damen und Herren1 Tiere sind unsere Mitgeschöpfe, und wir Menschen tragen für sie die Verantwortung. Jedes einzelne von ihnen hat das Recht auf respektvolle Behandlung und ein würdiges Leben. Dieser Leitgedanke trägt die Arbeit unserer Stiftung nun schon durch 24 Jahre. Und ich freue mich, Ihnen mit dem Geschäftsbericht 2011 eine umfassende Bilanz unseres Einsatzes für das Wohl und den Schutz der Tiere vorlegen zu dürfen. Das Ziel unserer nationalen und internationalen Projekte ist die rasche und direkte Hilfe für notleidende Tiere. In unseren Bärenschutzzentren und in unserem Grosskatzenrefugium LIONSROCK Park bieten wir Wildtieren aus schlechter Haltung einen artgemässen Lebensraum. In diesem Jahr lebten dort in unserer Obhut 45 Braunbären und mehr als 70 Löwen. Im Rahmen unseres nachhaltigen Kastrationsprojekts Stray Animal Care kümmerten wir uns in fünf Ländern erfolgreich um herrenlose Hunde und Katzen. Auf Borneo konnten wir in unserer Orang- Utan-Rettungsstation eine Gruppe verwaister Orang-Utans auf ihre bevorstehende Wiederauswilderung vorbereiten. Zudem war unser Disaster Relief Team bei Nothilfeeinsätzen in Nordafrika, Pakistan und Rumänien aktiv. Foto: VIER PFOTEN/Dieter Nagl Im Rahmen unserer Kampagnen setzen wir uns für bessere Lebensbedingungen von Nutz-, Wild-, und Heimtieren ein und ringen darum, höhere Standards in der Tierhaltung gesetzlich und gesellschaftlich zu verankern. In diesem Jahr engagierten wir uns schwerpunktmässig für Enten und Gänse in der Stopfmast, lebend gerupfte Gänse sowie Versuchstiere ausserdem gegen unseriösen Welpenhandel sowie den Import von Reptilleder. Allen Menschen, die unsere Arbeit durch ihre wohlwollende Unterstützung ermöglicht haben, danke ich von Herzen. Ihr Helmut Dungler Präsident Stiftung VIER PFOTEN Geschäftsbericht 2011 Seite 3

4 BÄRENWÄLDER Zuflucht für Braunbären Sie tanzten an der Kette, führten Kunststücke auf oder litten in engen Gefängnissen. Alle Braunbären, die heute in der Obhut von VIER PFOTEN leben, hatten es einst sehr schwer. Noch immer werden in Europa viele Bären in Gefangenschaft gequält und schlecht gehalten. VIER PFOTEN engagiert sich für diese Tiere, fordert strengere Haltungsvorschriften und hilft den Bären direkt. In den drei BÄRENWÄLDERN der Stiftung finden Braunbären aus schlechter Haltung ein naturnahes Zuhause. Die Bären streifen in grosszügigen Gehegen umher, graben Höhlen, baden in Teichen, suchen Futter und halten Winterruhe. Erfahrene Tierpfleger bieten täglich Anreize, um die Bären von ihren Verhaltensstörungen zu befreien. Sie beschäftigen die Tiere beispielsweise mit Futterspielen, die ihre Intelligenz und ihr Geschick fordern. Wildtierärzte untersuchen und behandeln die Tiere regelmässig. Im Jahr 2011 lebten 45 Braunbären in der Obhut von VIER PFOTEN, für fünf Bären begann das neue Leben in diesem Jahr. BÄRENWALD Arbesbach Das erste Bärenprojekt der Stiftung wurde 1998 eröffnet und liegt im österreichischen Waldviertel. Hier leben sieben Braunbären. Einer ist Eddie erst zwei Jahre alt und der jüngste im Bunde. Eddie stammt aus einem Zoo in Aman/Jordanien. Dort wurde er viel zu früh von seiner Mutter getrennt und zeigte schwere Verhaltensstörungen. Seit dem Sommer 2011 lebt Eddie in Arbesbach und geniesst die volle Aufmerksamkeit der Tierpfleger. Er hat bereits sehr viel gelernt und fällt nur noch selten in alte Stereotypien zurück. Foto: VIER PFOTEN/Mihai Vasile Foto: VIER PFOTEN/Stefan Knöpfer Seite 4 Geschäftsbericht 2011

5 Foto: VIER PFOTEN/Yavor Gechev TANZBÄRENPARK Belitsa Im Südwesten Bulgariens finden ehemalige Tanzbären seit dem Jahr 2000 Schutz im TANZBÄRENPARK Belitsa. Die Tanzbärenhaltung ist in Bulgarien inzwischen verboten, das ist ein grosser Erfolg für den Tierschutz. VIER PFOTEN hat alle Tanzbären des Landes von Ketten und Nasenringen befreit und in das waldreiche Refugium überführt wurden hier 25 Bären gepflegt und umsorgt. Aufgrund der ehemals schlechten Lebensbedingungen leiden viele der Bären an gesundheitlichen Problemen. Deshalb wurden die Bären auch im Jahr 2011 wieder beim jährlichen Vet- Check von einem erfahrenen Tierärzte-Team untersucht und behandelt. Partner dieses Projektes ist die Fondation Brigitte Bardot. Foto: VIER PFOTEN BÄRENWALD Müritz Das jüngste Bärenprojekt der Stiftung ist der 2006 eröffnete BÄRENWALD Müritz in Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2011 wurde der Park auf die doppelte Grösse erweitert. Mit insgesamt 16 Hektar ist er nun das grösste Bärenschutzzentrum in Westeuropa. Noch im gleichen Jahr wurden vier weitere Bären in die neuen Gehege aufgenommen. Drei der Bären kommen aus schlechten Haltungen in Polen. Sie brauchten dringend ein neues Zuhause. In Polen warten noch acht weitere Bären auf Hilfe. Deshalb will VIER PFOTEN ab 2012 auch hier neue bärengerechte Gehege bauen und gemeinsam mit dem polnischen Umweltministerium bessere gesetzliche Standards erwirken. Die drei Bärenschutzzentren von VIER PFOTEN sind für Besucher geöffnet beobachteten mehr als Menschen unsere Bären in natürlicher Umgebung und informierten sich über die Bedürfnisse und das Schicksal der Tiere. Mehr unter Partner VIER PFOTEN unterstützt die rumänische BÄRENWAISENSTATION Harghita. Hier werden Bärenwaisen ohne Prägung auf den Menschen grossgezogen und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet wurden 16 neue Jungtiere in das Programm aufgenommen. Mit dabei ist der kleine Bärenjunge Lucky aus Slowenien; ihm blieb ein Leben in Gefangenschaft erspart. Den Erfolg des Projektes zeigen die GPS-Daten der bereits ausgewilderten Bären: Die Tiere halten sich von Menschen fern, wandern und leben wie wilde Bären. Geschäftsbericht 2011 Seite 5

6 LIONSROCK Park Grosskatzen-Anlage in Südafrika Gequälte und heimatlose Grosskatzen finden im LIONSROCK Park ein neues Zuhause. Foto: VIER PFOTEN/DylanWhiting Foto: VIER PFOTEN/Mihai Vasile Der LIONSROCK Park umfasst mehr als Hektar südafrikanischer Naturlandschaft und bietet den Tieren mit freien Savannen-Flächen und felsigen Aussichtsplateaus einen sicheren Lebensraum, der ihren Bedürfnissen wirklich entspricht. In LIONSROCK lebten 2011 mehr als 70 Löwen in der Obhut von VIER PFOTEN, ausserdem zwei Tiger, zwei Leoparden, ein Gepard, zwei Karakale, drei Hyänen und drei Servalkatzen. Die Tiere stammen aus Europa, Afrika und dem Vorderen Orient, alle kommen aus tierquälerischen Haltungen oder sollten getötet werden, weil es keinen Platz für sie gab. Neuzugänge 2011 Die Löwin Bagira war krank, abgemagert und in einem erschreckenden Zustand, als wir sie 2011 aus einem bulgarischen Zoo befreiten. In LIONSROCK hat sie sich gut erholt. Der junge Tiger Martin wurde zusammen mit Bagira überführt. Er war von den bulgarischen Behörden konfisziert worden und keiner wusste wohin mit ihm. Tiger Bahar wurde 2011 von unserem Kooperationspartner Princess Alia Foundation aus den Händen von illegalen Händlern befreit und nach LIONSROCK gebracht. Leider ist Bahar trotz bester Pflege gestorben; er hatte vorher schon zu sehr gelitten. Fotos: VIER PFOTEN Ausbau der Löwengehege Bereits Ende 2010 war in den Gehegen für Grosskatzen kaum noch Platz für neue Tiere. Deshalb wurde 2011 auf einer Fläche von 20 Hektar mit dem Bau von fünfzehn neuen Gehegen begonnen. Elektrisch gesicherte Zäune wurden gezogen, Wasserleitungen gelegt sowie Quarantänegebäude, Unterstände und Aussichtsplattformen gebaut. Sobald die Bauarbeiten 2012 abgeschlossen sind, können weitere Tiere in LIONSROCK eine artgemässe Heimat finden. Seite 6 Geschäftsbericht 2011

7 Hilfe für Streuner Stray Animal Care Kastrieren statt töten: VIER PFOTEN hilft den herrenlosen Hunden und Katzen auf den Strassen Osteuropas. Viele Gemeinden in Bulgarien, Rumänien und der Slowakei entschieden sich für das Projekt Stray Animal Care (SAC) und gegen das Töten von Streunertieren. Der Schwerpunkt der VIER PFOTEN Streunerhilfe liegt nach wie vor in Südosteuropa, doch die Teams sind auch in anderen Ländern unterwegs: in Jordanien und erstmals auch in Litauen. Insgesamt behandelten und kastrierten wir Hunde und Katzen in fünf Ländern, weitere 346 Tiere hat das Team zusätzlich medizinisch versorgt. Rumänien war mit kastrierten Tieren in 17 Städten Haupteinsatzort, gefolgt von Litauen mit Tieren und Bulgarien mit Tieren. Foto: VIER PFOTEN/Tom Benda Foto: VIER PFOTEN/Mihai Vasile Widerstand gegen Tötungsgesetz Trotz aller Erfolge müssen wir für eine verantwortungsvolle Streunerpolitik weiter Überzeugungsarbeit leisten, denn es gibt immer wieder auch Rückschritte: In Rumänien sollte 2011 ein neues Gesetz die Massentötung von Streunern erlauben. Zehntausende Menschen protestierten in ganz Europa. VIER PFOTEN sammelte über Unterschriften gegen das Gesetz und klagte beim rumänischen Verfassungsgericht mit Erfolg: Am 11. Januar 2012 lehnten die Richter das Gesetz ab. Foto: VIER PFOTEN Oben: Ein Streunerkatze wird nach der Behandlung und Kastration wieder frei gelassen. Unten: In Wien protestierte VIER PFOTEN vor der rumänischen Botschaft gegen die geplante Hundetötung. Auch in der Ukraine verhandelte VIER PFOTEN mit den Behörden für das Leben der Streuner. Im Vorfeld der Fussball-EM 2012 wurden dort Tausende Streunertiere systematisch umgebracht wird das SAC-Team erstmals auch in der Ukraine kastrieren. Geschäftsbericht 2011 Seite 7

8 Foto: VIER PFOTEN/Mihai Vasile ORANG-UTANS IN NOT Hilfe für Waldmenschen Auf Borneo geht die Zerstörung des Regenwaldes unvermindert weiter. Dadurch verlieren die Orang-Utans ihren Lebensraum. Sie verhungern, werden gejagt und getötet oder eingefangen und als Haustiere missbraucht. Seite 8 Geschäftsbericht 2011

9 Seit 2007 hilft VIER PFOTEN gemeinsam mit der Stiftung Borneo Orangutan Survival Foundation den vom Aussterben bedrohten Orang-Utans. In der Rettungsstation Samboja Lestari werden verletzte, misshandelte und konfiszierte Tiere gesund gepflegt, betreut, und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Um sicherzustellen, dass sie im Urwald allein überleben können, durchlaufen die Tiere ein aufbauendes Rehabilitationsprogram, das bei Waisenkindern einige Jahre dauert. Inseln der Obhut Viele Tiere der rund 220 Orang- Utans in der Station sind für ein Leben in Freiheit zu krank oder zu stark traumatisiert. Sie finden auf künstlich angelegten Inseln einen geschützten Lebensraum, in dem sie versorgt werden und sich frei bewegen können. Auswilderung Mehrere Orang-Utan-Waisen sollen 2012 in die Freiheit entlassen werden wurde die Auswilderung intensiv vorbereitet: Die Tiere wurden beobachtet und ausgewählt, das geschützte Regenwaldgebiet auf geeignete Pflanzen und Früchte untersucht, und es wurden einfache Wege durch das Dickicht des Urwalds geschlagen. Ausserdem hat unser Team eine umfassende Managementstrategie zur Auswilderung von Orang- Utans erarbeitet. Dazu gehören Massnahmen zur Eindämmung von Tuberkulose und zur langfristigen Beobachtung der Tiere mittels eines Senders. Foto: VIER PFOTEN/Signe Preuschoft Foto: VIER PFOTEN Foto: VIER PFOTEN/Mihai Vasile Foto: VIER PFOTEN/Mihai Vasile Geschäftsbericht 2011 Seite 9

10 PFOTENHILFE Lochen Das Heim für Tiere Im österreichischen Lochen unterstützt VIER PFOTEN ein vorbildliches Tierheim. Auf dem fünf Hektar grossen Gelände mit grosszügigen Wiesen, drei Teichen und einem Bach leben Hunde, Katzen, Pferde, Schweine, Rinder, Hühner, Kaninchen und viele andere Tiere. Erfahrene Tierpfleger betreuen sie rund um die Uhr und arbeiten mit ihnen nach den modernsten Erkenntnissen, etwa in der Hundehaltung und -ausbildung. Der Hof ist vor allem eine Auffangstation für Notfälle und nimmt ausgesetzte, entlaufene und von Behörden beschlagnahmte Tiere auf. Auch Tiere, die nicht mehr von ihrem Besitzer gehalten werden können, finden hier Zuflucht 2011 waren es unter anderem 91 verwahrloste Tiere, die das Team der PFOTENHILFE Lochen in einer Blitzaktion von einem Hof im Inntal rettete: 20 Schafe, sieben Ziegen, 30 Kaninchen, zahlreiche Hühner, Truthühner, Enten und Gänse, ein Wellensittich, zwei Katzen und fünf grosse Hunde. Bei der PFOTENHILFE Lochen werden die Tiere gut versorgt und nach ihren Bedürfnissen gepflegt. Für viele von ihnen wurde bereits eine neues, liebevolles Zuhause gefunden. Betreuung mit Liebe und Know-how Die Beziehung zwischen Mensch und Tier steht im Mittelpunkt der Arbeit, denn viele Tiere haben Schlimmes erlebt. Bei der PFOTENHILFE Lochen erleben sie oft zum ersten Mal einen positiven Kontakt zum Menschen; sie werden individuell betreut und therapiert. In liebevoller Atmosphäre lernen sie, dem Menschen wieder zu vertrauen. Fotos: VIER PFOTEN/Mihai Vasile Ebenso sorgsam verläuft die Suche nach einem neuen Zuhause. Die Tierpfleger achten sehr genau darauf, dass ihre Schützlinge in gute Hände kommen und beraten über Haltung und Training. Tiere, die nicht mehr vermittelt werden können, dürfen bei der PFOTENHILFE Lochen bleiben. Seite 10 Geschäftsbericht 2011

11 PROJEKTE SCHWEIZ Zum Wohle von Heim- und Nutztieren In der Schweiz setzt sich VIER PFOTEN für herrenlose Streunerkatzen und horntragende Kühe ein. Katzenkastrationen Streunerkatzen sind auch in der Schweiz ein Problem und ihre Zahl steigt ständig. VIER PFOTEN engagiert sich auch hierzulande für eine tierfreundliche und nachhaltige Lösung. Jeweils zu Beginn des Jahres rücken Mitarbeiter von VIER PFOTEN mit Fallen, Futter und Decken aus, um die Katzen einzufangen, sie medizinisch zu behandeln, kastrieren und schliesslich wieder frei zu lassen. Auf diese Weise trägt VIER PFOTEN zu lokal eingeschränkten, stabilen und gesunden Katzenpopulationen bei gab es mehrere Einsätze in Strengelbach, Bubikon und Alchenstorf. Darüber hinaus wurden im Sommer 2011 im Rahmen einer internationalen Sensibilisierungskampagne ( Sie sind überall! ) mehrere Standaktionen in verschiedenen Städten der Schweiz realisiert und die Bevölkerung über die Problematik informiert. Enthornung von Kühen In der Schweiz werden jährlich rund Kälber enthornt eine Prozedur, die für die Tiere Stress und Schmerzen bedeutet und langwierige Komplikationen nach sich ziehen kann. Der Eingriff wird damit begründet, dass Hörner in den engen Ställen ein zu grosses Verletzungsrisiko darstellen würden. VIER PFOTEN ist jedoch der Meinung, dass die Ställe an die Tiere und nicht die Tiere an die Ställe angepasst werden sollten. VIER PFOTEN hat deshalb eine vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL durchgeführte Beratung unterstützt: Im Rahmen des Forschungsprojekts Dimensionierung von Laufställen für behornte Milchkühe wurden landwirtschaftliche Betriebe bei der Planung von Laufställen für behornte Kühe begleitet. Zudem forderte VIER PFOTEN im Rahmen der Vernehmlassung zur neuen Agrarpolitik zusammen mit 14 weiteren Organisationen, dass der Mehraufwand durch erhöhte Direktzahlungen des Bundes ausgeglichen und so die Haltung behornter Kühe attraktiver gemacht werden soll. Tierschutzfälle Auch 2011 ging bei VIER PFOTEN eine Vielzahl an Hinweisen und Meldungen über Missstände in Haltung und Umgang mit Tieren ein. In vielen Fällen konnte bereits mittels eines Telefongesprächs oder aber durch einen Besuch und eine Augenscheinnahme vor Ort Unterstützung geboten und die Situation für Mensch und Tier verbessert werden. Foto: VIER PFOTEN/Yavor Gechev Foto: VIER PFOTEN Foto: VIER PFOTEN/Martien Frei Geschäftsbericht 2011 Seite 11

12 Kampagnen Die Kampagnen von VIER PFOTEN decken Missstände in der Tierhaltung auf und zeigen Alternativen. Sie zielen auf artgemässe Lebensbedingungen für Nutz- und Heimtiere, ein Ende von Tierversuchen sowie ein Verbot der privaten Wildtierhaltung. VIER PFOTEN ist dabei Ansprechpartner für Verbraucher und Medien, Wirtschaft und Politik. Stopfmast Für Stopfleber werden Gänse und Enten zwangsgemästet, dadurch verfettet ihre Leber krankhaft. Diese vermeintliche Delikatesse darf in allen europäischen Ländern verkauft werden, ebenso das Fleisch der gequälten Tiere. Dank der Kampagne von VIER PFOTEN verzichten fast alle Supermarktketten in der Schweiz, in Österreich und Deutschland auf den Verkauf von Fleisch aus der Stopfindustrie. Migros als grösster Anbieter von Foie gras der Schweiz zeigt sich allerdings uneinsichtig und verkauft in der Westschweiz weiterhin in grossen Mengen Stopfleber. Im Dezember 2011 rief VIER PFOTEN daher zum Protest gegen Migros auf und gab Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit, selber die Verantwortlichen aufzufordern, Foie gras aus den Regalen zu entfernen. Insgesamt beteiligten sich rund Personen an dem Protest. Auch Opernsängerin Noëmi Nadelmann rief im Namen von VIER PFOTEN dazu auf, künftig auf Foie gras gänzlich zu verzichten. VIER PFOTEN protestierte mit einer Riesenente gegen Stopfleberprodukte vor der Anuga-Messe und forderte die Veranstalter auf, die nächste Messe frei von Stopfleber zu halten. Foto: VIER PFOTEN Foto: Farmwatch Für Stopfleber wird den Gänsen mehrmals am Tag bis zu vier Kilogramm Futterbrei direkt in den Magen gepresst. Diese Zwangsmast führt zu einer krankhaften Leberverfettung. Lebendrupf Weltweit leiden Millionen von Gänsen für Daunenprodukte die Tiere werden bei lebendigem Leib gerupft. VIER PFOTEN engagiert sich seit Jahren für ein Ende dieser Tierquälerei und hat 2011 mehr als 60 Gänsefarmen in Polen und Ungarn kontrolliert und alle Betriebe, die Tiere lebendig rupften, angezeigt. Erfreulicherweise ist der Rupf lebender Tiere in Polen und Ungarn stark rückläufig. Im Rahmen der Kampagne deckte VIER PFOTEN auf, dass namhafte Outdoor- Hersteller, wie Patagonia und The North Face, Daunen von lebend gerupften Tieren verwenden. Mit einer Petition an die EU-Kommission forderte VIER PFOTEN zusammen mit Menschen ein europaweites Verbot von Lebendrupf. Seite 12 Geschäftsbericht

13 Keine Tierversuche für Kosmetik Immer noch werden in Europa an Tieren getestete Kosmetikprodukte verkauft. Die Einfuhr und der Verkauf solcher Produkte soll ab März 2013 EU-weit verboten werden. VIER PFOTEN machte sich 2011 mittels Lobbying und Öffentlichkeitsarbeit dafür stark, dass diese EU-Richtlinie auch umgesetzt wird. Aufgrund des Drucks der Kosmetikindustrie hätte sich das Verbot um viele Jahre verschieben können, was millionenfaches Tierleid zur Folge hätte. Unterstützt wurde die internationale Kampagne von der britischen Band Florence And The Machine mit dem Song Cosmic Love. Darüber hinaus wurden die Verbraucherinnen und Verbraucher darüber aufgeklärt, wie sie sich im Logo- und Label- Dschungel bewusst für tierversuchsfreie Kosmetik entscheiden können. Foto: istockphoto Gift im Pelz Pelz ist nicht nur Tierquälerei, sondern kann auch unsere Gesundheit gefährden. Die Ergebnisse der VIER PFOTEN Studie Gift im Pelz 2011 zeigten eine gesundheitsgefährdende Konzentration von Giftstoffen in Pelzprodukten, die in der Schweiz verkauft werden. Die nachgewiesenen Chemiecocktails können beim Menschen Krebs, Allergien, Nervenschäden und Hormonstörungen auslösen. Gesetzliche Grenzwerte und geltende Industriestandards werden häufig überschritten. VIER PFOTEN meldete die Ergebnisse den Pelzgeschäften und den zuständigen Behörden und forderte, dass Kleidung mit Echtpelz aus dem Sortiment gestrichen werden. Unseriöser Hundehandel 2011 führte VIER PFOTEN eine Sensibilisierungskampagne zum Thema illegaler Hundehandel durch: An alle Kleintierpraxen in der Deutschschweiz und an ausgewählte Zoofachgeschäfte wurde Informationsmaterial zum Thema verschickt mit der Bitte, dieses ihren Kunden zur Verfügung zu stellen. Auch die Zoofachkette Qualipet hat sich bereit erklärt, den Flyer in allen Filialen der Deutschschweiz aufzulegen. Mit dieser Massnahme wollte VIER PFOTEN potentielle Käuferinnen und Käufer von Welpen über den unseriösen Hundehandel aufklären, um so die Nachfrage nach Hunden aus tierquälerischen Massenzuchten zu senken. Foto: Farmwatch Foto: Farmwatch Geschäftsbericht 2011 Seite 13

14 Foto: Farmwatch Foto: Heiko Hausmann/pixelio.de Importverbot für Reptilleder 2011 lancierte VIER PFOTEN Schweiz eine Petition gegen die Einfuhr von ganzen und verarbeiteten Reptilhäuten und unterstützte damit die im Nationalrat eingereichte Motion Keine Reptilhäute aus tierquälerischer Produktion in der Schweiz. Auslöser für die Lancierung der Reptilien- Petition von VIER PFOTEN war ein Bericht in der Rundschau vom 6. Oktober Die Reportage dokumentierte die grausamen Fang- und Tötungsmethoden, die mit der Gewinnung von Reptilleder einhergehen. Hauptabnehmerin des Reptilleders ist die Uhrenindustrie, die daraus mehr als eine Million Uhrenarmbänder pro Jahr produziert. Doch auch die Modebranche führt Produkte aus Reptilleder. VIER PFOTEN sammelte über Unterschriften, die dann Mitte September an Parlament und Bundesrat übergeben wurden. Die Unterzeichneten fordern einen sofortigen Einfuhrstopp von Reptilleder aus Indonesien sowie ein Importverbot für Reptilienleder aus tierquälerischer Produktion. Reduktion des Fleischkonsums 2011 war VIER PFOTEN mit dem Grunzmobil in der Schweiz unterwegs. Interessierte Passantinnen und Passanten wurden über die Problematik der Massentierhaltung und über die Zusammenhänge zwischen Fleischproduktion und Klimaerwärmung aufgeklärt. Neben mündlichen Auskünften und gedrucktem Informationsmaterial wurden den Passanten zudem rein pflanzliche Esswaren und Getränke zur Degustation angeboten. Mittelbeschaffung und Finanzen Auch im Jahr 2011 durfte VIER PFOTEN auf die Unterstützung zahlreicher Spenderinnen und Spender zählen. Der Ertrag aus den Spendensammlungen betrug ,00 Franken. Die Ausgaben für die Mittelbeschaffung sind gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Trotzdem nahmen sie anteilmässig ab, da deutlich mehr Geld in Kampagnen und Projekte investiert werden konnte. Auch die Administrationskosten konnten gesenkt werden. Die Jahresrechnung 2011 wurde von der KPMG Fides Peat geprüft und vom Stiftungsrat verabschiedet. Die Spenden stammen auch im zurückliegenden Geschäftsjahr fast zu 100 Prozent von Privaten. VIER PFOTEN dankt allen Spenderinnen und Spendern für das entgegengebrachte Vertrauen ganz herzlich. Seite 14 Geschäftsbericht 2011

15 Aufwendungen und Aufwandverteilung Aufwendungen 2011 in CHF Aufwandverteilung 2011 Nutztierkampagnen und -projekte 237'793,72 Kampagnen, Projekte und Kommunikation 75% Wildtierkampagnen und -projekte 799'322,93 Administration 5% Kastrationsprojekte für Streuner 445'863,23 Mittelbeschaffung 20% Löwenprojekte Bärenprojekte Heimtiere/Tierheime 1'423'531,46 1'353'097,99 1'093'334,19 Kampagnen, Projekte und Kommunikation: 75% Tiernothilfe/Projektentwicklung 994'468,87 Administration: 5% Mittelbeschaffung: 20% Tierversuchskampagnen 114'373,61 Total Kampagnen und Projekte 6'461'786,00 Administration/Geschäftsführung 431'224,00 Marketing/Spendergewinnung 1'694'958,00 Total Aufwendungen 8'587'968,00 Überschuss für Sicherheitsreserve 128'774,00 Ertrag 8'716'742,00 VIER PFOTEN Staatlich und privat geprüfte Stiftung mit gemeinnützigem Charakter Das kantonale Steueramt Zürich anerkennt VIER PFOTEN als gemeinnützig und befreit die Striftuzng deshalb von der Steuerpflicht. Spenden können in vielen Fällen ganz oder teilweise von den Steuern abgezogen werden. Die eidgenössische Stiftungsaufsicht prüft und genehmigt jährlich den Rechenschaftsbericht (Rechenschaftsablage) der Stiftung. Die Revisionsstelle der Stiftung (KPMG Fides Peat) prüft jährlich die Rechnung von VIER PFOTEN. Geschäftsbericht 2011 Seite 15

16 Wenn Sie noch mehr über die Arbeit von VIER PFOTEN erfahren oder uns unterstützen möchten, erhalten Sie weitere Informationen per Telefon: oder VIER PFOTEN Stiftung für Tierschutz Enzianweg Zürich Tel.: Fax: office@vier-pfoten.ch Spendenkonto: